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Schebna / Schebanja

Andere Schreibweise: Shebna

(erstellt: Mai 2014)

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1. Name

Schebna (שֶׁבְנָה šævnāh; 9-mal) ist ein männlicher Personenname im Alten Testament. Die → Septuaginta gibt ihn mit Σομνας Somnas wieder, die Vulgata mit Sobna.

Der Name ist auch in den Langformen שְׁבַנְיָה šәvanjāh Schebanja (6-mal; Lutherbibel in Neh 10,11: Schechanja) und שְׁבַנְיָהוּ šәvanjāhû (1-mal; Lutherbibel in 1Chr 15,24: Schebanja) belegt. Erstere gibt die Septuaginta mit Σεχενια Sechenia, Σαβανια Sabania, Σεβανι Sebani und Σαραβια Sarabia wieder, die Vulgata, ähnlich variantenreich, mit Sebenia, Sebna und Sabania und; Letztere erscheint in den LXX-Handschriften von 1Chr 15,24 als Σοβνια Sobnia, Σοβνεια Sobneia, Σωβενια Sōbenia und Σομνια Somnia, in der Vulgata als Sebenias.

Der hebräische Name ist ein typischer Satzname mit dem theophoren Element „-jāhû“, also JHWH, als Subjekt. Das Prädikat ist mehrdeutig. Ist es auf die Verbalwurzel שׁוב šûb „umkehren“ zurückzuführen, könnte es entweder die Imperativform oder die Perfektform sein. In beiden Fällen ist es schwierig, den Konsonanten Nunn) im Namen zu erklären. Am ehesten wäre er wohl als Partikel –na zu verstehen. Die Verbform müsste dann ein Imperativ sein, der durch die Partikel die Gestalt einer höflichen Bitte erhielte (Jenni, 155.161-164). Das ergäbe die Bedeutung „Kehre doch zurück, JHWH!“. Die Vokalisation des Namens passt allerdings weder zu einer Perfekt- noch zu einer Imperativform der Wurzel שׁוב šûb „umkehren“ im Qal, für eine Hifilform fehlt ein einleitendes He. Der Konsonant Nun könnte auch zur Verbalwurzel gehören, was die sonst nicht belegte Wurzel *šbn ergäbe. Für diese hat Rechenmacher (131) die Bedeutung „sich nähern“ vorgeschlagen. Dies würde für den Namen die Bedeutung „JHWH hat sich genaht“ ergeben.

2. Vorkommen

Der Name begegnet im Alten Testament in der Form Schebna in 2Kön 18,18.26.37; 2Kön 19,2; Jes 22,15; Jes 36,3.11.22; Jes 37,2. Diese Vorkommen scheinen sich sämtlich auf denselben Hofbeamten unter Hiskia zu beziehen (→ 3.)

Für die Langform שְׁבַנְיָהוּ šәvanjāhû gibt es einen Beleg in 1Chr 15,24, die Form שְׁבַנְיָה šәvanjāh Schebanja begegnet in Neh 9,4-5; Neh 10,11.13 – an diesen Stellen wird Schebna als Levit bezeichnet, so dass sie sich vielleicht auf ein und derselben Person beziehen, die freilich von dem Schebna unter Hiskia zu unterscheiden ist. Weitere Nennungen des Namens Schebanja finden sich in Neh 10,5; Neh 12,14; ob es sich um dieselbe Person handelt, ist unklar.

Der Name Schebna ist außerhalb des Alten Testaments auf hebräischen Ostraka aus dem 8. bzw. 6. Jh. v. Chr. belegt. In Arad (8):60,3 begegnet der Name in einer Wirtschaftsurkunde (Renz / Röllig I, 111); Arad (6):27,4 nennt im Zusammenhang einer Namensliste einen „Jədinjāhu, Sohn des Šəb[najāhu]“ (Renz / Röllig I, 395). Eine Grabinschrift in Silwan (Jerusalem) wird mit dem in 2Kön 18-19 // Jes 36-37 genannten Schebna in Verbindung gebracht (gefunden 1870, jetzt British Museum WA 125205). Die Inschrift lautet: „Dies ist [das Grab des…]jāhû, des Haushofmeisters. [Hi]er ist kein Silber und kein Gold, [n]ur [seine Gebeine] und die Gebeine seiner Dienerin mit ihm. Verflucht sei der Mensch, der dies öffnet.“ (Renz / Röllig I, 263-265). Allerdings ist gerade der signifikantere Teil des Namens in dieser Inschrift zerstört, so dass der Name gerade nicht sicher rekonstruierbar ist: Der Namensbestandteil -jāhu, das theophore Element des Namens, ist in sehr vielen Namen belegt. Weil allerdings das zugehörige Grab in die Hiskiazeit passt und der Titel עַל־הַבָּיִת ‘al habbājit „der über das Haus“ (= Haushofmeister; → Verwaltung) jeweils nicht öfter als einmal vergeben worden sein wird (es handelt sich um das höchste Staatsamt, s.u.), schließen einige Forscher, dass es sich um das Grab des im Alten Testament erwähnten Schebna handelt (Schoors, 90).

Inschriftliche Belege des Namens finden sich außerdem auf Siegeln und zwar 9-mal in der Form שבנה šbnh (šævnāh), 3-mal in der Form שבניה šbnjh (šәvanjāh) und 17-mal in der Form שְׁבַנְיָהוּ šbnjhw (šәvanjāhû).

3. Schebna unter Hiskia

Die Vorkommen der Kurzform „Schebna“ im Alten Testament scheinen sich auf eine einzige Person zu beziehen. Sicher ist das für Schebna den Schreiber, der in den Textparallelen 2Kön 18-19 und Jes 36-37 als königlicher Beamter unter → Hiskia (ca. 725-697) in hoher Funktion auftritt, aber nicht als Wesir (עַל־הַבָּיִת ‘al habbājit „Vorsteher des Hauses / Haushofmeister“). Als solcher wird er dagegen in Jes 22,15 bezeichnet. In Jes 22,15-25 findet sich ein Gerichtswort gegen Schebna, der durch Eljakim ersetzt werden soll. Eben jener Eljakim erscheint in der in 2Kön 18-19 und Jes 36-37 berichteten Episode als „Vorsteher des Hauses“ (2Kön 18,18.37; 2Kön 19,2) neben Schebna, dem Schreiber. Es wird darum von manchen Forschern angenommen, dass die im Gerichtswort Jes 22 angekündigte Degradierung des Schebna zugunsten des Eljakim vor den in 2Kön 18-19 // Jes 36-37 berichteten Ereignissen tatsächlich stattgefunden habe (Schoors, 90). Beide Personen, Eljakim und Schebna, werden nach 2Kön 18-19 // Jes 36-37 Zeugen einer Propagandarede des Rabschake, des Anführers einer assyrischen Delegation, an die judäische Bevölkerung, die darauf abzielt, die belagerten Einwohner Jerusalems zu demoralisieren. Die Rede verfehlt ihre Wirkung nicht. Völlig verzweifelt schickt König Hiskia die beiden als Führer einer Delegation zum Propheten → Jesaja, der dann im Namen JHWHs ein machtvolles Heilswort spricht (2Kön 19,6-7), das dann auch eintrifft.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Becking, B., 2007, From David to Gedaliah. The Book of Kings as Story and History (OBO 228), Fribourg / Göttingen
  • Donner, H., 2000-2001, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen (GAT 4), 3. Aufl., Göttingen
  • Hardmeier, Chr., 1990, Umrisse eines vordeuteronomistischen Annalenwerkes der Zidkijazeit. Zu den Möglichkeiten computergestützter Textanalyse, VT 40, 165-184
  • Jenni, E., 2005, Presidental Adress: Höfliche Bitte im Alten Testament, in: J. Luchsinger / H.-P. Mathys / M. Saur (Hgg.), Ernst Jenni, Studien zur Sprachwelt des Alten Testaments II, 151-165
  • Noth, M., 1928, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namensgebung (BWANT 10), Stuttgart
  • Rechenmacher, H., 2012, Althebräische Personennamen (Lehrbücher orientalischer Sprachen II/1), Münster
  • Renz, J. / Röllig, W., 1995-2003, Handbuch der althebräischen Epigraphik, Darmstadt
  • Schoors, A., 1989, Die Königreiche Israel und Juda im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. Die assyrische Krise (BE 5), Stuttgart / Berlin / Köln

Abbildungsverzeichnis

  • Grabinschrift in der Nekropole von Silwan. Aus: Wikimedia Commons; © Mustafaa, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-3.0 unported; Zugriff 15.5.2014

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