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(erstellt: April 2008)

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1. Begriff

Die Made, also die Larve der zweiflügeligen Fliege, die keine Gliedmaßen und keine Kopfkapsel besitzt, wird hebräisch רִמָּה rimmāh bezeichnet (von רמם rmm II „wurmstichig werden“).

2. Verwendung

2.1. Alltag

Die Erzählung von der → Wüstenwanderung der Israeliten in Ex 16 zeigt, dass gerade im heißen Klima der Befall von Lebensmitteln durch Maden ein Problem darstellte (Ex 16,24; → Wurm).

2.2. Verwesung und Tod

Drastisch wird der Befall durch Maden im → Hiobbuch beschrieben: In Hi 7,5 klagt Hiob darüber, dass seine vereiterte Haut mit Maden und Schorf bedeckt ist. Den Schrecken des Todes unterstreichen die Aussagen über das Wirken von Maden in Hi 17,14, Hi 21,26 und Hi 24,20. Auch Jes 14,11 setzt die Todessphäre der → Scheol in Szene, wenn dort Maden und → Würmer (תּוֹלֵעָה tôle‘āh) zum Lager des Königs von Babel werden (vgl. Sir 10,11; Lutherbibel: Sir 10,13). Der Text denkt bei den zum Lager ausgebreiteten Maden vielleicht an einen Madenteppich, der entsteht, wenn Maden in großen Mengen auftreten. Durch das Aneinanderreiben der Maden entsteht einerseits Wärme, andererseits ein unheimliches Rauschen, das anstatt von Harfen zu hören ist. Nach dem hebräischen Text von Sir 7,17 erwartet den Menschen nach seinem Tod die Made (רִמָּה rimmāh). Die → Septuaginta übersetzt die Stelle wohl in Anlehnung an Jes 66,24 (→ Wurm; vgl. Mk 9,48): „denn die Strafe der Gottlosen ist Feuer und Wurm (σκώληξ skōlex)“ (Lutherbibel: Sir 7,19). In Qumran (11QPsA 19,1 [Plea]) wird die Unfähigkeit der Toten, Gott zu loben, folgendermaßen beschrieben: „Eine Made (rmh) kann dich nicht preisen und ein → Wurm (twl ‘h) deine Gnade nicht verkünden“.

2.3. Der Mensch als Made

Die Bedeutungslosigkeit des Menschen gegenüber der göttlichen Majestät hat Hi 25,6 im Blick, wenn → Bildad den Menschen mit Wurm und Made vergleicht. Vielleicht ist auch in Jes 41,14 statt des ansonsten nicht belegten Wortes מַת mat eher רִמָּה rimmāh zu lesen: Jahwe verspricht dem Häuflein Jakob seinen Beistand.

2.4. Gott als Made

Der Begriff רָקָב rāqāv in Hos 5,12 muss wohl entgegen den Kommentaren u.a. von Wolff (BK.AT 14/1) und Rudolph (KAT 13/1) mit dem Wort „Made“ oder „Wurmfraß“ übersetzt werden (Riede, 2004/2007, 178-187). Jahwe selbst vergleicht sich hier in seiner Eigenschaft als Richter mit einer Motte, die Ephraim zerfrisst, und mit einer Made, die Fäulnis für das Haus Juda auslöst. Die prophetische Sprache bedient sich hier drastischer Bilder, um den politischen Verfall Judas und Ephraims hervorzuheben.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Bibeltheologisches Wörterbuch, Graz 1994
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
  • Handbuch theologischer Grundbegriffe zum Alten und Neuen Testament, Darmstadt 2006

2. Weitere Literatur

  • Janowski, Bernd (Hg.), 1993, Gefährten und Feinde des Menschen. Das Tier in der Lebenswelt des alten Israel, Neukirchen-Vluyn
  • Riede, Peter, 2000, Im Netz des Jägers. Studien zur Feindmetaphorik der Individualpsalmen (Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 85), Neukirchen-Vluyn
  • Riede, Peter, 2002, Im Spiegel der Tiere. Studien zum Verhältnis von Mensch und Tier im alten Israel (Orbis biblicus et orientalis 187), Freiburg (Schweiz) / Göttingen
  • Riede, Peter, (2004/2007), „Ich aber war wie eine Motte für Ephraim“. Anmerkungen zu Hos 5,12, ZAH 17/20, 178-187

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