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Psammetich I.

(664-610 v. Chr.)

Andere Schreibweise: Psammetichus I; Psametik I (engl.)

(erstellt: April 2010)

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Andere Schreibweisen: Psammetichus I, Psametik I (engl.)

1. Namen, Herkunft und Familie

Psammetich I. (Geburtsname: Psmṯk; Thronname: W3ḥ-jb-R‘) war der Begründer der 26. Dynastie (Saitische Dynastie; → Saiten; → Sais) und regierte von 664 bis 610 v. Chr. über Ägypten. Sein Vater, Necho I., war von den → Assyrern als König von Sais und → Memphis eingesetzt worden. Seine Ehefrau, Mehit-en-wesechet (C), war die Tochter des Hohenpriesters von → Heliopolis Harsiese. Sein Sohn → Necho II. folgte ihm später auf den Thron. Seine Tochter Net-iqeret (Nitokris) ließ Psammetich I. von der Gottesgemahlin des Amun in → Theben, Schepenupet II. adoptieren. Darüber hinaus sind zwei weitere Töchter Psammetichs I. bekannt (Vittmann 1975).

Psammetich I. war libyscher Herkunft. Sein Name bedeutete möglicherweise „Der Mann des Gottes Mṯk“. In ägyptischen Texten findet sich die Volksetymologie „Verkäufer des Mischweines“. Damit im Zusammenhang steht vielleicht die von Herodot (II, 151; Text gr. und lat. Autoren) berichtete Legende, dass Psammetich I. unwissentlich einen Orakelspruch erfüllte, dass der, der ein Trankopfer für den Gott → Ptah aus einer eisernen Schale darbrächte, König über Ägypten würde (Quegebeur 1990).

2. Historischer Abriss

Nachdem 671 v. Chr. der König von Assyrien → Asarhaddon Unterägypten erobert hatte, setzte er dort Kleinkönige ein; darunter Necho I., den er als König von → Sais und → Memphis bestätigte (Grayson 1975, 85-86, 127; Borger 1956, 65-66). Sein Sohn Psammetich I., in den assyrischen Quellen Nabu-šēzibani genannt, wurde als Fürst von Athribis eingesetzt (anders Kahn 2006, 260 Anm. 59). 669 v. Chr. konnte der Kuschitenkönig → Taharqo (→ Kuschitenzeit) Memphis zurückerobern. Necho I. und andere Fürsten im Nildelta versuchten sich von der assyrischen Herrschaft zu befreien. Assarhaddon starb auf dem Weg nach Ägypten, sodass Ägypten für Assyrien zunächst verloren ging (Grayson 1975, 86, 127). Um 667/666 v. Chr. eroberte → Assurbanipal, der Nachfolger Asarhaddons, Memphis zurück und bestätigte Necho I. als König, obwohl dieser sich als nicht loyal erwiesen hatte (Onasch 1994, 61-158).

665/664 v. Chr. fiel Tanwetamani, der Nachfolger Taharqos, im Nildelta ein und schloss Frieden mit den Deltafürsten. Psammetichs Vater Necho I. starb im Kampf gegen Tanwetamani (Herodot II, 152) und Psammetich floh zu den Assyrern. Assurbanipal eroberte erneut Memphis, plünderte Theben und setzte im Nildelta Vasallenkönige ein; darunter Psammetich I. als König von Sais und Memphis (Onasch 1994, 61-158).

In der Folgezeit gelang es Psammetich I., die Fürstentümer im Nildelta zu erobern und Athribis und Herakleopolis an sich zu binden. Er schloss eine Allianz mit Gyges, dem König von Lydien, und engagierte ionische und karische Söldner (Herodot II, 152,154). Schließlich band er in seinem neunten Regierungsjahr (656 v. Chr.) auch Theben politisch an sein Königreich, indem er seine Tochter Nitokris von der Gottesmutter des Amun Schepenupet II., einer Tochter Taharqos, und deren Nachfolgerin Amenirdis II. adoptieren ließ. Die sog. Adoptionsstele der Nitokris zeugt von den zahlreichen Liegenschaften, mit denen Nitokris ausgestattet worden war (Caminos 1950).

Im elften Regierungsjahr (654 v. Chr.) zog Psammetich I. gegen libysche Stämme und nach Libyen geflohene Deltafürsten, die versucht hatten, das Nildelta zurück zu erobern (Diodor I, 66,12). Dies wird auch durch eine Reihe von Stelen entlang der sogenannten Daschur-Straße bezeugt.

Psammetich I. weitete den Einfluss Ägyptens auf Syrien-Palästina aus, während Assyrien fortwährend in Kriege mit Babylonien und Elam verwickelt war. Die Erzählungen Herodots, dass Psammetich I. den → Skythen bei → Aschkelon entgegen zog und sie überredete umzukehren (Herodot I, 105) und dass er → Aschdod nach langer Belagerung einnahm (Herodot II, 157), sind wohl nicht historisch. Schließlich kämpften ägyptische Truppen 616 und 610 v. Chr. mit den Assyrern gegen die Babylonier (Grayson 1975, 91, 95-96). Sie konnten den Untergang Assyriens jedoch nicht mehr abwenden.

3. Denkmäler

Unter dem Eindruck der Bedrohung durch Assyrer, Libyer und Kuschiten ließ Psammetich I. Tell el-Kedua, Daphnae (→ Tachpanhes) und Tell el-Balamun im Osten, Marea im Westen und → Elephantine im Süden befestigen (Herodot II, 30; siehe auch Strabo XVII, 1,2-5; Diodor I, 67,1-7).

Laut Herodot (II, 153) erweiterte Psammetich I. den Tempel des Ptah in Memphis um eine Vorhalle und ließ einen Hof für den Apis-Stier errichten (siehe auch Strabo 17.1.31). Darüber hinaus vergrößerte er das Serapeum in Saqqara. Blöcke verweisen auf Bauaktivitäten in → Tanis, → Hermopolis Parva und → Heliopolis. Den Tempel der Nechbet in el-Kāb ließ Psammetich I. neu errichten. Im Norden von Karnak wurde im Auftrag der Gottesgemahlin des Amun, Nitokris, eine Kapelle für Osiris erbaut. Graffiti weisen auf Steinbruchexpeditionen im Wādī Hammamāt im 14. und 15. Regierungsjahr Psammetichs I. hin (Goyon 1957, 120-121).

4. Tod und Nachleben

Psammetich I. starb 610 v. Chr. und wurde im Vorhof des Tempels der Neith in Sais bestattet (Herodot II, 169). In einer demotischen Erzählung ist die Mumie Psammetichs I. der Gesprächspartner eines jungen Priesters (Erichsen 1956). Nach derselben Erzählung ist Psammetich I. östlich von Daphnae während einer Mondfinsternis gestorben, als er sich in Vorbereitung auf einen Feldzug befand (Smith 1990).

Neben den Königen Necho, Taharqo und Asarhaddon wird ein Eunuch Psamschek (Psammetich) in einer aramäischen Inschrift erwähnt, die auf die Wände eines Grabes bei Schēch Fadl (Mittelägypten) geschrieben worden ist. Die schlecht erhaltene Erzählung spielt also in der Zeit vor der Gründung der Saitendynastie (Lemaire 1995; Ryholt 2004, 496-497).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Lexikon der Pharaonen, 2. Aufl., München 1996
  • Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003

2. Texteditionen

  • Onasch, H.-U., 1994, Die Assyrischen Eroberungen Ägyptens (Ägypten und Altes Testament 27), Wiesbaden
  • Perdu, O., 2002, Recueil des inscriptions royales saites/1: Psammétique I, Paris
  • Ritner, R. K., 2009, The Libyan Anarchy. Inscriptions from Egypt's Third Intermediate Period (Writings from the Ancient World 21), Atlanta

3. Weitere Literatur

  • Borger, R., 1956, Die Inschriften Asarhaddons, Königs von Assyrien (Archiv für Orientforschung, Beiheft 9), Graz
  • Burnstein, S.M., 1984, Psamtek I and the End of Nubian Domination in Egypt, Journal of the Society for the Study of Egyptian Antiquities 14, 31-34
  • Caminos, R.A., 1964, The Nitocris Adoption Stela, Journal of Egyptian Archaeology 50, 71-101
  • Erichsen, W.C., 1956, Eine neue demotische Erzählung (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Geistes- und Sozialwissenschaftliche Klasse 2), Wiesbaden
  • Goyon, G., 1957, Nouvelles Inscriptions du Wadi Hammamat, Paris
  • Grayson, A.K., 1975, Assyrian and Babylonian Chronicles (Texts of Cuneiform Sources 5), Locust Valley
  • Kahn, D., 2006, The Assyrian Invasions of Egypt (673-663 BC) and the Final Expulsion of the Kushites, Studien zur Altägyptischen Kultur 34, 251-267
  • Kitchen, K.A., 1986, The Third Intermediate Period in Egypt (1100-650 BC), Warminster, 399-408
  • Lemaire, A., 1995, Les inscriptions araméenes de Cheikh-Fadl (Egypte), in: M. Geller / J.C. Greenfield / M.P. Weitzman (Hgg.), Studia Aramaica. New Sources and New Approaches. Papers Delivered at the London Conference of the Institute of Jewish Studies, University College, London, 26th-28th June 1991 (Journal of Semitic Studies Supplement 4), Oxford, 77-132
  • Lloyd, A.B., 1988, Herodotus Book II, Commentary 99-182, Leiden
  • Onasch, H.-U., 1994, Die assyrischen Eroberungen Ägyptens, 2. Bde. (Ägypten und Altes Testament 27), Wiesbaden
  • Quaegebeur, J., 1990, Les rois saites amateurs de vin, Ancient Society 21, 241-271
  • Ray, J.D., 1990, The names Psammetichus and Takheta, Journal of Egyptian Archaeology 76, 196-199
  • Ryholt, K., 2004, The Assyrian invasion of Egypt in Egyptian literary tradition. A survey of the narrative source material, in: J.G. Dercksen (Hg.), Assyria and beyond. Studies presented to Mogens Trolle Larsen, Winona Lake, 483-510
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  • Smith, M.J., 1990, Did Psammetichus I die abroad?, Orientalia Lovaniensia Periodica 22, 101-109
  • Spalinger, A., 1974, Assurbanipal and Egypt, Journal of the American Oriental Society 94, 316-328
  • Spalinger, A., 1974, Esarhaddon and Egypt. An analysis of the first invasion of Egypt, Orientalia 43, 295-326
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  • Spalinger, A., 1978, Psammetichus, King of Egypt: II, Journal of the American Research Center in Egypt 15, 49-57
  • Wessetzky, W., 1963, Die Familiengeschichte des Peteese als historische Quelle für die Innenpolitik Psametiks I., ZÄS 88, 69-73
  • Vittmann, G., 1975, Die Familie der saitischen Könige, Orientalia 44, 375-387

Abbildungsverzeichnis

  • Psammetich I. beim Opfer (Grab des Pabasa; Theben-West; 26. Dyn.). Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 12.5.2010

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