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Andere Schreibweise: Jeduthun

(erstellt: Januar 2010)

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1. Name

„Jedutun“ (יְדוּתוּן jədûtûn) ist vermutlich von ידה jdh „loben / preisen / bekennen“ abzuleiten, „so daß der schöne Name das Amt der Sänger, das Bekennen Jahwes, umschreibt“ (Gese, 228). Ob „Jedutun“ allerdings ein Name ist (so Gese, 228) oder eigentlich die Bezeichnung einer Singweise (so Wellhausen, 216), ist nach biblischem Befund unklar. „Jedutun“ findet sich sowohl als Oberhaupt einer Sängergruppe (1Chr 16,41f; 1Chr 25,1-7; 2Chr 5,12; 2Chr 29,14; 2Chr 35,15) als auch als Liedanweisung in Psalmenüberschriften (Ps 39,1; Ps 62,1; Ps 77,1; → Psalter; → Psalmen). Zusätzlich erscheint der Name Jedutun ohne den Hinweis auf eine Tätigkeit als „Sänger“ innerhalb von levitischen Familien (Neh 11,7 [hier: „Jeditun“] und 1Chr 9,16). Die → Septuaginta gibt „Jedutun“ mit Ιδιθων / Ιδιθουν wieder.

Zu den Söhnen Jedutuns bieten die → Chronikbücher zwei verschiedene Sichtweisen: Nach 1Chr 16,42 waren sie Torhüter, nach 1Chr 16,38; 1Chr 25,1 und 2Chr 5,12 Sänger (→ Kultpersonal). Vermutlich hat es im Zuge der Entwicklung des Tempelpersonals mehrere Wechsel zwischen Sängern und Torhütern (und umgekehrt) gegeben, und dies ist sowohl in der Darstellung der Söhne Jedutuns als auch in der der Söhne Korachs abzulesen (vgl. Japhet, 309).

2. Jedutun, der Sänger

Die Aufgabe der Kultsänger bestand darin, durch ihre Musik (nicht nur durch Gesang, sondern auch durch das Spielen von Zither, Harfe oder Zimbeln (→ Musik / Musikinstrumente), Jahwe zu loben. Obwohl die Chronik die Sicht nahelegt, Jedutun sei bereits zu → Davids Zeiten als Sänger tätig gewesen (vgl. 1Chr 25,1-7; und auch unter → Salomo bei der Einweihung des Tempels; vgl. 2Chr 5,12), ist fraglich, ob es die Kultsänger bereits in vorexilischer Zeit – am ersten Tempel – gegeben hat. H. Gese vermutet, dass die Jedutungruppe erst am zweiten Tempel – neben der Asafgruppe – entstanden ist (vgl. Gese, 227f).

Innerhalb des → chronistischen Geschichtswerks ist die Zuordnung der Sänger zum Tempelpersonal unklar, bzw. sie spiegelt womöglich einen Eingliederungsprozess wider: Während die Sänger nach Esr 2,41 und Esr 2,70 nicht zu den Leviten zählen, sondern gesondert aufgelistet werden, werden sie in Neh 11,17 und 1Chr 6 als Gruppe innerhalb der Leviten gesehen.

Des Weiteren ist im → chronistischen Geschichtswerk ein Wettstreit in der Rangordnung der Sänger ablesbar. In 1Chr 25,3 und 2Chr 35,15 wird Jedutun als prophetischer Mann bzw. „Sehers des Königs“ (chozeh hammælækh) von den anderen Sängern unterschieden (vgl. Japhet, 401). An den anderen Stellen bilden → Asaf (z.B. 1Chr 16 sowie Esr 2,41; Esr 3,10; Neh 7,44), → Heman (z.B. 1Chr 6 und 1Chr 25,4f) oder → Korach (vgl. 2Chr 20,19) eine besonders hervorgehobene Sängergruppe.

Darüber hinaus fällt in der Chronik auf, dass entweder Jedutun oderEtan genannt werden. Nach H. Gese ist die Tradition der Rangfolge Asaf-Heman-Jedutun älter als die Tradition Heman-Asaf-Etan (vgl. Gese, 225f). Um die Wende vom 4. zum 3. Jh. v. Chr. habe Etan die Sängergruppe des Jedutun verdrängt (Gese, 225f). G. von Rad (111ff) schließt aus der Tatsache, dass das dritte Haupt der Sänger bis 1Chr 15,16 Etan, ab 1Chr 16,38 jedoch Jedutun heißt, dass „Etan“ in „Jedutun“ umbenannt worden sei, und zwar im Rahmen der Neuordnung des Levitendienstes durch David. Denn bei dieser Neuordnung legte es sich nahe, „dass der, dessen Beruf es ist, לְהוֹדוֹת [ləhôdôt „zu loben, zu preisen, zu bekennen“; M.N.-D.], nunmehr יְדוּתוּן [Jedutun; M.N.-D.] heißt“ (von Rad, 112). S. Japhet hält dazu fest, dass der von ihr angenommene umgekehrte Wechsel von Jedutun zu Etan wohl nicht als Niederschlag eines historisch-soziologischen Vorgangs zu betrachten sei, sondern es sich vielmehr um ein literarisches Phänomen homiletischer Natur handele, das auf den Chronisten selbst zurückgehe: Der unverständliche Name „Jedutun“ wurde durch Hebraisierung zu „Etan“ (vgl. Japhet, 401f).

3. Wirkungsgeschichte

Jedutun hat wirkungsgeschichtlich kaum Spuren hinterlassen. Im Neuen Testament wird keiner der Kultsängergruppen aus dem Alten Testament genannt. Die einzige Erwähnung von Jedutun im Babylonischen → Talmud findet sich im Traktat Baba Bathra (15a; Text Talmud), in der Bemerkung, dass unter anderem → Heman und Jedutun → David beim Komponieren der → Psalmen geholfen hätten. Im → Midrasch zu den Psalmen wird „Jedutun“ nicht als Name sondern als Wort für „Gericht / Gesetzesvorschrift“ verstanden (Midrasch Tehilim 62 und 77).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992

2. Weitere Literatur

  • Gese, H., 1963, Zur Geschichte der Kultsänger am Zweiten Tempel, in: O. Betz / M. Hengel / P. Schmidt (Hgg.), Abraham unser Vater. Juden und Christen im Gespräch über die Bibel (FS O. Michel; AGSU 5), Leiden / Köln, 222-234
  • Japhet, S., 2002, 1 Chronik (HThK.AT), Freiburg / Basel / Wien
  • von Rad, G., 1930, Das Geschichtsbild des chronistischen Werkes (BWANT 4. Folge Heft 3), Stuttgart
  • Wellhausen, J., 6. Aufl. 1905, Prolegomena zur Geschichte Israels, Berlin

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