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Jahreszeiten

(erstellt: Juli 2011)

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Klimabedingt – Palästina kann dem subtropischen Bereich zugerechnet werden – unterschied man im Alten Israel lediglich zwei Jahreszeiten, nämlich Sommer und Winter (siehe z.B. Gen 8,22; Ps 74,17 u.a.), wobei der August der wärmste, der Februar der kälteste Monat ist. Der Winter als Regen- und Kälteperiode begann mit dem Frühregen Ende Oktober und endete mit dem Spätregen im April. Er wurde im agrarischen Bereich als Zeit des Pflügens und der Aussaat genutzt, während der Sommer als Hitze- und Trockenperiode die Reife- und Erntezeit war.

Das Alte Testament kennt des Weiteren noch die Unterteilung in die Zeit der Weizen- oder Gerstenernte (Gen 30,12; Ri 15,1; 2 Sam 21,9) für April / Mai und die Zeit der Weintrauben (Num 13,20) für Juni / Juli. Auch der in Gezer gefundene, das Jahr in zwölf Monate einteilende, Kalender aus dem 10. Jh. v. Chr. orientiert sich an den landwirtschaftlichen Tätigkeiten, die die jeweiligen Monate prägen (Text AHI, I, 34-36 und → Fest 2.3.). Er beginnt im Herbst mit den zwei Monaten der Oliven- und Dattelernte, fährt fort mit zwei Monaten der Getreideaussaat, zwei Monaten des Wachsens und Pflanzens, einem Monat des Flachsraufens, einem der Gerstenernte, einem der Weizenernte sowie zwei Monaten der Beschneidung des Weins und endet mit dem Monat der Sommerfrüchte.

Der Beginn des Jahres im Herbst – gleichsam mit der Ernte- und damit dem Beginn der Regenzeit – wurde in der Folge in der israelitischen Traditon beibehalten, sodass das Judentum bis heute kultisch gesehen am ersten Tag des Monats Tischri „Rosch HaSchana“ (Neujahr) feiert (→ Fest 2.2.). Ganz an die landwirtschaftliche Orientierung anlehnend, wird v.a. in frühen Texten des Alten Testaments analog zu anderen altorientalischen Kulturen das Neujahr auch als Beginn der Welt bzw. der Schöpfung verstanden und zelebriert.

Da sich die Hauptniederschläge auf eine verhältnismäßig kurze Zeit beschränken, waren die Früh- und Spätregen immer schon landwirtschaftlich, aber auch theologisch, von großer Bedeutung. Die Frühregen des späten September oder beginnenden Oktober waren nach den Monaten der Dürre immer auch psychologisch bedeutend (vgl. Dtn 11,14; Jer 5,24), die Spätregen Ende April oder Anfang Mai, die das Ausreifen des Getreides ermöglichten, wurden immer schon als besondere Gabe Gottes wahrgenommen (s. z.B. Sach 10,1).

Die trockene Jahreszeit wird im Frühling meist durch eine Periode heißen Wüstenwindes eingeleitet, und auch im Herbst wieder beendet. Dabei handelt es sich um einen Ostwind, der im Alten Testament bereits für die Hitze und Dürre des Sommers verantwortlich gemacht wird (so z.B. Gen 41,6.23; Ez 17,10).

Diese Zweiteilung des Jahres fand noch im Talmud ihren Niederschlag, obwohl dem Judentum etwa seit der Zeitenwende eine Vierteilung des Jahres geläufig war. So kennen beispielsweise Jub 6,23ff.; 1Hen 72.82,11ff. u.a. vier Jahresteile zu je 13 Wochen.

Der Zweiteilung des Jahres entspricht klimatisch auch die Zweiteilung des Tages; Tag und Nacht sind in Palästina das ganze Jahr über etwa gleich lang und der Temperaturunterschied ist beträchtlich. Dies bewirkt den schon in den Psalmen besungenen Tau, dessen Feuchtigkeit gerade für jene Gemüse und Früchte, die im Sommer reifen, sehr vorteilhaft ist. Er verhindert das allzu frühe Austrocknen der Bodenfeuchtigkeit und mildert die Glut der Sommerhitze. Die sommerliche Taubildung hängt auch mit dem regionalen Ostwind zusammen. In der Nacht kühlt sich das Land schneller ab als das Meer, was besonders entlang der Küste zu einem kühlen Ostwind führt.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Bibeltheologisches Wörterbuch, Graz 1994
  • Eerdmans Dictionary of the Bible, Grand Rapids 2000
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Keel, O. / Küchler, M. / Uehlinger, Chr., Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land, Bd. 1, Zürich u.a. 1984
  • Zwickel, W., Einführung in die biblische Landes- und Altertumskunde, Darmstadt 2002

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