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(erstellt: Dezember 2015)

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1. Ort der Juditerzählung

Kona (Κωνα kōna) ist ein Ort, der nur in der → Juditerzählung und dort auch nur in einem Teil der Textüberlieferung erwähnt wird. Nach Jdt 4 wollen die Israeliten Jerusalem und den Tempel vor den anrückenden → Babyloniern, die von → Holofernes, dem Feldherrn → Nebukadnezars, geführt werden, schützen und rufen deswegen im Rahmen einer allgemeinen Mobilmachung dazu auf, die Hauptzugangsstraßen nach Jerusalem zu besetzen. Noch vor Orten wie → Jericho und Bet Horon, die am Anfang des Aufstiegs der östlichen und westlichen Zugangsstraße liegen, nennt Jdt 4,4 (nicht in der Lutherbibel) an erster Stelle das ansonsten unbekannte Kona, das dem Kontext nach auch am Aufstiegspunkt einer Zugangsstraße gelegen haben dürfte, und zwar der nördlichen, da die Babylonier nicht von Süden zu erwarten waren.

Eine zweite Erwähnung des Ortes findet sich in Jdt 15,4, falls dort „Kona“ statt des sonst nicht belegten Ortes „Kola“ zu lesen sein sollte. Doch gibt es für diese Textänderung keinen Anhalt in der Handschriftenüberlieferung.

2. Lage

Kona 1

Kona wird zuweilen mit ūn identifiziert, einem Ort, der 11km südsüdwestlich von → Bet-Schean am flachen Südhang des Wādī Kāūn liegt (Koordinaten: 1944.2014; N 32° 24' 23'', E 35° 28' 03''). In den weiträumigen Ruinen sind die Grundrisse der Häuser noch zu erkennen, allerdings ist nicht mehr als die unterste Steinlage vorhanden. Für die Identifizierung mit ūn spricht, dass die Namen eine gewisse Ähnlichkeit haben und dass dieser Ort am Anfang des Aufstiegs der wichtigen nördlichen Zugangsstraße liegt, die von Bet-Schean über → Besek, → Tebez, → Tirza und → Sichem nach → Jerusalem führt.

Kona 2
Trotzdem ist diese Identifizierung mit Unsicherheiten behaftet. Zum einen muss man angesichts der Gattung – das Buch Judit bietet eine fiktive Erzählung – damit rechnen, dass wir es mit einem fiktiven Ort zu tun haben; allerdings wäre bei einem fiktiven Ortsnamen zu erwarten, dass er eine Bedeutung hat, die einen Aspekt der Erzählung hervorhebt. Zum anderen bezeugt z.B. der Kodex Alexandrinus nicht Kona, sondern κώμας kōmas „Dörfer“, scheint also einen Ort Kona nicht gekannt zu haben; allerdings kann es sich bei dieser Lesart auch um eine sekundäre Bildung handeln, die darauf zurückgeht, dass der Schreiber Kona nicht gekannt hat (vgl. Gera, 173). Jede Identifizierung von Kona bleibt also unsicher (vgl. Schmitz / Engel, 59).

Von der Lesart κώμας kōmas „Dörfer“ ausgehend hat man den Ort mit dem aus Ri 10,5 bekannten Kamon (קָמוֹן Qāmôn) identifiziert (Stummer, 16; Groß, 75f), dessen Name in der LXX allerdings Ραμμω Rammō bzw. Ραμνων Ramnōn lautet. Da Kamon jedoch im Ostjordanland zu lokalisieren sein dürfte (vgl. Gaß, 347-349), legt sich die Gleichsetzung mit Kona, das kaum dort gelegen haben kann, nicht nahe.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992

2. Weitere Literatur

  • Gaß, E., Die Ortsnamen des Richterbuches in historischer und redaktioneller Perspektive (ADPV 35), Wiesbaden 2005
  • Gera, D.L., Judith (CEJL), Berlin / Boston 2014
  • Groß, H., Tobit – Judit (NEB 19), Würzburg 2. Aufl. 1994
  • Schmitz, B. / Engel, H., Judit (HThKAT), Freiburg 2014
  • Stummer, F., Geographie des Buches Judith, Stuttgart 1947

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Ka‘un. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Das Ruinenfeld von Ka‘un. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2001)

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