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Religionsmonitor

(erstellt: April 2021)

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1. Einleitung: Der Bertelsmann Religionsmonitor

Der 2008 von der BertelsmannStiftung ins Leben gerufene Bertelsmann Religionsmonitor (in der Folge als Religionsmonitor bezeichnet) zählt mittlerweile zu den zentralen Ressourcen für die quantitativ-empirische Erforschung (→ Empirie) von Spiritualität und Religiosität. Auf der Basis nationaler und internationaler Bevölkerungsumfragen werden, verantwortet durch einen eigenen Forschungsbereich in der BertelsmannStiftung, in unregelmäßigen Abständen Berichte, Working Papers, aber auch Bücher (BertelsmannStiftung, 2009) auf dem Gebiet Religion und mit Bezug zu Religion erstellt und bereitgestellt. Diese sind über die dem Projekt zugeordnete Homepage (BertelsmannStiftung: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/religionsmonitor/ueber-die-studie/) in der Regel kostenfrei abrufbar. Sowohl die Publikationen als auch die ihnen zu Grunde liegenden Erhebungen werden in Zusammenarbeit zwischen der entsprechenden Abteilung der BertelsmannStiftung sowie renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Forschungsgebiet umgesetzt. Der Religionsmonitor selbst ist eine seit 2008 in regelmäßigen Abständen durchgeführte Bevölkerungsumfrage in mehreren Ländern der Welt bzw. Europas. In bisher drei Erhebungsphasen (2008, 2013, 2017) wurden (in der Regel um die 1000) Menschen in verschiedenen Ländern mit einem standardisierten Befragungsinstrument repräsentativ befragt. Das heißt jedes Mitglied der untersuchten Gesellschaften hat die gleiche Möglichkeit in die Stichprobe des Religionsmonitors zu gelangen. Ziel des Religionsmonitors ist es, Auskunft über die religiöse Situation und Entwicklung in Deutschland im Ländervergleich zu geben, aber auch den Wechselwirkungen zwischen persönlicher Religiosität und gesellschaftlicher Entwicklung nachzuspüren.

Von anderen standardisierten Befragungen zum Themenbereich Religion, wie die speziellen Schwerpunkte in der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (Allbus) oder der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche (KMU), aber auch den internationalen Zugängen der International Social Survey Programme (ISSP), der European oder World Values Surveys (EVS, WVS) sowie den European Social Surveys, hebt sich der Religionsmonitor dadurch ab, dass er sein Hauptinteresse gezielt auf das Thema Religiosität (→ Religiosität, Jugendliche) richtet. Anders als die anderen gerade angesprochenen Mehrthemenbefragungen, wo Religion in der Regel ein Thema unter einer Vielzahl unterschiedlicher Themen ist, stehen im Religionsmonitor auf Religion, Religiosität und Spiritualität ausgerichtete Fragen im Vordergrund. Von den ebenfalls auf Fragen zu Religion und Kirche ausgerichteten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (KMU) unterscheidet den Religionsmonitor seine internationale Ausrichtung sowie seinen Einbezug auch von katholischen, jüdischen, muslimischen und Menschen anderer Religionsgemeinschaften. Dabei verfolgt die BertelsmannStiftung mit dem Religionsmonitor zwei Zielrichtungen. Neben der Förderung der wissenschaftlichen Erforschung von Religion ist es auch Ziel, auf der gesellschaftspolitischen Ebene hinsichtlich des Verständnisses und Umgangs religiöser Vielfalt (→ Pluralitätsfähigkeit) wirksam zu werden. Dazu zählen neben der Anregung öffentlicher Diskurse und der Bereitstellung von Material für solche Diskurse Maßnahmen zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in einer pluralistischen Gesellschaft und die Organisation von interreligiösen Veranstaltungen.

2. Schwerpunkte und Inhalte der Studien

Der → Fragebogen der jeweiligen Studien des Bertelsmann Religionsmonitors wird in Zusammenarbeit zwischen der BertelsmannStiftung, speziell den Verantwortlichen in der entsprechenden Abteilung des Bertelsmann Religionsmonitors, und einschlägigen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ausgearbeitet. Dabei variieren einzelne Teile des Fragebogens, je nach Themenschwerpunkt der jeweiligen Befragungswelle. Die Befragungswellen finden (bislang) in Abständen von vier Jahren statt. So ist für 2020/2021 die vierte Befragungswelle des Religionsmonitors vorgesehen. 2015 wurde eine kurze Zwischenbefragung zum Thema Islam als Ergänzung durchgeführt. Die Internationalität der Erhebung variiert dabei zwischen den Wellen. War der Schwerpunkt 2008 noch breit vergleichend ausgerichtet (20 Erhebungsländer weltweit), erfolgte im Rahmen der Ausweitung des inhaltlichen Instrumentariums eine räumliche Eingrenzung auf das Schwerpunktgebiet Europa. 2017 wurden neben Deutschland vor allem die Nachbarländer Großbritannien, Frankreich, Österreich, Schweiz und die Türkei berücksichtigt. In früheren Studien finden sich u.a. Ergebnisse zu Brasilien, Südkorea, Indien, Schweden, Nigeria, Marokko und Thailand.

Kommen wir zu den inhaltlichen Schwerpunkten der jeweilige Wellen: War die Studie 2008 maßgeblich der differenzierten Erfassung und Messbarkeit von Religiosität und ihren Facetten gewidmet, rückten 2013 das Verhältnis zwischen Religion und Gesellschaft im internationalen Vergleich und 2017 die Beziehungen zwischen Religion, Staat und Gesellschaft sowie die Wirkungen religiöser Pluralisierung ins Analysezentrum des Religionsmonitors. Somit entwickelte man den Religionsmonitor von einer maßgeblich auf die Erfassung persönlicher Religiosität gerichteten Erhebung hin zur Analyse der sozialen und politischen Relevanz von Religion in modernen Dienstleistungsgesellschaften (Pollack/Rosta, 2015). Dies drückte sich durch den Einbezug verschiedener Fragen zum Verhältnis von religiösen Menschen zu Gesellschaft, politischem System, gesellschaftlicher Entwicklung und anderen Religionsgruppen sowie durch den Einbezug von Fragen zu Werten und Wertvorstellungen (→ Wertebildung) von Menschen aus. 2016 setzte man diese eingeschlagene Richtung fort und richtete das Interesse noch intensiver auf Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhaltes und des interreligiösen Zusammenlebens (→ Interreligiöses Lernen) aus. Vor allem Fragen nach sozialen Distanzen zwischen Mitgliederinnen und Mitgliedern unterschiedlicher Religionsgemeinschaften als auch nach deren gefühltem Bedrohungspotential rückten ins Zentrum der 2017er-Befragung.

Um dem Anspruch der Beschäftigung mit religiöser Vielfalt gerecht zu werden, wurde 2008 erstmal eine eigene Stichprobe unter deutschen Musliminnen und Muslimen erhoben (BertelsmannStiftung, 2008). 2013 folgte eine Überquotierung von Menschen muslimischen Glaubens in Deutschland, 2017 von Menschen muslimischen Glaubens in allen fünf Untersuchungsländern. Diese Überquotierung ermöglicht es, neben wie bisher Christinnen und Christen und Konfessionslosen (→ Konfessionslosigkeit), nun auch die Musliminnen und Muslime (erst in Deutschland und dann in mehreren Ländern) differenziert hinsichtlich ihrer Religiosität zu untersuchen. Gerade die Beschäftigung mit dem steigenden Anteil der muslimischen Bevölkerung kann als eine Art Alleinstellungsmerkmal des Religionsmonitors angesehen werden, dass sich stetig in Publikationen zur Analyse der Situation der Musliminnen und Muslime in Deutschland niederschlägt (Hafez/Schmidt, 2015; Halm/Sauer, 2015; 2017). Im Religionsmonitor 2017 wurde in den Fragestellungen auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in Europa hinsichtlich religiöser Pluralisierung sowie der stärker werdenden Verbreitung Menschen islamischen Glaubens in Europa reagiert, die im Umfeld der Fluchtbewegungen 2015 nach Europa in der Öffentlichkeit massiven Bedeutungszuwachs erfahren haben. Dies drückt sich in einer Publikation zur Rolle der Religion in der Flüchtlingshilfe (Nagel/El-Menouar, 2017) aus, findet allerdings breiteren Niederschlag in anderen Veröffentlichungen. Vornehmlich wird in den Publikationen der 2017er-Studien auf eine angemessene Erfassung religiöser Vielfalt und deren Folgen geachtet, welche teilweise bestehende, verfestigte (aber oft kaum gestützte) Urteils- und Vorurteilsstrukturen in den Bevölkerungen überwinden helfen soll (Benoit/El-Menouar/Helbling, 2018).

3. Das Messkonzept zu Religiosität

Eine Spezialität des Religionsmonitors ist die Messung eines breiten Verständnisses von persönlicher Religiosität. Dieses wird durch ein Indikatorset gemessen, welches aufbauend auf die Überlegungen von Charles Glock (1954) und Gordon Allport von Stefan Huber (2003) maßgeblich weiterentwickelt wurde – und sowohl die Zentralität von Religiosität für den Alltag von Menschen misst als auch eine Differenzierung der Bedeutung unterschiedlicher Dimensionen von Religiosität zulässt. Huber ergänzte die frühere Dimensionierung von Glock (1954) durch eine Untersuchung des Einflusses der einheitsstiftenden Funktion theologischer Inhalte und Deutungsmuster auf Religiosität. Er nahm eine Unterteilung zwischen der Zentralität und dem Inhalt von Religiosität vor. Neben den fünf inhaltlichen Dimensionen der Religiosität ermittelt Huber durch einen Summenindex den Grad der Zentralität von Religiosität für Menschen unterschiedlichen Glaubens (Pickel, 2011, 323-325). In seiner Eigenschaft als Experte für die interreligiös übergreifende Messung von Religiosität entwickelte Stefan Huber das bis heute in allen Erhebungswellen des Religionsmonitors erhobene Instrumentarium der Religiositätsmessung (Huber, 2009, 22-34).

Neben der Berechnung der Zentralität von Religiosität allgemein, sind Informationen über einzelne Inhalte und die Beziehungen der Menschen ihnen gegenüber identifizierbar. Bei den fünf Dimensionen handelt es sich 1. um die Dimension der religiösenErfahrung, die ein unmittelbares religiöses Erlebnis einfängt, 2. die Dimension der gemeinschaftlichen Praktiken und des Rituals (→ Rituale), 3. die Dimension der Devotion (individuelles Gebet), 4. die intellektuelle Dimension des religiösen Wissens und 5. die ideologische Dimension des Glaubens (→ Glaube). Die bei Glock noch existente Dimension der Konsequenzen von Religiosität, die sich auf die säkularen Auswirkungen (→ Säkularisierung) des Glaubens bezieht, lagerte er aus diesem inneren Modell der Religiosität aus. Zwischen den verschiedenen Dimensionen bestehen Korrespondenzen und Wechselbeziehungen. Die (ideologische) Dimension des Glaubens zerfällt in drei Unterdimensionen: 1. die Orthodoxie (Glaube an die Existenz und Natur eines göttlichen Wesens), 2. den Partikularismus (die Rolle des Menschen in Hinblick auf den Gotteswillen und der Glaube an bestimmte von Gott gesetzte Ziele und Inhalte) und 3. den Ethikalismus (das religiös begründete Verhalten der Menschen als Verwirklichung des göttlichen Zielwillens). Die Dimension religiöser Erfahrung kann in das Bedürfnis nach einem letzten Sinn des Lebens, die subjektive Erkenntnis des Göttlichen sowie in Vertrauen oder Furcht gegenüber dem Göttlichen und seinen Entscheidungen unterteilt werden.

Religionsmonitor

Besonders interessant an der vorgenommenen Religiositätsmessung ist, dass durch eine nach verschiedenen Religionen und Kulturen differenzierte Erfassung der Kerndimensionen (z.B. differenziert nach → Bibel, Talmud, Koran) eine Vergleichbarkeit und universelle Messbarkeit von Religiosität über die Schaffung funktionaler Äquivalenzen zwischen den religiösen Einstellungen von Gläubigen unterschiedlicher Religionen gewährleistet wird. Dies bedeutet, dass christliche Religiosität wie muslimische oder jüdische Religiosität durch eigene, konkret auf die religiösen Praktiken und Überzeugungen der jeweiligen → Religionsgemeinschaften ausgerichtete Fragen in den Fragebögen erfragt wird. Auf diese Weise wird dem Vorwurf begegnet, dass die spezifischen Abfrageformen zu stark christlich geprägt sind und für andere Kulturen und Religionen somit unbrauchbar seien (El-Menouar, 2014; 2017, 247-252).

4. Instrumente und zentrale Ergebnisse

Berechnungen mit Daten des Religionsmonitors erbrachten eine Vielzahl von interessanten Ergebnissen, die an dieser Stelle nicht in Breite aufgeführt werden können. Herauszuheben sind vielleicht folgende Erkenntnisse: So zeigen sich zwischen den Ländern Europas und Ländern außerhalb Europas teils beachtliche Unterschiede in der Religiosität (BertelsmannStiftung, 2009; Pickel, 2013). Zumeist ist Religion in den europäischen Ländern weniger zentral als außerhalb Europas (Huber/Krech, 2009, 68). Dieses Ergebnis korrespondiert mit anderen Erhebungen (zusammenfassend Norris/Inglehart, 2004; Pickel, 2017; Pollack/Rosta, 2015). Allerdings auch innerhalb Europas finden sich beachtliche Unterschiede in der Zentralität von Religiosität. Deutschland nimmt dabei eine mittlere Position in Europa ein, wobei deutlich zwischen West- und Ostdeutschland unterschieden werden muss. Doch nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch in dem staatskirchlich geprägten, protestantischen Schweden findet sich eine relativ geringe Zentralität von Religiosität. Es scheint nicht alleine der Sozialismus eine Erosion des christlichen Glaubens zu begünstigen. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass bestimmte Dimensionen – speziell der sozialen Religiosität und der religiösen Praktiken – stärker von den Abbrüchen betroffen scheinen als die Dimensionen persönlicher Religiosität, wie z.B. religiöse Erfahrungen. Ostdeutschland und Schweden gegenüber stehen hochreligiöse Länder wie Brasilien, Indien und auch (bereits 2013) die Türkei (Pickel, 2013, 16). Dort finden sich kaum Gesellschaftsmitgliederinnen und -mitglieder, die nach eigenem Bekunden nicht religiös sind. Die Ergebnisse kann man entweder unter dem Aspekt der Säkularisierung oder Überlegungen der Individualisierung (→ Individuum/Individualität) deuten (Pickel, 2011, 135-197; auch Pollack/Rosta, 2015). Gleichwohl scheinen Entwicklungen sozioökonomischer Modernisierung in Verbindung mit historisch gewachsenen kulturellen Prägungen in bestimmten Gebieten eine gewisse Pfadabhängigkeit der religiösen Dynamiken anzuzeigen (Pickel, 2017, 67-70).

Ebenfalls von Interesse sind die Ergebnisse zu interreligiösen Wahrnehmungen. So wie auf der einen Seite für die in Deutschland lebenden Musliminnen und Muslime überwiegend eine positive Zuwendung zur deutschen Gesellschaft sowie eine höhere Religiosität herausgearbeitet wird (Halm/Sauer, 2015; 2017), steht dieser eine relativ zurückhaltenden Sicht auf den Islam in der deutschen Bevölkerung (Hafez/Schmidt, 2015), aber auch anderen Ländern (Pickel, 2013, 9), gegenüber. Insgesamt wird festgestellt, dass Religion sowohl als eine Barriere für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und zwischen religiösen Kulturen wirken kann, allerdings auch brückenbildende Effekte entfalten kann (Benoit/El-Menouar/Helbling, 2018, 39). Eine wichtige Rolle für wechselseitige Offenheitsblockaden liegen in der Wahrnehmung des Islam als gefährlich und bedrohlich bei fast der Hälfte der Deutschen und nahezu ähnlichen Größen in den europäischen Nachbarländern (siehe Pickel/Yendell, 2016). Diese Erkenntnisse sind gerade vor dem Hintergrund begleitender politischer Entwicklungen von nicht unwesentlicher Brisanz und Deutungsbedürftigkeit. Insgesamt kann man feststellen, dass sich die empirischen Analysen des Religionsmonitors in den letzten Jahren von einer eher auf Deskription ausgerichteten Beschäftigung mit Fragen der Religiosität in Richtung der Frage nach interreligiösem Zusammenleben und dessen Einflussfaktoren sowie auf das Verhältnis zwischen Religiosität und Gesellschaft in (West)Europa ausgerichtet hat.

5. Fazit – Möglichkeiten des Religionsmonitors für die Religionspädagogik

Der Bertelsmann Religionsmonitor ist ein zentraler Bestandteil der deutschen und auch internationalen Forschung zur Haltung von Menschen und Bevölkerungen zu Religion. Er integriert neben einer differenzierten Religiositätsmessung verschiedene Bezugsgrößen und Inhaltsbereiche für Religion. Die besondere Stärke des Religionsmonitors liegt in der Integration einer komparativen, vergleichenden Perspektive. Die standardisierte Umfrageforschung wird hierbei genutzt, um Entwicklungen in Deutschland in breitere Entwicklungen in Europa und in der Welt einzuordnen. So bietet der Religionsmonitor die Chance Religiosität in anderen Ländern Europas und der Welt vergleichend zu betrachten – und damit die Sensibilität für andere religiöse Kulturen zu öffnen. Ein zweiter Schwerpunkt liegt in der Beschäftigung mit Aspekten des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Religion und interreligiösen Wahrnehmungen des Anderen. Auf diese Weise stellt der Religionsmonitor wertvolles Material für die Religionssoziologie, die Religionswissenschaft, aber auch die interkulturelle Theologie, die systematische Theologie und die Religionspädagogik bereit

Diese Zielrichtung zusammen mit einem breiten und überwiegend allgemeinverständlichen Set an frei zugänglichen Veröffentlichungen eröffnet die Möglichkeit der Nutzung im Bereich der religiösen Bildung. So kann mit Schülerinnen und Schülern (wie auch mit Studierenden) der Blick auf ein differenziertes, über das Christentum hinausreichendes Verständnis, persönlicher Religiosität gelegt werden. Dieses ermöglicht nicht nur Unterscheidungen zwischen Kirchlichkeit, christlicher Religiosität, Spiritualität und Religiosität anderer Glaubensgemeinschaften, sondern öffnet auch den Blick auf die Vielfalt verschiedener Formen der Nichtreligiosität. Religiosität kann in der Folge dann mit anderen Haltungen in der Gesellschaft in Beziehung gesetzt werden, was Diskussionen über Wechselwirkungen von Religiosität mit gesellschaftlichen Entwicklungen, aber auch über die Wirkungen wechselseitiger Wahrnehmung von religiösen (und nichtreligiösen) Menschen möglich macht. Entsprechend bieten sich Bezüge auf Ergebnisse des Religionsmonitors speziell bei ökumenischen, konfessionskundlichen und interreligiösen Fragen an. Er erweitert den Blick auf die Dogmatik anderer Religionen durch Auskünfte über die Glaubenspraxis deren Mitgliederinnen und Mitglieder und gibt Einblicke in ihre Wahrnehmung in verschiedenen Teilen der Bevölkerungen. Durch die Einbringung des intersubjektiven Blicks der Daten des Religionsmonitors ist es so möglich, im Unterricht und im Studium tiefer reichende Gespräche und Diskussionen über interkulturelle Theologie und auch das Christentum im Spiegel anderer Religionen anzuregen.

Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

  • Messung der Religiosität im Religionsmonitor. Aus: Huber, 2009, 19 © Bertelsmann Religionsmonitor

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