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(erstellt: März 2012)

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Als „Jahrwoche“ bezeichnet man einen Zeitraum von sieben Jahren.

1. Im Danielbuch

Der Sache nach findet sich das Phänomen in Dan 9,24-27, der Begriff selbst wird aber nicht verwendet (→ Danielbuch). Dan 9,24 greift die in Jer 25,11 für die Jahre des → Exils genannte Zahl 70 auf und deutet sie auf einen Zeitraum von 70 Wochen bzw. Jahrwochen, also 70 mal 7 Jahre (= 490 Jahre), bis zur Vollendung des Heils. Diese Deutung könnte sich darauf beziehen, dass in Lev 26,28 dem Volk im Falle fortgesetzten Sündigens eine siebenfache Strafe angekündigt wird. In Dan 9,25-27 werden die 490 Jahre anschließend in verschiedene Abschnitte gegliedert. Der Zeitraum einer halben Woche (Dan 9,27) wird in Dan 7,25 ebenfalls erwähnt.

In 2Chr 36,21 wird die siebzigjährige Exilszeit so gedeutet, dass dem Land durch die Exilierung der Bevölkerung 70 Jahre Ruhe eingeräumt werden. Dies dient als Schadensausgleich für die 70 Sabbat- oder Brachjahre, die Israel dem Land während der Königszeit über 490 Jahre verwehrt hat, obwohl sie ihm nach Lev 25,4 alle sieben Jahre rechtlich zustehen (→ Brache / Brachjahr). Die Siebenerstruktur des Sabbatjahres – jedes siebte Jahr ist Sabbatjahr – könnte die Vorstellung von einer Jahrwoche beeinflusst haben.

2. In weiteren apokalyptischen Texten

Siebener-(Jahres)-Perioden finden sich nicht nur im Danielbuch, sondern auch in anderen apokalyptischen Texten, z.B. im äthiopischen Henochbuch 91,12-17 und 93,1-12 (→ Henoch), im → Jubiläenbuch oder im Neuen Testament in Apk 11,2-3.9.11; Apk 12,6. In Apk 11 und Apk 12 geht es dabei um eine Periodisierung der Endzeit, im Henochbuch und im Jubiläenbuch wird sogar die Weltgeschichte insgesamt strukturiert.

3. Bedeutung der Jahrwoche

Der Siebener-Rhythmus zur Strukturierung längerer Geschichtsperioden leitet sich von der Sieben-Tage-Woche ab. Er drückt das Gefühl aus, dass auch der Geschichtsverlauf trotz der darin enthaltenen chaotischen Phasen letztlich durch den Willen und die Treue Gottes harmonisch und mit einem dem Menschen entsprechenden Maß strukturiert ist.

Nach Koch (S. 429) ist es das Anliegen solcher Periodisierungen, „dem Leser eine Anleitung zur Erkenntnis seiner geschichtlichen Stunde und damit zur Einsicht in den Willen Gottes zu vermitteln.“ Siebener-Epochen sind für diese Autoren „nicht spekulative Postulate, sondern durch die geschichtliche Erfahrung vielfach bestätigt und deshalb evident“ (Koch, S. 429).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Herders Neues Bibellexikon, Freiburg u.a. 2008

2. Weitere Literatur

  • Koch, Klaus, 1983, Sabbatstruktur der Geschichte, ZAW 95, 403-430

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