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Andere Schreibweise: Remmon (engl.)

(erstellt: Mai 2008)

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1. Name

רִמּוֹן rimmôn bedeutet 1) → „Granatapfel“ und bezeichnet 2) den höchsten Gott im Pantheon der aramäischen Hauptstadt → Damaskus, da dessen eigentliche Bezeichnung Rammānu „Donnerer“ (von akkadisch ramāmu „brüllen“) – ein Beiname oder eine Lokalgestalt des Wettergottes Hadad (→ Adad) – von den Masoreten רִמּוֹן rimmôn „Granatapfel“ vokalisiert wurde (vgl. schon Septuaginta und Vulgata). Als theophores Element findet sich die Gottesbezeichnung z.B. in dem Namen Tabrimmon („Rammānu / Rimmon ist gut“), dem Vater des aramäischen Königs Ben-Hadad (1Kön 15,18; zu weiteren Namen s. Greenfield, 195ff; Schwemer, 35). Inwiefern der alttestamentliche Personen- und Ortsname Rimmon „Granatapfel“ bedeutet oder zumindest im Norden Israels ursprünglich ein verkürztes theophores Element darstellen kann, lässt sich kaum sagen.

2. Personenname

Rimmon aus → Beerot ist der Vater von → Rechab und Baana, den Heerführern → Eschbaals, die diesen möglichen Konkurrenten Davids ermordeten, jedoch von David nicht belohnt, sondern umgebracht wurden (2Sam 4,2-12).

3. Ortsnamen

3.1. (En-)Rimmon in Juda

Jos 15,32 kennt einen Grenzort Rimmon an der Südgrenze Judas. Jos 19,1-9 weist einen Teil der Orte Judas, unter anderem Rimmon, dem Stamm Simeon zu (Jos 19,7; fast parallel 1Chr 4,32). Neh 11,29 nennt in einer Liste judäischer Orte, die sich auf die nachexilische Zeit bezieht, dagegen einen Ort En-Rimmon (עֵין רִמּוֹן „Rimmonquell“). Da Rimmon in Jos 15,32; Jos 19,7 und 1Chr 4,32 jeweils – in Jos 15,32 allerdings durch „und“ getrennt – hinter einem Ort Ajin (עַיִן „Quelle“) steht, hat man vermutet, die beiden Ortsnamen seien auch dort zu En-Rimmon zu verbinden (so schon → Septuaginta; → Vulgata nur in Jos 15,32; Neh 11,29); allerdings stimmen dann in Jos 19,7 und 1Chr 4,32 die Angaben zur Summe der Orte nicht mehr. Sach 14,10 kündigt in einer eschatologischen Vision an, dass Juda „von → Geba bis nach Rimmon im Süden“ zu einem Flachland werde. Das legt eine Lokalisierung am Süd-Ende des judäischen Berglands nahe.

Rimmon ist vielleicht mit dem 15 km nordnordöstlich von → Beerscheba gelegenen Tell el-Chuwēlife / Tel Ḥalīf ([Tell el-Chuwelife / Tel Halif]; Koordinaten: 1373.0879; N 31° 22' 58'', E 34° 51' 57'') zu identifizieren, da sich der alte Ortsname in der nahen, jedoch erst seit dem 2. Jh. v. Chr. besiedelten Ortslage Chirbet Umm er-Ramāmīn / Chorvat Rimmon ([Chirbet Umm er-Ramamin]; Koordinaten: 1371.0866; N 31° 22' 12'', E 34° 51' 51'') erhalten haben mag, die dann als Nachfolgesiedlung von Tell el-Chuwēlife anzusehen wäre und die Euseb (Onomastikon 88, 17; Text Kirchenväter 3) wohl mit „Eremmōn“ 16 Meilen südlich von Eleuteropolis / Bet Govrin meint (Borowski 1988). Allerdings wird Tell el-Chuwēlife auch mit → Horma identifiziert (zur Diskussion vgl. Keel / Küchler, 935; Seger, 554).

3.2. Rimmona im Nordpalästina

Jos 19,10-16 bescheibt die Grenzen des Stammes Sebulon und nennt dabei einen weiteren Ort Rimmon bzw. Rimmona (Jos 19,13; lies mit LXX רִמּוֹנָה rimmônāh). In Jos 21,35 wird den Leviten im Gebiet Sebulon ein Ort Dimna (דִּמְנָה dimnāh) gegeben, doch ist aufgrund der Parallele in 1Chr 6,62 (MT רִמּוֹנוֹ rimmônô) wohl Rimmona (רִמּוֹנָה rimmônāh) zu lesen. Der Ort wird mit Chirbet er-Rūma identifiziert (Koordinaten: 1777.2438; N 32° 47' 19'', E 35° 17' 34''), 9 km nördlich von Nazareth. Angesichts der geographischen Nähe zu Aram mag Rimmona auf die Gottesbezeichnung Rammānu zurückgehen.

3.3. (Sela-)Rimmon in Mittelpalästina

Ri 20 erzählt im Anschluss an die sog. Schandtat von → Gibea von Kämpfen zwischen Benjamin und den anderen Stämmen Israels, die für Benjamin mit einer schrecklichen Niederlage enden. 600 überlebende Benjaminiten fliehen von Gibea nach Osten und suchen in Sela-Rimmon („Granatapfelfelsen“) Zuflucht (Ri 20,45.47; Ri 21,13). Der Ort muss am Rand der Wüste gelegen haben und als Zufluchtsort geeignet gewesen sein.

Michmas 1

Dasselbe Rimmon wird in Jes 10,27 erwähnt. Der Kontext schildert einen von Norden kommenden, feindlichen Ansturm auf Jerusalem. Vermutlich bezieht sich der Text auf reale militärische Operationen, allerdings kaum auf den Angriff der Assyrer 701 v. Chr. (so erst der redaktionelle Kontext; Jes 10,5.12.24), die nicht von Norden, sondern von Westen über → Lachisch kamen, sondern ursprünglich eher auf das Anrücken des syrisch-ephraimitischen Heeres 734 v. Chr. (Donner, 1960, 30-38; → Syrisch-ephraimitischer Krieg). Auf jeden Fall zieht der Feind nicht auf dem direkten Weg über die Höhenstraße nach Jerusalem, sondern nimmt – vermutlich um die Grenzfestung → Mizpa zu umgehen – einen Umweg durch das Bergland östlich der Wasserscheide, und die Schilderung dieses Weges beginnt mit Rimmon.

Dieses Rimmon wird mit dem 6 km östlich von Bētīn (→ Bethel) gelegenen Rammūn identifiziert (Koordinaten: 1784.1484; N 31° 56' 05'', E 35° 17' 47''), das inmitten von Olivenbaumfeldern liegt und von dem aus man einen hervorragenden Blick bis nach Jericho und Jordanien hat und folglich die östlichen Zugangsstraßen kontrollieren kann. Nach Oberflächenscherben hat es hier schon in der → Eisenzeit I, aber auch in hellenistischer, römischer und byzantinischer Zeit sowie in späteren Epochen einen Ort gegeben. Dieser ist mit dem bei → Euseb (Onomastikon 144,11; Text Kirchenväter 3) und auf der Madaba-Karte belegten Remmōn identisch. Gegen die Gleichsetzung mit Rammūn ist allerdings anzuführen, dass es hier keinen markanten Felsen gibt, der die Ortsbezeichnung Sela-Rimmon „Granatapfelfelsen“ rechtfertigen würde. Man muss sich damit helfen, dass Sela „Fels“ metaphorisch einen geschützten Ort bezeichnen und sich dann vielleicht auch auf Höhlen beziehen kann, wie sie am Hang östlich von Rammūn als Zufluchtsorte gedient haben mögen und die der Erzähler von Ri 20f. gekannt haben mag (Grant, 194f). Arnold (1992) identifiziert Sela-Rimmon mit Maġarat el-Ǧaje im Wādī eṣ-Ṣwēnīṭ (Näheres → Michmas 1.6.).

3.4. Rimmon-Perez

Rimmon-Perez „Granatapfel-Schlucht“ wird in Num 33,19f in einer Liste als eine Station auf der → Wüstenwanderung Israels erwähnt, lässt sich jedoch im Bereich von Sinai und Negev nicht näher lokalisieren.

4. Hadad-Rimmon

Der aramäische Heerführer → Naaman bekennt sich nach seiner Heilung vor → Elisa zu Jahwe als einzigem Gott, dem allein er künftig huldigen will, außer wenn er seinen König in den Tempel des Rimmon begleiten muss (2Kön 5,17f). In Damaskus wurde, wie aramäische Königsnamen zeigen (vgl. z.B. → Ben-Hadad), vor allem Hadad (→ Adad) verehrt und Rammānu „Donnerer“ – von den Masoreten zu Rimmon „Granatapfel“ entstellt – ist als Beiname oder Lokalgestalt dieses → Wettergottes zu verstehen, belegt z.B. auch – obgleich textlich nicht ganz sicher – in der Liste der Schwurgötter in einem Vertrag zwischen Assurnerari V. und Matiel von Arpad (State Archives of Assyria II, Nr. 2 VI, 24f; weitere Belege und Diskussion s. Schwemer, 35.200.623-625). Nach Sach 12,11 hat man in der fruchtbaren Jesreel-Ebene um diesen Hadad-Rimmon (von → Hieronymus als Ortsname missverstanden) geklagt. Gemeint ist wohl ein Ritual, in dem jährlich am Ende der Regenzeit der Tod des Wetter- und Vegetationsgottes beklagt wurde.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993 (Halif, Tel; Rimmon, Chorvat)
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Arnold, P.M., Art. Rimmon (Place), in: The Anchor Bible Dictionary, New York 1992, V, 773f
  • Borowski, O., News from the Field: Tell Halif – Biblical Rimmon (?), BA 40, 1977, 99
  • Borowski, O., The Biblical Identity of Tel Halif, BA 51, 1988, 21-27
  • Donner, H., 1960, Israel unter den Völkern. Die Stellung der klassischen Propheten des 8. Jahrhunderts v. Chr. zur Außenpolitik der Könige von Israel und Juda (VT.S 11), Leiden
  • Donner, H., 1968, Der Feind aus dem Norden. Topographische und archäologische Erwägungen zu Jes 10,27b-34, ZDPV 84, 46-54
  • Grant, E., 1926, Rāmallāh, PEQ 58, 186-195
  • Greenfield, J.C., 1976, The Aramean God Rammān / Rimmōn, IEJ 26, 195-198
  • Keel, O. / Küchler, M., 1982, Orte und Landschaften der Bibel, Bd. 2: Der Süden, Zürich u.a.
  • Schwemer, D., 2001, Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden
  • Seger, J.D., Art. Chalif, Tel, in: The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993, 2, 553-559

Abbildungsverzeichnis

  • Karte: Das Gebiet nördlich von Jerusalem. © public domain (angefertigt von Klaus Koenen)

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