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Andere Schreibweise: Rephidim

(erstellt: Juni 2013)

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Der Ortsname Refidim bezeichnet eine Station auf dem Weg der Israeliten von Ägypten zum Sinai, und zwar die letzte Station vor dem Sinai, die sich jedoch nicht genauer lokalisieren lässt.

1. Name

Etymologisch ist Refidim (hebräisch: רְפִידִים refîdîm; griechisch: Ραφιδιν rafidin) möglicherweise von רפד RPD Piel „(das Lager) ausbreiten / aufschlagen“ (vgl. Hi 17,13) abzuleiten (vgl. Gesenius, 18. Aufl.). Refidim würde dann „Lagerplätze“ bedeuten und wäre ein sprechender Name. Erwogen wurde auch eine Ableitung von dem sabäischen Wort rpd „Terasse“.

2. Lage

Die Lokalisierung von Refidim ist umstritten. Vorgeschlagen werden (1) der Bergrücken er-Rafīd östlich des Golfes von Akaba und (2) das Wādī Refāyid beim Ğebel Ḥawētī / Ğebel Rufayyid (Erfayyid; Koordinaten: 036.782) nordwestlich des Ğebel Mūsā im Sinai-Zentralmassiv. Oder Refidim wird (3) mit Pharan / Tell el-Maḫārit im Wādī Fērān (Koordinaten: 015.791) identifiziert. Ferner wird der Ort (4) unter den Negeb-Siedlungen der ausgehenden → Eisenzeit I gesucht.

Die genaue Lokalisierung bleibt rein hypothetisch, doch ist sie im Blick auf die Funktion der Ortsangaben im Verlauf der Exoduserzählung von sekundärer Bedeutung. Mit den Ortsangaben will der Erzähler Authentizität suggerieren und so heilsgeschichtliche Ereignisse als zuverlässig erweisen.

Außer im Alten Testament findet Refidim bei Flavius Josephus und im Onomastikon des Eusebius Erwähnung und ist auf der Madabakarte (ΡΑΦΙΔΙΜ) abgebildet.

3. Die Biblische Überlieferung

3.1. Im Erzählverlauf

1) Refidim ist im Buch → Exodus der Schauplatz der dritten Murrerzählung (Ex 17,1-7; → Murren) nach dem Wasser-Wunder von → Mara (Ex 15,23-25a) und dem Manna-Wachtel-Wunder (→ Manna; → Wachtel) in der Wüste → Sin (Ex 16,1-36). Auf ihrer → Wüstenwanderung kommen die Israeliten nach Refidim (Ex 17,1-2). Dort begehren sie erneut gegen JHWH auf und stellen ihn damit auf die Probe. Deswegen erhält der Ort die Namen → Massa „Versuchung“ und → Meriba „Streit“ (Ex 17,7). Die Konfliktsituation wird entschärft, indem Mose in der Gegenwart Gottes am Horeb (Ex 17,6) mit seinem Stab auf den Felsen schlägt, so dass aus diesem rettendes Wasser kommt. Refidim wird hier also auch in der Nähe des Horeb verortet.

Eine Parallelüberlieferung findet sich in Num 20,2-13, dort allerdings in → Kadesch situiert.

2) Nachdem die innere Gefahr überstanden ist, droht eine äußere Bedrohung durch die → Amalekiter (Ex 17,8-16). Im Kampf gegen Amalek in Refidim ist Israel solange überlegen, wie Mose auf dem Gipfel eines Hügels seine Hand erhoben hält. Als er müde wird, sind → Aaron und → Hur so findig, seine Arme zu stützen. Der so unter der Führung des → Josua errungene Sieg führt zum Bau eines Altars, dem ein weiterer Name verliehen wird: JHWH ist mein Feldzeichen (Ex 17,15-16).

3) Da für die Berufung der Richter auf Rat des → Jitro hin (Ex 18) kein weiterer Ort genannt wird, kann Refidim als Schauplatz auch für diese Erzählung gelten.

4) Schließlich findet sich Refidim in Notizen, die auf den Weg der Israeliten zurückblicken (Ex 19,1-2) bzw. die Auszugsroute zusammenfassen. So wird bei der Ankunft am Sinai Refidim als letzte Station namentlich genannt, von der aus das Volk Israel in die Wüste Sinai gelangt (Ex 19,1). In einem Verzeichnis der einzelnen Stationen von Ägypten bis in die Steppen von Moab (Num 33,1-49) erscheint Refidim (Num 33,14-15) nach Mara, Elim, dem Schilfmeer, der Wüste Sin, Dofka und Alusch und ebenfalls vor der Ankunft am Sinai (Num 33,9-16).

3.2. Literarisches Wachstum

Im Hinblick auf die Frage, welche Erzählung ursprünglich am Ort Refidim haftet bzw. welche Lokalisierung welcher Quellenschrift bzw. Redaktion zuzuordnen ist, herrscht Uneinigkeit. So wird z.B. erwogen, ob die Lokalisierung einer vorpriesterschriftlichen Massa-Meriba-Erzählung (Ex 17,2-7) in Refidim durch die → Priesterschrift (Ex 17,1; Ex 19,1-2) erfolgte. In gleicher Weise habe die Priesterschrift die Amalekiter-Erzählung (Ex 17,8-16) in Refidim verortet. Dem wird entgegen gehalten, der Ortsname Refidim stamme als sprechender Name überhaupt erst aus der Amalekiter-Erzählung. Abgeleitet von einer weiteren Bedeutung von RPD Piel „stützen“ erinnere der Ortsname symbolisch an die Unter-Stützung des Mose durch Aaron und Hur bzw. die Unterstützung durch JHWH im Kampf gegen Amalek. Erst von dort habe der Ortsname Einzug auch in Ex 17,1 gehalten (Albertz, 290). Die Lokalisierung in unmittelbarer Nähe zum Horeb in Ex 17,6 sei dann erst durch einen spät-deuteronomistischen Redaktor erfolgt.

Sah die ältere Forschung Num 33 noch als Vorlage für die Aufbruchs- und Lagernotizen im Buch Exodus und Numeri, so wird mittlerweile die These vertreten, Num 33 sei abhängig von der Pentateuch-Redaktion und rückwärts gerichteten Itineraren, die Handels- und Militärwege beschreiben (Davies, 60ff).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Albertz, R., 2012, Exodus, Band I: Ex 1-18 (ZBK.AT 2.1), Zürich
  • Davies, G.I., 1979, The Way of the Wilderness. A Geographical Study of the Wilderness Itineraries in the Old Testament (MSSOTS 5), Cambridge
  • Mittmann, S. / Schmidt, G. (Hgg.), 2001, Tübinger Bibelatlas, Stuttgart
  • Noth, M., 1965, Das zweite Buch Mose. Exodus (ATD 5), Göttingen
  • Roskop, A.R., 2011 The Wilderness Itineraries. Genre, Geography and the Growth of Tora. Winona Lake, Indiana
  • Schmidt, L., 2004, Das vierte Buch Mose Numeri 10,11-36,13 (ATD 7/2), Göttingen
  • Seebass, H., 2007, Numeri. 3. Teilband Numeri 22,2 – 36,13 (BK.AT IV/3), Neukirchen-Vluyn

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Kadesch. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Mose werden die Arme hochgehalten (Rudolf von Ems, Weltchronik; 14. Jh.).

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