die-Bibel.de

(erstellt: September 2006; letzte Änderung: Juni 2019)

Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/26797/

Mekal bezeichnet einen Gott, der in → Bet-Schean verehrt wurde. Sicher bezeugt ist er nur auf der sog. Mekal-Stele.

1. Die Mekal-Stele

Bei der sog. Mekal-Stele handelt es sich um eine hieroglyphisch beschriftete Stele, die nur 28 cm hoch und 20 cm breit ist. Sie wurde 1928 in Bet-Schean gefunden. Der Grabungsbericht von Rowe (1930, 10-17) nennt als Fundort Raum 1330, einen nördlichen Nebenraum des Eingangskorridors der spätbronzezeitlichen Tempelanlage, die aufgrund der Stele als Heiligtum des Gottes Mekal gedeutet wurde, und weist die Stele damit Stratum IXB der Spätbronzezeit IB zu (1450-1400 v. Chr.; 18. Dynastie). Die spätere Grabungsauswertung von James / McGovern (249f) korrigiert Rowes Angabe auf der Grundlage der Grabungsunterlagen: Demnach war der Fundort der genau über Raum 1330 gelegene Raum 1292. Die Stele gehört dann zu Stratum VIII der Spätbronzezeit IIB (13. Jh. v. Chr.; 19. Dynastie; vgl. Mullins, 36; Mazar, 159.163). Levy (373-375) hat diese spätere Ansetzung in die Zeit Ramses’ II. durch eine Untersuchung des Textes und der Ikonographie bestätigt.

Die Privatstele, die sich heute im Israel-Museum in Jerusalem befindet, ist von dem ägyptischen Beamten Pa-re-em-heb einst für seinen verstorbenen Vater, den Architekten Amen-em-apt, aufgestellt worden. Gewidmet ist sie „m‘-k3r (= semit. mkl), dem großen Gott, dem Herrn von Bet-Schean“, der dem Vater im Jenseits Leben, Wohlstand und Gesundheit gewähren soll. Im Bildteil der Stele stehen Vater und Sohn mit zur Verehrung erhobenen Armen und einer → Lotusblume in der linken Hand vor Mekal, der auf einem ägyptischen Thron sitzt und als Zeichen der Macht ein w3s-Zepter in der Linken und ein Lebenszeichen in der Rechten hält. Syrisch-palästinischer Tradition entsprechen der Bart und die hohe, konische Mütze mit zwei langen, hinten herabhängenden Bändern und Hörnern über der Stirn. Durch die sitzende Haltung erscheint Mekal als Gott des El-Typs (→ El).

Mekal wird vielleicht auch auf dem Fragment einer Fayenceschale genannt: ... m’]k3Gott b3[tšr ... „… Me]kal, Gott von Be[t-Schean ...“ (Rowe 1940, Pl. 67A 4,5).

2. Mekal: Epitheton eines Gottes oder Name eines eigenständigen Gottes?

Da ein Gott namens Mekal sonst nicht bezeugt ist, wird die These vertreten, Mekal sei das Epitheton eines unter anderem Namen bekannten Gottes.

Baal. Daraus, dass in Skythopolis, dem späteren Namen Bet-Scheans, insbesondere Dionysos verehrt wurde, hat man gefolgert, dass der alte Stadtgott eine dem Dionysos entsprechende Baal-Hadad-Gestalt war. Dafür hat man auch eine Darstellung der → Anat aus Str. VII angeführt. Mekal wird dann nicht als Name, sondern als Epitheton mit der Bedeutung „Sieger“ (< jkl „siegen“) verstanden.

Reschef. Speziell als Gestalt des Reschef kann man den Gott angesichts der Krone mit ihren Bändern sowie der ebenfalls möglichen Deutung von Mekal als „Vertilger“ (< klj „vertilgen“) oder „Fresser“ (< ’kl „fressen“) betrachten. Dafür hat man auch die Gottesbezeichnung ršp mkl angeführt, die in Zypern im 4.-3. Jh. v. Chr. mehrfach bezeugt ist, jedoch vor eigene Probleme stellt.

Unklar ist, ob wir es bei ršp mkl mit einem zwei Götter verbindenden Identifizierungsnamen zu tun haben oder mit Reschef als dem Gott eines bestimmten Ortes (Amyklae?; so die griechische Übersetzung in einer zweisprachigen Inschrift; s. KAI Nr. 37-40). Letzteres würde bedeuten, dass mkl kein Gottes-, sondern ein Ortsname wäre und mit dem Gott von Bet-Schean auf keinen Fall etwas zu tun hätte. Aber auch im ersten Fall liegt zwischen den Funden ein zu großer zeitlicher Abstand, um eine Verbindung anzunehmen.

Nach Levy (364-369) weist die Darstellung Mekals mehr Übereinstimmungen mit Baal als mit Reschef auf. Gegen die Verbindung mit Reschef spricht, dass dieser immer stehend dargestellt wird (nur in einem Ausnahmefall sitzt er, jedoch bewaffnet und in kämpferischer Pose). Lässt sich eine Verbindung zu Reschef oder Baal nicht herstellen, hätten wir es bei Mekal mit einer selbständigen Gottheit zu tun (vgl. Cornelius, 25f). Damit ist in der Tat zu rechnen, da wir angesichts der spärlichen Quellenlage nicht alle Gottheiten kennen, die in der Spätbronzezeit in Palästina lokale Verehrung genossen (Levy, 376). Aber vielleicht ist die Reschef-Gottheit hier deshalb so untypisch mit Thron und Herrscherinsignien statt mit Waffen dargestellt, weil sie als Stadtgott an der Spitze des lokalen Pantheon erscheint (Weippert, 295). Auf jeden Fall zeigt die Stele: Ägypter haben an lokalen Kulten teilgenommen.

Literaturverzeichnis

  • Cornelius, I., 1994, The Iconography of the Canaanite Gods Reshef and Ba‘al (OBO 140), Freiburg(Schweiz) / Göttingen
  • Eggler, J., Art. Mekal, in: Iconography of Deities and Demons: Electronic Pre-Publication (Stand: 26.10.2005)
  • James, F.W. / McGovern, P.E., The Late Bronze Egyptian Garrison at Beth Shan: A Study of Levels VII and VIII, 2 Bd.e, Philadelphia 1993
  • Levy, E., A Fresh Look at the Mekal Stele, Egypt and the Levant 28, 2018, 359-378
  • Lipiński, E., Resheph Amyklos (Studia Phoenicia 5), Leuven 1987
  • Mazar, A., The Egyptian Garrison Town at Beth-Shean, in: S. Bar / D. Kahn / J.J. Shirley (Hg.), Egypt, Canaan and Israel: History, Imperialism, Ideology and Literature: Proceedings of a Conference at the University of Haifa, 3-7 May 2009, Leiden / Boston 2011, 155-189
  • Mullins, R.A., Reflections on Levels XI–IX of the University Museum Excavations, in: Mazar, A. / Mullins, R.A., Excavations at Tel Beth-Shean 1989-1996, Bd. 2, The Middle and Late Bronze Age Strata in Area R, Jerusalem 2007, 23-38
  • Niehr, H., Religionen in Israels Umwelt (NEB.E 5), Würzburg 1998
  • Rowe, A., The Topography and History of Beth-Shan, with Details of the Egyptian and Other Inscriptions Found on the Site (Beth-Shan I), Philadelphia 1930
  • Rowe, A., The Four Canaanite Temples of Beth-Shan (Beth-Shan II:1), Philadelphia 1940
  • Schroer, S., 2011 Die Ikonographie Palästinas / Israels und der Alte Orient, Bd. 3, Die Spätbronzezeit, Fribourg 2011
  • Thompson, H.O., Mekal. The God of Beth-Shan, Leiden 1970
  • Vincent, L.H., Le Ba‘al cananéen de Beisan et sa parèdre, Revue Biblique 37 (1928), 512-543
  • Weippert, H., Palästina in vorhellenistischer Zeit (Handbuch der Archäologie: Vorderasien II/1), München 1988
  • Wimmer, S., El, Mekal and Ramses: The Statue from Beisan Again, Journal of Palestinian Archaeology 1 (2000), 32-35

Abbildungsverzeichnis

  • Die Mekal-Stele. Aus: A. Rowe, The Four Canaanite Temples of Beth-Shan (Beth-Shan II:1), Philadelphia 1940, Pl. IV

PDF-Archiv

Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download:

Abbildungen

Unser besonderer Dank gilt allen Personen und Institutionen, die für WiBiLex Abbildungen zur Verfügung gestellt bzw. deren Verwendung in WiBiLex gestattet haben, insbesondere der Stiftung BIBEL+ORIENT (Freiburg/Schweiz) und ihrem Präsidenten Othmar Keel.

VG Wort Zählmarke
die-Bibel.dev.4.17.7
Folgen Sie uns auf: