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Passion und Auferstehung, bibeldidaktisch, Grundschule

(erstellt: Januar 2015)

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1. Mitten im Kinderleben!

Kinder kommen im Alltag auf unterschiedliche Weise mit den Themen Passion und Auferstehung in Berührung. Sie begegnen dem Kreuz auf Kirchtürmen, in Form von Wegkreuzen, Halsschmuck oder werden durch Feste und Feiertage – und deren nicht immer leicht zu deutenden Bräuchen und Ritualen – mit den Inhalten konfrontiert. Diese rufen, auch bei kirchenferner sozialisierten Kindern, in der Regel durchaus Neugier und Interesse hervor, an die man leicht anknüpfen kann.

Passion und Auferstehung werden von Kindern nicht als Gegensätze, sondern als aufeinander folgende Stationen und Ereignisse im Leben Jesu verstanden. Bereits jüngere Kinder sind in der Lage, die Geschichte in ihrem Ablauf vollständig wiederzugeben. Dabei verstehen sie die Auferstehung als eine Korrektur des Passionsgeschehens. Das entspricht der kindlichen Vorstellung eines guten Ausganges und unterstützt das Einprägen der Abfolge.

Bei der Frage, inwiefern Kinder Passion und Auferstehung (theologisch) interpretieren und diese sogar Bedeutung für ihr Leben gewinnen können, gehen die Meinungen auseinander. Dabei ist auffallend, dass man eine gewisse Spannung zwischen der zentralen Bedeutung von Kreuz und Auferstehung im christlichen Glauben und also deren Interpretation und Aneignung einerseits, und eine Verunsicherung bei der Thematisierung und Auseinandersetzung damit in der → Religionspädagogik andererseits beobachten kann. Indizien dafür sind ein häufiges Übergehen dieser Fragen in den → Lehrplänen, Schulbüchern und Arbeitsmaterialien. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit und das Gespräch mit Kindern an diesem Punkt (vgl. Pirner, 2008, 71).

Manche Forschende der Religionspädagogik gehen davon aus, dass Kinder Passion und Auferstehung keine theologische Bedeutung beimessen und für sie diese ohne persönliche Relevanz sind (vgl. Pirner, 2008, 80). Richtig ist sicherlich, dass es für Kinder schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist, einen Zugang zu diesen Ereignissen zu finden, wenn sie keine eigenen christologischen Vorstellungen entwickelt haben. Es kann keine voraussetzungslose, gleichsam „natürliche“ Christologie geben. Vielmehr bedarf es einer basalen Vertrautheit der Kinder mit Jesusgeschichten und der christlichen Überlieferung, um die Frage nach der persönlichen Relevanz des Passions- und Auferstehungsgeschehens überhaupt erst einmal zu verstehen und sie sodann zur eigenen Frage werden zu lassen. Dies muss man berücksichtigen, will man die Bedeutsamkeit dieser Themen für Kinder beurteilen. So kommen andere Lehrende der Religionspädagogik zu der Ansicht, dass Kinder durchaus der Passion und Auferstehung eine Wichtigkeit für das eigene Leben zumessen und sich eine Vielfalt an Deutungen und Meinungen finden lassen (vgl. Zimmermann, 2012, 376f.; Albrecht, 2008, 12; Butt, 2009, 258-266).

Die metaphorische Redeweise der biblischen Überlieferung in den Passions- und Auferstehungserzählungen sind dabei für das Verstehen und Deuten der Kinder hilfreich und produktiv. Die Kinder sind in der Lage, Bilder und Metaphern zu verstehen, wobei dies nicht heißen muss, dass sie diese in Begriffe übersetzen. Vielmehr bieten sie die Basis, narrativ, funktional oder kreativ die Inhalte zu deuten oder auch theologische Probleme zu lösen. Dass diese Denkfiguren für Kinder nichts Fremdes sind, lässt sich auch dadurch zeigen, dass bestimmte Motive sich in der Kinderliteratur, aber auch im beliebten Film- und Fantasiegenre häufig finden lassen (vgl. Butt, 2009, 21-23).

2. Bedenkenswertes

  • In welchem Umfang müssen sich Kinder mit Jesusgeschichten oder der christlichen Überlieferung beschäftigt haben, um eine eigene Deutung von Passion und Auferstehung zu entwickeln und so einen eigenen Zugang zu den Ereignissen zu finden?
  • Ist die Auferstehung wirklich das Ziel und gute Ende der Passion, so wie es die Kinder verstehen (können)? Oder kann die Passion für die Kinder eine eigenständige Bedeutung gewinnen und auch eine besondere Botschaft für die Kinder enthalten?
  • Sagt ergänzend dazu die Auferstehung für sich genommen den Kindern etwas und können sie diese mit ihrer Lebenswelt verbinden?
  • Zwischen der bloßen Wiedergabe und der kreativen oder auch persönlichen Deutung der Erzählungen liegen Welten. Wie kann man den Übergang ermöglichen und gestalten, dass es zu einer vertieften Beschäftigung der Kinder mit Passion und Auferstehung kommt?
  • Manchmal stellen Kinder bereits die Frage danach, ob die Passion- und Auferstehungsgeschichten „wahr“ und „historisch“ sind. Dadurch verlieren sie den unmittelbaren Zugang zu dem Kern der Erzählungen. Wie kann man mit den Kindern den „ersten Blick“ wieder gewinnen oder neu einüben?

3. Biblisch-theologische Reflexion

Die Passionsberichte der Evangelisten wie auch die Berichte über die Auferstehung und die Erscheinungen sind keine historischen Tatsachenberichte und wollen dies nicht sein. Vielmehr erzählen und interpretieren Matthäus, Markus, Lukas und Johannes die Passion Jesu in eine bestimmte Situation hinein. Sie verschweigen den „anstößigen“ Tod am Kreuz nicht, der im Übrigen auch durch außerbiblische Quellen überliefert ist, sondern deuten ihn als ein heilvolles Geschehen, so dass die Evangelien als situationsspezifische Verkündigung zu verstehen sind. Und auch die Auferstehungserzählungen bieten keine exakten Protokolle der Geschehnisse, sondern interpretieren das Wunder der Auferstehung im Licht und Horizont des → Glaubens und wollen solchen bei den Adressaten ebenfalls hervorrufen. Damit dienen die schriftlichen Konzepte einerseits der Verarbeitung und Deutung der Ereignisse von Passion und Tod Jesu sowie seiner Auferstehung und trugen damit andererseits erheblich zur Sinnstiftung und Theologiebildung bei.

3.1. Passion

3.1.1. Biblisch

Die Passionsberichte der Evangelien umfassen eine Fülle von Details über die letzten Ereignisse im Leben Jesu (→ Jesus Christus, bibeldidaktisch, Grundschule): Sein letztes Mahl mit den Jüngern, das Gebet Jesu im Garten Gethsemane, den Verrat durch Judas, den Prozess vor dem jüdischen Gerichtshof sowie dem römischen Prokurator Pontius Pilatus, die Verurteilung, die Kreuzigung und seinen Tod. Die Evangelien unterscheiden sich dabei hinsichtlich ihrer Angaben zu Zeiten, Ort, Verlauf und Urteil. Je nachdem, wie man die einzelnen Quellen bewertet und einschätzt, kommt man so zu unterschiedlichen Rekonstruktionen des Verlaufs der letzten Ereignisse im Leben Jesu.

Als Interpretationskonzepte, die man aufgrund von Überschneidungen nicht eindeutig bestimmten Evangelien zuordnen kann und die sich auch in den Briefen des Neuen Testaments finden, kann man unterscheiden (vgl. Zimmermann, 2012, 273-287):

  • Stellvertretungsgedanke: In dieser komplexen Deutungskategorie treffen verschiedene Interpretationsmuster aufeinander: Der Stellvertretungsgedanke, der einen kultischen Bezug aufweist, also den Opferkult Israels heranzieht (z.B. Passa-Lamm). Zudem der Stellvertretungsgedanke, der artikuliert, dass Jesus Folgen des menschlichen Handelns oder Verhaltens übernimmt (z.B. → Sünde, Fluch, Tod). Hier liegt die Parallele zum alttestamentlichen Gottesknechtslied (Jes 53) nahe (z.B. Mt 26,28). Außerdem der Gedanke der Stellvertretung, der darauf anspielt, dass jemand etwas für einen anderen macht (Existenzstellvertretung). Die Wendung „Christus ist für uns gestorben“ belegt dies beispielhaft (Joh 11,49f.).
  • Heilsnotwendigkeit: An unterschiedlichen Stellen wird davon gesprochen, dass es eine Notwendigkeit oder einen Plan dafür gibt, dass Jesus sterben musste. Wörtlich wird von „muss“ gesprochen (z.B. Mk 8,31). Dabei steht dahinter der Gedanke, dass das Sterben und der Tod Jesu in dem göttlichen Heilsplan vorher bedacht wurden und zutiefst von Gott gewollt sind. Alttestamentliche Bezugsstellen belegen diesen Plan, der allerdings keine tiefergehende Begründung findet.
  • Teilhabeidee: Hierbei liegt der Schwerpunkt der Interpretation darauf, mit dem eigenen Leben am Sterben und Tod Jesu teilzuhaben. Dies kann einerseits durch die Imitation erfolgen. In der Nachfolge wird die Passion nachvollzogen (z.B. Joh 10 oder 13,15). Andererseits kann auch Partizipation im Vordergrund stehen. Diese Teilhabe vollzieht sich vor allem durch den Vollzug der Taufe (z.B. Röm 6,5).
  • Paradoxes Kreuzesverständnis: An einigen Stellen im Neuen Testament findet sich die paradoxe Interpretation des Kreuzestodes. Die Anstößigkeit und Schmach des Todes am Kreuz Jesu wird positiv beurteilt und in der Wirksamkeit entgegengesetzt gedeutet (z.B. Joh 19,30).
  • Kreuz als Entäußerung (Kenosis) Gottes (vgl. von Stosch, 2009, 147-155): Das Leiden und der Tod Jesu Christi sind Konsequenz der Entäußerung, der freiwilligen Erniedrigung und Annahme der Knechtsgestalt Gottes in Jesus Christus. Gott gibt all seine Macht und Herrlichkeit in seiner Menschwerdung in Jesus Christus preis, weil er nur so den Menschen mit seiner Liebe wirklich nahe kommen kann. Vollkommener Ausdruck der vorbehaltlosen Liebe Gottes zu den Menschen ist Jesu Tod am Kreuz (z.B. Phil 2,5-11).
  • Kreuzestod als Konsequenz des Handelns Jesu: Das Engagement Jesu für die Menschen, die am Rande der Gesellschaft seiner Zeit stehen, führt zu Konflikten mit unterschiedlichen herrschenden Gruppen. Letztendlich ist seine Hinwendung zu den Ausgestoßenen, Rechtlosen, Kranken und Sündern ein Grund für heftige Kontroversen (Mk 2,15-28; Lk 7,34; Lk 4,16-30) sowie seine Passion und seinen Tod.
  • Kreuzestod als Prophetenschicksal: Verschiedene Stellen deuten den Tod Jesu am Kreuz in Analogie zu den gewaltsamen Prophetenschicksalen des Alten Testaments (z.B. Lk 13,34; 1 Thess 2,14-16). Jesus führt das Geschick der alttestamentlichen kritischen Schriftpropheten fort. Sein Tod ist der Beweis für das Unverständnis der Menschen, die den guten Propheten verfolgen und steht in Kontinuität zu dem Handeln Israels, das immer schon die Propheten Gottes nicht gehört hat, sondern verfolgt und getötet.

3.1.2. Systematisch-theologisch

Die oben skizzierte Vielfalt neutestamentlicher Interpretationskonzepte zur Passion Jesu geht im Laufe der Kirchengeschichte weitgehend verloren. Der zweite Aspekt des Stellvertretungsgedankens, dass Jesus ein bestimmtes Handeln oder Verhalten übernimmt, tritt dominierend in den Vordergrund (vgl. Kraft/Roose, 2011, 121). Diese soteriologische Deutung findet ihre prägnante Form in der „Satisfaktionstheorie“ von Anselm von Canterbury. Er deutet Jesu Tod als Opfer, das Gott Genugtuung (Satisfaktion) für die Ehrverletzung der → Sünde der Menschen gibt. Auch wenn es im Laufe der Zeit immer wieder Kritik an dieser Konzeption gab, ist sie gleichwohl prägend und wirksam bis in unsere Zeit geblieben. So leiten sich zum Teil die Worte der Gottesdienstliturgie sowie die Abendmahlsfeier bis heute daher (vgl. Kraft/Roose, 2011, 122). Bleibende Aufgabe hieraus ist, zu beantworten, ob die einseitige Interpretation uns hilft oder eher erschwert, einen Zugang zur Passion Jesu zu finden.

3.2. Auferstehung

3.2.1. Biblisch

Vergleichbar mit der Passion finden sich auch hinsichtlich der Auferstehung Jesu sehr unterschiedliche Deutungen und Interpretationen im Neuen Testament. Dabei zieht sich durch alle Schilderungen, dass die Auferstehung nicht direkt dargestellt und beschrieben wird, sondern Menschen ihre Erfahrungen mit diesem alle Vorstellungskraft sprengenden Phänomen bekennen und erzählen. Dies sind also mitnichten nüchterne Reportagen über die Ereignisse, sondern Glaubenszeugnisse.

Die unterschiedlichen Vorstellungen und Interpretationskonzepte kann man gut anhand der verschiedenen Texttypen identifizieren:

  • Als älteste Überlieferungen gelten die stereotypen christologischen Formeln, die die Auferstehung vor allem in der neutestamentlichen Briefliteratur bezeugen. Als eingliedriger Satz lautet der Inhalt: Gott hat Jesus von den Toten auferweckt (z.B. Röm 10,9). Dieses Bekenntnis wurde wahrscheinlich im Gottesdienst benutzt und zeigt zum einen, dass Gott der Handelnde ist, des Weiteren, dass die Metapher „auferweckt“ verdeutlicht, dass sich das Geschehen der menschlichen Vorstellungskraft entzieht (es kann auch erhöht, einsetzt o.ä. heißen) und außerdem dies ein eschatologischer Vorgang ist, der alle Verstorbenen betrifft (→ Eschatologie). Die ursprünglich eingliedrigen Formeln werden mit unterschiedlichen Inhalten angereichert und finden sich dann mit Aussagen über die Heilsbedeutung von Jesu Tod erweitert im Neuen Testament wieder (z.B. Röm 4,25) und können zu komprimierten theologischen Spitzenaussagen mit starker eschatologischer Ausrichtung gestaltet sein (z.B. Röm 6,4f.).
  • Die Ostererzählungen der Evangelisten inszenieren und veranschaulichen das, was die Formeln bekenntnishaft und konzentriert benennen. Dabei ist als Basis die Version des Markus (15,42-16,8) anzunehmen. Sie enthält Grablegung, Entdeckung des leeren Grabes durch die Frauen und den deutenden Jüngling. Dies findet sich auch bei Matthäus und Lukas, allerdings variiert. Johannes bietet eine eigene Version. Die Erzählungen dienten in erster Linie der Glaubensverkündigung.
  • Davon zu unterscheiden sind die Erscheinungserzählungen. Diese finden sich in unterschiedlichsten Versionen in den Evangelien. Es geht in ihnen um eine Erscheinung vor den elf Jüngern und den Missionsbefehl, vor zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, vor Maria von Magdala, vor Thomas, vor sieben Jüngern und um viele Erscheinungen in den 40 Tagen bis zur Himmelfahrt. Diese Erzählungen haben vor allem die christologische Perspektive im Blick, eschatologische oder soteriologische Züge sind ihnen fremd, allerdings spiegelt sich deutlich die Realität der Gemeinden wider (vgl. Sendung, Sakramente, Gemeindebildung oder Ähnliches).

3.2.2. Systematisch-theologisch

Anders als bei der Kreuzigung ist die historische Faktizität der Auferstehung von Anfang an und bis in unsere Zeit umstritten. Der Streit um die Auferstehung durchzieht die gesamte Kirchengeschichte.

Inhaltlich geht es, wie in den biblischen Deutungskonzepten erkennbar, um zwei Schwerpunkte (vgl. Kraft/Roose, 2011, 132). Auferstehung hat einerseits einen christologischen Aspekt. Das meint, dass durch die Auferstehung ein für alle Mal deutlich wird, dass Jesus zu Gott gehört und Gott den Weg Jesu, der der Weg der Liebe zu allen Menschen ist, bestätigt hat. Das findet in dem Symbol der Himmelfahrt seinen endgültigen Ausdruck. Das ist insofern wichtig, weil damit deutlich ist, dass uns in Jesus Gott selbst begegnet. Andererseits hat die Auferstehung einen eschatologischen Aspekt (→ Eschatologie). In Jesu Auferstehung haben wir ein unübersehbares Signal, dass wir ihm in diese ewige Gottesnähe folgen werden. Seine Auferstehung begründet die Hoffnung auf die allgemeine Totenauferstehung.

4. Didaktische Überlegungen

Wie bereits angedeutet, ist es für Kinder schwierig und wenig produktiv, sich mit Passion und Auferstehung Jesu zu beschäftigen, wenn ihnen ausreichende Informationen und Vorerfahrungen zu Jesus überhaupt fehlen. So gehört diese Thematik an das Ende einer Unterrichtseinheit oder von Kinderbibeltagen zu Jesus. Dann erst können Kinder ihre Vorstellungen von Jesus mit diesen Inhalten verknüpfen und zu eigenen Einstellungen und Ideen kommen.

Tipp: Eine eindrucksvolle Möglichkeit, diese Grundlagen zu erarbeiten, ist die Gestaltung eines „Ostergartens“, der frühzeitig in der Klasse oder Gruppe etabliert wird und mit unterschiedlichen Geschichten aus dem Leben Jesu (Mahlszene, Garten Gethsemane, Verurteilung, Kreuzigung, Grablegung, leeres Grab, Emmaus) angereichert wird.

4.1. Passion

  • Zum Thema Passion gibt es unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten: Zum einen kann man sich auf die historischen Umstände des Todes konzentrieren und den Zusammenhang zwischen Leben und Sterben Jesu beleuchten. Zum zweiten kann man sich mit den problemorientierten Entwürfen (→ Problemorientierter Religionsunterricht) mehr an der gegenwärtigen Leiderfahrung und der Theodizeefrage orientieren. Als dritte Möglichkeit kann man versuchen, mehr die theologische Annäherung an das Passionsthema in den Mittelpunkt zu stellen und zu forcieren (vgl. Zimmermann, 2012, 320). Natürlich kann und sollte man auch die drei Herangehensweisen miteinander kombinieren.
  • Im Blick sollte man bei allen Annäherungswegen allerdings behalten, dass der neutestamentliche Befund an Deutungsmöglichkeiten und Interpretationsmustern, wie unter 3.1. dargestellt, überraschend breit und vielfältig ausfällt. Dies macht darauf aufmerksam, welches Potenzial mit der neutestamentlichen Basis gegeben ist und dass diese auch den Kindern zu Verfügung gestellt werden sollte. Insofern ist es ein wichtiger Hinweis, die Kinder nicht vorzeitig auf eine (immer noch) gängige Interpretation festzulegen, sondern die Vielfalt mit ihnen zu bedenken und zu erheben. Dies sollte auch ein Kriterium bei der Auswahl und der Arbeit mit den oben genannten Möglichkeiten sein. So können Fotos und Bilder von Kreuzen und Kruzifixen, die unterschiedliche Interpretationen widerspiegeln, einen guten Zugang in dieser Hinsicht bilden. Das Material gemeinsam zu analysieren und mit ntl.neutestamentlichen Texten in Verbindung zu bringen, könnte einen ersten Zugang zu der Fülle des biblischen Zeugnisses bilden (vgl. auch Oberthür, 2011).
  • Diese biblische Vielfalt kann ermutigen, mit Kindern selbstständig Deutungen zur Passion zu entwickeln und eigene Ideen zu verfolgen. Grundlage dafür ist, wie bereits erwähnt, ein ausreichendes inhaltliches Wissen über Jesu Leben und Wirken. Es ist sicherlich eine hohe Motivation für die Kinder, mit ihnen offen und unvoreingenommen in einen Such- und Interpretationsprozess zu gehen. Mit ihnen die Fülle der biblischen Motive im Anschluss zu durchdenken und eigene Lösungen und Ideen zu bearbeiten, nimmt die Kinder in ihrer (theologischen) Persönlichkeit ernst und fördert ihre religiöse und theologische Sprachfähigkeit.
  • Tipp: Wer über die Arbeit mit den biblischen Texten hinausgehen will, kann auch in Kinderliteratur überraschend deutliche Parallelen finden. Verwiesen sei beispielsweise auf die Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren. Hier opfert der gesunde Bruder Jonathan sein Leben für den kranken Karl „Krümel“ Löwenherz, indem er diesen aus dem brennenden Haus rettet und dabei verstirbt. Diese Geschichte als ein Gegenüber zur biblischen Grundlage zu nehmen kann motivierend sein, beinhaltet aber natürlich die Gefahr der Einengung auf das Opfermotiv und kann insofern nur ein Beispiel sein.

4.2. Auferstehung

  • Ähnlich wie bei der Passion gilt es bei der Auferstehung die unterschiedlichen neutestamentliche Texte und Formen als Basis zu nehmen und nicht von vornherein sich auf eine Deutungsart oder einen Schwerpunkt (christologisch oder eschatologisch) zu beschränken. Insbesondere die Erzählungen und Erscheinungsberichte besitzen einen metaphorischen Bilderreichtum und eine denkerische Tiefe, die es gemeinsam mit den Kindern zu entdecken und zu erschließen gilt. Hier sind verschiedene → Methoden denkbar und der → Kreativität kaum Grenzen gesetzt, damit Kinder einen individuellen Zugang zu dieser zentralen und doch zugleich unbegreiflichen Botschaft finden können.
  • Daher genügt (vergleichbar mit der Herangehensweise bei der Passion) eine bloße historisierende Vermittlung der Abläufe der Osterereignisse oder ein problemorientierter Transfer in die Gegenwart nicht, da das der Komplexität der biblischen Texte und der religiösen Dimension der Auferstehung nicht gerecht wird.
  • Vielmehr bietet die Thematik der Auferstehung, neben der eigenständigen Auseinandersetzung der Kinder mit der Fülle der biblischen Grundlage, die Möglichkeit, eigene Zugänge über den kognitiven Bereich hinaus zu finden. Dies meint nicht nur Gespräche oder anderen Austausch über persönliche Trauer oder Verluste und konkrete Hoffnungs- und Trosterfahrungen der Kinder sowie Wege, sich über Hoffnung- und Erlösungssehnsüchte auszusprechen. Im Rückgriff auf Symbole, Bilder und liturgische Vollzüge lädt die Ostertradition dazu ein, Spuren dieser Hoffnungskraft für die und mit den Kindern auf diverse Art erfahrbar zu machen.
  • Tipp: Sicherlich kann man mit Kindern keine Osternacht inszenieren. Aber eine Stunde der Einheit zur Auferstehung mit einem Besuch einer nahen Kirche zu verbinden und diese (beispielsweise frühmorgens) ausschließlich mit Kerzen zu erleuchten, prozessionsartig zu durchschreiten und einen passenden Kanon zu singen, könnte davon einen gewisse Ahnung vermitteln. Mit gemeindlichen Gruppen oder im → Konfirmandenunterricht ist das leicht umsetzbar.

Literaturverzeichnis

  • Albrecht, Michaela, Vom Kreuz reden im Religionsunterricht, Göttingen 2008.
  • Butt, Christian, Kindertheologische Untersuchungen zu Auferstehungsvorstellungen von Grundschülerinnen und Grundschülern, Arbeiten zur Religionspädagogik 41, Göttingen 2009.
  • Frey, Jörg/Schröter, Jens (Hg.), Deutungen des Todes Jesu im Neuen Testament, Tübingen 2. Aufl. 2007.
  • Kraft, Friedhelm/Roose, Hanna, Von Jesus Christus reden im Religionsunterricht. Christologie als Abenteuer entdecken, Göttingen 2011.
  • Oberthür, Rainer, Das Kreuz als Symbol unseres Glaubens, in: Katechetische Blätter 136 (2011) 1, 27-33.
  • Pirner, Manfred L., Für uns gestorben – Theologisieren mit Kindern über die Bedeutung des Todes Jesu, in: Büttner, Gerhard (Hg.), „Manche Sachen glaube ich nicht". Mit Kindern das Glaubensbekenntnis erschließen, Jahrbuch für Kindertheologie Sonderband, Stuttgart 2008, 71-85.
  • Schambeck, Mirjam, Auferstehung, in: Büttner, Gerhard (Hg. u.a.), Handbuch Theologisieren mit Kindern. Einführung – Schlüsselthemen – Methoden, Stuttgart/München 2014, 120-125.
  • Schlag, Thomas, Die Auferstehung Jesu und der Menschen, in: Zimmermann, Mirjam/Zimmermann, Ruben (Hg.), Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2013, 158-164.
  • Stosch, Klaus von, Einführung in die Systematische Theologie, Paderborn 2. Aufl. 2009.
  • Zimmermann, Mirjam, Kindertheologie als theologische Kompetenz von Kindern. Grundlagen, Methodik und Ziel kindertheologischer Forschung am Beispiel des Todes Jesu, Neukirchen-Vluyn 2. Aufl. 2012.
  • Zimmermann, Mirjam, Jesus im Garten Gethsemane (Mt 26,36-46) – Elementare Zugänge zu Passion und Tod Jesu, in: Büttner, Gerhard/Schreiner, Martin (Hg.), „… man hat immer ein Stück Gott in sich". Mit Kindern biblische Geschichten deuten, Teil 2: Neues Testament, Jahrbuch für Kindertheologie Sonderband, Stuttgart 2006, 178-193.

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