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Salbung (AT)

(erstellt: Oktober 2015)

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Salbgefäß 03

Das Salben spielte im alltäglichen Leben, in verschiedenen Riten und im Kult eine wichtige Rolle (→ Salbgefäße; → Kosmetik). In der Regel geht es hierbei um ein Begießen oder Einreiben mit Öl bzw. Salbe. Im Hebräischen wird für „salben“ zumeist der Begriff משׁח mšḥ benutzt, der neben dem Salben auch das Bestreichen von Hauswänden (Jer 22,14) bezeichnen kann. Zumeist wird das Verb jedoch „für den Vollzug eines Salbritus verwendet“ (Kutsch 1963, 9). Andere Termini sind סוך sûk (Dtn 28,40; 2Sam 14,2) und יצק jṣk (1Sam 10,1; 2Kön 9,3.6. u.ö.).

1. Salben im Alltag

Sich zu salben war im Alltag für Menschen aller Schichten neben dem Waschen ein wichtiger Teil der Körperpflege ( 2Sam 12,20; Ez 16,9; Ruth 3,3). Mit Salböl pflegte (Dtn 28,40; Am 6,6) und reinigte (ZusDan 1,17) man den Körper und verhindert so u.a. das Austrocknen der Haut. Salbungen unterstützten auch die Heilung von Wunden (Jes 1,6) und verliehen Vitalität (Ps 92,11). Nach der Heilung von einer Aussatzerkrankung war das Salben zwingend vorgeschrieben (Lev 14,17f.28f).

Eine besondere Bedeutung hatte es in Zusammenhang mit der Aufnahme von Gästen: Es war Ausdruck von Wertschätzung und Ehre, den Gast zu salben (vgl. Ps 23,5), und steigerte die Freude des Festgenusses (vgl. Pred 9,8; Ps 133,2; Spr 21,17; Hhld 1,3). So berichtet beispielsweise → Asarhaddon: „Die Leute meines Landes ließ ich alle an festlichen Tafeln bei Schmaus und Gastmahl Platz nehmen … ich ließ ihr Herz jauchzen, tränkte ihr Inneres mit Wein und ließ mit vorzüglichem Öl und …-Öl ihren Kopf benetzen“ (Borger 1956, 63). In Ägypten setzte man den Gästen Salbkegel auf den Kopf, die im warmen Klima schnell zerflossen und dann einen wunderbaren Wohlgeruch verbreiteten (Keel 1986, 51f; Abb. 1). Häufig benutzte man für das Salben anlässlich von Festen besonders wertvolles Öl (Am 6,6). Auch Ps 45,8 könnte auf eine Salbung in festlichem Zusammenhang zu deuten sein, wobei hier ein Königsfest vorausgesetzt ist. In Zeiten der → Trauer verzichtete man als Zeichen der Selbstminderung auf das Salben (2Sam 14,2).

2. Rituelles und kultisches Salben von Gegenständen

Salbungen waren auch in Zusammenhang mit verschiedenen Riten wichtig: Der Schild wurde vor dem Einsatz in der Schlacht gesalbt, um seine Schutzfunktion zu verstärken ( Jes 21,5; vgl. 2Sam 1,21). Im Hintergrund könnte ein magischer Ritus stehen (vgl. Wildberger 1978, 780; Riede 2009). Durch die Salbung von → Mazzeben, heiligen Steinen, wurden diese geweiht und mit Kraft ausgestattet (Gen 28,18; Gen 31,13; Gen 35,14).

Ex 30,22-33 enthält Hinweise zur Herstellung von Salböl, mit dem man das priesterliche Zeltheiligtum, dessen Altar und kultische Geräte, aber auch die dort amtierenden Priester salbte. Diese wurden so „hochheilig“ (Ex 30,26-29). Da dem Öl die Funktion der Heiligung zukommt, ist eine missbräuchliche Verwendung ausdrücklich sanktioniert (Ex 30,33).

3. Salbung und Beauftragung

In besonderer Weise kann Salben ein Akt der Legitimation sein. Durch die Salbung wird herausgehobenen Menschen Kraft, Stärke, Macht und Einfluss übereignet. Zugleich kann sie auch eine Schutzdimension haben. Berichtet wird u.a. von der Salbung von Königen, von Propheten und von Priestern.

3.1. Die Salbung von Königen

Die Königssalbung als Teil der Königseinsetzung ist im Alten Testament von besonderer Bedeutung (→ Königtum). Von folgenden alttestamentlichen Königen wird berichtet, dass sie gesalbt wurden: → Saul (1Sam 9,16; 1Sam 10,1; 1Sam 15,1.17), → David (1Sam 16,13; 2Sam 2,4.7; 2Sam 3,39; 2Sam 5,3.17; 2Sam 12,7; Ps 89,21; 1Chr 11,3; 1Chr 14,8); [→ Abschalom; 2Sam 19,11]; → Salomo (1Kön 1,34.39.45; 1Kön 5,15; 1Chr 29,22); → Jehu (1Kön 19,16; 2Kön 9,2.6.12; 2Chr 22,7); → Joasch (2Kön 11,12; 2Chr 23,11); → Joahas (2Kön 23,30). Darüber hinaus soll auch → Hasael, der König von Damaskus, von → Elia zum König gesalbt worden sein (1Kön 19,15).

Die Salbung selbst wird von unterschiedlichen Subjekten ausgesagt: Einerseits ist es JHWH selbst, der salbt ( 1Sam 10,1; 1Sam 15,17; Ps 89,21 u.ö.); die Salbung kann aber auch von einem Propheten (1Sam 9,16; 1Sam 10,1; 1Sam 16,3; 2Kön 9,2.6.12 u.ö.) oder von einem Priester (1Kön 1,34.39.45 u.ö.) vorgenommen werden. Manchmal ist die Salbung auch mit der Verleihung des → Geistes JHWHs verbunden (1Sam 16,13). Das zeigt, dass der eigentlich Handelnde Gott ist, auch wenn die Salbung selbst von einem Propheten vollzogen wird. Aufgrund der Salbung hat der König den Titel מָשִׁיחַ māšîaḥ (in griechischer Transliteration Μεσσίας messias, in griechischer Übersetzung χριστός christos) „Gesalbter“ (1Sam 24,7; 1Sam 16,6; 2Sam 19,22 u.ö. → Messias; Jes 45,1 bezieht den Titel auf → Kyros [→ Deuterojesaja]). Der Gesalbte JHWHs steht in enger Beziehung zu Gott. Er ist von Gott erwählt und beauftragt und handelt als sein Mandatar.

Die Salbung kann aber auch von Repräsentanten des Volkes ausgehen, wie z.B. den Männern von Juda ( 2Sam 2,4) bzw. den Ältesten Israels (2Sam 5,3), die David salben und durch diesen Akt zur Herrschaft bestimmen. In 2Sam 5,3 ist die Salbung der zweite Teil einer umfassenderen Handlung, zu der auch ein beide Seiten (König wie Volk) verpflichtender Vertragsschluss gehört.

3.2. Die „Salbung“ von Propheten

1Kön 19,15f kündigt eine Einsetzung in den prophetischen Dienst an. → Elia soll → Elisa zum Propheten an seiner Statt salben. Umstritten ist, ob eine wirkliche Salbung intendiert ist oder ob „Salbung“ in einem übertragenen Sinne die Amtsübergabe meint (vgl. Kutsch 1963, 62).

3.3. Die Salbung von Priestern

In nachexilischer Zeit, als das Königtum untergegangen war, ging der Akt der Salbung auf den Hohenpriester über ( Ex 29,7; Lev 8,12; Lev 21,10; Sach 4,14), später auf alle → Priester (Ex 28,41; Ex 30,30; Ex 40,15 u.ö.). Die Salbung zeigte den besonderen sakralen Status der Priester an, der sie vom Profanbereich abhob. Ihr Zweck bestand in der Heiligung und Aussonderung der Priester (Ex 40,13; Ex 28,41; Ex 30,30) und war Voraussetzung für den Priesterdienst.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Reallexikon für Antike und Christentum, Stuttgart 1950ff.
  • Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957-1965
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006
  • Handbuch theologischer Grundbegriffe zum Alten und Neuen Testament, Darmstadt 2006
  • Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, Gütersloh 2009

2. Weitere Literatur

  • Borger, R., Die Inschriften Asarhaddons, Königs von Assyrien (AfO 9), Graz 1956
  • Keel, O., Das Hohelied (ZBK.AT 18), Zürich 1986
  • Kutsch, E., Salbung als Rechtsakt im Alten Orient und im Alten Testament (BZAW 87), Berlin 1963
  • Paszthory, E., Salben, Schminken und Parfüme im Altertum (Zaberns Bildbände zur Archäologie 4), Mainz 1992
  • Riede, P., „Du bereitest vor mir einen Tisch“. Zum Tischmotiv in den Psalmen 23 und 69, in: ders., Schöpfung und Lebenswelt. Studien zur Theologie und Anthropologie des Alten Testaments (MThSt 106), Leipzig 2009

Abbildungsverzeichnis

  • Frau mit Salbkegel auf dem Kopf (Malerei aus der Grabkammer TT181 der Bildhauer Nebamun und Ipuki; Szene: Porträt der Gattin; etwa 1350-1300 v. Chr.).

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