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(736-733 v. Chr.)

Andere Schreibweise: Pekah (engl.)

(erstellt: Februar 2017)

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1. Name

‎Der Name Pekach (hebräisch פֶּקַח pæqaḥ) kommt von dem hebräischen Verb פקח pqḥ „öffnen“ und bedeutet „er hat geöffnet“. Da פקח pqḥ in der Hebräischen Bibel meist zusammen mit „Augen“ verwendet wird, ergänzen viele Lexika hier dieses Objekt und übersetzen den Namen „er (nämlich: Gott) hat (die Augen) geöffnet“. Der Name ähnelt auffällig dem seines Vorgängers → Pekachja, doch ist das theophore Element jāh (= JHWH) ausgefallen. Eventuell usurpiert Pekach damit seinen Vorgänger auch hinsichtlich seines Namens.

2. Pekach, König von Israel

2.1. Zur Chronologie

Pekach ist der vorletzte → König des Nordreiches Israel. Seine Regierungsdauer wird mit zwanzig Jahren angegeben (2Kön 15,27), was zu Spannungen in der Chronologie führt, wenn man außerbiblische Belege hinzuzieht.

Die Inschriften von → Tiglat-Pileser III legen nahe, dass → Menahem diesem 738 v. Chr. Tribut zahlte (TUAT I 371), der Assyrerkönig aber schon 733 Hoschea als König über Israel einsetzt (TUAT I 374). Von den verbleibenden Jahren müssten mindestens zwei Pekachja zugerechnet werden, sodass als plausible Regierungszeit für Pekach der Zeitraum 736-733 übrig bleibt. Mögliche Lösungsvorschläge für dieses Problem sind die Annahme eines Gegenkönigtums Pekachs in → Gilead (vgl. 2Kön 15,25) oder eine Vereinnahmung der Regierungszeit von Pekachs assurfreundlichen Vorgängern (Frevel, 182-183).

2.2. 2Kön 15-16

2.2.1. 2Kön 15. Pekach wird in 2Kön 15,25 als Sohn Remaljas in die Handlung eingeführt, als er seinen Vorgänger in einer Verschwörung ermordet und dessen Platz einnimmt. Er tut dies als Vorkämpfer / Adjutant in einem besonders gesicherten Bereich des Palastes, was auf eine ausreichende Vertrautheit der beiden Personen schließen lässt. In 2Kön 15,27-31 wird er mit der Notiz über Herrschaftsübernahme, deren relative Datierung in das 52. Jahr des judäischen Königs → Asarja / Usija und seiner Disqualifikation mit Verweis auf die Sünde → Jerobeams in typischer Weise eingeführt. Neben der Verschwörung wird hier nur noch vom gravierenden Gebietsverlust erzählt, den das Nordreich durch einen Feldzug Tiglat-Pilesers III. erleidet. Pekachs Herrschaft endet mit einer Verschwörung seines Nachfolgers → Hoschea, was wiederum typisch für die letzten Nordreichkönige ist (2Kön 15,30; קשׁר qšr „sich verschwören“ wie in 2Kön 15,10.25). Daher fehlt auch eine Todesnotiz. Damit reiht sich Pekach in die Folge israelitischer Könige ein, die in 2Kön 15 sehr knapp beschrieben und disqualifiziert werden und bis auf Menahem alle ermordet werden. Der Abschnitt schließt mit dem typischen Verweis auf die übrige Geschichte, die im Buch der Geschichte der Königs Israels aufgezeichnet sei.

2.2.2. 2Kön 16. Erst aus der Südreichperspektive wird in 2Kön 16,5-9 erzählt, dass die Belagerung Jerusalems durch Pekach und → Rezin, den König von Aram, den Feldzug Tiglat-Pilesers III. gegen Israel und die damit einhergehenden Verluste (2Kön 15,29) ausgelöst haben könnte.

Auffällig ist hier, dass Pekach keine Erwähnung mehr findet, wohl aber vom Tod Rezins erzählt wird, wodurch Pekach seinen wichtigsten Verbündeten verliert. Rückblickend kann der Leser erschließen, dass die großen Gebietsverluste zur Zeit Pekachs eine Folge von → Ahas Tribut an Tiglat-Pileser III. sind. Dass in 2Kön 16,3 ein Südreichkönig dem Verhalten der Nordreichkönige nacheifert, legt für den Leser schon hier nahe, dass für das Südreich ähnliche Konsequenzen zu befürchten sind.

2.3. Jes 7-8

In Jes 7,1 wird der Bericht aus 2Kön 16,5 aufgegriffen und narrativ weiter entfaltet, ohne dass der Name Pekachs erwähnt wird. Er wird einmal als qualmender Holzstummel (Jes 7,4) und öfter als Sohn Remaljas bezeichnet. Rezin von Aram scheint durch Voranstellung und Nennung der wichtigere der beiden Partner zu sein.

Jes 7 ergänzt den Bericht aus 2Kön 16 insofern, als hier ein weiteres Anliegen der Koalitionäre genannt wird, nämlich einen eigenen König, den Sohn Tabeals, einzusetzen (Jes 7,6; → Syrisch-efraimitscher Krieg). Gleichzeitig betonen gerade Jes 8,6-8 einen Gedanken, der auch schon in 2Kön 16 angelegt ist: Die Angriffe Pekachs beschleunigen letztlich auch den Untergang Judas, weil Ahas sich daraufhin Assur unterwirft, was Juda umso mehr schaden wird.

Der in 2Kön 16 und Jes 7-8 beschriebene Feldzug des aramäischen bzw. syrischen Königs Rezin und des israelitischen bzw. efraimitischen Königs Pekach gegen den judäischen König Ahas wird spätestens seit Martin Luther → Syrisch-efraimitscher Krieg genannt (vgl. Werlitz, 270-271).

2.4. 2Chr 28

Der Bericht der → Chronik über Pekach weicht deutlich von 2Kön 16 ab. Dort kommt es zum Kampf zwischen Aram, Israel und Juda. Pekach fügt Ahas eine schwere Niederlage zu, die mit dessen Abfall von JHWH begründet wird. Die Folge ist eine Deportation von Südreichbewohnern in den Norden, die knapp durch den Propheten → Oded verhindert wird (2Chr 28,9-15). Das Hilfegesuch Ahas’ an Assur wird hier mit der Gefahr durch die Edomiter begründet und nicht mehr mit Aram und Israel. Beide dienen hier allein als Werkzeuge JHWHs, der mit ihnen den abgefallenen König Ahas bestraft.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928ff
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Encyclopaedia Judaica, 2. Aufl., Jerusalem 2007
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973-2015
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
  • Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (im Internet: http://www.bautz.de/bbkl/)

2. Weitere Literatur

  • Cogan, M. / Tadmor, H., 1988, II Kings (The Anchor Bible 11), New York
  • Frevel, C., 2016, Geschichte Israels, Stuttgart
  • Fritz, V., 1998, Das zweite Buch der Könige (Zürcher Bibelkommentare 10), Zürich
  • Hausmann, J., 1989, Art. פקח, in: ThWAT VI, Stuttgart u.a., 723-725
  • Sweeney, M. A., 2007, I & II Kings (The Old Testament Library), Louisville
  • Werlitz, J., 2002, Das Buch der Könige (Neuer Stuttgarter Kommentar Altes Testament 8), Stuttgart
  • Würthwein, E., 1984, Die Bücher der Könige. 1. Kön. 17 – 2. Kön. 25 (Das Alte Testament Deutsch 11), Göttingen

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