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Andere Schreibweise: Jehoasch; Joash; Jehoash (engl.)

(erstellt: Dezember 2017)

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1. Name

In der Hebräischen Bibel werden zwei Formen des Namens überliefert: Joasch (יוֹאָשׁ jô’āš) und Jehoasch (יְהוֹאָשׁ jəhô’āš). Die Kurzform, Joasch, ist öfter belegt (47 Mal) und bezieht sich auf mindestens fünf Männer. Die Langform, Jehoasch, ist nur 17 Mal belegt, sowohl für einen König von Juda als auch für einen König von Israel, wobei diese auch teilweise mit der Kurzform bezeichnet werden. Die Langform wird ausschließlich in 2Kön 12-14 benutzt.

Beide Formen des Namens haben die gleiche Bedeutung. Sie bestehen aus dem theophoren Element יוֹ bzw. יְהוֹ jəhô und vermutlich der im Hebräischen sonst nicht belegten Verbalwurzel אושׁ ’wš. Das theophore Element verweist auf den Gott der Israeliten und Judäer, Jhwh. Das Verb bedeutet so viel wie „geben“ oder „belohnen“. Damit kann der Name mit Vorsicht als „Jhwh hat (mir / uns) gegeben“ oder „Jhwh hat (mich / uns) belohnt“ gedeutet werden.

2. Joasch, der König von Juda (839-800 v. Chr.)

Joasch, der König von Juda (2Kön 11-12 // 2Chr 22-23), soll der Sohn des → Ahasja von Juda und der Zibja aus → Beerscheba gewesen sein und wurde der Vater des → Amazja. Joasch bestieg den Thron mit nur sieben Jahren als jüngster König von Juda (s.u.) und regierte nach 2Kön 12,2 vierzig Jahre. Dabei regierte er zeitgleich mit den Nordreichskönigen → Jehu und → Joahas. Die Deuteronomisten (→ Deuteronomismus) bewerten seine Regierungszeit zunächst durchaus positiv, relativieren ihr Urteil dann aber. Joasch soll von dem Priester → Jojada positiv beeinflusst worden sein, doch soll er das Opfern und Räuchern auf den → Kulthöhen nicht eingestellt haben.

Gegenüber dem Bild der → Königsbücher ist das Bild der → Chronik differenzierter. Sie stellt die Regierung Joaschs in zwei Phasen dar: eine positive Phase unter Leitung von Jojada (2Chr 23,2-14) und eine negative Phase nach dessen Tod (2Chr 23,17-27); s.u.

Joaschs Thronbesteigung war nach der biblischen Darstellung mit einigen Komplikationen verbunden. → Atalja, die Königin des Nordreichs, soll nämlich versucht haben, alle judäischen Prinzen ermorden zu lassen, doch habe Joscheba, die Schwester Ahasjas von Juda, ihren Neffen Joasch – damals noch ein Baby – gerettet, indem sie ihn im Tempel versteckte. Dort soll er als Kind sechs Jahre gelebt haben und erzogen worden sein. Nach diesen Jahren wurde er als Siebenjähriger, im Prinzip durch eine Intrige des Priesters Jojada gegen Königin Atalja, zum König gesalbt (2Kön 11,4-16; → Salbung). Durch diese Aktion ist die davidische Dynastie nach biblischer Überlieferung vor der Ausrottung durch Atalja gerettet worden. Historisch betrachtet könnte man meinen, dass die Geschichte in 2Kön 11-12 versucht, einen Prätendenten auf dem judäischen Thron im Nachhinein zu legitimieren, damit die theologisch aufgeladene davidische Dynastie, die Dynastie der Verheißung aus 2Sam 7, ununterbrochen Bestand hat. Doch bleiben solche Überlegungen reine Spekulationen, da sie weder belegt noch widerlegt werden können.

Zu Joasch sind nur wenige konkrete Daten überliefert. Innenpolitisch soll er laut 2Kön 12,5-17 und 2Chr 23,4-14 Erneuerungen am Jhwh-Tempel in Jerusalem vorgenommen haben. Das wird ihm von den Deuteronomisten zugute gehalten. Nach den Königsbüchern hat er aber – und das schränkt das positive Bild ein – die Höhenkulte nicht beseitigt. Die chronistische Darstellung verstärkt das negative Urteil, indem sie Joasch die Schuld an der Ermordung des Priesters → Secharja zuschreibt (2Chr 24,20-22.25). Dieser Secharja war der Sohn des Priesters Jojada, und Joasch soll ihn getötet haben, weil er nach dem Tod seines Vaters kritisiert hatte, dass Joasch und seine Anhänger verwerflichen Kultpraktiken nachgingen.

Als Folge, so der Chronist, ziehen die → Aramäer unter ihrem König → Hasael gegen ihn und besiegen ihn (2Chr 23,23-24). Nach 2Kön 12,18-19 zieht Hasael erst gegen → Gat und dann gegen → Jerusalem. Um einen Krieg zu verhindern, zahlt Joasch Hasael einen Tribut.

Übereinstimmend berichten die Königs- und Chronikbücher, dass Joasch im Zuge eines Putsches ums Leben gekommen ist. Trotz dieses Putsches wird sein Sohn Amazja sein Nachfolger. Weitere Daten liegen zu Joasch weder biblisch noch außerbiblisch vor.

Im Stammbaum Jesu fehlt Joasch in der Aufzählung der Davididischen Könige, da Mt 1,8 von → Joram (850-845 v. Chr.) auf → Asarja (= Usija; 786-746? v. Chr.) springt und diesen als Sohn Jorams ausgibt.

3. Joasch, der König von Israel (801-786 v. Chr.)

Nach 2Kön 13,9-10 ist Israels König → Joahas, Sohn und Nachfolger von → Jehu, im 37. Jahr des Königs Joasch von Juda gestorben. Die Nachfolge trat sein Sohn an, der wie der König des Südreichs Joasch hieß. Die Namensübereinstimmung führt bei manchen Exegeten zu der Vermutung, es handele sich bei den beiden Königen namens Joasch um ein und dieselbe Person. Mit anderen Worten: Es gab nur einen Joasch, der König von Juda und Israel war (so z.B. Frevel, 220-221). Diese These erklärt zwar den auffälligen Namensbefund, doch gibt es für sie im Grunde keine Belege, weder biblische noch außerbiblische.

Die alttestamentliche Überlieferung wertet die Taten Joaschs wie die fast aller Könige des Nordreichs mit der für die → Königsbücher typischen deuteronomistischen Formelsprache (→ Deuteronomismus) als negativ (2Kön 13,11), berichtet über ihn jedoch im Grunde nicht viel, sondern verweist nur auf das „Buch der Geschichte der Könige Israels“, in dem Näheres nachzulesen sei (2Kön 13,12) und konstatiert seinen Tod (2Kön 13,13). Jenseits dieser Angaben des Rahmenformulars, das die Königsbücher bei der Darstellung der Könige üblicherweise bieten, erzählt 2Kön 13,14-19 von einer Begegnung zwischen Joasch und dem Propheten → Elisa. Dieser verheißt dem König Siege über Aram-Damaskus (→ Aramäer), einen davon in einer Schlacht bei → Afek, allerdings sollen es nur drei siegreiche Schlachten werden, aber kein endgültiger Sieg.

Nach einer kurzen Notiz in 2Kön 13,22-24 hat Joasch den aramäischen König Ben-Hadad (aramäisch: Bar-Hadad) tatsächlich dreimal geschlagen und dabei Gebiete zurückerobert, die dessen Vater Hasael seinem Vater Joahas einst genommen hatte.

1Kön 20,1-34 bietet eine Erzählung, nach der Israels König → Ahab (871-852 v. Chr.) einen Sieg über den aramäischen König Ben-Hadad erringen konnte. Lokalisiert wird dieser Sieg bei Afek, wo nach der Ankündigung des Elisa Joasch einen Sieg über Ben-Hadad erringen sollte (2Kön 13,17). Wenn sich die Erzählung, wie die Übereinstimmung im Ortsnamen vermuten lässt, ursprünglich auf Joasch bezog (Miller 1966 und 1968; Robker, 99-109), dürfte sie dessen Sieg über Ben-Hadad schildern und später auf Ahab übertragen worden sein. Auf alle Fälle scheint sich Joasch von Israel anders als sein Vater Joahas und Großvater Jehu gegen die Aramäer behaupten zu können.

Joasch zog nach der biblischen Überlieferung nicht nur gegen Aram in den Krieg. Nach einer Provokation des judäischen Königs → Amazja (800-786 v. Chr.) marschierte er mit seiner Streitkraft gegen Juda. Dort belagerte und plünderte Jerusalem (2Kön 14,8-14). Im Vorfeld der Auseinandersetzung lässt Joasch dem Judäischen König ein Bildwort übermitteln, das an die Jotam-Fabel (Ri 9,8-15; → Jotam; → Fabel) erinnert, da auch hier → Pflanzen miteinander sprechen. Joasch sieht sich in diesem Wort selbstbewusst als eine → Zeder, Amazja dagegen verächtlich als eine → Distel, die von Tieren überrannt wird.

Jotams Nachfolger wurde sein Sohn, → Jerobeam II. (2Kön 14,16.23; vgl. Hos 1,1; Am 1,1).

Zwei neuassyrische Inschriften berichten von Tributzahlungen des Joasch an Adad-Nerari III. In der Stelle von Tell er-Rimāḥ (Grayson A.0.104.7) berichtet der neuassyrische König, dass er Tribut von Joasch „aus dem Land Samarias“ empfangen habe (HTAT Nr. 122). Dies könnte für eine Einschränkung des israelitischen Staatsgebiets auf die Stadt Samaria sprechen (vgl. Kelle 652). Andererseits berichtet eine Inschrift aus → Kalchu (Grayson A.0.104.8), dass Joasch der tributpflichtige König vom Lande Ḫumris (= Omri, eine gängige Bezeichnung für Israel bis zur Zeit Tiglat-Pilesers III.) war. Zusammengenommen könnten diese Daten für die Gleichsetzung von Samaria und dem Land Ḫumri sprechen; beide bezeichnen neuassyrisch das Gebiet, das die Bibel „Israel“ nennt. Das Alte Testament berichtet allerdings nichts von diesen Tributzahlungen an die Assyrer. Entweder haben die Autoren sie verschwiegen oder sie wussten nichts (mehr) von ihnen. Es gibt keinen gravierenden Grund, die Richtigkeit der assyrischen Texte in diesem Punkt anzuzweifeln.

4. Weitere Personen

Im Alten Testament werden drei oder vier weitere Personen Joasch bzw. Jehoasch genannt. Diese werden im Folgenden in der kanonischen Reihenfolge behandelt. Hinzu kommen epigraphisch bezeugte Personen namens Joasch.

4.1. Joasch, der Vater Gideons (Ri 6-8)

Gideons Vater hieß nach Ri 6,11.19 „Joasch“. Ihm wird der Besitz eines bestimmten Baumes, der Eiche bei → Ofra, zugeschrieben. Weitere Daten der Gideon-Erzählung ordnen ihn dem Stamm Manasse und der Sippe der Abiesriter zu (Ri 6,11.15). Er soll einen Altar des → Baal sowie eine → Aschera aufgestellt haben (Ri 6,25), die Gideon dann zerstört haben soll (Ri 6,25-29). Als seine Sippe ihn auffordert, Gideon wegen dieser Zerstörung zu bestrafen, schützt Joasch seinen Sohn, indem er sagt, Baal könne für sich selbst gegen Gideon vorgehen, wenn er tatsächlich ein Gott sei (Ri 6,30-31). Joaschs Aussage führt nach Ri 6,32 zu seinem Beinamen „Jerubbaal“ (יְרֻבַּעַל jərubba‘al), der eigentlich „Baal ist groß“ bedeutet, im Kontext jedoch im Sinne von „Baal möge gegen ihn streiten“ zu verstehen ist. Weitere Informationen werden über diesen Joasch nicht überliefert.

4.2. Joasch, der Sohn eines Königs (1Kön 22 // 2Chr 18)

In 1Kön 22 befiehlt der dort anonyme König von Israel, der dem Kontext nach → Ahab sein muss, dass man den Propheten → Micha ben Jimla beim Statthalter vom Samaria und dem Königssohn Joasch einkerkern soll (1Kön 22,26). Verschiedene Aspekte zu dieser Person bleiben im Dunkeln. Zum einen ist es unsicher, welcher König der Vater dieses Joasch sein soll, Ahab von Israel oder → Joschafat von Juda. Ahab von Israel wäre naheliegend, da sich die Episode in Samaria abspielt. Problematisch ist aber, dass zwar einiges zu Ahabs Söhnen überliefert wird, sonst jedoch kein Sohn mit Namen Joasch bezeugt ist (2Kön 1-9). Da ein späterer König Israels, nämlich → Joahas, einen Sohn mit dem Namen Joasch hatte, haben manche Wissenschaftler postuliert, dass der Ahab zugeschriebene Sohn Joasch eigentlich der Sohn des Joahas sei, also der spätere König Israels (z.B. Miller 1966 und 1968). Das hieße natürlich, dass die Geschichte in 1Kön 22,1-38 nun an der falschen Stelle steht. Zumindest kann angezweifelt werden, dass dieser Joasch ein anderer ist als der spätere König von Israel (s.o.).

4.3. Joasch ben Schela aus dem Stamm Juda (1Chr 4,22)

1Chr 4,22 berichtet von einem sonst unbekannten Joasch, Sohn des Schela aus dem Stamm Juda.

4.4. Joasch ben Schemaa aus Gibea (1Chr 12,3)

Unter den Männern, die zu → David nach → Ziklag kamen, listet 1Chr 12,3 den sonst unbekannten Joasch, Sohn des Schemaa aus → Gibea, auf.

4.5. Joasch, der Kommandant von Lachisch

In der Variante יאושׁ j’wš ist der Name auf den Ostraka von → Lachisch aus dem frühen 6. Jh. belegt. Mit Ostrakon 2, 3 und 6 richten sich Untergebene, wohl Kommandanten von Vorposten, an Joasch, den Kommandanten von Lachisch (HAE I, 409-419.425-427).

4.6. Siegel mit dem Namen Joasch

Auch bei יאשׁ j’š handelt es sich wohl um eine Variante von „Joasch“. Der Name ist auf drei Siegelabdrücken aus der Gegend von Tell Bēt Mirsim (?; Koordinaten: 1415.0960; N 31° 27' 21'', E 34° 54' 37''; → Tell Bēt Mirsim) belegt, die aus der Zeit um 600 v. Chr. stammen. In zwei Fällen heißt der Siegelbesitzer Joasch (AHI 100.566; 100.567), in einem Fall dessen Vater (AHI 100.530).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957-1965
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007

2. Weitere Literatur

  • Cazelles, H., 1969 Une nouvelle stèle d’Adad-Nirari d’Assyrie et Joas d’Israël, CRAIBL, 106-114
  • Cogan, M. / Tadmor, H, 1988, II Kings (AB 11), New York
  • Frevel, C., 2016, Geschichte Israels, Stuttgart
  • Grayson, A.K., 1996, Assyrian Rulers of the Early First Millennium BC, Vol. II (RIMA 3), Toronto
  • Kelle, B.E., 2002, What’s in a Name?, JBL 121, 639-666
  • Malamat, A., 1971, On the Akkadian Transcription of the Name of King Joash, BASOR 204, 37-39
  • Miller, J.M., 1966, The Elisha Cycle and the Accounts of the Omride Wars, JBL 85, 441-454
  • Miller, J.M., 1968, The Rest of the Acts of Jehoahaz (1 Kings 20 22 1-38), ZAW 80, 337-342
  • Robker, J., 2012, The Jehu Revolution (BZAW 435), Berlin
  • Würthwein, E., 1984, Die Bücher der Könige 1. Kön. 17-2. Kön. 25 (ATD 11,2), Göttingen

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