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Andere Schreibweise: Shamgar

(erstellt: Januar 2010)

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1. Name

Die Bedeutung des Namens Schamgar (hebräisch שַׁמְגַּר šamgar), der nur zweimal im → Richterbuch belegt ist (Ri 3,31; Ri 5,6), bleibt unklar. Der Namensträger ist nach dem Kontext weder israelitischer noch kanaanäischer Herkunft. Die nähere Bestimmung als „Sohn Anats“ kann einen Titel meinen, der Schamgar als starken Kämpfer der aus → Ugarit bekannten Göttin → Anat bezeichnet. Möglich ist auch, dass Schamgar als nichtisraelitischer Verehrer der Göttin Anat charakterisiert werden soll. Nach Noth (123) stellt „Anat“ eine Kurzform des Ortsnamens „Bet-Anat“ (vgl. Jos 19,38; Ri 1,33) dar, so dass Schamgar als Bürger dieses Ortes bezeichnet wird.

2. Biblischer Befund

In Ri 3,31 wird von Schamgar, der wie sein Vorgänger → Ehud als Retterfigur gilt, lediglich gesagt, dass er 600 → Philister mit einem Viehstock tötete (Ri 5,6 verweist nur auf diese Stelle). Die kurze Notiz wirkt wie eine nachträgliche Ergänzung, die zwischen Ehud und → Debora eingefügt wurde und den deuteronomistischen (→ Deuteronomismus) Zusammenhang von Ri 3,30 und Ri 4,1 unterbricht. Dennoch dürfte sie das anekdotenhafte Fragment einer alten Überlieferung enthalten.

Die Zahl von 600 getöteten Philistern stellt wohl eine militärische Einheit dar, denn auch Saul kämpft mit 600 Mann des Philisterkönigs Achisch (1Sam 27,2) und David rechnet mit 600 Gatiter als Gefolgsmannschaft (2Sam 15,18). Das nur hier in der Bibel genannte Tötungswerkzeug, möglicherweise ein Stecken mit Metallspitze (Ochsenstachel oder Ochsenstecken), weist auf bäuerlichen Hintergrund. Der primitiven Waffe entspricht im Deboralied die Bemerkung, dass „zu dieser Zeit kein Schwert und Speer zu sehen waren“ (Ri 5,8). Man lebte in einem unfreien Land, denn „wer unterwegs war, musste Umwege machen“ (Ri 5,6).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Donner, H., Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen (ATD.E 4), Göttingen 1984-1986
  • Feiler, W., Hurritische Namen im Alten Testament, ZA 45 (1939), 216-229, 221f
  • Groß, W., 2009, Richter (Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament), Freiburg i.Br., 249-252.312
  • Noth, M., 1928, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT 10), Stuttgart
  • Scherer, A., Simson und Schamgar. Zur Frage nach der ursprünglichen Position der Schamgarnotiz im Richterbuch, ZAW 114 (2002), 106-109
  • Selms, A. van, Judge Shamgar, VT 14 (1964), 294-309
  • Shupak, N., New Light on Shamgar ben ‘Anath, Bib. 70 (1989), 517-525
  • Snyman, S.D., Shamgar ben Anath. A farming warrior or a father at war?, VT 55 (2005), 125-129

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