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Erwachsenenbildungswerke, katholisch

Andere Schreibweise: KEB; KEB Deutschland

(erstellt: Februar 2022)

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1. Entstehungsgeschichte und Aufgabe

Die Katholischen Erwachsenbildungswerke sind in der Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland – Bundesarbeitsgemeinschaft e. V. (KEB Deutschland) zusammengeschlossen. Diese gründete sich 1957 als Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für → Erwachsenenbildung. 2013 erfolgte die Namensänderung in Katholische Erwachsenenbildung Deutschland – Bundesarbeitsgemeinschaft e. V. Als wichtige Trägerin öffentlich verantworteter Weiterbildung vertritt die KEB Deutschland einen Ansatz ganzheitlicher, wertorientierter und inklusiver Bildung mit dem Ziel, Menschen im persönlichen, beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Leben zu begleiten. Die KEB will die individuelle Standortbestimmung sowie ein eigenverantwortliches Handeln und den Gestaltungsauftrag für das eigene Leben, aber auch in Kirche und Gesellschaft unterstützen (KEB Deutschland, 2021a). Insofern ist Katholische Erwachsenenbildung darauf ausgerichtet, „Menschen [darin zu unterstützen], die Kompetenzen zu entwickeln, die sie brauchen, um ihr Leben und ihre Beziehungen zu anderen Menschen zu gestalten und Verantwortung in Kirche und Gesellschaft zu übernehmen.“ (Gabel, 2012, 25). Ihrem Selbstverständnis nach versteht sich Katholische Erwachsenenbildung als grundsätzlich offen für alle Menschen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit (Heinz, 2011, 491).

Aufgabe der KEB Deutschland ist die Vertretung der gemeinsamen Interessen der Katholischen Träger von Erwachsenenbildung gegenüber dem Bundestag, der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz sowie die Kooperation mit anderen Trägern allgemeiner Erwachsenenbildung (wie etwa → Bildungswerk, evangelisch). Sie repräsentiert die Katholische Erwachsenenbildung ebenfalls in der Europäischen Föderation für Katholische Erwachsenenbildung – Federation Européenne pour l’Education Catholique des Adultes (FEECA) – sowie gegenüber der EU.

2. Strukturen

Die Katholische Erwachsenenbildung Deutschland (KEB Deutschland) vertritt 58 Mitglieder und rund 575 Einrichtungen in allen Bundesländern. Sie ist die zweitgrößte Anbieterin allgemeiner Erwachsenenbildung in Deutschland und größte nichtkommunale Anbieterin von allgemeiner, religiöser, kultureller und personenbezogener Weiterbildung. Die KEB Deutschland umfasst drei Gruppen von Mitgliedern:

  • Die Landesarbeitsgemeinschaften für Katholische Erwachsenenbildung, bei denen aufgrund des Föderalismusprinzips die Zuständigkeit für Weiterbildung angesiedelt ist,
  • die Bischöflichen Beauftragten, als die Verantwortlichen für Erwachsenenbildung in den deutschen (Erz-)Diözesen sowie
  • die Katholische Bundesorganisationen für Erwachsenenbildung, die sich in der Erwachsenenbildung engagieren.

Die Rechtsformen sind vielfältig, die Landesarbeitsgemeinschaften sind in der Regel als gemeinnützige eingetragene Vereine organisiert. Weitere Mitglieder sind zumeist eingetragene Vereine (etwa 64 %), gemeinnützige GmbHs (7,5 %) oder als diözesane Einrichtungen Körperschaften des Öffentlichen Rechts (20,4 %) (KEB Deutschland, 2021b, 5).

Konstitutiv für Katholische Erwachsenenbildung ist das Engagement in ehrenamtlicher (→ Ehrenamt) und nebenberuflicher Form: lediglich 6,3 % des Personals sind hauptamtlich, 20,5 % sind ehrenamtlich und ca. 73 % nebenberuflich tätig (KEB Deutschland, 2021b, 10). Aufgabe des hauptamtlichen Personals ist insbesondere die Unterstützung und Begleitung der ehrenamtlich und nebenamtlichen Tätigen, etwa durch die Erbringung von Serviceleistungen, wie die Bereitstellung von Qualifizierungs- und Fortbildungsangeboten, die Unterstützung bei der Einhaltung von gesetzlichen oder Qualitätssystemsvorgaben oder die Entlastung von Verwaltungsaufgaben. Das starke ehrenamtliche Engagement hat in der KEB eine lange Tradition und ist entscheidendes Element für die Flächendeckung der KEB. Die geringer ausgeprägte Hauptamtlichkeit liegt einerseits begründet in der generellen strukturellen Benachteiligung der vierten deutschen Bildungssäule gegenüber den anderen drei Säulen (Schule, Hochschule, berufliche Bildung), aber auch darin, dass viele Weiterbildungsgesetze der Länder Volkshochschulen in Bezug auf die personelle Ausstattung von Weiterbildungsträgern strukturell bevorzugen. So sprichtz.B. das Weiterbildungsgesetz in Rheinland-Pfalz per se jeder Stadt und jedem Landkreis Personalkostenzuschüsse für sogenannte Hauptamtliche Pädagogische Fachkräfte (HPFs) zu, den anderen staatlich anerkannten Weiterbildungsträgern jedoch nicht (WBG, 2021, §9). Aus der infrastrukturellen Benachteiligung der Weiterbildung gegenüber anderen Bildungsbereichen ergibt sich auch der freiberufliche, nicht-sozialversicherungspflichtige Status fast aller Lehrkräfte in der Katholischen Erwachsenenbildung. Das kann bestimmte Vulnerabilitäten erzeugen, wie die COVID-19-Pandemie seit März 2020 in aller Deutlichkeit zeigte: viele nebenberuflichen Fachkräfte in der allgemeinen Erwachsenenbildung sind durch die Präsenzveranstaltungsverbote besonders stark betroffen gewesen, haben ihre Einkommensquellen verloren und stehen nicht mehr zur Verfügung(KEB Deutschland/DEAE, 2021).

3. Formate und ihre Bedeutung für religiöse Bildung

2019 erreichten die Einrichtungen der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in 146.691 Veranstaltungen knapp 3,1 Millionen Teilnehmende.

In Bezug auf die Veranstaltungszahl stellt Religion/Ethik das drittstärkste Sachgebiet mit ca. 25.919 Veranstaltungen dar. Hinsichtlich der Teilnahmen steht dieses Sachgebiet mit 642.290 Teilnahmen sogar an zweiter Stelle, wobei insgesamt 170.536 Unterrichtsstunden à 45 Minuten realisiert werden konnten (KEB Deutschland, 2021b, 16).

Das Spektrum der Angebotsformate ist vielfältig und lebensweltorientiert, unterstützt den subjektiven Wissenserwerb hinsichtlich religiöser und ethischer Fragestellungen (Heinz, 2011, 500) und individueller Verortungen. Bei religiöser Bildung kann es sich beispielsweise um die Vermittlung von Grundlagenwissen handeln. Oft richten sich diese Formate gleichermaßen an kirchlich Engagierte, die ein tieferes Verständnis ihres Glaubens gewinnen wollen, als auch an kirchenfernere Zielgruppen.

Da sich Katholische Erwachsenenbildung als „ein Ort kritischen Bewusstseins, das heißt der Fähigkeit zum Unterscheiden und zur differenzierten Betrachtung der Wirklichkeit“ (Gabel, 2012, 27) versteht, werden in vielfältigen Angeboten religiöser Bildung Diskursräume über Zweifel im Glaubenskontext, aber auch in andere, ethisch herausfordernde Fragestellungen erörtert und die individuelle Standortbestimmung ebenso wie die Ambiguitätstoleranz unterstützt. Dazu gehören auch Formate, die Menschen die Gelegenheit bieten, sich mit den besonders umstrittenen Themen in der Katholischen Kirche zu befassen, wie sexuelle und strukturelle Gewalt, Diskriminierung von Frauen, Homosexualität und Geschlechteridentitäten und Sexualität. Selbstverständlich erhalten kritische Lebensereignisse und ihre Bewältigungsstrategien angemessenen Raum in Bildungsangeboten der KEB, z.B. Krankheit, Tod, Pflege, Trennung, nicht nur für die Betroffenen selbst, auch für Familienmitglieder und Begleitende, auch für in ihrer professionellen Rolle Betroffene, wie etwa Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, Justizvollzugsbeamtinnen und -beamte.

Zahlreiche Qualifizierungen und Fortbildungen sind ebenfalls bedeutsame Angebote religiöser Bildung, so z.B. die Ausbildung zu Wallfahrtsführerinnen und -führern, Pilgerbegleiterinnen und -begleitern oder auch Kirchenführerinnen und -führern, teilweise auch in ökumenischer Trägerschaft..

Neben ökumenischen Angeboten spielen interreligiöse Formate eine bedeutsame Rolle, so haben die jüdisch-christlichen Kooperationen schon eine sehr lange Tradition, aber in den letzten Jahrzehnten sind auch christlich-muslimische Formate stärker geworden und auch Bildungsangebote von Vertreterinnen und Vertretern aller drei Buchreligionen, dazu gehören interreligiöse Gesprächskreise, interreligiöse Stadtführungen oder Besuche von Gebetsräumen, Filmprojekte oder auch Qualifizierungsmaßnahmen für religionssensible Arbeit mit migrierten und geflüchteten Menschen.

Eine Form religiöser/ethischer Erwachsenenbildungsarbeit, die stark an Bedeutung gewinnt, sind Ausstellungen, die in virtueller oder analoger Form aktuelle Zeitfragen aufgreifen und beispielsweise mit biblischen Texten in Verbindung bringen oder biblisches bzw. theologisches Grundlagenwissen in dieser Gestalt thematisieren (KEB Rheinland-Pfalz, 2021). Diese Ausstellungen werden stets mit Veranstaltungsvorschlägen für die Realisation in andragogischen Settings ergänzt.

Literaturverzeichnis

PDF-Archiv

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