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Andere Schreibweise: Hushai

(erstellt: Januar 2007)

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1. Name und Herkunft

Ḥûšaj

ḥûš

aj

ḥašab

Huschai wird als „Freund Davids“ (2Sam 15,37; 2Sam 16,16) bezeichnet (vgl. 1Chr 27,33: „Freund des Königs“); inwieweit hier bereits ein Amtstitel vorliegt, ist unklar. Er gehört der Sippe der Arkiter an (2Sam 15,32; 2Sam 16,16 u.a.), die wahrscheinlich bei → Atarot (Mizpa) siedelte (vgl. Jos 16,2). Huschais Sohn Baana wird in 1Kön 4,16 unter den Beamten Salomos genannt.

2. Huschai im Alten Testament

Huschai spielt in der → Thronfolgegeschichte Davids im Rahmen des Absalom-Aufstands eine wichtige Rolle (2Sam 15-17; weitere Erwähnungen in 1Kön 4,16; 1Chr 27,33). Er wird hier als Gegenspieler → Ahitofels, des klugen → RatgebersAbsaloms, dargestellt. Nach 2Sam 15,32-37 sendet ihn → David, der aus Jerusalem fliehen musste, mit dem Auftrag in die Hauptstadt, dort den Ratschlag Ahitofels zu vereiteln. Außerdem soll er ihn durch die Priester → Zadok und → Abjatar bzw. deren Söhne über die Pläne der Aufständischen informieren. In 2Sam 16,16-19 wird geschildert, wie Huschai am Hof das Vertrauen Absaloms zu gewinnen sucht und ihm seine Dienste anbietet.

2 Sam 17 ist durch den Kontrast der Ratschläge Ahitofels und Huschais geprägt, die für den Ausgang der Rebellion entscheidende Bedeutung haben. Ahitofel gibt den strategisch klugen Rat, David und seine Männer sofort zu verfolgen. Solange sie noch müde seien, könne man Davids Krieger in die Flucht schlagen und diesen töten (2Sam 17,1-3). Daraufhin wird ausführlich Huschais Rat geschildert (2Sam 17,7-13). Anders als Ahitofel schlägt er vor, die Verfolgung Davids nicht sofort aufzunehmen, da die Gefahr einer Niederlage gegen dessen entschlossen kämpfende Krieger zu groß sei. Vielmehr solle zunächst der gesamte Heerbann der Israeliten, die auf Absaloms Seite stünden, aufgeboten werden. Mit dieser Übermacht könne man David bezwingen. Huschais ausführliche Rede zeichnet sich durch eine glänzende Rhetorik aus, so dass es ihm gelingt, eine realistische Einschätzung der Situation zu verhindern. (Die Rede ist offenbar in bewusstem Kontrast zu den knappen und sachlichen Ausführungen seines Kontrahenten in 2Sam 17,1-3 komponiert.) Nach 2Sam 17,14 kann Huschai die Aufständischen überzeugen und für seinen Plan gewinnen. Gleichzeitig wird betont, dass die Verwerfung des klugen Rates Ahitofels von JHWH bestimmt war. (2Sam 17,14b gehört zu den wenigen „theologischen Deutestellen“ der Thronfolgegeschichte; vgl. 2Sam 11,27b; 2Sam 12,24b). Mit der Annahme des falschen Ratschlags Huschais ist das Scheitern der Rebellion besiegelt, wie aus der Darstellung in 2Sam 18 hervorgeht.

Insbesondere der Abschnitt 2Sam 17,5-14, der die ausführliche Huschai-Rede enthält, aber auch andere Passagen des Komplexes 2Sam 15-17 werden von verschiedenen Auslegern als nachträgliche Ergänzungen betrachtet. Nach E. Würthwein wird Huschai in 2Sam 17 von einem prodavidischen Redaktor zum erfolgreichen Gegenspieler Ahitofels stilisiert, dessen Ansehen damit herabgesetzt werde (vgl. hierzu Langlamet, Seebass und Werner). Anders als Würthwein hält F. Langlamet auch die Rede, in der Huschai Absalom seine Dienste anbietet (2Sam 16,16-19), für redaktionell. Dass sie vom selben Ergänzer stamme, der 2Sam 17,5-14 eingefügt habe, zeige die Darstellung von Huschais Redegewandtheit und Überzeugungskraft, die an seinen Auftritt in 2Sam 17 erinnere.

2.2. Tendenz der Darstellung Huschais

Bereits bei der ersten Erwähnung Huschais wird hervorgehoben, wie sehr er an Davids Geschick Anteil nimmt. So kommt er ihm nach 2Sam 15,32 bei dessen Flucht aus Jerusalem mit den äußeren Zeichen der Trauer entgegen. Die weitere Erzählung macht deutlich, dass er seinem Herrn treu ergeben ist und sich unter Lebensgefahr für die Niederschlagung des Aufstands einsetzt. Auffallend ist, dass nach Darstellung der Thronfolgegeschichte bei der Entsendung Huschais nach Jerusalem göttliches und menschliches Handeln ineinander greifen. Wird in 2Sam 15,31 von Davids Gebet, JHWH möge den Ratschlag Ahitofels vereiteln, berichtet, so ist in V.32 vom Erscheinen Huschais die Rede, der eben diese Aufgabe übernimmt. Sein Auftreten kann demnach als Gebetserhörung verstanden werden. Entsprechend wird das Scheitern Ahitofels in 2Sam 17,14b auf JHWHs Fügung zurückgeführt.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001

2. Weitere Literature

  • Hertzberg, H.W., 6. Aufl. 1982, Die Samuelbücher (ATD 10), Göttingen
  • Langlamet, F., 1976, Pour ou contre Salomon? La rédaction prosalomonienne de I Rois, I-II, RB 83, 321-379; 481-528
  • Langlamet, F., 1978, Ahitofel et Houshaï: rédaction prosalomonienne en 2 Sam 15-17?, in: Y. Avishur / J. Blau (Hgg.), Studies in Bible and the Ancient Near East (FS S.E. Loewenstamm), Jerusalem, 57-90
  • Noth, M., 1966, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT III/10), Hildesheim
  • Seebass, H., 1980, David, Saul und das Wesen des biblischen Glaubens, Neukirchen-Vluyn
  • Seiler, S., 1998, Die Geschichte von der Thronfolge Davids (2 Sam 9-20; 1 Kön 1-2): Untersuchungen zur Literarkritik und Tendenz (BZAW 267), Berlin / New York
  • Stoebe, H.J., 1994, Das zweite Buch Samuelis: mit einer Zeittafel von Alfred Jepsen (KAT 8,2), Gütersloh
  • Stolz, F., 1974, Die Erzählung von der Thronfolge Davids – theologische oder politische Geschichtsschreibung? (ThSt[B] 115), Zürich (auch in: ders., Studien zum Deuteronomistischen Geschichtswerk [BZAW 227], Berlin / New York, 1994, 29-79)
  • Stolz, F., 1981, Das erste und zweite Buch Samuel (ZBK.AT 9), Zürich
  • Werner, W. 1988, Studien zur alttestamentlichen Vorstellung vom Plan Jahwes (BZAW 173), Berlin / New York

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