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(erstellt: März 2015)

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1. Botanisch

Nessel 1

In Palästina kommen verschiedene zumeist einjährige Nesselarten vor. Belegt sind einerseits die Römische Brennnessel (Urtica pilulifera), die häufig an Ruinenstellen anzutreffen ist, aber auch die Kleine Brennnessel (Urtica urens), die offene Standorte wie freie Felder bevorzugt. Darüber hinaus lieben Nesseln unkultivierte, bes. feuchte Stellen. Sie können eine Höhe bis zu 1 m erreichen. Ihre hervor-„stechende“ Eigenschaft ist darin zu sehen, dass ihre Blätter mit Haaren versehen sind, die beim Berühren einen stechenden, brennenden Schmerz verursachen und sogar zu Entzündungen der Haut führen können.

2. Nesseln im Alten Testament

Für folgende hebräische Bezeichnungen wird eine Identifikation mit Nesseln diskutiert, wobei letzte Sicherheit nicht zu erreichen ist (vgl. die Hinweise bei Zohary 1992 und Hepper 1986; zur Problematik der Unterscheidung zwischen dornigen und stechenden Pflanzen allgemein und speziellen Arten s. grundsätzlich Rüthy 1942, 15):

1. חָרוּל ḥārûl (Hi 30,7; Spr 24,31), evtl. auch eine Distelart, andere denken an eine Wolfsmilchart (Euphorbia); zur Diskussion siehe Rüthy 1942, 18;

2. קִמּוֹשׂ ḳimmôś (Spr 24,31; Jes 34,13; Hos 9,6), in jedem Fall ein „Unkraut“;

3. סִרְפַּד sirpad (Jes 55,13), möglicherweise Urtica urens L. oder eine andere Art von Nesseln.

Immer stehen Nesseln für eine unwirtliche gegenmenschliche Welt. Wo Kulturland wie Felder oder Weinberge nicht gepflegt, sondern sich selbst überlassen wurden, breiteten sich schnell Brennnesseln und andere dornige und stachlige Gestrüpparten aus (Spr 24,31), die im Falle einer Neuanlage der agrarischen Flächen nur mit großer Mühe zu beseitigen waren. Ein gängiger Topos von Gerichtsankündigungen ist es, dass eine Stadt oder ein Gebiet zum Trümmerfeld wird, zu dessen „Ausstattung“ dann die Überwucherung mit → Disteln und Nessel gehört (Hos 9,6; Jes 34,13; Zef 2,9). Das Leben zwischen Nesseln und Dornsträuchern charakterisiert auch eindrücklich die Bewohner von verlassenen, lebensfeindlichen Gegenden (Hi 30,7). Die von Gott für die → Exilsgemeinde am Ende des Buches → Deuterojesaja verheißene Heilszeit dagegen ist davon bestimmt, dass → Myrten statt Brennnesseln wachsen (Jes 55,13).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Darom, D., Die schönsten Pflanzen der Bibel, Herzlia o.J., 29
  • Hepper, F.N., Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie, Stuttgart 1992, 36f
  • Rüthy, Die Pflanze und ihre Teile im biblisch-hebräischen Sprachgebrauch, Bern 1942, 15f.17-19
  • Zohary, M., Pflanzen der Bibel. Vollständiges Handbuch, Stuttgart 2. Aufl. 1986, 162

Abbildungsverzeichnis

  • Kleine Brennnessel (Urtica urens). Aus: Wikimedia Commons; © H. Zell, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-3.0; Zugriff 12.1.2015.

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