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(erstellt: August 2009; letzte Änderung: Januar 2015)

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Die Raupen von Kleidermotten (hebräisch ‘āš und – nur in Jes 51,8 belegt – sās; griechisch sēs) bevorzugen als Nahrung alle Arten von Stoffen (Sir 42,13; → Kleidung). Auf ihre schädlichen Wirkungen nehmen v.a. Vergänglichkeitsschilderungen Bezug: Wie Kleider, die von den Motten zerfressen werden, werden die Feinde des → Gottesknechts (Jes 50,9) und die Israels (Jes 51,8: ‘āš // sās) vergehen, aber auch der von Gott verfolgte Mensch (Hi 13,28). Ps 39,12 vergleicht gar das zerstörerische Werk JHWHs mit dem einer Motte. Um die Nutzlosigkeit und Kurzlebigkeit irdischen Reichtums geht es dagegen in Mt 6,19f; Lk 12,33; Jak 5,2, wenn kostbare Kleider den Motten anheimfallen.

Andererseits sind Motten leicht von Hand zu töten: Diese Erfahrung steht im Hintergrund von Hi 4,19, wenn die Menschen in ihrer Endlichkeit mit Motten verglichen werden, die man zerschlägt. Hi 27,18, wo häufig → Spinne statt Motte gelesen wird (so auch die Lutherübersetzung), spielt darauf an, dass die Mottenraupen aus abgenagten Stoffteilen und Gespinstfäden ein kleines, sackförmiges Gehäuse bauen. Mit diesem leicht zerstörbaren Gespinst wird das Haus des Frevlers verglichen, das keinen Bestand hat (vgl. Riede 2002).

Die Übersetzung von hebr. ‘āš in Hos 5,12 ist umstritten: G.R. Driver (1950) schlug vor, ‘āš dort mit „Eiter“ statt „Motte“ zu übersetzen. Dem sind mittlerweile viele Lexika und Kommentare gefolgt, obgleich sowohl textkritische als auch sachliche Gründe dagegen sprechen. Der Vergleich Gottes, der gegen das Land Ephraim zerstörerisch vorgeht, mit einer Motte setzt nämlich die Funktion des Kleides als einer „zweiten Haut“ des Menschen voraus. Dessen Zerstörung durch die Motte passt sachlich ausgezeichnet zu dem durch Wurm- bzw. Knochenfraß ausgelösten inneren Zerfall des im Bilde eines Körpers gefassten Landes (vgl. Riede 2009; → Gewürm).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Driver, G.R., Difficult words in the Hebrew Prophets, in: H.H. Rowley (Hg.), Studies in Old Testament Prophecy (FS Th.H. Robinson), New York 1950, 52-72, bes. 66f
  • Feliks, J., The Animal World of the Bible, Tel Aviv 1962, 126f
  • Møller-Christensen, V. / Jordt Jørgensen, K.E., Biblisches Tierlexikon (Bibel – Kirche – Gemeinde 4), Konstanz 1969, 165-167
  • Riede, P., Spinnennetz oder Mottengespinst? Zur Auslegung von Hi 27,18, in: ders., Im Spiegel der Tiere. Studien zum Verhältnis von Mensch und Tier im alten Israel (OBO 187), Freiburg (Schweiz) / Göttingen 2002, 107-119
  • Riede, P., „Ich aber war wie eine Motte für Ephraim“. Anmerkungen zu Hos 5,12, in: ders.; Schöpfung und Lebenswelt. Studien zur Theologie und zur Anthropologie des Alten Testaments (MThSt 106), Leipzig 2009, 139-150
  • Riede, P., Bilder der Vergänglichkeit. Studien zur alttestamentlichen Mottenmetaphorik (fzb 128), Würzburg 2013

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