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Mahl / Mahlzeit (AT)

(erstellt: Juni 2010)

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1. Begriffsbestimmung

Unter einem Mahl wird ein aus → Speisen und → Getränken bestehendes Essen und dessen (gemeinschaftliche) Einnahme verstanden. Diese Bedeutung hat gewöhnlich auch das Wort Mahlzeit, das ursprünglich jedoch die festgesetzte Zeit bezeichnet, zu der Mahl gehalten wird (vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 6, Leipzig 1885, 1459f.).

Im biblischen Hebräisch liegt mit dem Nomen מִשְׁתֶּה mištæh ein inhaltlich vergleichbarer Ausdruck vor. מִשְׁתֶּה mištæh ist u.a. das „Gastmahl, wobei Wein getrunken wird“ (Gesenius, 474), das „Gelage / Bankett“ (vgl. Gen 19,3; Gen 21,8; Gen 26,30; 1Sam 25,36; 2Sam 3,20; Est 5,4f.8.12.14; Est 6,14; Est 7,1; Jes 25,6; Jer 51,39). Häufig zu beobachten sind Umschreibungen mit verschiedenen Lexemkombinationen wie z.B. „einen Tisch bereiten“ (עָרַךְ שֻׁלְחָן ‘ārakh šulchān, vgl. Ps 23,5; Ps 78,19; Spr 9,2), „essen und trinken“ (אָכַל ’ākhal und שָׁתָה šātāh, vgl. 2Kön 9,34) oder „Brot essen“ (אָכַל לֶחֶם ’ākhal læchæm, vgl. Gen 3,19; Gen 37,25; Gen 43,32; 1Sam 20,24; Ps 14,4; Jer 41,1; Jer 52,33; Am 7,12). Neben dem Verb begegnen in diesem Zusammenhang oft auch nominale Ableitungen der Wurzel אכל ’kl „in sich einverleiben / essen“, darunter besonders אוֹכֶל ‘ôkhæl „Speise / Nahrung“, אָכְלָה ‘åkhlāh „Speise / Nahrung“, מַאֲכָל ma‘ăkhāl „Speise“ (vgl. 1Chr 12,41), טֶרֶף ṭæræf „Nahrung“ (vgl. Hi 24,5; Ps 111,5; Spr 31,15; Mal 3,10).

2. Mahlgemeinschaft

Essen und Trinken stellen im alten Israel und im Alten Testament mehr als nur Mittel zur Befriedigung physiologischer Bedürfnisse dar. Über diese elementare Funktion hinaus sind folgende Dimensionen charakteristisch. Sie können zwar nicht voneinander getrennt, aber unterschieden werden.

2.1. Die soziale Dimension

Festliche und bisweilen recht umfangreiche Mahlzeiten fanden bei wichtigen Ereignissen im Leben eines Menschen statt. Anlässe waren z.B. die Entwöhnungsfeier (vgl. Gen 21,8), der Geburtstag (vgl. Gen 40,20; Hi 1,4f.), die Eheschließung (vgl. Gen 29,22; Ri 14,10.12.17). War jemand gestorben, wurden seinen Angehörigen Speise und Trank gereicht, um sie zu trösten (vgl. Jer 16,7; Ez 24,17.22).

Am Totenmahl der Hinterbliebenen, das nicht nur bei einem Begräbnis stattfand, sondern auch später noch (so die Deutung von Dtn 26,14; 1Sam 10,2f.; 1Sam 20,6.29; Jes 65,4f.; Jer 16,5-8; Sir 7,33 [Lutherbibel: Sir 7,37]; Tob 4,17 [Lutherbibel: Tob 4,18] durch Schmitt, 503-507; vgl. Kühn, 495f.), nahmen nach verbreiteter Vorstellung auch die Verstorbenen teil. Davon zeugen entsprechende Gefäße, die häufig in oder bei Gräbern gefunden werden (vgl. Kamlah). Als Grabbeigabe dienten sie mit ihrem Inhalt zugleich der Versorgung der Toten im Jenseits (→ Jenseitsvorstellungen in Israel). Diese Praktiken und die religiöse Bedeutung der Ahnen stehen im Hintergrund von Dtn 26,14 (vgl. Hos 9,4): Von dem Jhwh vorbehaltenen Anteil der Erträge des Landes darf nichts für Tote und mit ihnen verbundene Riten verwendet werden. Er kommt stattdessen lebenden benachteiligten Personen (→ Leviten, → Fremden sowie → Witwen und Waisen) zu. Hier zeigt sich der besondere soziale Akzent des deuteronomischen Gesetzes auch beim Thema Essen und Trinken. Dass das Mahl im alten Israel Inbegriff von Solidarität mit Schwachen und Gastfreundschaft gegenüber Fremden war, geht auch aus anderen Quellen hervor (vgl. Gen 18,7f.; Gen 19,3).

Des Weiteren markieren Mahlzeiten die Lösung von Konflikten – sei es bei der friedlichen Einigung der Gegner (vgl. Gen 26,30; 2Sam 3,20; 2Kön 6,23) oder als Abschluss des Aktes der Tötung bei einer Siegesfeier (vgl. 2Kön 9,34; ähnlich auch Gen 37,25; Ps 23,5). Dieses Motiv begegnet auch in der altorientalischen Bildkunst. Herausragendes Beispiel dafür ist die Darstellung Assurbanipals und seiner Frau beim Festmahl unter dem im Baum hängenden Kopf eines getöteten Kontrahenten (vgl. Calmeyer, 271). Das gemeinsame Einnehmen einer Mahlzeit ist Zeichen der Gemeinschaft, des Einklangs, des gegenseitigen Vertrauens, das freilich auch enttäuscht oder missbraucht werden kann (vgl. 2Sam 13,27-29; Ps 41,10; Dan 11,26; Ob 7; Sir 20,17 [Lutherbibel: Sir 20,18]). Eine Trennung bei Tisch dokumentiert einen kulturellen bzw. sozialen Unterschied (vgl. Gen 43,32). Das Teilen und Verteilen von Essen und Trinken ist Ausweis sowohl zwischenmenschlicher Beziehungen als auch der Gottesbeziehung.

2.2. Die religiöse Dimension

Die Versorgung der anthropomorph vorgestellten Gottheiten sowie die Tischgemeinschaft mit ihnen bilden Raum und Zeit übergreifend wesentliche Aspekte des Opferkultes im gesamten Alten Orient (→ Heilige Mahlzeit). Die im Alten Testament erwähnten (vgl. u.a. Lev 1-7) und außerbiblisch bezeugten Opferarten unterscheiden sich hinsichtlich der Art und Weise der Darbringung (Deponierung, Verbrennung, Ausgießen), der maßgeblich daran beteiligten Personen bzw. Funktionsträger und der Opfermaterie, die pflanzlich (einschließlich Flüssigkeiten wie Wein, Öl, Honig) oder tierisch sein kann (→ Opfer).

Wegen des Fließens von Blut, das als Träger des Lebens galt (vgl. Gen 9,4), war das Töten von Tieren (und Menschen) ein religiös konnotierter Akt. Aber nicht bei jeder Schlachtung zur Fleischgewinnung handelte es sich um ein Opfer an einem Heiligtum (vgl. Gen 18,7; Gen 27,9-17; Gen 43,16; Ex 21,37; Dtn 12,15.20-22; 1Sam 25,11; 1Sam 28,24).

Grundsätzlich galten alle Lebens- und Nahrungsmittel als Gottesgabe (vgl. Dtn 12,15f.; Dtn 32,13; Ps 104,10-15.27f.; Pred 2,24; Pred 3,13; Hos 2,10f.; Hos 11,4). Ihr Entzug erscheint deshalb als Strafe für ein Fehlverhalten gegenüber der bzw. den (zuständigen) Gottheit(en) (vgl. Dtn 28,17f.; Hos 2,14; Hag 1,10f.; Hag 2,16-19).

2.3. Die psychologische Dimension

„Essen“ und „trinken“ stehen synonym für Wohlergehen und Lebensfreude (vgl. Gen 25,34; Gen 26,30; Ex 24,11; Ri 9,27; Ri 19,4.21; Rut 3,3; 1Sam 30,16; 2Sam 11,11.13; 1Kön 1,25; 1Kön 4,20; 1Kön 13,18; 1Kön 19,6.8; 2Kön 6,22f.; 2Kön 9,34; 1Chr 12,40; 1Chr 29,22; Est 4,16; Hi 1,5; Spr 23,7; Pred 3,13; Pred 5,17; Pred 8,15; Pred 9,7; Jes 21,5; Jes 22,13; Jer 15,16; Jer 22,15; Dan 1,12). Nicht essen und nicht trinken wollen oder können, ist umgekehrt Ausdruck von Kummer, Trauer, Sorge, Angst, Buße, Klage oder Zorn (vgl. 1Sam 1,7; 1Sam 20,34; 1Sam 28,20; 1Sam 30,11f.; 1Kön 21,4; Hi 33,20; Ps 102,5). Mit der Lösung des Problems oder der Aussicht darauf kehrt auch der Appetit zurück (vgl. 1Sam 1,8f.; 1Sam 17f.; 1Sam 28,21-25; 1Kön 18,41f.; 1Kön 19,5-8; 1Kön 21,5-7; Hi 42,11). Die üppige Versorgung mit Speisen und Getränken ist ein Bild für die eschatologische Heilszeit (vgl. Jes 25,6).

3. Speisen und Getränke

Die Mehrheit der Bevölkerung Palästinas in biblischer Zeit lebte von überwiegend vegetarischer Kost. Sir 39,26 [Lutherbibel: Sir 39,31] zählt im 2. Jh. v. Chr. (nur) Wasser, Salz, Weizen, Milch und Honig, Traubenblut und Öl als die Nahrungsmittel auf, die der Mensch zum Leben braucht.

Grundlage der meisten Speisen waren Getreide und Hülsenfrüchte. Neben den beiden häufigsten Getreidesorten Weizen (chiṭṭāh) und Gerste (śə’orāh) werden gelegentlich auch Emmer (kussæmæt, vgl. Ex 9,32; Jes 28,25) und Hirse (dochan, vgl. Ez 4,9) erwähnt. Außerdem gab es Linsen (’ǎdāšāh, vgl. Gen 25,34) und Bohnen (pôl, vgl. 2Sam 17,28; Ez 4,9).

Getreide wurde in unterschiedlichen Verarbeitungszuständen verzehrt. Wichtigstes Endprodukt war nach dem Mahlen das mit oder ohne Sauerteig hergestellte Brot, das beispielsweise mit Öl oder Weinessig vermengt gegessen wurde (vgl. Ex 29,2; Rut 2,14). → Brot hatte eine außerordentlich große Bedeutung für die Ernährung und besaß eine entsprechend hohe Symbolkraft. Das Wort לֶחֶם læchæm bezeichnete die „Nahrung“ an sich. Frisch geerntete Getreidekörner aß man auch über dem Feuer geröstet (qālî, vgl. Lev 2,14; Lev 23,14; Rut 2,14; 1Sam 17,17; 1Sam 25,18; 2Sam 17,28). In Lev 2,14 scheint eine Art Grütze aus gerösteten und zerstoßenen Körnern beschrieben zu sein.

Erwähnungen von Gemüse sind marginal. Nur von Knoblauch (šûm, vgl. Num 11,5), Zwiebeln (bāṣāl, vgl. Num 11,5), Lauch (chāṣîr, vgl. Num 11,5), Gurkengewächsen (qiššu’îm, vgl. Num 11,5; miqšāh, vgl. Jes 1,8; Jer 10,5) und Kapern (‘ǎvîjjônāh, vgl. Pred 12,5) ist die Rede. Welche essbaren Pflanzen sich hinter den Sammelbegriffen יָרָק jārāq „Kraut“ (vgl. 1Kön 21,2; Spr 15,17) und אוֹרָה ‘ôrāh „Kraut“ (vgl. 2Kön 4,39) verbergen, entzieht sich unserer Kenntnis.

Weitere wichtige Nahrungsquelle und Bestandteil vieler Mahlzeiten waren die Früchte von Feigenbaum (tə’enāh), Olivenbaum (zajit) und Weinstock (gæfæn) bzw. deren Veredelungsprodukte. Wein (jajin) und Olivenöl (šæmæn, vgl. Ex 27,20; jiṣhār) gehörten zu den weit über seine Grenzen hinaus geschätzten Erzeugnissen des palästinischen Kulturlandes. Daneben gab es Maulbeerfeigen (šiqmāh → „Sykomore“), → Datteln (tāmār / tomær „Dattelpalme“), → Granatäpfel (rimmôn), → Äpfel (tappûach, vgl. Jo 1,12), Nüsse (‘ägôz, vgl. Hhld 6,11), Pistazien (båṭnāh, vgl. Gen 43,11), Mandeln (šāqed, vgl. Gen 43,11; lûz, vgl. Gen 30,37) und Melonen (’ǎvaṭṭîach, vgl. Num 11,5). Früchte wurden auch getrocknet (ṣimmûqîm „Rosinen“, vgl. 1Sam 25,18; 1Sam 30,12; 2Sam 6,19; 2Sam 16,1) oder zu „Kuchen“ verarbeitet (‘ǎšîšāh „Traubenkuchen“, vgl. Hhld 2,5; Jes 16,7; Hos 3,1; dəvelāh „Feigenkuchen“, vgl. 1Sam 25,18; 1Sam 30,12), wobei es sich vermutlich nicht um ein Gebäck, sondern um eine verdichtete Masse konservierter Früchte handelt.

Zur Verfeinerung von Speisen und Getränken gab es Gewürze wie Salz (mælach, vgl. Lev 2,13; Hi 6,6), Kümmel (qæṣach / kammon, vgl. Jes 28,25.27), Koriander (gad, vgl. Ex 16,31; Num 11,7), Safran (karkom, vgl. Hhld 4,14), verschiedene Zimte (qinnāmôn, vgl. Hhld 4,14; qiddāh, vgl. Ez 27,19; qəṣî‘āh, vgl. Ps 45,9). Wichtigste Süßungsmittel waren Honig von wohl meist wilden Bienenvölkern (dəvaš, vgl. Ri 14,8.9.18; 1Sam 14,25) und wahrscheinlich auch Fruchtsirup. Unter allen Zutaten ragt das Olivenöl heraus.

Getränke waren Wasser (majim), nicht oder nur leicht gegorener Most (tîrôš), durch Gärung alkoholischer Flüssigkeiten gewonnene Essiglimonade (chomæṣ, vgl. Num 6,3; Spr 10,26; Spr 25,20) sowie Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch, die man auch zu „Butter“ (chæm’āh, vgl. Gen 8,18; zur Gewinnung des Butterfetts, vgl. Spr 30,33) und Käse (gəvînāh, vgl. Hi 10,10; šəfôt, vgl. 2Sam 17,29) verarbeitete. Alkoholische Getränke waren Wein (jajin), fermentierter Wein (chæmær, vgl. Dtn 32,14; Jes 27,2), vergorener Fruchtsaft und vielleicht auch Bier (→ Getränke). U.a. die beiden Letzteren verbergen sich möglicherweise hinter dem Sammelbegriff שֵׁכָר šekhār „Rauschtrank“. Von den negativen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums handeln Gen 9,21; Spr 23,20f.29-35; Jes 28,7f.

Fleisch – roh, gekocht oder gebraten (vgl. Ex 12,9) – gab es nur selten und zu besonderen Anlässen. Speisen bestanden in der Regel aus Getreide, Gemüse und Früchten. Üppige Mahlzeiten mit Fleisch und Wein waren eher das Privileg einer wohlhabenden Oberschicht (vgl. Dtn 32,13-18; 1Kön 5,3; Am 6,4-6). Die Sehnsucht nach den sprichwörtlichen „Fleischtöpfen Ägyptens“ (vgl. Ex 3,16) dürfte symptomatisch gewesen sein. Für die priesterschriftliche Urgeschichte stellt pflanzliche Kost die der ursprünglichen Schöpfungsordnung gemäße Nahrung des Menschen dar (vgl. Gen 1,29; → Vegetarismus), während der Genuss von Fleisch eher den Charakter eines Zugeständnisses an eine verdorbene (vgl. Gen 6,5.12; Gen 8,21) Welt hat: Der nachsintflutlichen Menschheit ist als Teil ihres Herrschaftsauftrages der Verzehr von Tierfleisch mit Ausnahme des → Blutes, das als Sitz des Lebens gilt, erlaubt (vgl. Gen 9,1-7).

Fleischlieferanten waren vor allem die domestizierten Nutztiere → Schaf, → Ziege und → Rind. Darüber hinaus wurden Wildtiere, v.a. → Damhirsch, → Gazelle und → Steinbock gejagt (vgl. Gen 27,3; Dtn 12,15.22; Dtn 14,5; Dtn 15,22; 1Kön 5,3; → Jagd). Zu den tierischen Nahrungsmitteln gehörten weiterhin Salz- und Süßwasserfische (vgl. Num 11,5; → Fisch), sogar im judäischen Bergland (vgl. Neh 13,16), was die Konservierung des Fisches voraussetzt. Auch Wildgeflügel (vgl. Ex 16,13; Num 11,31f.; 1Kön 5,3; Ps 105,40) und dessen → Eier (vgl. Dtn 22,6; Jes 10,14) kamen auf den Tisch.

Der Verzehr von Schweinefleisch war nach Lev 11,7 und Dtn 14,8 verboten. Doch Jes 65,4; Jes 66,3.17 zeigen, dass Schweinefleisch bei (aus der Sicht des Textes illegitimen) kultischen Mahlzeiten gegessen worden ist (→ Schwein). Spr 11,22 belegt zudem die Domestikation des Schweins. Dass Schweinefleisch auf dem Speiseplan der Bevölkerung im alten Israel stand, belegen auch die bei Ausgrabungen gefundenen Schweineknochen mit typischen Hack- und Schnittspuren (vgl. Hübner).

4. Art und Weise des Speisens und Trinkens

Lev 11 und Dtn 14 regeln, welches Fleisch gegessen werden darf und welches nicht. Speisetabus sind kulturell bedingt und entziehen sich einer restlosen logischen Erklärung. Im Hintergrund steht eine bestimmte Ordnung der Wirklichkeit (vgl. Janowski u.a., 214-218). Wie alt die Vorschriften in Lev 11 und Dtn 14 sind, und inwieweit sie im Alltag tatsächlich praktiziert wurden, lässt sich nur schwer bestimmen. Zahlreiche archäologisch nachweisbare Ausnahmen sprechen dafür, dass entweder die Speisetabus nicht all zu tief verwurzelt waren oder die Gesetzesobservanz zu wünschen übrig ließ (vgl. Hübner).

Üblich waren zwei Mahlzeiten am Tag: morgens und abends (vgl. Ex 16,8.12f.; 1Kön 17,6). Die umfangreichere und vorbereitungsintensivere ist in den Abendstunden anzunehmen (vgl. Ex 16,8.12f.). Üppiges Schmausen und Trinken bereits am Beginn des Tages entsprach nicht den Vorstellungen von einer idealen Lebensführung (vgl. Pred 10,16; Jes 5,11). Gleichwohl wird die Stärkung am Morgen als notwendig erachtet (vgl. Ri 19,5). Tagsüber gab es Zwischenmahlzeiten (vgl. ZusDan 2,32).

Bildliche Darstellungen zum Thema Essen und Trinken sind hauptsächlich aus Ägypten, (Nord-)Syrien und Mesopotamien bekannt (vgl. Calmeyer). Doch auch die Palästinaarchäologie vermag Auskunft darüber zu geben, was und wie im alten Israel gegessen und getrunken wurde. Ausgrabungen fördern Überreste von Nahrungsmitteln, verschiedenste Gefäße aus Keramik, Stein oder Metall für die Zubereitung oder Aufbewahrung von Speisen und Getränken sowie andere Ausstattungsgegenstände altisraelitischer Haushalte oder Modelle von Möbeln zutage.

Es gab Tische (šulchān, vgl. Ps 23,5) und Stühle (kisse’, vgl. 2Kön 4,10; → Möbel). Gegessen wurde mit den Fingern aus einer (gemeinsamen) Schüssel (vgl. Spr 19,24; Spr 26,15) – ggf. mit Hilfe eines Stückchens Brot. Messer (ma’ǎkhælæt) und (größere) Küchengabeln aus Metall (mazleg, vgl. Ex 27,3; Num 4,14; 1Sam 2,13f.) sind auch archäologisch belegt. Salblöffel und schöpfkellenförmige Libationsgefäße lassen auf die Existenz von Küchenutensilien mit ähnlicher Form schließen.

Dass zu einem (festlichen) Mahl selbstverständlich auch Musik gehörte, davon zeugen Jes 5,11f.; Am 6,4-6; Sir 32,5f. [Lutherbibel: Sir 32,7-9] und bildliche Darstellungen wie z.B. die eines Triumphmahles aus Megiddo aus dem 12. Jh. v. Chr. Tischsitten sind ein Thema der Weisheitsliteratur (vgl. Sir 31,12-32,11 [Lutherbibel: Sir 31,12-32,16]).

Literaturverzeichnis

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  • Calmeyer, P., Art. Mahlzeit. C: Archäologisch, RlA VII, 270f.
  • Fellmeth, U., Essen und Trinken im antiken Palästina, in: U. Mell (Hg.), Pflanzen und Pflanzensprache der Bibel. Erträge des Hohenheimer Symposions vom 26. Mai 2004, Frankfurt a. M. u.a. 2006, 71-89
  • Herrmann, W., Götterspeise und Göttertrank in Ugarit und Israel, ZAW 72 (1960), 205-216
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  • Janowski, B. / Neumann-Gorsolke, U. / Gleßmer, U. (Hgg.), Gefährten und Feinde des Menschen. Das Tier in der Lebenswelt des alten Israel, Neukirchen-Vluyn 1993
  • Kamlah, J., Grab und Begräbnis in Israel/Juda. Materielle Befunde, Jenseitsvorstellungen und die Frage des Totenkultes, in: A. Berlejung / B. Janowski (Hgg.), Tod und Jenseits im alten Israel und seiner Umwelt. Theologische, religionsgeschichtliche und ikonographische Aspekte (FAT 64), Tübingen 2009, 257-297
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  • Schmitt, R., Totenversorgung, Totengedenken und Nekromantie. Biblische und archäologische Perspektiven ritueller Kommunikation mit den Toten, in: A. Berlejung / B. Janowski (Hgg.), Tod und Jenseits im alten Israel und seiner Umwelt. Theologische, religionsgeschichtliche und ikonographische Aspekte (FAT 64), Tübingen 2009, 501-524
  • Stolz, F., Rausch, Religion und Realität in Israel und seiner Umwelt, VT 26 (1976), 170-186

Abbildungsverzeichnis

  • Bei Mahlzeiten pflegte man, gemeinsam aus einer Schüssel zu essen. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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