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(erstellt: März 2013)

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1. Werdegang

Marcus Cocceius Nerva wurde im Jahr 30 n. Chr. geboren. Er machte gleichermaßen unter → Nero wie unter den flavischen Kaisern Karriere. Seit Anfang der 60iger Jahre im Senat unterstützte Nerva Nero im Zuge der Pisonischen Verschwörung (65 n. Chr.) und erhielt zum Dank die ornamenta triumphalia (Triumphalabzeichen siegreicher Feldherren in der Kaiserzeit; Der Triumph selbst blieb aus machtpolitischen Gründen seit → Augustus allein dem Kaiser vorbehalten) sowie eine Ehrenstatue. In den politischen Wirren des → Vierkaiserjahres unterstützte Nerva den letztendlich siegreichen Vespasian und bekleidete zusammen mit diesem das Amt eines Konsuls im Jahr 71. Auch unter → Domitian gehörte Nerva zu den führenden Senatoren und wurde zusammen mit dem Kaiser im Jahr 90 erneut Konsul.

2. Nervas Erhebung zum Kaiser und seine Regentschaft

Nachdem Domitian im September 96 ermordet worden war, erhob der Senat Nerva zum Kaiser. Nerva nannte sich nun „Imperator Nerva Caesar Augustus.“ Er ächtete die Erinnerung an Domitian (damnatio memoriae), verhinderte jedoch als Profiteur des alten Regimes die Verfolgung von dessen Anhängern.

Nerva begann einige innenpolitische Reformen, musste sich jedoch bald um die Regelung seiner Nachfolge kümmern, da der fast Siebzigjährige keine Söhne hatte und dies, wie schon die Nachfolgebemühungen des Augustus und die Ereignisse um → Galba im Jahr 70 gezeigt hatten, die Herrschaft destabilisieren konnte. Im Machtspiel verschiedener Gruppen adoptierte Nerva im Oktober 97 → Trajan und sicherte auf diese Weise seine Herrschaft. Kurz nach Antritt seines dritten Konsulats (zusammen mit Trajan) im Januar 98 verstarb Nerva und wurde auf Senatsbeschluss divinisiert (zur Gottheit erhoben).

3. Bedeutung

Mit Nerva lässt man traditioneller Weise die Zeit der sogenannten Adoptivkaiser (96-180 / 192) beginnen, da von nun an nicht mehr familiäre Herkunft, sondern der Akt der Adoption über die Nachfolge entschied. Bereits Galba hatte in Ermangelung eines leiblichen männlichen Erben diesen Weg beschritten, war jedoch gescheitert. Mit Nerva wird die Adoption eines Nachfolgers aus dem Kreis der Senatoren zum Herrschaft stabilisierenden Nachfolgeprinzip. In der ideologischen Konzeption senatorischer Geschichtsschreibung waren die Herrschaft der Julisch-Claudischen Familie (30 v. Chr. – 68 n. Chr.) und der Falvier (69-96) von einem zunehmenden Verfall der Herrschertugenden und einer Tendenz zur Tyrannei gekennzeichnet. Künftig sollte daher der jeweils beste nach Status, Ansehen und Fähigkeiten als Kaiser herrschen (Idee eines „optimus princeps“, eines „besten Kaisers“). Theoretisch wurde mit der Adoptionsnachfolge der Kreis möglicher Nachfolger auf die Gesamtheit des senatorischen Adels erweitert, was der Kaiserherrschaft zusätzliche Stabilität verlieh und die Akzeptanz von Usurpationen erschwerte.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Eck, W., 2000, Art. Nerva (2), DNP 8, 856-858

2. Weitere Literatur

  • Christ, K., 2005, Geschichte der Römischen Kaiserzeit. Von Augustus zu Konstantin, 5. Auflage, München
  • Hurter, S. M., 2003, Kaiser Roms im Münzporträt. 55 Aurei der Sammlung Götz Grabert, Stuttgart
  • Huttner, U., 2008, Die Römische Antike, Tübingen
  • Schipp, O., 2011, Die Adoptivkaiser. Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel, Lucius Verus und Commodus, Darmstadt

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