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Transhumanismus

(erstellt: Februar 2021)

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Filme wie „Avatar“ (Cameron, 2009), „RoboCop“ (Verhoeven, 1987; Padilha, 2014), „Transcendence“ (Pfister, 2014), „Terminator“ (Cameron, 1984; 1991) und Serien wie z.B. „Black Mirror“ (Brooker, 2011-2019) thematisieren technische Prozesse wie Cyborgisierung und Mind Uploading und damit das Phänomen Transhumanismus. Mit den Prinzipien der (Selbst-)Optimierung und Technologisierung impliziert der Transhumanismus die Idee der stetigen Grenzüberschreitung des unmittelbaren physischen wie psychischen menschlichen Daseins. Die damit in Verbindung stehenden Fragen und Anfragen auf selbige Konzepte haben eine Berechtigung, nicht nur allgemein theologisch betrachtet (Göcke/Meier-Hamidi, 2018, 271-376) sondern besonders auch im Religionsunterricht (Rüster, 2018) beleuchtet zu werden, weil es alle Menschen in ihrer Individualität und in ihrem gesellschaftlichen Leben bereits betrifft. Die Selbstoptimierung z.B. dreht sich nicht mehr nur um die Verbesserung der Fitness und Ernährung (z.B. durch wearables wie Smartwatch, Datenbrille), Schönheit oder der in Coachings (z.B. Apps wie mindfulness coach, buddhify) vermittelten physischen und kognitiven sowie emotionalen und sozialen Leistungsfähigkeit. Das sogenannte Human Enhancement steht für eine Selbststeigerung, bei der dem Natürlich-Gegebenem durch technologisches oder biochemisches Enhancement etwas Neues, das Menschliche übersteigend, hinzugefügt wird (z.B. Rennprothesen im Profisport, Modafinil gegen Schläfrigkeit).

Theologische Deutungen transhumanistischer Ideen und dessen Menschenbild betreffen Bereiche der menschlichen Ebenbildlichkeit Gottes (Imago Dei; → Anthropologie), der Sünde (→ Sünde/Schuld) und der → Erlösung sowie der Körperlichkeit (→ Leib und Körper). Religionspädagogisch kann dieser transhumanistischen Entwicklung mit folgenden Fragen begegnet werden: Ist der Mensch, wie er geschaffen wurde, nicht gut genug oder sogar fehlerhaft? Ist die → Schöpfung doch „nicht gut“? Erhebt der Mensch sich als kreativer Mitschöpfer Gottes, indem er sich selbst und die ihn umgebende Welt verbessern möchte? Welche Bedeutung kommt dem Leib, dem Körper zu, wenn er „trans-human“ ist, also ein Mensch „in transition“?

1. Das Transhumane und Posthumane

Folgende grundlegende Definition, basierend auf den Ausführungen des post- und transhumanistischen Philosophen Stefan Lorenz Sorgner und Religionsphilosophen wie Wissenschaftstheoretikers Benedikt Paul Göcke, soll zum zeitgenössischen technologischen Transhumanismus gegeben werden – sie ist daher grundlegend, weil sie charakteristisch für alle Transhumanisten ist: Transhumanismus befürwortet die Errungenschaften und den Gebrauch moderner Wissenschaften und Technologien, um die menschliche Natur, i.e. das menschliche Dasein im Sinne seines Geschaffen- und In-der-Welt-Seins, kontrolliert zu verändern, sodass die Wahrscheinlichkeit der Entstehung des Posthumanen erhöht wird (Sorgner, 2016, 71; Göcke, 2018, 118).

1.1. Kulturgeschichtliche Entwicklungen

Die kritische Auseinandersetzung mit dem modernen Transhumanismus, so wie er in den 1990er Jahren dem Silicon Valley entsprungen zu sein scheint, entwickelt sich im deutschsprachigen Raum noch langsam. Sie gewinnt aber durch die längst breite Präsenz transhumanistischer Aspekte in Kultur, Literatur und den bildenden Künsten stark an Aufmerksamkeit (nicht zuletzt durch den Erfolg des israelischen Historikers Yuval Noah Harari mit seinem Werk „Homo Deus“, 2015). Zudem sind seit 2014 weltweit transhumanistische Parteien gegründet worden, wie die Transhumane Partei Deutschland (TPD, https://transhumane-partei.de/) oder die U.S. Transhumanist Party (http://transhumanist-party.org/). Transhumane Vorstellungen sind jedoch schon weit vorher in der Philosophie verbreitet. Einige wichtige Vordenker sollen hier Erwähnung finden.

Der zeitgenössische Transhumanismus hat seine konkreten Wurzeln neben dem Bildmaterial der Science Fiction in evolutionsbiologischen, sozialdarwinistischen Überlegungen der Nachkriegszeit. Der Begriff des Transhumanismus wurde dann Ende der 1950er Jahre das erste Mal in dem Buch „New Bottles for New Wine“ des Britischen Biologen und Eugenikers Julian Huxley (Bruder des „Brave New World“-Autors Aldous Huxley) gebraucht. „The human species can, if it wishes, transcend itself – […] We need a name for this new belief. Perhaps transhumanism will serve: man remaining man, but transcending himself, by realizing new possibilities of and for his human nature” (Huxley, 1957, 17, Hervorhebung J. H.). Moderne transhumanistische Gedankengänge sind – wie oft assoziiert wird – daher keine Erfindung des Silicon Valley und ihren prominenten Leitfiguren. Denn seit den späten 1980ern sind es primär die Philosophie, Technologie und Robotik, die sich dem Phänomen des Transhumanismus zuwenden, so z.B. Nick Bostrom (Philosoph, Gründer und Leiter des interdisziplinären Future Humanity Institute in Oxford), Max O‘Conolly alias Max More (Oxford-Philosoph und Präsident der Alcor Life Extension Foundation, die Wahl des Nachnamen steht für das transhumanistische „Mehr“), Hans Moravec (Robotologe) und Ray Kurzweil (Google LLC Director of Engineering und Autor von „Menschheit 2.0“, in dem er das Phänomen der Singularität – die Entstehung einer Superintelligenz – beschreibt).

Darüber hinaus kann bereits im 19. Jahrhundert die Optimierung des Selbst und die Überschreitung der körperlichen wie geistigen Grenzen bei Feuerbach, Marx und Engels sowie in Nietzsches Konzept des Übermenschen entdeckt werden. Hansmann findet sogar noch weiter zurückgehende Vordenker in Antike, Humanismus und Rationalismus wie z.B. Platon, Aristoteles, Petrarca, Nikolaus von Kues und Pico della Mirandola (Hansmann, 2018, 28-38). Feuerbach definiert die Geschichte der Menschheit als eine fortgehende „Überwindung von Schranken“ (1841, 201). Marx und Engels sehen in der Überwindung der Klassengegensätze eine proletarische Gesellschaftsentwicklung, aus der die Beschränktheit und Entfremdung des Menschen zu sich selbst und seiner Arbeit in der Gestalt eines „neuen Menschen“ überwunden werden kann (Marx/Engels, 2007/1848). Nietzsches Konzept eines Übermenschen korreliert eher mit der transhumanistischen Vorstellung eines Posthumanen. Der oder die Transhumane wäre dann mit Nietzsches Idee eines höheren Menschen (so stellte er sich Goethe als einen solchen vor, KSA, GD, 6, 151f. [siehe Nietzsche, 1967ff.]) zu vergleichen, also eine Zwischenstufe zwischen dem Menschen und Übermenschen.

1.2. Konzeptionelle Entwicklungen

Der oder die Transhumane ist als ein „Übergangs-Mensch“ (Bostrom, 2005, 12) zum letztendlichen Posthumanen zu verstehen, der bereits mittels der Technik Fähigkeiten besitzt, die über die Eigenschaften des bisherigen Menschen hinausgehen. Innerhalb des modernen technologischen Transhumanismus gehört der oder die Transhumane noch zur Spezies Mensch und besitzt das Potenzial „den evolutionären Schritt zu einer neuen Art einzuleiten“ (Sorgner, 2016, 127). Es herrscht kein Konsens darüber, ob der oder die dann sogenannte Posthumane noch als den Menschen zugehörig erachtet werden soll. So ist dieser oder diese nach FM-2030 eine neue Art, kann sich mit den Menschen nicht mehr fortpflanzen – sei es darum, dass mit der Auflösung der Körperlichkeit der Posthumane sein Dasein in digitalen Cyberspace-Welten (z.B. durch Mind Uploading, siehe 3.1) verbringt (More, 2013, 7). In diesem Fall, merkt Sorgner an, wäre „der Cyborg [als Transhumaner] die vielversprechendste Möglichkeit […], den Posthumanen entstehen zu lassen“ (2016, 72). Nach Bostroms Überlegungen, hat der oder die Posthumane sehr wohl noch eine menschliche Natur (hier wohl eher im biologischen Sinne zu verstehen), hat allerdings zumindest eine Fähigkeit entwickelt, die ihn oder sie vom Menschen und Transhumanen unterscheidet: „By a posthuman capacity, I mean a general central capacity greatly exceeding the maximum attainable by any current human being without recourse to new technological means“ (Bostrom, 2009, 108).

Die Evolutionstheorie ist eine essentielle transhumanistische Grundlage, indem Transhumanistinnen und -humanisten davon ausgehen, dass alles was ist, sich in irgendeiner Form weiterentwickeln wird. Transhumanistisch wird die Evolutionstheorie so gedeutet, dass der Mensch, in seinem derzeitigen Dasein, welche eine frühe Entwicklungsphase und keinesfalls der Endpunkt sei (Michel, 2018, 201), die Passung zu seiner ihn umgebenden materiellen Welt verlieren oder auch aus dieser verdrängt werden würde. Eben weil sich diese aufgrund von Technologisierung und Natureinflüssen verwandelt, solle der Mensch sich anpassen, i.e. optimieren, in die sonst blind verlaufende Evolution eingreifen und ihr eine Richtung geben (Heil, 2018, 55f.), da sonst die Gefahr der Verdrängung (und respektive des Aussterbens) drohe.

Von seinem Verständnis des Menschen her folgt der Transhumanismus naturalistischen, materialistischen Anschauungen, die allerdings paradoxerweise durch Kryokonservierung (siehe 2.) in einen Körper-Geist Dualismus getrieben werden. Durch seine Befürwortung der Human-Enhancement-Technologien ist der gegenwärtige Transhumanismus philosophisch dem Nützlichkeitsprinzip des Utilitarismus nahestehend (Mill, 1985/1871, 11-13), da er das hedonistische Prinzip der Vermeidung von Schmerz und einer Verlängerung eines glücklichen, gesunden Lebens verfolgt. So erklärten 2009 transhumanistische Vertreterinnen und Vertreter „die Möglichkeit in naher Reichweite, das Potential des Menschen zu verbreitern, indem Altwerden, kognitive Mängel, ungewolltes Leid und unsere Beschränkung auf den Planeten der Erde überwunden werden“ (Hansmann, 2018, 45f.). Das Potential des Menschen ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft, so könne der Mensch in seiner Gesamtheit biotechnologisch verbessert werden.

2. Ideen des modernen Transhumanismus

Die transhumanistischen Versprechen der Optimierung und Selbstüberschreitung sind vielfältig, wann und ob diese überhaupt realisierbar sind, steht in Frage. Ethisch vertreten Transhumanistinnen und -humanisten, existentielle Risiken verringern sowie Leben und Gesundheit erhalten, Leiden mindern und Intelligenz verbessern zu wollen. Über alles wird jedoch ein größtmögliches individuelles Entscheidungsrecht gestellt (Sorgner, 2018, 153-157): Jeder kann selbst frei wählen und entscheiden, welche Technologien er benutzen möchte, um sich für ein möglichst langes, gesundes, glückliches Leben körperlich, emotional, kognitiv und moralisch zu „verbessern“. Die Gestaltung des Lebens obliege jedem persönlich (humanity plus, transhumanist declaration https://humanityplus.org/philosophy/transhumanist-declaration/). Innerhalb der Religionsphilosophie (Göcke, 2018, 126) wird zwischen einem moderaten und einem radikalen Transhumanismus unterschieden. Der radikale Transhumanismus erachtet es als moralisch legitim, „durch Veränderungen der menschlichen Natur die biologische Spezies des Menschen qualitativ hin zum Posthumanen zu verändern“ (Göcke, 2018, 126). Wohingegen moderate Thesen des Transhumanismus permanent quantitative Verbesserungen bestehender menschlicher Eigenschaften als moralisch vertretbar befindet, die aber keine Speziesgrenzen überschreiten.

Immer wieder wird von dem Ziel der „Unsterblichkeit“ gesprochen, welches jedoch nicht notwendigerweise den Tod des Körpers ausschließen muss (siehe Kryonik, 3.2). Jener wird dann als eine materielle Schale für den implizierten Geist gesehen, welcher im Sinne eines Substanzdualismus durch die Techniken des digitalen Mind Uploading des menschlichen Bewusstseins (Weir, 2018; Pfister, 2014) ein vollkommen unabhängiges Leben jenseits der materiellen Körperlichkeit führen könne. Dennoch ist die hier oft angenommene Unsterblichkeit keine Unsterblichkeit im wörtlichen Sinne, sondern es geht den Transhumanistinnen und -humanisten um die Erweiterung der (vor allem gesunden) Lebensspanne (health span).

Im Folgenden sollen einige Technologien, die der Transhumanismus fördert, um den Menschen zu verbessern und sein Leben verlängern zu wollen, dargestellt (siehe 3.), anschließend theologisch evaluiert und die Auseinandersetzung mit dergleichen religionspädagogisch wie didaktisch bedeutsam gemacht werden (siehe 4.).

3. Technologien des Transhumanismus

3.1. Mind Uploading

Mind Uploading oder whole brain emulation ist eine Silizium-basierte Technologie, bei der es nach der Vorstellung des Transhumanismus möglich wäre, die im Gehirn verankerte Persönlichkeit (so der neurowissenschaftliche Konsens, Klaes, 2018, 402), nach einem Gehirn-Scan auf eine Festplatte herunterzuladen und gegebenenfalls in einen neuen Organismus – dieser mag physisch oder auch im Cyberspace sein – zu integrieren. Plötzlicher Tod durch Unfälle oder durch Krankheiten könnte nach transhumanistischem Verständnis unwahrscheinlich werden, da es „Sicherheitskopien“ gäbe. Diese Technik setzt ein substanzdualistisches Verständnis der → Anthropologie voraus, in der der Geist oder auch die Persönlichkeit unabhängig vom leiblichen Körper existierend betrachtet wird. Allerdings sehen manche Transhumanistinnen und -humanisten wie Max More darin eher eine funktionalistische Geistphilosophie, die sich von einer dualistischen durchaus unterscheidet und einem materialistischen Verständnis von Körper und Geist nahe ist: „While a few transhumanists believe that the self is tied to the current, human physical form, most accept some form of functionalism, meaning that the self has to be instantiated in some physical medium but not necessarily one that is biologically human – or biological at all” (More, 2013, 7, Hervorhebung M. M.).

Zeigt der “Neuralink” von Elon Musk was im Bereich der Brain-Computer Interfaces (BCI) bereits möglich ist und noch möglich werden könnte, ist es doch bisher unwahrscheinlich, dass eine Methode gefunden wird, die „alle relevanten Teile des ‚Geistes‘ bzw. der Persönlichkeit aus dem Gehirn“ (Klaes, 2018, 402) auslesen kann. Dennoch gibt es bereits neurowissenschaftliche Verfahren, „mit denen Teile eines biologischen neuronalen Netzwerkes, auch ‚Connectome‘ genannt, ausgelesen werden können“ (Klaes, 2018, 402; auch Seung, 2012) – auch wenn diese höchst invasiv sind und das ursprüngliche Gehirn beim Auslesen zerstört wird. Alternativ mithilfe der BCI wird das „Up-Shifting“ methodisch diskutiert (Moravec, 2000), bei dem das lebende Gehirn bis hin zu seiner vollständigen digitalen Form stufenweise ersetzt werden soll. Die Technologie des Mind Uploading wird vorangetrieben, denn aus der Perspektive der Neuroprothetik gibt es bisher keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, „dass Uploading nicht nicht prinzipiell funktionieren könnte“ (Klaes, 2018, 403).

3.2. Kryonik

Wie bereits erwähnt, meint die Kryokonservierung die Vitrifikation, i.e. das Einfrieren, des Körpers bzw. von Zellen oder Gewebe oder nur des Kopfes nach dem Tod eines Menschen in flüssigem Stickstoff, in der Hoffnung, dass dieser zu gegebener Zeit geheilt und wiederbelebt werden könne. Da in einigen Vorstellungen des Transhumanismus der Kopf als Zentrum der Persönlichkeit gesehen wird, gehen manche Transhumanisten davon aus, es genüge nur diesen zu konservieren und sobald möglich nach einem Gehirnscan die Persönlichkeit in einen neuen (jungen, gesunden) Körper oder einen anderen „Träger“ hochzuladen. Entgegen der Popularität dieses Verfahrens, sei die eigentliche Ausführung unwahrscheinlich und utopisch (Rüster, 2018, 166-168): So meldet das „Journal of Medical Ethics“ 2014 weltweit 250 Tiefgefrorene und 1500 Anwärterinnen und Anwärter (Moen, 2015, 677), aber noch keine tatsächlich (Wieder-)Belebten. Für 2020 meldet allein das Alcor Institut in Arizona 181 Vitrifizierte und 1317 Anwärterinnen und Anwärter (Alcor Membership Statistics https://www.alcor.org/library/alcor-membership-statistics/) – Tendenz also steigend. Auch wenn es gegenwärtig nicht möglich ist einen Menschen einzufrieren und ohne Schaden wieder aufzutauen, gibt es allerdings gelungene Versuche der Vitrifikation mit kleineren tierischen Organen (Fahy/Wowk/Pagotan/Chang/Phan/Thomson/Phan, 2009).

3.3. Cyborgisierung (Kybernetik)

Ein Cyborg ist ein Hybrid aus Mensch (den physischen geistigen Anteilen) und Technik. Die kybernetischen Verfahrensweisen der Verbesserung fungieren somit als Schnittschnelle zwischen der „organischen Welt“ und dem „Bereich digitaler und mechanischer Technologien“ (Sorgner, 2016, 72). Im Gegensatz zu Silizium-basierten Technologien ist die Cyborgisierung ein Vorgang, welcher mit einem naturalistischen, materialistischen Verständnis der Natur des Menschen vereinbar ist – und auch sein muss. Denn wie Thweatt feststellt: „Ohne Körper kann man kein Cyborg sein“ (2018, 370). Die Cyborgisierung des Menschen beinhaltet sowohl interne (z.B. Herzschrittmacher, Implantate, Neuroprothesen) als auch externe Technologien (z.B. metallische Prothesen, Google Glass, Exoskelette), die als Teil des Körpers – ja sogar als ein integriertes System unseres Selbst – funktionieren (Thweatt, 2018, 370f.).

3.4. Human Enhancement

Human Enhancement Technologies (HET; Fenner, 2019; Klaes, 2018, 396-401) sind Technologien, die zur Verbesserung des Menschen eingesetzt werden; sie werden in etwa drei Hauptbereiche der Verbesserung unterteilt:

1. Körperliche oder morphologische Selbststeigerungen umfassen bereits weit verbreitete Maßnahmen wie Schönheitsoperationen, Doping im Sport, Digitale Selbstvermessung, „Quantified Self“ und auch Aspekte der Cyborgisierung, die zum Teil bereits im Einsatz sind (siehe 3.3). 2. Unter Neuro-Enhancement versteht man durch pharmakologische oder neurophysiologische Methoden verbesserte, kognitive, emotionale, moralische, sensorische, motorische Fähigkeiten und Leistungen, wie z.B. durch Ritalin gesteigerte Konzentration und Leistungsfähigkeit oder der von Elon Musk entwickelte „Neuralink“ als Schnittstelle zwischen Nervensystem und einem elektronischen Gerät. 3. Genetisches Enhancement betrifft die Bereiche der Eugenik, wie z.B. CRISPR/cas19, der Mensch als gvO, i.e. gentechnisch veränderter Organismus (siehe hierzu auch den Film „Gattaca“ [Niccol, 1997]).

4. Theologische Diskurse und religionspädagogische Reflexionen

Der Transhumanismus will unabhängig von einem göttlichen Handeln auf seine eigene menschliche Weise, i.e. mit Hilfe der Kybernetik und Biotechnologie, die Sterblichkeit und Unzulänglichkeit der menschlichen Existenz überwinden. Für die Theologie stellt sich die Frage, welche transhumanistischen Denkfiguren einen theologischen Diskurs tangieren, gibt es doch nach Ron Cole-Turner nicht nur Unterschiede, sondern “on the surface, at least, there are notable similarities between Christianity and transhumanism“ (Cole-Turner, 2011, 193). Die Gemeinsamkeiten befinden sich vor allem im Bereich der Soteriologie (→ Erlösung) und → Eschatologie. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass es seit 2013 eine Christian Transhumanist Association (CTA) gibt, welche die Transformation und Erneuerung der Schöpfung und des Menschen durch Technik nicht gegensätzlich zur Imago-Dei-Beschaffenheit (→ Schöpfung) betrachtet, sondern diese als eine natürliche Folge der Gottebenbildlichkeit versteht (https://www.christiantranshumanism.org/affirmation).

Theologische Bereiche, die der Transhumanismus anstößt und die auch religionspädagogisch bedeutend sind, sind u.a. das Konzept und die Rolle des Körpers, christlich-anthropologische wie ethische (→ Ethik) Problemstellungen um das Wesen des Menschen und seine Natur (→ Ethische Bildung und Erziehung), Schöpfungsvorstellungen nach der Imago Dei, das transzendierende Selbst vom „alten“ zum „neuen“ Menschen durch das in-Christus-Sein (→ Jesus Christus) und damit verbundene eschatologische Vorstellungen wie Hoffnungen auf Vollendung des Lebens im Jenseits (→ Auferstehung der Toten; → Heilstod Jesu), der Glaube an die Inkarnation und leibliche Auferstehung Christi (→ Auferstehung Jesu; → Christus/Christologie), aber auch Beschäftigung mit Tod (und Auferstehung) sowie der Frage „Was kommt danach?“. Unter dem Prinzip des „Wer schöpft wen?“ und des nicht Anerkennens der eigenen, fehlbaren Geschöpflichkeit sticht auch der Aspekt des Hochmuts als → Sünde heraus (Schwöbel, 2002, 201f.).

Auch die Divergenz von Wahrheit und Öffentlichkeit im Zuge digitalisierter, intimer Informationen sowie einer Ausbildung und Bestimmung des eigenen Selbst können unter dem Gesichtspunkt des Verlusts des Geheimnisses Mensch und der → Individualität thematisiert werden. Daraus würde sich auch ein offenkundiger Techno-Kapitalismus ergeben, in dem (Forschung an) Lebensoptimierung und Lebensverlängerung als Investition und Ware angeboten werden. Dies ist insofern anthropologisch-theologisch relevant, als dass der Mensch nicht mehr in seiner Individualität als unteilbare Einheit angesehen würde, sondern in Teilen als Ware bzw. als bloße Materie, an und mit der man Handel betreiben kann (→ Grundrechte/Menschenrechte).

Eine religionspädagogische Auseinandersetzung mit dem Transhumanismus kann so über offensichtlich ethische und anthropologische Inhalte wie „Wer bin ich?“ und eine Reflexion des eigenen Umgangs mit dem Prinzip der Selbstoptimierung hinausgehen.

Im Einzelnen sollen nun theologische Sachverhalte wie das Erlösungsversprechen (siehe 4.1), die conditio humana als Geschöpf Gottes und das Dasein als Sünder (siehe 4.2), christologische Aspekte und Körperlichkeit (4.3) sowie säkularisierte Religion im transhumanistischen Kontext (4.4) beleuchtet und gleichzeitig deren Gehalt für eine Auseinandersetzung mit dem Transhumanismus im Religionsunterricht herausgestellt werden.

4.1. Erlösungsversprechen in transzendentaler und immanenter Erwartung

Interessant ist, dass der Transhumanismus von einem Zustand des Menschen ausgeht, der im Grunde biblisch-christlichen Ursprungs ist. Denn nach paulinischem Verständnis befindet sich der Mensch post-paradiesisch in einem imperfekten, erlösungsbedürftigen Zustand. Allerdings ist es im Transhumanismus nicht → Gott, der sich durch seine Zuwendung in Christus mit den Menschen versöhnt und diese aus dem sündhaften und sterblichen Zustand befreit. Sondern der Mensch selbst ist fähig, sich aus dem Leid und von dem Tod zu erlösen. „Technology had come to be identified with transcendence, implicated as never before in the Christian idea of redemption. The worldly means of survival were now redirected toward the other-worldly end of salvation” (Noble, 1999, 9). Transhumanistische Technologien wie das Mind Uploading und die Cyborgisierung sind mit religiösen Konzepten der Transzendenz und Erlösung verbunden. Interessant werden transhumanistische Erlösungsversprechen dadurch, dass sie nicht auf ein transzendentes Jenseits verweisen, sondern greifbar und menschengemacht im Diesseits zu erhoffen sind (nach Ray Kurzweil, 2014, schon im Jahr 2045) – der Mensch versucht sich selbst zu befreien, hat Gott diesem doch Ratio und technische Werkzeuge dafür gegeben (O’Connell, 2018, 1-5).

Transhumanistische Erlösungswege durch verschiedene Technologien (siehe 3.) aus der condition of man (wobei hier das engl. Wort der condition mit einer Krankheit verbunden werden kann, wie in „I’m suffering from a heart condition“), können im Religionsunterricht thematisiert und aus transhumanistischer Perspektive besonders mit christlichen, aber auch interreligiösen Erlösungsvorstellungen verglichen werden (auch → Tod, interreligiös). Neben einschlägigen Texten (nicht nur) transhumanistischer Autorinnen und Autoren und Parteien (z.B. im Web als Internetrecherche) sind besonders Darstellungen der Cyborgisierung und des Mind Uploading z.B. in Filmen geeignet, um diese neuen Technologien der Schülerschaft zu vermitteln (→ Film; → Filmarbeit in Unterricht und Erwachsenenbildung). Filme und entsprechende Serien wie „Black Mirror“ (Brooker, 2011-2019), „Transcendence“ (Pfister, 2014), „Avatar“ (Cameron, 2009), „Terminator“ (Cameron, 1984; 1991) und „RoboCop“ (Verhoeven, 1987; Padilha, 2014) sind den Schülerinnen und Schülern doch oft schon gar nicht mehr fremd, sondern aus Angeboten von Streamingdiensten schon längst bekannt. Unter dem Stichwort Mensch 2.0 (um das populäre Werk Ray Kurzweils als „Aufhänger“ zu nehmen) oder Genesis 2.0 können die Schülerinnen und Schüler sich zu der transhumanistischen Aussage, dass der Tod überwindbar sei, argumentierend positionieren (z.B. mit Hilfe eines Textauszug der deutschen Übersetzung Mark O’Connells „To Be a Machine“, 14f.) und weitergehend diese vergleichend in Relation zu Erlösungs-/Heilsversprechen des Christentums und anderer Religionen setzen. Im besonderen Maße kann hier (wie auch in 4.4) die Urteils- und Dialogfähigkeit (→ Kompetenzen, religionspädagogische) gefördert werden. Als Beispiel sei der Lehrplan von NRW für die Oberstufe Katholischer Religionsunterricht zu nennen, welcher zu den Inhalten Unsterblichkeit, Tod und Auferstehung methodisch-didaktische Hinweise gibt, wie Avatar- und Cyborg-Thematiken umgesetzt werden können (Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2014).

4.2. Die conditio humana als Geschöpf Gottes und das Dasein als Sünder

Voraussetzung, um über Erlösungswege sprechen zu können, ist die Frage nach dem Gegenstand der Erlösung. In christlicher wie transhumanistischer Perspektive geht es vor allem um die Erlösung von der eignen Endlichkeit, i.e. von Leid und Tod. Im christlichen Sinne ist der Ursprung von Leid und Tod die Sünde, d.h. der sündige Zustand des Menschen. Damit spielt der Transhumanismus theologisch betrachtet nicht nur auf die fehlbare, nicht perfekte conditio humana und entsprechende technologische Erlösungsvorstellungen an – “the recovery of mankind’s lost divinity” (Noble, 1999, 6) – sondern auf den komplexen Aspekt des sündigen Zustandes des Menschen.

Aus christlicher Sicht wird im transhumanistischen Gedanken, sich selbst aus dem nicht perfekten, endlichen Zustand durch Technologien zu befreien, die Perversion der Sünde offengelegt: Der Mensch im Transhumanismus ist zum einen als incurvatus in se (Luther, 1515/1516, 213; Augustinus, 1968, XIV.xxviii; XII.vi; auch → Freiheit Kap. 2.2) in sich und auf sich selbst hin verkrümmt und sieht sich zum anderen selbst als Gott und Erlöser.

Im transhumanistischen Menschenbild kann der Mensch sich aus seinem fehlerhaften Dasein befreien, indem er durch die wissenschaftliche Revolution selbst Gott ist (Harari, 2015, 97f.). Deutet man diese transhumanistische Idee theologisch, wäre der Mensch dazu in der Lage sich selbst aus dem sündigen, i.e. fehlerhaften, Zustand zu erlösen, indem er sich selbst durch Technologien zum Gott und Erlöser erhebt. „Die Erhebung des Menschen über sich selbst in dem Versuch, die Stelle Gottes zu usurpieren, ist darum immer zugleich der Aufstand des Menschen gegen seine Geschöpflichkeit, der Mißbrauch der geschöpflichen Freiheit als radikal schöpferische Freiheit“ (Schwöbel, 2011, 308). Der Mensch merkt dabei nicht, wie er durch die Obsession der Selbststeigerung und sich selbst aus dem fehlerhaften Zustand befreien zu wollen noch tiefer in den Strudel der Ich-Bezogenheit hineingerät und die Gnade Gottes von sich stößt (Augustinus, 1968; Luther, 1515/1516; Schwöbel, 2011, 306). Christlich gesprochen, kann nur Gottes Gnade den Menschen aus dem fehler-, i.e. sündhaften Zustand erlösen.

Die eigene Geschöpflichkeit als Geschenk Gottes anzunehmen, ist die Voraussetzung, die relationale Beziehung zu sich selbst, seiner Umgebung und zu Gott aufrechtzuerhalten (Schwöbel, 2002, X; 181f.). Sich mit der gegebenen Geschöpflichkeit nicht abfinden zu können und diese sogar als Krankheit (engl. condition) und Last zu empfinden, die man heilen muss, oder als einen Zustand, dem man entfliehen muss, ist die Sünde schlecht hin (Schwöbel, 2002, 202f.). Der Mensch rebelliert gegen sein eigenes Dasein (Arendt, 2016, 10) und damit gegen Gott höchst selbst. Er versucht sein geschenktes Dasein umzutauschen in eines, bei welchem er selbst die Bedingungen für sich schafft (Arendt, 2016, 10).

Im Kontext des Sündenfalls und der Sünde kann so das christlich-anthropologische Verständnis des Menschen als Geschöpf Gottes, der Aspekt des Sünderdaseins unter relational-ontologischen Aspekten betrachtet und diskutiert werden und mit dem transhumanistischem Bild vom Menschen, der sich selbst perfektionieren und aus seiner Endlichkeit befreien kann, in Verbindung gebracht werden.

4.3. Christologische Aspekte und (aufgelöste) Körperlichkeit

Der materielle Körper ist in der christlichen Theologie dadurch geprägt, dass er zwar mit der Geschöpflichkeit im Ebenbild Gottes, dem Corpus Christi, mit der Fleischwerdung, der Auferstehung, und der Eucharistie erlöst ist, aber nach Paulus in Form des Fleisches (gr. sarx, → Fleisch [NT]) und der damit verbundenen Laster und Leidenschaften auch anfällig für die Sünde bleibt (Thweatt, 2018, 367). Die transhumanistische Idee der neuartigen Verkörperung (i.e. Cyborgs, Enhancement, ein uploaded mind im Cyber-Space) macht den ohnehin schon spannungsgeladenen Diskurs noch komplexer. Setzt man jedoch ein relationales Verständnis der Imago Dei voraus (Ebeling, 2012, 346-355; Schwöbel, 2002), lässt sich die Bedeutung des Körpers für das Menschsein in Relation zum (inneren) Selbst, als auch zum Äußeren und Nicht-Menschlichen interpretieren (Thweatt, 2018, 371) – der Mensch lebt sein relationales Sein in Beziehung zu Gott. Der menschliche materielle Körper (→ Leib und Körper) – auch in Form des Cyborgs oder enhanced – ist so in positiver Bedeutsamkeit als Fundament der Identität und eigenen Relationalität christlich-anthropologisch gehaltvoll.

In christologischer Interpretation wird die Rolle des Körpers in der Fleischwerdung Gottes relevant. Damit verbunden ist der leibliche wiederauferstandene Körper Christi, welcher „eine explizit christliche Vision posthumaner Verkörperlichung“ (Thweatt, 2018, 373) wiederspiegelt. Offensichtlich wird hier die Ähnlichkeit zwischen verbessertem Körper im transhumanistischen Sinne und verherrlichtem Körper im christlichen (Thweatt, 2018, 373). Thweatt plädiert aber zurecht dafür, die Geburt (Fleischwerdung), das Leben und den Tod Christi dabei nicht außer Acht zu lassen. Denn die „Fleischwerdung verdeutlicht, dass nicht einmal Gott ohne einen Körper wirklich menschlich sein kann“ (2018, 373).

Aus der transhumanistischen Perspektive der Cyborg-Technologien kann nach Thweatt abschließend – und für den Religionsunterricht bedeutsam – gefragt werden: „Vereint oder entfremdet uns diese Form der Verkörperlichung voneinander, von unserer Welt und unserem Empfinden für das Geheiligte“ (2018, 376)? Denn relational-ontologisch gedacht, ist der Körper nicht vom Selbst, von seiner Umwelt und von Gott abgeschnitten.

4.4. Säkularisierte Religion und religiöse Vielfalt

Setzt man den Transhumanismus in Relation zu anderen Glaubenssystemen wie dem Buddhismus, Hinduismus, Islam, dem Judentum und dem Christentum, so wird offenbar, dass auch dieser als ein Glaubenssystem fungiert, welches genau wie die Weltreligionen den Menschen ein Erlösungs- und Heilsversprechen gibt. Dies allerdings mit dem essentiellen Unterschied, dass die Technik an die Stelle Gottes tritt und Erlösung aus der conditio humana bereits in greifbarer Nähe im Diesseits möglich zu sein scheint. Auch aus soziologischer Perspektive (→ Religionssoziologie) ist der Transhumanismus ein funktionales Äquivalent zur Religion (Luhmann, 1977; Durkheim, 1981/1912), geht es doch nach Durkheim (1981, 15) allein um die (soziale) Funktion, welche die Religion innerhalb einer Gesellschaft hat. Mit Dieter Stoodt lassen sich die fünf Funktionen von Religion mit transhumanistischen Denkfiguren abgleichen: Religion ist „für den einzelnen Menschen die Möglichkeit der Reduktion von Angst […], die Fülle der Versuche, die Welt zu deuten […], der Versuch Wertmaßstäbe zu geben […]. Religion gibt es nicht ohne Institutionalisierung von Religion“ so wie jede Religion „ihre Bücher, ihre Leitfäden, ihre Kurzformeln“ und „eine liturgische Stabilisierung des Menschen“ hat (1970, 4-6). All diese sind Aspekte, denen auch der Transhumanismus in seiner Funktionalität in der Gesellschaft gleichkommt.

5. Ein Plädoyer

Aus religionspädagogischer wie -didaktischer Perspektive lohnt es sich aus vielerlei Hinsicht, den Transhumanismus in unterschiedlichste Bereiche des Religionsunterrichts zu integrieren, sei es theologisch, biblisch, ethisch oder anthropologisch. Eine kritische, multiperspektivische und vor allem kompetente Herangehensweise, die weder von Vorurteilen (z.B. ist es unberechtigt, den Transhumanismus in einem Atemzug mit Verschwörungstheorien zu nennen, Herbst, 2020) noch von phantastischer Positivierung bestimmt ist, liefert die Voraussetzung, dieses spannende und aktuelle Thema mit Schülerinnen und Schülern zu diskutieren. Neuere Zeitschriftenveröffentlichungen, die thematisch den Transhumanismus sowie die Technologisierung des Menschen aufnehmen sind u.a. in der Reihe „Religion betrifft uns“: „Homo sapiens oder Homo Deus?“ (2019) sowie „Von Adam bis Cyborg“ (2021). Im Sinne einer christlichen Anthropologie sollte es gesellschafts-politisches Ziel sein, „alle Menschen dazu zu befähigen, Tugenden auszuprägen und durch natürliche Neigungen vorhandene Laster zu überwinden, ohne ihnen aber die Freiheit zu nehmen, eine solche Charakterentwicklung abzulehnen“ (Grössl, 2018, 359). So plädiert Johannes Grössl dafür, den Transhumanismus aus christlicher Sicht nur soweit zu befürworten als er sich auf die Optimierung des menschlichen Charakters bezieht (2018, 359). Geht es nicht zuletzt im Religionsunterricht auch um die Vermittlung von Handlungs- und Kritikfähigkeit bezüglich neuer Medien und Technologien, aber vor allem um Lebensweltbezug und den Bezug zu aktuellen Fragen sowie die Identitätsbildung und die Wahrnehmung des Selbst: So sollte sich die Schülerschaft reflektieren und positionieren, wo und vor allem wer möchte ich in der digitalisierten und technologisierten Gesellschaft sein?

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