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(erstellt: September 2007)

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1. Zoologisch

Käuze gehören zur Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae). Bei dem im Alten Testament mit dem Begriff כוס kôs bezeichneten Eulenvogel handelt es sich vermutlich um den Steinkauz, da dieser unter anderem in offenem Gelände wie Steinbrüchen oder verfallenen Häusern lebt. Er nutzt Steinhaufen und Murmeltierhöhlen als Tagesversteck und zum Brüten. Der Steinkauz jagt in der Dämmerung. Dann ist auch sein typischer Ruf Ku-witt Ku-witt zu hören.

2. Altes Testament

2.1. Begriff

1. כוס kôs. Der Begriff כוס kôs kommt im Alten Testament an drei Stellen vor:

- Lev 11,17 (LXX „Nachtrabe“ [νυκτικόραξ nyktikorax]; Vulgata „Uhu“ [bubo]);

- Dtn 14,16 (LXX „Reiher“ [ἐρωδιός erōdios]; Vulgata „Reiher“ [herodius])

- Ps 102,7 (LXX „Nachtrabe“ [νυκτικόραξ nyktikorax]; Vulgata „Nachtrabe“ [nycticorax]).

Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich bei dem Wort um die Bezeichnung einer Eulenart (Firmage, 1992, 1155). Möglicherweise ist der Name כוס kôs onomatopoetischen Ursprungs und bezeichnet das Käuzchen (Riede, 2002, 203).

2. קאת qā’āt. Die Elberfelder Bibel übersetzt קאת qā’āt mit „Wüstenkauz“. Wahrscheinlich handelt es sich aber eher um einen Rabenvogel, nämlich die → Rohrdommel oder Dohle.

2.2. Verwendung

Bei dem כוס kôs genannten Vogel handelt es sich nach den Listen in Lev 11,17 und Dtn 14,16 um ein unreines Tier. In Ps 102,7f. vergleicht sich der klagende Beter mit einem Käuzchen, weil sich sein Seufzen anhört wie die Laute dieses Vogels und der → Dohle / Rohrdommel (?; קאת qā’āt). Zudem soll der Vergleich soziale Isolation ausdrücken. Die Einsamkeit und Klage des auf dem Dach wachenden Vogels entspricht der Szenerie der verlassenen, von Menschen gemiedenen Stadt. Der Beter wird nicht nur verspottet wie eine zerstörte Stadt, sondern sogar mit denselben apotropäischen Riten abgewehrt: Die Feinde nennen seinen Namen zum Fluch, um zu spotten (Ps 102,9).

3. Weiteres

Die Charakteristika, die dem Käuzchen im Alten Testament seine Bedeutung verleihen, finden sich auch im christlichen Mittelalter, dem das Käuzchen als Todesbote gilt. Sein Ruf (Ku-witt Ku-witt) wurde als „Komm-mit! Komm-mit!“ verstanden, also als Ruf, der die Seele des / der Sterbenden auffordert, den Körper zu verlassen.

Literaturverzeichnis

  • Brüning, C., 1992, Mitten im Leben vom Tod umfangen. Ps 102 als Vergänglichkeitsklage und Vertrauenslied (BBB 84), Frankfurt a.M.
  • Driver, G.R., 1955, Birds in the Old Testament I: Birds in Law / Birds in the Old Testament II: Birds in Life, PEQ 87, 5-20.129-140.
  • Firmage, E., 1992, Art. Zoology, in: The Anchor Bible Dictionary 6, 1109-1167.
  • Herkenne, H., 1936, Das Buch der Psalmen (HSAT 5/2), Bonn.
  • Riede, P., 2000, Im Netz des Jägers. Studien zur Feindmetaphorik der Individualpsalmen (WMANT 85), Neukirchen-Vluyn.
  • Riede, P., 2002, „Denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen“. Hebräische Tiernamen und was sie uns verraten, in: ders. (Hg.), Im Spiegel der Tiere. Studien zum Verhältnis von Mensch und Tier im alten Israel (OBO 187), Freiburg (Schweiz) / Göttingen.
  • Riede, P., 2003, Art. Eule, Calwer Bibellexikon, Stuttgart, 328f.
  • Riede, P., 2003, Art. Käuzchen, Calwer Bibellexikon, Stuttgart, 725.
  • West, D.R., 1995, Some Cults of Greek Goddesses and Female Daemons of Oriental Origin especially in relation to the mythology of goddesses and daemons in the Semitic world (AOAT 233), Neukirchen-Vluyn.

Abbildungsverzeichnis

  • Käuzchen. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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