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(erstellt: Februar 2020)

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1. Was ist ein „Lapbook“?

Lapbooks (engl. lap: Schoß einer sitzenden Person/ to lap: überlappen) sind selbst gestaltete Bücher, die ursprünglich auf den Schoß genommen werden konnten/sollten, da sie größer als übliche Bücher sind und ihr Inhalt nicht nur gelesen, sondern im Unterschied zu einem klassischen Buch auch aktiv entdeckt (z.B. auseinandergefaltet oder ausgeklappt) werden will (vgl. Pols, 2016, 9). Sucht man eine deutsche Übersetzung dazu, finden sich Begriffe wie Klappbuch, Kniebuch, Entdeckerbuch oder Faltmappe (vgl. Fuchs, 2017, 5; Kirschbaum, 2018, 4f.). Vor allem im Kontext der Grundschule verwendet (siehe Literaturangaben zu praktischen Umsetzungsmöglichkeiten, die alle bis auf eine Ausnahme in der Grundschule verortet werden, aber jeweils auf Einsatzmöglichkeiten auch in der Sek I verweisen), dienen sie als kreative und individuelle Sammelmappen und damit als Ersatz für ein Schulheft bzw. einen Hefter (→ Heftgestaltung, Heft, Hefter).

Zum Lemma „Lapbook“ finden sich in der RKE-Datenbank-Treffern des Comeniusinstituts bisher nur methodische Hinweise in aktuellen Grundschullehrbüchern (vgl. Blumhagen u.a., 2018; Richardt, 2018). Eine Literaturrecherche zeigt unterrichtspraktische Materialien an (siehe Literaturangaben). In Methodenbüchern für den Religionsunterricht gibt es bisher keine Stichworte dazu (vgl. z.B. Adam/Lachmann, 2006;2010; Rendle, 2007; Niehl/Thömmes, 2014).

Es handelt sich bei Lapbooks meist um ein Medium zur Ergebnissicherung (siehe unten), das eine Methode impliziert, mit der inhaltliche Aspekte durch kreative Gestaltung und individuelle Präsentation vertieft werden können. Es bietet die Möglichkeit unterschiedlicher aktiver Auseinandersetzung, indem der Inhalt durch die Gestaltung spezifisch adaptiert und individuell aufgewertet wird.

Typische Inhalte für Lapbooks sind Klappkarten, Minibücher, Pop-up-Karten, Briefumschläge, Klapptexte und Leporellos (siehe unten 5.), die, zumeist zu einem bestimmten Thema, kreativ angeordnet und gestaltet sind. Die Inhalte können entweder z.B. an den Stationen einer Stationenarbeit vom Prinzip her vorgegeben, individuell verändert oder ganz frei von den Schülerinnen und Schülern selbst konzipiert werden.

Die Gestaltungsmöglichkeiten auch des Umschlags sind vielfältig. Meist wird er in Form einer größeren Pappe, die mehrfach nach innen gefaltet wird, gebildet. Im Inneren können die unterschiedlichsten Elemente gesammelt, eingesteckt, abgeheftet und eingeklebt werden, um (ähnlich einem Portfolio) alle Arbeitsergebnisse zu bündeln und attraktiv zu präsentieren.

2. Herkunft der Methode

Das „Lapbooking“ ist eine kreative Arbeitsform, die überwiegend in der Homeschooling-Bewegung (legaler Hausunterricht als Alternative zur staatlichen Schule) in Amerika entwickelt und verbreitet wurde. Eine Vorform dieser „mixed creative arts“ lässt sich bei den überaus aufwändig gestalteten Familienbüchern der Mormonen in Utah (Erinnerungsbücher mit Fotos, Text und unterschiedlichen dekorativen Elementen) finden (vgl. Gruber Garvey, 2014). In den USA und Kanada entstand daraus das „scrapbook“ oder „scrapping“ (engl. scrap: Abfall, Schrott, Rest, Schnipsel), ein Hobby, das sich seit der Jahrtausendwende auch in Europa immer größerer Beliebtheit erfreut (vgl. Haane, 2013).

Zunächst auf Fotos und Erinnerungen begrenzt, wurden Lapbooks in Homeschool-Foren zunehmend als kreative Lehr- und Lernmethode propagiert, als „lapbooking“ (Morley, 2016) weiterentwickelt und seit einigen Jahren auch in Deutschland verbreitet. Mittlerweile gibt es jedoch auch hier mit dem „notebooking“ eine didaktische Weiterentwicklung, indem die teils ausschweifende gestalterische Umsetzung zugunsten eines deutlicheren inhaltlichen Schwerpunktes zurücktritt und auf wenige kreative Elemente reduziert wird (vgl. Dennis, 2018).

3. Didaktische Prinzipien der Arbeit mit Lapbooks

Unter den didaktischen Prinzipien Individualisierung, aktive Beteiligung, niveaudifferenziertes Arbeiten, Produktorientierung, Kommunikationsorientierung und Entlastung der Lehrkraft im Unterricht lassen sich die Stärken der Lapbookmethode zusammenfassen. Diese sollen hier kurz erläutert werden.

  • Individualisierung des Lernens: Die Lernchancen, die sich durch eine Öffnung des Unterrichts und die gestalterische Freiheit der Lernenden ergeben, sind groß. Durch freie Aufgabenwahl (→ Freiarbeit) und Bestimmung des eigenen Lerntempos wird eine erhöhte Individualisierung und innere Differenzierung ermöglicht. Gerade auch für fächerübergreifende Lernthemen ist diese Arbeitsform gewinnbringend, da jede Lehrkraft entsprechende fachliche Inhalte hinzufügen kann und damit das fächerübergreifende, vernetzte und projektartige Lernen unterstützt wird, auch wenn verschiedene Lehrpersonen beteiligt sind.
  • Aktive Beteiligung: Schülerinnen und Schüler erhalten einen großen Freiraum in der Beschäftigung mit dem Stoff, der Darstellung und der Sicherung der Themen. Sie können sich so entsprechend ihres Interesses, ihres Lerntempos und ihrer Leistungsfähigkeit entfalten und erleben sich als Mitgestalterinnen und Mitgestalter ihres Lernprozesses, gewinnen Methodenkompetenz und lernen, eigene Entscheidungen zu treffen sowie sich aktiv und selbstständig mit Themen auseinanderzusetzen.
  • Niveaudifferenziertes Arbeiten (Differenzierung): Entsprechend angeleitet ist niveaudifferenziertes Arbeiten unkompliziert in diese Methode zu integrieren und diese eignet sich daher besonders für heterogene Lerngruppen. Differenzierung kann z. B. durch unterschiedliche Grade der Selbstgestaltung und Auswahl des Materials, durch weiterführendes Material, Vertiefungsaufgaben oder eine größere Freiheit in der Gestaltung geschehen. Darüber hinaus können individuelle Themeninteressen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt und entsprechend integriert werden.
  • Produkt(ions)orientierung: Das Endergebnis dient nicht nur der Dokumentation des Lernprozesses und des eigenen Lerninteresses, sondern kann auch zum Präsentieren und Reflektieren anregen. Das fertiggestellte Lapbook ist gerade als Produkt eine Leistung, auf die die Lernenden stolz sind und die ihren Wert auch nach Beendigung der Unterrichtsreihe behält. Als motivierend ist neben der Handlungsorientierung auch die Arbeit an einem Produkt zu sehen, das nach seiner Fertigstellung ein hohes Interesse und einen starken Aufforderungscharakter bei den Mitschülerinnen und Mitschülern hat. Das hängt auch mit dem Überraschungseffekt zusammen, der dem Medium bzw. der Methode immanent ist: Was verbirgt sich hinter den Türchen, Klappen und in den Taschen? Was hat der Produzent bzw. die Produzentin sich kreativ ausgedacht, welche Rätsel gilt es zu lösen, welche Zusammenhänge herzustellen?
  • Kommunikationsorientierung: Die Lapbookmethode ist eine kommunikationsorientierte Lernmethode. Neben dem fachlichen Lernen spielt das sprachliche Lernen eine große Rolle. Zunächst geht es ganz grundlegend um überfachliches Lernen: das Verstehen bestimmter Faltanleitungen und damit verbundener Fachbegriffe wie Quadrat, Raute, Falz, Leporello etc. Können die Schülerinnen und Schüler bestimmte Techniken, geben sie diese meist gern an andere weiter. So erhält das sprachliche Handeln die nötige Anschaulichkeit und den Handlungsbezug. Das Lapbook ist, anders als die Religionsmappe (→ Heftgestaltung, Heft, Hefter), auf Darstellung und Präsentation hin ausgelegt. Damit ist die Kommunikationsfunktion schon immanent angelegt und wird begleitend mitbedacht. Die Präsentation selbst führt wiederum zu einem vertieften Verständnis und zu einem Lernzuwachs hinsichtlich der Gestaltungs-, Darstellungs- und Deutungskompetenz, aber auch der Dialogkompetenz. Im rückblickenden Präsentieren gelingt es außerdem, eine reflexive Haltung anzunehmen und sich materialgestützt kritisch mit dem eigenen Lern- und Arbeitsverhalten auseinanderzusetzten.
  • Entlastung der Lehrkraft: Die Lehrkraft ist wie auch in der Stationen- bzw. → Freiarbeit während des Unterrichts für intensive Beobachtung, individuelle Beratung oder konkrete Unterstützung einzelner Kinder verfügbar. Sie arrangiert die Lernumgebung, unterstützt und reflektiert die Arbeit an der Mappe gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern und gibt wertschätzende Rückmeldung, um weitere Schritte im Lernprozess anzustoßen.

4. Einsatzmöglichkeiten

Die Arbeit mit Lapbooks als Methode wird auch in den publizierten Praxisbeispielen unterschiedlich realisiert. Die Spanne reicht von einer einheitlichen Gestaltung nach einer exakt vorgegebenen Anleitung (vgl. z.B. Blumhagen, 2018), bei der alle Kinder identische Lapbooks herstellen, die sich höchstens in der Farbgebung oder in der Beschriftung minimal unterscheiden (z.B. zu einer Freiarbeit, bei der jede Station durch einen Baustein für das eigene Lapbook gesichert wird) bis hin zu gänzlich frei gestalteten Lapbooks, bei denen weder der Umschlag noch die Inhalte vorgegeben sind (vgl. Fuchs, 2017).

Lapbooks eignen sich aber nicht nur für die Erstellung in Einzel-, sondern auch in Gruppenarbeit. In Einzelarbeit kann ein Kind an seinem Thema arbeiten, es kann aber auch sein Lapbook als Teil eines größeren Gesamtprojekts z.B. zum Thema Bibel erstellen.

Soll ein Gemeinschaftslapbook entstehen, kann eine Schulklasse „ein gemeinsames Lapbook zu einem gemeinsamen Thema“ (Fuchs, 2017, 7) gestalten, indem zu diesem arbeitsteilig wesentliche Informationen und Vereinbarungen (z.B. zu „Regeln des gemeinsamen Zusammenlebens in der Klasse“) zusammengetragen und im Lapbook angeordnet werden. Gleichsam vorgeschlagen werden verschiedene Lapbooks zu einem gemeinsamen Projekt, z.B. unsere Kirchengemeinde mit jeweils verschiedenen Lapbooks zu den Akteuren, Kreisen, Räumen etc.

Der Einsatz des Lapbooks ist zunächst als prozessbegleitende Methode gedacht, daneben aber sowohl für die Erarbeitung eines neuen Themengebietes geeignet als auch zur Ergebnissicherung und Reflexion am Ende einer Unterrichtssequenz, um z.B. im Rückblick Lernergebnisse zu visualisieren (vgl. Fuchs, 2017, 6). Da sich ein Lapbook auf ein bestimmtes, meist klar definiertes und dadurch begrenztes Thema bezieht, ist auch die Kombination dieser Möglichkeiten zielführend. Mit zunehmendem Alter und Kenntnis der Methode können Schülerinnen und Schüler in die Erarbeitung und Planung des Lapbooks einbezogen werden und sogar individualisiert selbstgewählte Themen projektartig in einem Lapbook dokumentieren, was noch zu deutlich mehr Schülerorientierung und Darstellungskompetenz führt. Durch die Möglichkeit, Lapbooks als Präsentationsmappe und Portfolio zu nutzen, unterstützt hier die Visualisierung gelernter Inhalte eine sach- sowie adressatenorientierte Auseinandersetzung (vgl. Lurz, 2013).

Lapbook 1
Lapbook 2
Umsetzen lässt sich der stark individualisierte Umgang mit der Methode, wenn die Lerngruppe grundsätzlich damit vertraut ist sowie einzelne beispielhafte Darstellungsmöglichkeiten kennengelernt hat, an denen sich eigene Ideen anknüpfen lassen. Zudem muss die Lerngruppe die Bereitschaft haben, sich auf die übertragene Freiheit einzulassen, und die Lehrkraft muss die vermehrte Unruhe durch unterschiedliche Aktivitäten akzeptieren oder angemessen reglementieren, um diszipliniertes Arbeiten zu ermöglichen. Grundlegende Arbeitstechniken, Lernstrategien und Kontrollmöglichkeiten sollten vorhanden sein und setzen auch eine gewisse Anstrengungsbereitschaft voraus. Es ist daher sinnvoll, die Lerngruppe mit einem eher vorstrukturiertem Material in die Methode einzuführen, um dann die Freiheiten je nach Lernstand schrittweise zu erweitern. Dieser gerade zu Beginn erhöhte Zeit- und Materialaufwand von Seiten der Lehrkraft in der Vorbereitungszeit führt jedoch langfristig zu einem Kompetenzgewinn auf Seiten der Schülerinnen und Schüler.

5. Phasen der Arbeit am Lapbook

In der Arbeit mit Lapbooks kann man vier Phasen unterscheiden (vgl. Fuchs, 2017, 10f.):

  1. 1.Einführungsphase mit Kennenlernen der Lapbookmethode und Anschauen eines Beispiellapbooks
  2. 2.Planungsphase, in der es um Ideensammlung, Materialbeschaffung und die Erstellung einer Skizze geht
  3. 3.Durchführungs- und Gestaltungsphase, die von der individuellen Arbeit mit der notwendigen Informationsbeschaffung und der Umsetzung der Planungen bestimmt wird
  4. 4.Präsentationsphase, in der die Lapbooks als Ausstellung vorgestellt und präsentiert werden

Die Ästhetik eines Lapbooks trägt wesentlich zum Gesamteindruck bei. Deswegen lohnt es, sich darüber Gedanken zu machen und mit den Schülerinnen und Schülern verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten zu erarbeiten und die Wirkung von Anordnung, Schrift, Form und Farbe in den Blick zu nehmen.

Je nach Entwicklungsstand wird die Lehrkraft gegebenenfalls Pflicht-, Wahlpflicht oder Wahlaufgaben vorgeben und niveaudifferenzierte und individuelle Absprachen treffen. Es ist durchaus hilfreich, mit einem Kriterienraster die erwarteten Anforderungen sowohl auf inhaltlicher als auch auf gestalterischer Ebene transparent zu machen (siehe unten 7.).

In der Einführungs- oder Planungsphase können einzelne beispielhafte Elemente mit Bastelanleitung vorgestellt werden, wobei deutlich werden sollte, dass dies nur Anregungen und Vorschläge sind. Im Grundschulbereich und zum Vertrautwerden mit der Methode ist es eventuell sinnvoll, sowohl ein kleineres Format (DIN A5) zu wählen als auch den Inhalt stark bis sehr stark vorzustrukturieren und zu reduzieren, um den Lernerfolg zu sichern.

6. Einzelelemente

Es gibt eine Vielzahl von Gestaltungsvorschlägen hauptsächlich in einschlägigen Onlineforen, aber auch zunehmend in Printmedien. Als Grundelemente findet man beispielsweise folgende (vgl. Fuchs, 2017, 21):

  • „Ziehharmonikas“ sind mehrfach gefaltete Papierstreifen in Form eines Tors, eines Herzens, eines Menschen oder einer Zauberecke, die waagrecht im Innenteil oder senkrecht in den Seitenflügeln eingeklebt werden können (vgl. Fuchs, 2017, 22-29).
  • „Flip-Flops“ sind gleichsam gefaltet und teilweise eingeschnittene Formen wie Blumen, Körbchen, Sechseck, Quadrat u.a., die es ermöglichen, dass Informationen bzw. Lösungen abgedeckt sind und zur Kontrolle aufgedeckt werden können (vgl. Fuchs, 2017, 30-43).
  • „Minibücher“ als „Buch im Buch“ finden sich in Form eines Zettelblocks, Faltbuchs oder Leporellos (vgl. Fuchs, 2017, 44-47).
  • „Fächer“ können in Form eines Fähnchens oder eines Fächers Verwendung finden (vgl. Fuchs, 2017, 48-51).
  • „Aufklapper“ gibt es z.B. in Form eines „Schnappis“ oder einer Herzblume u.a. (vgl. Fuchs, 2017, 52-57).
  • Formen zum Drehen wie eine Drehscheibe helfen, um z.B. optionale Lösungen anzugeben.
  • Formen zum Öffnen wie ein Briefumschlag, dienen dazu darin Aufgaben, Bilder oder Lösungen unterzubringen (vgl. Fuchs, 2017, 58-61).

Lapbook 3
Eine Sammlung verschiedener Elemente mit Beispielen findet sich auch bei Pols (vgl. 2016, 37-80).

Konkrete Materialien für den Religionsunterricht liegen bisher gedruckt vor zu den Themen ‚Ich bin ich!‘ (vgl. Blumhagen, 2016), → Schöpfung (vgl. Kirschbaum, 2018, 6-15), Abraham und Sara (vgl. Kirschbaum, 2018, 16-23; → Abraham und Sara, bibeldidaktisch, Grundschule; → Abraham und Sara, bibeldidaktisch, Sekundarstufe; → Abraham, interreligiös), Mose (vgl. Moers, 2012; → Mose und Mirjam, bibeldidaktisch, Grundschule; → Mose und Mirjam, bibeldidaktisch, Sekundarstufe), Josef (vgl. Bäuerle/Lenzmann, 2017; Kirschbaum, 2018, 24-33), Jona (vgl. Kirschbaum, 2018, 34-42; → Jona, bibeldidaktisch [Primar- und Sekundarstufe]), Weihnachten (vgl. Kirschbaum, 2018, 43-52; Blumhagen, 2016; → Geburtsgeschichten Jesu / Weihnachten, bibeldidaktisch) und zum Kirchenjahr (vgl. Kirschbaum, 2018, 53-57; → Feste im Kirchenjahr).

7. Bewertungsmöglichkeiten

Neben fachlichen Gesichtspunkten fließen auch prozessbezogene Kompetenzen und, unter Umständen in deutlich geringerem Umfang, die Gestaltung in die Bewertung eines Lapbooks ein (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität, 2017, 39 – ein Beispiel für ein kriteriales Raster findet sich auf S. 40 und bei Einstein, 2018, 8):

  • Fachliche Aspekte meinen die sachliche Richtigkeit, Breite und Tiefe des gezeigten fachlichen Wissens.
  • Prozessbezogene Aspekte verweisen auf die Fähigkeit des eigenständigen Arbeitens und die fachbezogenen Vorgehens- und Darstellungsweisen. Hierzu sollten von der Lehrkraft Beobachtungen z.B. zum Arbeitsverhalten dokumentiert werden, um den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern die Bewertung transparent machen zu können.
  • Die Gestaltung wird bestimmt durch die Auswahl und Anordnung der Materialien, die Übersichtlichkeit, die Ästhetik der Illustrationen und die darauf verwendete Sorgfalt.
  • Präsentation des Lapbooks: Sinnvoll ist auch, die Präsentation in die Bewertung zu integrieren. Hier geht es darum, in einem nachvollziehbaren Aufbau interessante Beispiele in einer verständlichen Sprache zu präsentieren (vgl. Raster bei Fuchs, 2017, 64).

Im Hinblick auf eine mögliche Bewertung eines Lapbooks ist es im Vorfeld notwendig, den Schülerinnen und Schülern die Gesichtspunkte, nach denen die Bewertung stattfindet, bekannt zu geben (vgl. Zimmermann, 2006;2008).

Lapbook 4

8. Herausforderungen und Grenzen

Auch kritische Fragen müssen an die Methode gestellt werden. So gilt es zu bedenken, ob durch die kreative Gestaltung tatsächlich eine inhaltliche Auseinandersetzung mit religiösen und theologischen Fragen gewährleistet ist oder ob es sich um eine reine „Kunststunde“ handelt. Bedeutsam ist diesbezüglich, ob die kreative Darstellung tatsächlich den Inhalt aufnimmt und vertieft, d.h. ob inhaltliche Aspekte visuell und haptisch unterstützt werden. Um dies zu gewährleisten, sollte ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen der Darstellung und dem Inhalt evident sein, z.B. Gedanken zur Freundschaft in Herzform, die Passionsgeschichte in Kreuzform, Psalmworte entsprechend ihrer inhaltlichen Thematik als Weg, Sonne, Baum und so weiter (vgl. Vaorin, 2018, 618). Durch die Verwendung von passendem Material können zudem unterstützende sensorische Anker gesetzt werden (z.B. Wüste durch Sandpapier darstellen, das goldene Kalb mit Goldfolie, Josefs Kleid aus buntem Samt).

Reflektiert werden muss deshalb, ob das gestaltete Lapbook dem Inhalt eine passende Form/Gestalt gibt oder ob durch die gewählte Form (des Lapbooks) auch Verkürzungen, Fixierungen und Misconception (z.B. Historisierung biblischer Erzählungen) produziert werden, insofern die erarbeitete Visualisierung den Inhalt ja (mit)konstituiert, greifbar macht und im Gedächtnis verankert. Insofern müsste die Lehrkraft bei der Planung des Unterrichts bzw. in der didaktischen Analyse in kritisch-reflexiver Weise verantworten, in welcher Weise der religiöse bzw. theologische Gegenstand im bzw. durch das Lapbook altersangemessen konstruiert und anschaulich wird.

Die Lapbookmethode ist als eine Form des offenen Unterrichts durch selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten gekennzeichnet. Handelt es sich jedoch nur um ein Abarbeiten vorgegebener Arbeitsblätter, die in einer streng vorgegebenen Form bearbeitet und eingeklebt werden müssen, widerspricht dies dem pädagogischen Grundgedanken, verschenkt wertvolle Lernchancen und bietet gegenüber dem Abheften in einem Hefter kaum Vorteile.

Literaturverzeichnis

  • Adam, Gottfried/Lachmann, Rainer, Methodisches Kompendium für den Religionsunterricht, Methodisches Kompendium für den Religionsunterricht 1 und 2, Göttingen 2. Aufl. 2006 und 2010.
  • Bäuerle, Nicole/Lenzmann, Julia, „Was denkt dieser Träumer, wer er ist?“ Josefs Weg als Lapbook gestalten, in: Religion erleben 69 (2017), 1-18.
  • Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus; Wissenschaft und Kunst, Kompetenzorientierter Unterricht - Leistungen beobachten –erheben – bewerten, München 2017. Online unter: https://www.km.bayern.de/epaper/Kompetenzorientierter_Unterricht_Leistungen/files/assets/common/downloads/publication.pdf, abgerufen am 10.06.2019.
  • Blumhagen, Doreen, Lapbooks gestalten im Religionsunterricht. Klassen 5/6, Augsburg 3. Aufl. 2018.
  • Blumhagen, Doreen, Mein „Das bin ich!“ Lapbook. Kopiervorlagen zum Schneiden, Falten und Weitergestalten, Mühlheim an der Ruhr 2016.
  • Blumhagen, Doreen, Mein Weihnachtslapbook. Kopiervorlagen zum Schneiden, Falten und Weitergestalten, Mühlheim an der Ruhr 2016.
  • Blumhagen, Doreen/Landgraf, Michael/Richter, Esther/Wegener-Kämper, Miriam/Wiedenroth-Gabler, Ingrid, Kinder fragen nach dem Leben, Religionsbuch 1./2. Schuljahr. Handreichungen für den Unterricht, Berlin 2018.
  • Dennis, Sara, Why and How to Start Homeschool Notebooking, 2018. Online unter: https://classicallyhomeschooling.com/homeschool-notebooking/, abgerufen am 10.06.2019.
  • Einstein, Wanda, Lapbooks gestalten im Religionsunterricht Kl. 2-4 Weltreligionen, Unterrichtsmaterial für die 3. oder 4. Klasse, Augsburg 2018.
  • Fuchs, Mandy, Labbooks in der Grundschule. Leitfaden für vielfältige Einsatzszenarien mit 20 Schablonen, Hamburg 2017.
  • Gruber Garvey, Ellen, Scrapbooks in Utah, 2014. Online unter: https://scrapbookhistory.wordpress.com/tag/brigham-young-university/, abgerufen am 10.06.2019.
  • Haane, Barbara, Was ist denn das eigentlich, Scrapbooking?, 2013. Online unter: https://scrapimpulse.com/2013/06/was-ist-scrapbooking/, abgerufen am 10.06.2019.
  • Kirschbaum, Klara, Lapbooks im Religionsunterricht. Praktische Hinweise und Gestaltungsvorlagen für Klappbücher zu zentralen Lehrplanthemen, Hamburg 2018.
  • Lurz, Dominique, 111 Ideen für selbstständiges Präsentieren. Lernplakat, Lapbook, Power Point & Co. für Grundschüler, Mühlheim an der Ruhr 2013.
  • Moers, Edelgard, Lapbook zum Thema Mose als Zusatzmaterial für Spurenlesen Klasse 3/4, Stuttgart 2012. Online unter: www.calwer.com: ZM_4132_Lapbook_Mose.pdf, abgerufen am 30.05.2019.
  • Morley, Rebecca, Lapbooking 101: What Are Lapbooks?, 2016. Online unter: http://edventuresathome.com/2016/08/lapbooking-101-what-are-lapbooks/, abgerufen am 10.06.2019.
  • Niehl, Franz W./Thömmes, Arthur, 212 Methoden für den Religionsunterricht, München Neuausgabe 2014.
  • Pols, Regina, Wortschatzarbeit mit dem Lapbook, Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM), 2016. Online unter: https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Durchgaengige_Sprachbildung/Publikationen_sprachbildung/Lapbooks_WEB_2016_07.pdf, abgerufen am 10.06.2019.
  • Rendle, Ludwig (Hg.), Ganzheitliche Methoden im Religionsunterricht, München 2007.
  • Richardt, Max W., Kompetent evangelisch. Lehrbuch für den evangelischen Religionsunterricht, Göttingen 2018.
  • Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München, Kompetenzorientierter Unterricht. Leistungen beobachten – erheben – bewerten, München 2017. (Darin: Das Lapbook als Beispiel für eine mehrdimensionale Leistungserhebung und -bewertung, 37-40)
  • Vaorin, Britta, Künstlerisch-kreatives Arbeiten mit der Bibel, in: Zimmermann, Mirjam/Zimmermann, Ruben (Hg.), Handbuch Bibeldidaktik, Tübingen 2. Aufl. 2018, 616-621.
  • Zimmermann, Mirjam, Leistungsmessung und Leistungsbewertung des Religionsunterrichts im Schulalltag, in: Zeitschrift für Pädagogik und Theologie 60 (2008), 296-309.
  • Zimmermann, Mirjam, Leistungen beurteilen, in: Adam, Gottfried/Rothgangel, Martin/Wermke, Michael (Hg.), Kompendium für den Religionsunterricht in der Sekundarstufe II, Göttingen 2006, 447-457.

Abbildungsverzeichnis

  • Beispiel für ein Lapbook zum Thema „Arche Noah“ im offenen Zustand, erarbeitet in einem religionspädagogischen Seminar der Universität Siegen von Tian Kass © Tian Kass, 2019
  • Beispiel für ein Lapbook zum Thema „Arche Noah“ im geschlossenen Zustand, erarbeitet in einem religionspädagogischen Seminar der Universität Siegen von Tian Kass © Tian Kass, 2019
  • Verschiedene Einzelelemente eines Lapbooks zum Thema „Evangelisch-Katholisch“, erarbeitet in einem religionspädagogischen Seminar der Universität Siegen von Janina Gran © Janina Gran, 2019
  • Beispiel eines Bewertungsrasters für ein Lapbook © Britta Vaorin, 2019

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