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Lampe / Leuchte

(erstellt: Februar 2021)

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Die Fähigkeit, eigenes Licht nach Bedarf zu erzeugen, ist ein maßgeblicher Faktor in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit. → Feuer und künstliches Licht sind entscheidende Errungenschaften zur Förderung der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung. Sie bieten elementaren Schutz, verbessern die Lebensqualitäten, ermöglichen eine intensivere Kommunikation sowie eine Verlängerung der Arbeitszeit bis in die Nacht und damit die Zunahme der Produktion und auch die Weiterentwicklung handwerklicher Fertigkeiten.

Lampen gehören zu jenen Gegenständen, die in allen Lebensbereichen Verwendung fanden. Sie sind Bestandteile fast jeden Fundkontexts und zusammen mit → Keramik und → Münzen wichtige Mittel zur typologischen Datierung.

1. Typen künstlicher Lichtquellen

Künstliches → Licht lässt sich durch unterschiedliche Lichtquellen erzeugen, die je nach Kontext eine andere Bedeutung haben können. So spielte Licht im Privathaushalt grundsätzlich eine andere Rolle als im Kultbereich, wo beispielsweise das Tempelinnere mittels diffuser Beleuchtung in eine mystische Atmosphäre getaucht werden sollte. Folgende Beleuchtungsmittel lassen sich unterscheiden:

a) Die Fackel ist die älteste künstliche Lichtquelle und erzeugt offenes Feuer (→ Fackel). Es handelt sich um einen Stock, dessen oberes Ende mit brennbaren Materialen wie Öl (→ Olivenöl) oder Pech versehen oder umwickelt war. Fackeln wurden getragen oder in eine Halterung gesteckt. Literarisch und ikonographisch sind Fackeln belegt, archäologisch haben sich keine Überreste erhalten, lediglich Halterungen wie an einigen Häusern in Pompeji.

b) Die ersten Kerzen bestanden aus Stroh, Hanf oder Schilfrohr, das in Fette oder Harze getränkt war. Ab dem 2. Jh. v. Chr. wird zusammengerollter → Papyrus in flüssiges Bienenwachs getaucht, bis mit dem 1./2. Jh. n. Chr. in römischer Zeit Kerzen aufkommen, die mit den heutigen vergleichbar sind.

Lampe 01

c) Eine Öllampe ist ein Gefäß mit einem → Docht und Öl als Brennmaterial. Diese Form des Beleuchtungsträgers war gegenüber Fackeln besser kontrollierbar. Als Material wurden zunächst Ton, Stein, Alabaster oder Metalle verwendet.

d) Ein Leuchter ist ein ein- oder mehrarmiger Ständer für Öllampen, ein Kandelaber ist ebenfalls ein derartiger Ständer, jedoch ist er immer mehrarmig. Mit Ständern wurde das Licht höher gestellt, um eine größere Fläche zu beleuchten. Wie Öllampen konnten sie aus Ton, Stein oder Metall bestehen.

e) Ein Kienspan ist von Harz durchtränktes Holz, das vor allem in Mitteleuropa zum Entzünden von Lampen verwendet wurde. Literarisch ist eine Nutzung schon für das klassische Griechenland belegt.

2. Brennstoffe

Die frühesten archäologisch nachweisbaren Brennstoffe waren Holz, Tierfette und pflanzliche Öle. Der Brennstoff einer Öllampe war kostbar. Der großzügige Umgang damit ist daher ein Indiz für sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand.

Als Docht wurden in Mesopotamien im 3. Jt. v. Chr. verdrehte Pflanzenstränge verwendet, wie es literarisch von der sog. buṣinnu-Pflanze überliefert ist. In späterer Zeit bestand der Docht aus Baumwolle, Flachs oder anderen Pflanzenfasern.

Eine im häuslichen Gebrauch verwendete Öllampe strahlte etwa so viel Licht aus wie eine einzelne Kerze. Die Lichtintensität konnte jedoch mit zusätzlichen Dochten erhöht werden. Die Brenndauer nahm dann jedoch ab.

3. Literarische Überlieferung

Licht steht metaphorisch für Leben. Zusammen symbolisieren Licht und Feuer Schutz gegen alles Übel, aber auch Reinigung und Neuanfang. In der literarischen Überlieferung werden Öllampen zumeist im kultisch-sakralen Sinne erwähnt, weniger im Zusammenhang ihrer profanen Bedeutung als bloße Lichtquelle.

3.1. Altes Testament (Klaus Koenen)

Im Hebräischen bezeichnet נֵר ner (zur Variante נִיר nîr s.u.) eine Lampe und מָאוֹר mā’ôr (von אוֹר ’ôr „Licht“) einen Leuchter (vgl. → Menora). מָאוֹר mā’ôr kann auch die Gestirne als Leuchten charakterisieren (Gen 1,14-16; Ps 74,16; Ez 32,8). Beide hebräischen Begriffe werden vor allem für Lampen und Leuchter verwendet, die zur Innenausstattung von Heiligtümern gehören. Im fiktiven, von der → Priesterschrift entworfenen Zeltheiligtum der Wüstenzeit (→ Stiftshütte) steht ein siebenarmiger Leuchter (→ Menora) mit sieben Lampen aus reinem Gold (Ex 25,37; Ex 35,14; Ex 37,23; Ex 39,37; Ex 40,4.25; Num 4,9). Morgens und abends soll → Aaron diese Lampen versorgen (Ex 30,7-8; vgl. Lev 24,3-4; Num 8,2-3) und über Nacht sollen sie brennen (Ex 27,21; Lev 24,3), und zwar mit Öl (Ex 25,6; Ex 35,8.14.28; Ex 39,37; Num 4,16), sogar bestem Olivenöl (Ex 27,20; Lev 24,2, wo auffälligerweise jeweils von nur einer Lampe die Rede ist). Im Heiligtum von → Silo gab es nach 1Sam 3,3 eine „Lampe Gottes“. Im Salomonischen Tempel zu Jerusalem sollen zehn wohl einarmige, goldene Leuchter mit Lampen gestanden haben (1Kön 7,49; 2Chr 4,7.20-21). 1Chr 28,15 erwähnt demgegenüber auch silberne Leuchter mit Lampen. 2Chr 13,11 spricht von nur einem Leuchter, den die Priester allabendlich anzünden sollen, und hat dabei wohl die → Menora des nachexilischen Tempels vor Augen. Den Tempel geschlossen und dessen Lampen ausgelöscht zu haben, zählt 2Chr 29,7 zu den Sünden der Väter. Nach Jer 52,19 haben die Babylonier bei der → Zerstörung Jerusalems auch die Leuchter des Tempels erbeutet.

Seltener als diese kultischen Leuchter werden Öllampen erwähnt, wie sie zur Grundausstattung eines Hauses, sogar eines Gästezimmers gehörten (2Kön 4,10). Eine Lampe über Nacht brennen zu lassen, gilt als Zeichen von Wohlstand (Spr 31,18). Wichtig war eine Lampe, wenn man etwas suchte. Zef 1,12 kündigt an, dass Jahwe Jerusalem mit Lampen durchsuchen wird, um Übeltäter aufzuspüren.

In bildlicher Sprache sind Lampe und Leuchter wie → Licht sehr positiv besetzt, bereiten sie doch der negativ konnotierten, weil gefahrvollen Finsternis ein Ende. Das Leuchten der Augen erfreut das Herz (Spr 15,30). Wenn Jahwes Lampe über einem Menschen leuchtet (Hi 29,3) oder Gott die Lampe eines Beters leuchten lässt, geht es den betreffenden Menschen gut (Ps 18,29; in der Parallelstelle, 2Sam 22,29, wird Gott selbst metaphorisch als Leuchte bezeichnet). Das Ausgehen einer Lampe bedeutet dementsprechend Untergang und Tod (Hi 18,6; Hi 21,17; Spr 13,9; Spr 20,20; Spr 24,20; Jer 25,10). Bildlich werden Gottes Wort und Gesetz als Leuchte gepriesen, da auch sie den Weg weisen (Ps 119,105; Spr 6,23). In Personennamen wie → Abner („der Vater [= Gott] ist eine Leuchte“) wird Gott selbst als heilvolle Leuchte gepriesen. In einer → Vision sieht → Sacharja einen Leuchter mit sieben Lampen, die je sieben Schnauzen haben, so dass 49 Flammen brennen, und diese Lampen stehen für die sieben Augen Gottes, die alles sehen (Sach 4,2.10). Dementsprechend stehen die Sünden der Menschen vor dem Licht von Gottes Angesicht (Ps 90,8). Spr 21,4 bezeichnet die Sünde voll Ironie als Leuchte der Frevler.

In der Königstradition kann → David metaphorisch „Leuchte Israels“ genannt werden (2Sam 21,17). Ein deuteronomistischer Bearbeiter (→ Deuteronomismus) bezeichnet auch nachfolgende Davidische Könige als Leuchte (נִיר nîr), um der Erwählung der Davidischen Dynastie Ausdruck zu geben (1Kön 11,36; 1Kön 15,4; 2Kön 8,19 par. 2Chr 21,7; vgl. Ps 132,17).

Jesus Sirach vergleicht das schöne Gesicht einer Frau mit der Lampe auf einem heiligen Leuchter (Sir 26,17; Lutherbibel: Sir 26,22).

3.2. Neues Testament (Klaus Koenen)

Im Griechischen bezeichnet λαμπάς lampas eine Fackel, aber auch eine Öllampe. Die bekannteste Erwähnung findet sich im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (Mt 25,1-13; vgl. Lk 12,35). Sie alle hatten über Nacht Öllampen mitgenommen, doch nur die klugen hatten auch einen Vorrat an Öl dabei. Wie sie sollen die Angesprochenen gut vorbereitet sein, und zwar auf die stets zu erwartende Wiederkunft des Herrn. Nach Joh 18,3 waren die Leute, die Jesus beim Verrat des Judas festnahmen, mit Laternen (φανός phanos) und Fackeln ausgerüstet. Paulus redete nach Apg 20,8 in Troas bis Mitternacht in einem Raum, der von vielen Fackeln oder Lampen erleuchtet war. Der Seher der Johannesoffenbarung sieht um den Thron Gottes sieben Fackeln mit Feuer, die für die sieben Geister Gottes stehen (Apk 4,5). In einer weiteren Vision sieht er sieben Engel, die nacheinander in ihre Posaune stoßen; beim dritten Posaunenstoß sieht er einen großen Stern vom Himmel fallen, brennend wie eine Fackel (Apk 8,10).

λύχνος lychnos bezeichnet ebenfalls eine Lampe, aber auch einen Leuchter. Nach einem bekannten Wort der Bergpredigt stellt man eine Lampe nicht unter einen Scheffel, sondern auf ein Leuchtergestell (λυχνία lychnia), damit sie Helligkeit spendet (Mt 5,15; Mk 4,21; Lk 8,16; Lk 11,33). Im Gleichnis von der verlorenen Drachme zündet eine Frau einen Leuchter an, um sie wiederfinden zu können (Lk 15,8). Ein Bildwort nennt das Auge eine Leuchte des Leibes, um dessen Bedeutung als Wahrnehmungsorgan hervorzuheben (Mt 6,22; Lk 11,34.36). Joh 5,35 bezeichnet Johannes, den Täufer, metaphorisch als brennenden Leuchter. 2Petr 1,19 betrachtet das prophetische Wort als Leuchte in der Finsternis. Zum Untergang Babylons gehört nach Apk 18,23, dass dort kein Leuchter mehr Licht spenden wird. Auf der anderen Seite braucht das himmlische Jerusalem weder Sonne noch Mond, da das Lamm Gottes sein Leuchter sein wird (Apk 21,23). So werden die Erlösten keine Leuchter mehr benötigen, da Gott ihnen im Eschaton leuchten wird (Apk 22,5).

λυχνία lychnia meint ein Leuchtergestell, einen Leuchter und Kandelaber. Hebr 9,2 verweist auf das Wüstenheiligtum des Alten Testaments und dessen Leuchter. In der Johannesoffenbarung ist vielfach von Leuchtern die Rede. Als Bild stehen sie für die sieben Gemeinden der Sendschreiben (Apk 1,12-13.20; Apk 2,1.5). In Apk 11,4 werden zwei „Zeugen“, die weissagen werden, bildlich als Leuchter bezeichnet.

4. Archäologische Funde

Die ältesten Funde sind ab dem 4. Jt. v. Chr. in Mesopotamien zu fassen. Es handelt es sich um einfache, leicht eckige Tonschalen mit nach innen gedrückten Rändern als Halterung für den Docht. Sie waren z.T. bemalt, der Standfuß konnte erhöht sein. Die Grundform dieser Lampen bleibt durch die Jahrtausende weitgehend unverändert in Gebrauch. Außer aus Ton konnten sie auch aus Materialien wie → Stein oder → Alabaster gefertigt sein. Eine Sonderform stellen Lampen dar, die aus den sog. Tridacna-Muscheln gefertigt wurden. Diese Muschellampen erscheinen erstmals gegen Ende des 4. Jt.s v. Chr. mit dem Beginn der Ǧemdet-Nasr-Zeit in Ur.

Mit dem Beginn der sumerischen Zeit im 3. Jt. v. Chr. setzen sich die bisherigen Lampentypen fort. Lampen in der Form von Muschellampen werden nun auch aus anderen Materialen wie Ton, Stein oder Metall hergestellt. Parallel dazu wird die bisherige eher quadratische Form der Öllampen durch eine weitere Variante mit ovalem Korpus und flacher Basis ergänzt. Der Dekor der Lampen nimmt zu. Sie können nun mit tierförmigen Applikationen und Einlagen aus Lapislazuli (→ Edelsteine) geschmückt sein. Die überwiegende Mehrheit der Lampenfunde besteht bis auf den Typus der Muschellampen aus Ton.

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Die Form der Lampen bleibt im 2. Jt. v. Chr. unverändert. Einzig weitere Dekormaterialen wie Beschläge aus Bronze oder → Silber kommen ergänzend hinzu. Die in der Späten Bronzezeit den gesamten Mittelmeerraum umfassenden → Handelsverbindungen bewirken eine breite Verteilung der Öllampen, sodass insbesondere die einfachen quadratischen und ovalen Lampenformen in Mesopotamien, Ägypten, der Levante, der Ägäis und dem griechischsprachigen Raum vorkommen. Besonders in der Levante wird der Korpus der ovalen Lampen mit zunehmender Zeit runder und voluminöser, die Ränder werden verdickt und zum Teil nach innen umgeschlagen.

Ein neuer Lampentypus tritt mit den sog. Tüllenlampen in der Kassitenzeit (ca. 1580-1200 v. Chr.) auf. Es handelt sich dabei um offene Öllampengefäße, deren langgezogener Schnabel wie eine Tülle zum Ausgießen geformt war. Oftmals zierten Symbole des Licht- und Feuergottes Nuska die Lampe. Die verwendeten Materialen bestanden auch hier aus Ton, Stein, Kupfer oder Bronze.

Die schon erwähnten einfachen ovalen Lampenformen der Späten Bronzezeit werden in der Eisenzeit beibehalten. Der Schalenkorpus wird im Laufe der Zeit flacher. Somit setzt er als gesamte Lampenschale auf dem Boden auf und nicht mehr überwiegend punktuell. Parallel bildet sich in der südlichen Levante ein leicht abgesetzter Standfuß bei den Lampenschalen heraus.

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In persischer Zeit tritt eine neue Lampenform auf. Waren die Lampengefäße zuvor grundsätzlich offen, wurden sie nun durch das Zusammenknicken der Ränder kurz hinter dem Ausguss über dem Gefäßbauch halb geschlossen. Vergleichbar dem Prinzip eines Henkels konnten die Lampen besser getragen werden. Die Öffnung zum Nachfüllen des Lampenöls war indes immer noch groß genug, um ein bequemes Eingießen zu ermöglichen, sodass auch diese Lampenform immer noch zu den offenen Gefäßtypen zu zählen ist. Parallel dazu treten im Zuge der zunehmenden Kulturkontakte auch Lampen aus dem griechisch-ägäischen Raum auf, wie beispielsweise solche mit einem schwarzen Glanztonüberzug, der Metall imitieren sollte.

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Mit dem beginnenden Hellenismus gegen Ende des 4. Jh.s v. Chr. verändert sich die Öllampenproduktion. Obgleich wenige Lampen immer noch scheibengedreht hergestellt werden, revolutioniert das Herstellungsverfahren mittels Matrizen die Lampenfertigung. Eine Massenproduktion entsteht, durch die der neue Lampentypus im gesamten hellenistischen Kulturraum Verbreitung findet. Es herrscht eine Produktvielfalt, wie sie zuvor nie dagewesen ist. Henkel können als vertikale Griffhenkel oder kurze Handreiche gestaltet sein.

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Offene Lampen haben – wie antike Literatur und Darstellungen auf griechischen Vasen bezeugen – gravierende Nachteile: das Öl wurde häufig verunreinigt oder von Tieren gefressen (vgl. Batrachomyomachia 180: die Göttin Athena beschwert sich bei ihrem Vater Zeus, dass Mäuse das Lampenöl gefressen hätten). Diesem Problem begegnete man dadurch, dass man den Lampenkörper bis auf ein Loch für das Eingießen von Öl schloss. Zuweilen wurde dieses Loch mit einem Deckel verschlossen, der jedoch aus organischem Material bestand und deswegen meist nicht mehr erhalten ist. So kommt es, dass sich die Lampengefäße von einem ursprünglich geöffneten zu einem geschlossenen Gefäß entwickelten.

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Die Spiegelfläche der Lampe wird durch diese Entwicklung größer und gewinnt an Platz für Dekor. Das Motivrepertoire umfasst mythologische und kultische Szenen, aber auch solche des Alltages, von Wettkämpfen und Gladiatoren, der Erotik oder des Spottes. Daneben kamen jedoch auch geometrische, florale oder tierische Motive auf. Lokale Unterschiede bereichern die Grundform, so zeichnen sich beispielsweise die Öllampen aus Ephesos durch eine entweder gerundete oder dreieckige und spitzzulaufende Schnauze aus. Besonders die hellenistischen Lampen aus Ägypten weisen zahlreiche Sonderformen auf. Solche Öllampen konnten je nach Funktion als Boote oder Häuser, aber auch als Menschen oder Tiere bzw. als bestimmte Körperpartien, wie Kopf, Fuß oder Hand, gestaltet sein.

In Judäa treten im 1. Jh. v. Chr. die sog. Herodianischen Lampen auf. Im Vergleich zu den ephesischen Lampen ist der Korpus gerundeter und voluminöser, die Öffnung des Spiegels ist vergrößert und die Schnauze horizontal trapezförmig mit betonten Enden gezogen. Möglicherweise orientiert sich dieser Lampentypus an nabatäischen Lampen, wie sie zahlreich in Petra und Oboda gefunden worden sind.

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In der römischen Kaiserzeit (ab 1. Jh. n. Chr.) steigert sich die Formen- und Typenvielfalt noch einmal deutlich. Neben den zahlreichen Beispielen aus Ton gibt es auch eine große Menge aus Metall und schließlich auch aus Glas. Neben den bisherigen Öllampen mit und ohne Griff kommen auch Hängelampen oder aufwendig gearbeitete Kerzenständer und mehrflammige Kandelaber vor. Laternen und Lampenhäuser runden die Vielfalt ab.

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Mit der Spätantike und der damit beginnenden byzantinischen Epoche (etwa ab 4. Jh. n. Chr.) werden die Lampentypen im Nahen Osten und der Levante wieder einfacher. Der Übergang von der Schnauze zum Korpus der Lampe wird gleichmäßiger ohne hervortretende Formen gestaltet. Die Öllampe erreicht dadurch wieder ihre ursprüngliche ovale Form. Die Schnauze endet abgerundet. Das Einfüllloch des Öls wird vergrößert und der Spiegel damit reduziert. Insgesamt ähneln die byzantinischen Lampen daher eher den vorhellenistischen offenen Lampentypen, wenngleich sie immer noch zu den geschlossenen Gefäßformen zu zählen sind. Der Dekor beschränkt sich auf einfache geometrische Motive. Zuweilen geben christliche Kreuze Hinweise auf die Glaubensrichtung der Nutzer. Der Grundtypus dieser Lampen ist bis in die frühe islamische Zeit in Gebrauch, dann jedoch mit floraler Motivik ergänzt.

5. Zur kulturhistorischen Bedeutung von Lampen

5.1. Im Kult des Alten Orients und Ägyptens

Licht als Symbol für Leben verheißt Neuanfang, Schutz und Reinigung. Durch das rituelle Entzünden einer Öllampe wird Licht lebendig und seine schützenden Funktionen aktiviert.

a) Alter Orient. Keilschrifttafeln aus dem 4. und 3. Jt. v. Chr. erwähnen die Verwendung von Öllampen im Rahmen verschiedener Rituale. Während des Entzündens einer Öllampe kann der Gott Nuska angerufen werden, der als Gott über Feuer und Licht sowie als Beschützer in der Nacht und Dunkelheit gilt. Die frühesten Zeugnisse dieser Anrufungstexte werden in die Frühdynastische Zeit IIIa (ca. 2600 v. Chr.) datiert. Nuska wurde nicht nur gegen schlechte Träume angerufen, sondern auch bei nächtlichen Ritualen, die zum Schutz eines Kranken ausgeführt wurden: Liballiṭ marṣu „Möge er [=Nuska] den Kranken am Leben erhalten“ (Šurpu IV 104). Dieser Gott findet sich daher in Abbildungen auf Lampen bzw. wird als Lampe oder Kerzenständer bzw. Kandelaber selbst dargestellt. Auch während der Maqlû-Beschwörungen zur Abwehr von bösen Zaubern und Hexereien gehörte Nuska zu den angerufenen Göttern. Im Zuge der bīt mēseri-Rituale zum Schutz des Hauses gegen das Eindringen böser Mächte und zur medizinischen Behandlung wurden Öllampen hinter das Bett des Erkrankten gestellt; auch hier zuweilen unter Anrufung des Nuska.

Während des Babylonischen Neujahrsfestes scheinen Öllampen beim bīt salā’ mê-Ritual eine Rolle gespielt haben. Sie werden nämlich in Briefen an die neuassyrischen Könige → Asarhaddon (681-669 v. Chr.) und → Assurbanipal (669-631/627 v. Chr.) als Teil der Ausstattung der sog. Rohrhütte erwähnt, die in diesem Ritual von Bedeutung war.

Die beschriebenen Rituale gehörten scheinbar zum festen Curriculum eines āšipu, eines Gelehrten und Heilers, und wurden zum Teil auch noch in hellenistischer Zeit praktiziert.

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b) Ägypten. Hier war es Brauch, während einer Geburt ein Licht zum Schutz für Mutter und Kind zu entzünden. Dies wird an den sog. Froschlampen deutlich, die überwiegend im privaten Hauskontext gefunden wurden. Der Frosch erscheint hier als ein apotropäisches Symbol der Göttin Heket, der Göttin der Entbindung. Mitunter wiesen die sog. Froschlampen (→ Frosch) zusätzlich auch eine Darstellung des Gottes → Bes auf. Der zwergenförmige und besonders hässlich dargestellte Gott sollte mit seinem Aussehen Böses abschrecken und fernhalten. Das Licht symbolisiert hier neben dem Schutz für Mutter und Kind auch das neue und sich stetig erneuernde Leben. Einen der frühesten epigraphischen Belege bietet die Inschrift zu einer Darstellung von der Geburt des Gottkönigs in Luxor aus der 18. Dynastie (16.-13. Jh. v. Chr.). Auch nach der Geburt benötigten Mutter und Kind noch besonderen Schutz; sie waren nämlich noch unrein und damit bis zur rituellen Reinigung vom religiösen Leben und dessen Schutz ausgeschlossen.

Zudem spielten Licht und dessen Entzünden eine besondere Rolle in Initiationsprozessen und Hochzeitsbräuchen. Analog dazu waren Lampen auch im Tod von Bedeutung. So wurde der Verstorbene im Rahmen der Totenwache (Prothesis) Tag und Nacht bewacht, bevor ihm als Beigabe neben anderen Objekten Öllampen mit ins Grab gegeben wurden. Des Weiteren wurden – wie in heutiger Zeit – für die Toten regelmäßig Lampen angezündet, so beispielsweise in der Neujahrsnacht und am Neujahrstag im Mittleren Reich in Ägypten (22.-18. Jh. v. Chr.). Auch hier symbolisiert das Licht Schutz und das neu angefangene, auferstandene Leben im Jenseits. Die Bedeutung von Licht im pharaonischen Ägypten wird auch anhand der zahlreichen Lampenfeste deutlich. Diese sog. Lampadeia-Feste waren verschiedenen Göttern geweiht und konnten entweder als Lichter- und Fackelprozessionen gestaltet sein. Die sog. Lychnopatroi waren für das Entzünden und Tragen der Lampen und Fackeln zuständig. Zuweilen wurden Lampen wohl auch um das Haus herum aufgestellt.

5.2. Im Privatbereich

Seit wann Öllampen zum festen Standardinventar von privaten Wohnhäusern zählen, ist für den mesopotamischen Raum aufgrund der mangelnden Befundlage schwer zu rekonstruieren. Für Kleinasien, Griechenland und den italischen Raum kann durch Grabungsfunde nachgewiesen werden, dass Öllampen spätestens seit der griechisch-klassischen Zeit (490/480-330 v. Chr.) im alltäglichen Gebrauch waren. Im Verlauf und mit zunehmender Hellenisierung gewannen die Häuser an Luxuriösität. Durch Mosaiken, Wanddekor und zusätzliche Gegenstände wurden sie aufgewertet und soziales Prestige und wirtschaftlicher Wohlstand öffentlich zur Schau gestellt. Bei den Öllampen verdeutlicht sich dies durch zunehmenden Formenreichtum. Die Einführung der Matrizentechnik zur Herstellung von Öllampen bewirkte eine Massenproduktion, die sich in Vielfalt und Erschwinglichkeit äußert. Es ist schließlich ein Charakteristikum, dass in den öffentlich-repräsentativen Räumen eines Privathauses mittels prächtigem Hausinventar und Ausstattung, wie Lampen oder Kandelaber, das soziale Prestige der Familie präsentiert wurde. Die Privaträume hingegen waren nicht nur einfacher gestaltet, sondern auch ausgestattet. Der archäologische Befund der Privathäuser (sog. Burnt House in Jerusalem; Wohl Museum Jerusalem) im heutigen jüdischen Viertel der Altstadt Jerusalems spiegelt dies beispielhaft wider.

5.3. Auf Straßen und in öffentlichen Gebäuden

Für den Alten Orient machen zwei Textpassagen, eine in der Hymne auf Ḫendursanga (A 14-17), eine in einer altbabylonischen Erzählung (CT 15 6 vii 8’-9’), wahrscheinlich, dass es in Babylonien eine Institution von Nachtwächtern gab, die sog. ḫā’iṭum (George). Der Gott Ischum wird hier unter anderem als Nachtwächter (dEN.MI.DU.DU, bēlu mūttallik muši) und Herr der Straßen (bēl sūqi, sukkal sūqi) erwähnt. Auch werden verschiedene Formen der Straßenbeleuchtung in Babylonien deutlich, deren Regelung jedoch eher privat als institutionell erfolgte. Erst im ausgehenden Hellenismus entwickelt sich wohl die Aufgabe des Lampenträgers. Die sog. Lampadarii bzw. Lanternarii waren zunächst Sklaven, konnten im Laufe der Zeit jedoch gemietet werden und deren Nutzung entwickelte sich zu einem Statussymbol. Fackeln und Öllampen boten freilich nur spärliches Licht. Von der römischen Kaiserzeit bis zur Spätantike scheint das Problem der Beleuchtung von größeren Straßen anhand eines dualen Systems aus privater und staatlicher Organisation gelöst worden zu sein. So gab es in Rom beispielsweise schon im 1. Jh. n. Chr. Lampen, die an öffentlichen Plätzen aufgestellt und die hierfür extra mit der Inschrift LUCERNA PUBLICA versehen waren. In spätrömischer Zeit war die öffentliche Beleuchtung staatlich organisiert.

Beleuchtungsgeräte sind überall dort zu finden, wo sie notwendig waren. Archäologisch ist die Beleuchtung von Bibliotheken, Badehäusern und öffentlich-administrativen Gebäuden anhand von Öllampen, Wandlampen, Leuchtern und Fackeln für die griechisch-römische Zeit belegt. Gleichwohl waren auch in den vorherigen Epochen entsprechende Beleuchtungsträger vorhanden.

5.4. Bei Fischfang und Schifffahrt

Lampen fanden auch in Leuchttürmen und der Schifffahrt Verwendung. Nach Berichten antiker Zeitgenossen wurde mittels einer Art verschlossener Lampenkonstruktion, die am ehesten wohl mit einer Laterne zu vergleichen ist, auf der Insel Euböa Fischfang betrieben (Oppian, Halieutica 5,425; Claudius Aelianus, de natura animalium 2,8). Die genaue Konstruktion der ἰπνός genannten Lampe muss jedoch offenbleiben.

Ein bekanntes Beispiel für eine antike Lichtquelle ist der Pharos von Alexandria, bei dem das Sonnenlicht möglicherweise von einem von Archimedes von Syrakus (um 287-212 v. Chr.) konstruierten Metallhohlspiegel (→ Spiegel) reflektiert wurde.

5.5. Im Bergbau

Im Bergbau wurden Lampen zur Beleuchtung, aber auch zur Zeitmessung genutzt. Nach Plinius dem Älteren (23-79 n. Chr.) mussten die Arbeiter in den punischen Silberminen im heutigen Südspanien nach dem Zeitmaß ihrer Öllampen arbeiten (Plinius, Naturalis historia 33,97). In der Kaiserzeit betrug die Brenndauer einer Öllampe etwa 3 Stunden, möglicherweise ist auch für die Silberbergwerke Puniens von einer ähnlichen Zeitspanne einer Arbeitsschicht auszugehen. Auch war die Gefahr ausströmender Gase im Bergbau bekannt. Das Ausströmen konnte zum Erlöschen der Öllampe, aber auch zu einer Explosion führen.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928-2018
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973-2015
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001 (Lampe; Leuchter)
  • The British Museum Dictionary of Ancient Egypt, London 1995
  • Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003
  • Gods, Demons and Symbols of Ancient Mesopotamia, 4. Aufl., Austin 2000
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006
  • Herders Neuer Bibelatlas, Freiburg u.a. 2013

2. Weitere Literatur

  • Amiran, R., 1969, Ancient Pottery of the Holy Land. From its Beginnings in the Neolithic Period to the End of the Iron Age, Jerusalem
  • Bailey, D.M., 1996, A Catalogue of the Lamps in the British Museum IV. Lamps of Metal and Stone, and Lampstands, London
  • Brunner, H., 2. Aufl. 1986, Die Geburt des Gottkönigs. Studien zur Überlieferung eines altägyptischen Mythos (Ägyptologische Abhandlungen 10), Wiesbaden
  • George, A.R., 2015, The Gods Išum and Ḫendursanga: Night Watchmen and Street-lighting in Babylonia, JNES 74, 1-8

Abbildungsverzeichnis

  • Bestandteile einer Öllampe. Mit Dank an © Biblisch-Archäologisches Institut, Wuppertal; SaM 13024
  • Alltagsöllampe der Späten Bronzezeit. Mit Dank an © Biblisch-Archäologisches Institut, Wuppertal; SaM 13020
  • Persische Öllampe mit charakteristisch zusammengeknickten Rändern. Mit Dank an © Biblisch-Archäologisches Institut, Wuppertal; SaM 13019
  • Hellenistische Öllampe mit hochgezogenem reliefierte Spiegel („Strahlen“) und reliefierter Amphoren-Darstellung auf dem Schnauzengang sowie Farbresten einer Kranzdarstellung um das Füllloch. Mit Dank an © Biblisch-Archäologisches Institut, Wuppertal; SaM 13023
  • Hellenistische Öllampe mit breitem Spiegel mit floralem Reliefdekor, dreieckiger Schnauze und Resten von Bemalung auf dem Spiegelkranz. Mit Dank an © Biblisch-Archäologisches Institut, Wuppertal; SaM 13024
  • Hellenistische Öllampe, sog. Ephesos-Lampe, mit Reliefdekor auf Schulter und Schnauzengang und dreieckiger Schnauze. Mit Dank an © Biblisch-Archäologisches Institut, Wuppertal; SaM 13012
  • Sog. Gladiatorenlampe (3. Jh. v. Chr.). Römisch-Germanisches Museum, Köln; Abb. aus: Wikimedia Commons; nach © BS Thurner Hof, Wikimedia Commons, lizenziert unter Creative Commons-Lizenz, Attribution-Share Alike 3.0 Unported; Zugriff: 28.12.2020
  • Byzantinische Öllampe mit Reliefdekor und Rußresten an Schnauze. Mit Dank an © Biblisch-Archäologisches Institut, Wuppertal; SaM 13354
  • Sog. Froschlampe aus römischer Zeit mit stilisiertem Reliefdekor (1.-3. Jh. n. Chr.). Mit Dank an © Privatsammlung

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