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Mardu-Amurru

(erstellt: Juni 2006)

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Vgl. auch → Wettergott.

Der babylonische Westland Gott Amurru (sumerisch Mardu) ist ein babylonischer Gott, der im Pantheon das Westland (akkadisch amurru „Westen“) und insbesondere die Nomaden des Westlandes, die Amurriter, aus babylonischer Perspektive verkörpert. Im amurritischen Kulturraum selbst spielt sein Kult keine Rolle. Unter anderem trägt Amurru auch die Züge eines Wettergottes: er hat den Beinamen Rammānu „Donnerer“, der sich dann auch als eigener Göttername etabliert, ohne eigentlich von Amurru unterschieden zu werden. In literarischen Texten wird Mardu-Amurru als blitzender, kriegerischer Sturmgott beschrieben; in einer Götterliste wird der Blitzgott Nimgir seinem Götterkreis zugerechnet. In der Glyptik der altbabylonischen Zeit findet man ihn oft gemeinsam mit Adad belegt. Neben Adad steht auch für ihn das Blitzsymbol, v.a. aber das Krummholz. Amurru wird jedoch nie mit dem Logogramm dIŠKUR geschrieben und auch in den bisher bekannten Götterlisten nie mit Iškur-Adad gleichgesetzt. Zumindest der Hadad von Damaskus trägt im 1. Jt. gleichfalls den Beinamen Rammān(u). Dies mag auch für andere Hadad-Gestalten (→ Adad) gegolten haben, da Rammān im aramäischen Onomastikon recht weit verbreitet ist; insbesondere in Babylonien dürfte oft aber der Gott Amurru gemeint sein. Eine unmittelbare Verbindung zwischen Rammānu als Beiname des Amurru und Rammān als Beiname des Hadad lässt sich auf der Basis der heutigen Quellenlage nicht aufzeigen. Auch der Gott Rammānu (dKUR) wird nie mit dem Logogramm dIŠKUR geschrieben oder in den babylonisch-assyrischen Götterlisten mit Adad assoziiert. Über die Frage, ob der Umstand, dass Mardu-Amurru Züge eines Wettergottes trägt, ursächlich mit der Tatsache zu verbinden ist, dass der Wettergott Haddu (→ Adad) neben dem Mondgott der prominenteste Gott des amurritischen Kulturkreises ist, kann man nur spekulieren. Es ist aber nicht auszuschließen, dass der wichtigste amurritische Gott in mancher Hinsicht bei der Konzeption eines die Amurriter im babylonischen Pantheon verkörpernden Gottes als Modell diente. Freilich sind Mardu-Amurru viele andere Züge – insbesondere der nicht-städtischen Nomaden – eigen, die dem Wettergott Haddu bzw. Adad fremd sind.

Literaturverzeichnis

  • Schwemer, D., 2001: Die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden (dort weitere Literatur)
  • Schwemer, D., im Druck, The Storm-Gods of the Ancient Near East: Summary, Synthesis and Recent Studies, JANER

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