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Rechab / Rechabiter

(erstellt: Mai 2008)

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1. Name

Das Alte Testament kennt drei männliche Personen mit dem Namen „Rechab“ (רכב rekhāv). Die Bedeutung dieses Namens ist nicht mehr mit Sicherheit zu klären (HALAT 1152).

2. Rechab, der Sohn des Rimmon

Rechab und Baana hießen nach 2Sam 4,2-12 zwei Brüder aus → Beerot, die → Sauls Sohn Isch-Boschet (→ Eschbaal) zum Befehlshaber über seine Truppen eingesetzt hatte. Sie waren es allerdings auch, die Isch-Boschet während des Mittagsschlafs töten und den abgeschlagenen Kopf David überbrachten. Der zeigte sich jedoch nicht dafür erkenntlich, dass sie einen seiner potentiellen Widersacher beseitigt hatten, sondern ließ sie töten.

3. Rechab, der Vater des Malkija

Rechab heißt auch der Vater eines Malkija, der in Neh 3,14 im Rahmen des Neubaus der Stadtmauer Jerusalems als Wiedererbauer des Misttores genannt wird.

4. Die Rechabiter

Nur Jer 35 berichtet von Rechabitern (בֵּית הָרֵכָבִים bêt hārekhāvîm „Haus der Rechabiter“), einer Gruppe, die sich auf „Jonadab, den Sohn / Nachkommen des Rechab“ zurückführte (Jer 35,14). Bei ihm handelt es sich um dieselbe Person, die in 2Kön 10,15.23 erwähnt ist und die Revolution des → Jehu (9. Jh. v. Chr.) unterstützt hatte. Der Name Jonadab (יהונדב jəhônādāb) bedeutet „Jhwh zeigte sich freigiebig“.

Die Rechabiter befolgten eine sonderbare Lebensweise, die sie auf Anordnungen Jonadabs zurückführten (Jer 35,6f.): sie tranken keinen Wein, bauten keine Häuser, sondern lebten in Zelten; weder säten sie noch pflanzten sie Weinberge an. Eine religiöse oder sonstige Motivation für diesen Verzicht auf grundlegende Kulturlandgüter wird nicht genannt. Um 600 v. Chr. (→ Nebukadnezzar wird in Jer 35,11 erwähnt; vgl. 2Kön 24,1f.) gaben die Rechabiter ihr bis dahin freies Umherziehen wegen des politischen Drucks des babylonischen Reiches auf und nahmen in Jerusalem Wohnung. Obwohl sie damit im Widerspruch zu ihren Ordnungen in der Hauptstadt wohnten, stellte Gott ihren unbedingten Gehorsam der nicht auf ihn hörenden Bevölkerung Judas und Jerusalems als leuchtendes Vorbild vor Augen (Jer 35,13-17; zudem besteht ein Gegensatz zum Verhalten der judäischen Könige in Jer 34 und Jer 36) und sicherte ihnen, sich an die Zusage in Jer 33,17f. anlehnend, bleibenden Bestand in seiner Nähe zu (Jer 35,18f.).

Die Rechabiter lebten, aus der Sicht Jeremias, beispielhaft jenes Hören, das dem Volk Israel aufgetragen war (s. Jer 35,10.18 als Realisierungen von Dtn 5,27 und Ex 15,26), sogar dann noch, als Jeremia sie zum Weintrinken verleiten soll (Motiv der göttlichen Prüfung, vgl. Gen 22,1; Ex 15,25, u.a.). Der einzige namentlich bekannte Rechabiter ist Jaasanja „Jah (= Jahwe) erhört“ (Jer 35,3), von dem auch Vater (Jirmeja) und Großvater (Habazzinja) genannt werden.

Eine Identifikation der Rechabiter mit anderen Gruppen, etwa den → Nasiräern, bleibt äußerst unsicher, ebenso wie andere Bestimmungen (Frick: fahrende Schmiede; Keukens: Haussklaven; Levin: Streitwagenfahrer); zu Recht warnt Keown (195f.) vor solchen Spekulationen. Jüdische Angaben deuten auf die Existenz einer ähnlichen Gemeinschaft im 4. Jh. v. Chr. hin (vgl. Holladay, 246 mit Anm. 5), dem vermutlichen Entstehungsdatum des Jeremiabuches. Auch bei den frühen arabischen Nabatäern soll eine ähnliche Lebensgemeinschaft existiert haben.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992

2. Weitere Literatur

  • Fischer, G., 2005, Jeremia 26-52 (HThKAT), Freiburg, 261-278
  • Frick, F.S., 1971, The Rechabites Reconsidered, JBL 90, 279-287
  • Gamberoni, J., 1996, „… Jonadab, unser Vater, hat uns geboten …“, in: Backhaus, K. / Untergaßmair, F.G. (Hgg.), Schrift und Tradition (FS J. Ernst), Paderborn, 19-31
  • Holladay, W.L., 1989, Jeremiah 2: A Commentary on the Book of the Prophet Jeremiah, Chapters 26-52 (Hermeneia), Minneapolis
  • Keown, G.L., 1995, Jeremiah 26-52 (WBC 27), Dallas
  • Keukens, K.H., 1983, Die rekabitischen Haussklaven in Jeremia 35, BZ 27, 228-235
  • Levin, C., 1994, Die Entstehung der Rechabiter, in: I. Kottsieper / J. van Oorschot / D. Römheld, H.M. Wahl (Hgg.), „Wer ist wie du, HERR, unter den Göttern?“ Studien zur Theologie und Religionsgeschichte Israels (FS O. Kaiser), 1994, 301-317; auch in: C. Levin, Fortschreibungen. Gesammelte Studien zum Alten Testament (BZAW 316), Berlin / New York 2003, 242-255

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