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(erstellt: Januar 2008)

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Nob ist eine Ortschaft in der Nähe Jerusalems, die im Alten Testament an sechs Stellen genannt wird (1Sam 21,2; 1Sam 22,9.11.19; Jes 10,32; Neh 11,32).

1. Name

nov

novæh

Die Septuaginta transkribiert den hebräischen Ortsnamen Nob in 1Sam 21,2; 1Sam 22,9.11.19 mit Νομβα Nomba, in Jes 10,32 übersetzt sie בְּנֹב bənov „in Nob“ dagegen mit ἐν ὁδῷ en hodōi „auf dem Weg“. Neh 11,32 fehlt in der Septuaginta.

2. Biblische Überlieferung

Die Ortschaft Nob wird in 1Sam 21,2-10 und 1Sam 22,6-23 als „Priesterstadt“ (1Sam 22,19) mit einem Heiligtum beschrieben, das in den genannten Texten als sehr bedeutsam erscheint, über diese hinaus aber in der Bibel keinerlei Erwähnung findet.

Das Heiligtum von Nob wird dabei offensichtlich als ein Nachfolgeheiligtum von → Silo stilisiert, was sich vor allem darin zeigt, dass der in 1Sam 21,2-10; 1Sam 22,9-16 genannte Priester Ahimelech genealogisch auf → Eli - und damit auf die Priesterschaft von Silo – zurückgeführt wird (vgl. 1Sam 14,3; 1Sam 22,20; 1Kön 2,27). Zudem befinden sich in Nob mit dem Schaubrottisch (vgl. 1Sam 21,6-7) und dem Efod (vgl. 1Sam 21,10; → Kultgeräte) Teile des Inventars des Offenbarungszeltes aus der Wüstenzeit Israels, das nach der Landnahme in Silo aufgestellt worden war (vgl. Jos 18,1).

Nach 1Sam 21,2-10 findet David auf seiner Flucht vor → Saul in Nob Zuflucht. Der amtierende Priester → Ahimelech versorgt ihn mit Nahrung, indem er ihn von den geweihten → Schaubroten des Heiligtums essen lässt (vgl. 1Sam 21,6-7) und bewaffnet ihn mit dem Schwert → Goliats, das nach Davids Sieg über den riesenhaften Philister offensichtlich im Heiligtum von Nob deponiert worden war (vgl. 1Sam 21,9-10).

Der Edomiter → Doëg, ein Vertrauter des Königs Saul, wird Zeuge von Ahimelechs Hilfe für David (vgl. 1Sam 21,8) und verrät den Priester von Nob bei Saul (vgl. 1Sam 22,6-10). Dieser nimmt grausame Rache und lässt ein Massaker an der Priesterschaft von Nob verüben, dem auch die gesamte Bevölkerung der Stadt zum Opfer fällt (vgl. 1Sam 22,11-19). Nur → Abjatar, ein Sohn Ahimelechs, kann entkommen und zu David fliehen (vgl. 1Sam 22,20-23).

Auf den Aufenthalt Davids bei Ahimelech und den Verrat des Doëg wird auch in der Überschrift von Ps 52 Bezug genommen; das Heiligtum von Nob wird dabei aber nicht erwähnt.

Über die Texte in 1Sam hinaus wird Nob noch im Kontext zweier listenartiger Aufzählungen von Ortschaften genannt (Jes 10,32; Neh 11,32).

Jes 10,32 erwähnt den Ort in einer visionären Schilderung eines feindlichen Heereszuges (vgl. Jes 10,28-32), der sich von Norden her auf Jerusalem zu bewegt. Mit der Ankunft in Nob, der letzten von zwölf Stationen dieses Aufmarsches, ist eine unmittelbare und akute Bedrohung der Hauptstadt gegeben (→ Michmas 2.3).

Neh 11,32 ist Teil einer umfangreichen Siedlungsliste, die die Verhältnisse zur Zeit Nehemias abbilden will. Hier wird Nob als Wohnort von Angehörigen des Stammes → Benjamin aufgeführt.

3. Lage und Identifizierung

Nob kann bislang mit keiner archäologischen Fundstätte sicher identifiziert werden. Aus Jes 10,32 lässt sich jedoch folgern, dass Nob nördlich von Jerusalem und in unmittelbarer Nähe zur Stadt liegen muss. Entsprechend wird Nob bisweilen auf der Erhebung des Rās el-Mešāref (Koordinaten: 1733.1323) am Skopusberg, 1 km nordöstlich des Felsendoms, vermutet. Diese Lokalisierung konnte bislang allerdings nicht durch archäologische Funde untermauert werden.

Eine plausible Gegenhypothese (vgl. Zwickel) bringt Nob mit der Ausgrabungsstätte Rās eṭ-Ṭamīm (Koordinaten: 1744.1333) am Osthang des Ölbergs, 2,5 km nordöstlich des Felsendoms, in Verbindung. Diese Identifizierung wird über archäologische Indizien hinaus durch die Siedlungsliste in Neh 11 gestützt, in der Nob zwischen den Ortschaften → Anatot (Chirbet Charūbbe, Koordinaten: 1745.1349) und Ananeja (el-’Āzarīje, Koordinaten: 1748.1305) genannt wird (Neh 11,32), was der geographischen Lage von Rās eṭ-Ṭamīm – relativ genau in der Mitte zwischen Chirbet Charūbbe und el-’Āzarīje – entspricht.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • אנציקלופדיה מקראית (Encyclopedia Biblica), Jerusalem 1964-1982
  • Dictionnaire Archéologique de la Bible, Paris 1970
  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • New International Dictionary of Old Testament Theology and Exegesis, Grand Rapids 1997
  • Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
  • Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, New York / London 2001
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Beuken, W. M. A., 2003, Jesaja 1-12 (HThK.AT), Freiburg u.a.
  • Dietrich, W., 1997, Die frühe Königszeit in Israel. 10. Jahrhundert v. Chr. (BE 3), Stuttgart u.a.
  • Klein, R. W., 1983, 1 Samuel (WBC 10), Waco (Texas)
  • Schroer, S., 1992, Die Samuelbücher (NSK.AT 7), Stuttgart
  • Stoebe, H. J., 1973, Das erste Buch Samuelis (KAT 8.1), Gütersloh
  • Wildberger, H., 1972, Jesaja 1-12 (BK.AT 10.1), Neukirchen-Vluyn
  • Zwickel, W., 1992, Bahurim und Nob, BN 61, 84-93

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