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(erstellt: Dezember 2009)

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1. Name

אַלּוֹן בָּכוּת ’allôn bākhût, in der Lutherbibel mit „Klageeiche“ übersetzt, bedeutet wörtlich „Eiche des Weinens“. Da man in unterschiedlichsten Lebenssituationen weinen kann, bleibt unklar, auf welche Situation sich der Name bezieht. Die ätiologische Erklärung (→ Ätiologie) des Namens, die Gen 35,8 bietet, muss nämlich keineswegs den tatsächlichen Grund angeben, der der Eiche ihren Namen eingebracht hat.

Unter → „Eiche“ kann man eine der verschiedenen Arten aus der Familie Quercus verstehen, die in Palästina vorkommen. Die sprachverwandten Formen אלון ’elôn (mit identischem Konsonantenbestand) und אלה ’elāh (einmal auch אלה ’allāh) werden häufig mit → „Terebinthe“ (Familie Pistacia) übersetzt, doch ist umstritten, ob die Wörter inhaltlich differenziert werden können, indem man sie auf „Eiche“ und „Terebinthe“ aufteilt. Möglicherweise bedeutet אלון (zumindest ursprünglich) einfach bloss „imposanter Baum“. Die Vokalisierung ’elôn könnte eine lautliche Assoziation mit אל ’el „Gott“ darstellen und einen → heiligen Baum meinen (doch mit derselben Vorstellung ebenfalls ’allôn in Hos 4,13).

2. Biblische Überlieferung

Gen 35,8 ist das einzige Vorkommen von ’allôn bākût „Klageeiche“: Die (nur hier erwähnte) → Debora, die Amme → Rebekkas, wird in der Nähe von → Bethel unter einer Eiche begraben, worauf man den Baum „Eiche (des) Weinens“ nennt. Von der Bestattung unter einer Eiche / Terebinthe erzählt auch 1Chr 10,12: → Saul und seine Söhne wurden unter „der“ Terebinthe in → Jabesch beerdigt (vgl. den Ausgangstext 1Sam 31,13, der die Beerdigung unter „der → Tamariske [hā’æšæl] in Jabesch“ lokalisiert).

Aufgrund der Erzählung in Gen 35,8 mag man vermuten, dass bei der Eiche ein Friedhof lag, doch ist diese Vermutung genauso unsicher wie die, es habe sich bei der Eiche um einen sakralen Baum gehandelt, an dem ein → Ritual durchgeführt wurde, etwa ein rituelles Weinen zum Gedenken an Verstorbene (hier: die Amme Debora) oder – angesichts der Verbindung mit einer Amme – ein Ritual, das die Fruchtbarkeit von Frauen oder der Natur evozieren sollte.

Imposante Eichen (bis 15 Meter hoch) und Terebinthen (bis 10 Meter hoch) begegnen mehrfach als heilige Bäume. Kritisch wendet sich Hos 4,13 gegen Räucheropfer unter Bäumen wie Eiche (’allôn) und Terebinthe (’elāh), doch ist kritiklos, jeweils im Zusammenhang mit Abraham, von einer Orakel-Terebinthe (Gen 12,6) sowie mehrmals von Terebinthen im Hain von Mamre (Gen 18,3 u.ö.; → Hebron) die Rede. Weitere Texte erwähnen Terebinthen neutral in geographischen Ortsangaben (so sogar Dtn 11,30 im Buch Deuteronomium, das sonst häufig gegen sakrale Bräuche polemisiert, weil es diese als un-israelitisch wertet). Als Ortsangabe begegnet auch die „Palme Deboras“, die in Ri 4,5 im Zusammenhang mit der Richterin → Debora zur Lokalisierung ihrer Tätigkeit erwähnt wird.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001 (Art. Eiche)

2. Weitere Literatur

  • Hepper, F.N., 1992, Pflanzenwelt der Bibel. Eine illustrierte Enzyklopädie, Stuttgart, 34
  • Zohary, M., 1983, Pflanzen der Bibel, Stuttgart, 108-109
  • Keel, O., 1984, Orte und Landschaften der Bibel, Göttingen, Bd. 1, 91-97

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