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(erstellt: Januar 2020)

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1. Bezeichnungen

Hürde 01
Eine Hürde ist eine Umzäunung für Tiere. Im Hebräischen wird sie mit dem Terminus מִכְלָה mikhlāh / מִכְלָא mikhlāʼ bezeichnet (Ps 50,9; Ps 78,70; Hab 3,17). Eine andere Bezeichnung könnte der Begriff מִשְׁפְּתַיׅם mišpətajim sein (Gen 49,14; Ri 5,16; Ps 68,14), der eventuell für die Gabelhürde steht (so Eißfeldt 1966 und Gesenius 18. Aufl.). Eine Hürde bzw. ein Pferch aus Stein hat die Bezeichnung גְּדֵרָה gəderāh (Num 32,16.24.36; 1Sam 24,4; Zef 2,6).

2. Bedeutung

Hürde 02
Hürden wurden aus zusammengelesenen Feldsteinen oder Dorngestrüpp errichtet. Sie dienten als Umzäunung von Lagern für Weidetiere, wie Schafe und Ziegen, und zum Schutz dieser Tiere gegen Raubtiere und Diebe. Die Öffnung der Hürden verschloss man nachts mit Steinen. Manchmal lehnte man die Hürden auch an Felsen an oder verband sie mit dort zu findenden Höhlen, damit die Tiere nachts oder bei schlechter Witterung eine Unterstellmöglichkeit hatten (1Sam 24,4). Eine spezielle Form von Hürden sind Gabelhürden, „größere, ummauerte, aber an der Schmalseite offene Räume in Form eines länglichen Dreiecks, in die man die Herden … durch Pfeifen und Schreien rasch hineintreibt“ (Nötscher 1950, 24). Angesichts ihres großen Viehbesitzes erbitten die Stämme Gad und Ruben die Erlaubnis zum Bau von Kleinviehhürden diesseits des Jordans (Num 32,16.24.36).

3. Metaphorik

Die Stammessprüche Gen 49,14; Ri 5,16 (vgl. die Anspielung Ps 68,14) warnen davor, sich in der Bequemlichkeit dieser Schutz bietenden Hürden einzurichten. Wenn das Vieh aus der Hürde verschwunden ist und kein Vieh in den Ställen ist (Hab 3,17), dann zeigt das, dass der durch eine feindliche Invasion ausgelöste Tag der Not (Hab 3,16) für das Volk angebrochen ist. Wo ein Landstrich zu Weideplätzen und zum Ort von Kleinviehhürden wird, setzt dies Untergang und Verödung voraus und geht mit einem Verlust von Kultur einher (Zef 2,6).

In einer Gottesrede verweigert JHWH die Annahme der Böcke aus den Hürden als Opfertiere, „weil jegliche Gabe ihm schon von Anfang an gehört (Hossfeld / Zenger 1993, 314) und er als Schöpfer und Erhalter gerade auch zu den Tieren eine innige Beziehung hat (Ps 50,9). Der Hinweis, dass → David von Gott „von den Hürden der Schafe“ weggeholt wurde (Ps 78,70), spielt darauf an, dass ein von Gott Berufener aus seinen alltäglichen Lebenszusammenhängen herausgerufen und mit einem besonderen Auftrag versehen wird (vgl. Schult 1971).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Dalman, G., Arbeit und Sitte in Palästina, Bd. VI, Gütersloh 1939, 277-287
  • Eißfeldt, O., Gabelhürden im Ostjordanland, in: ders., Kleine Schriften, Bd. III, Tübingen 1966, 61-66
  • Eißfeldt, O., Noch einmal: Gabelhürden im Ostjordanland, in: ders., Kleine Schriften III, Tübingen 1966, 67-70
  • Eißfeldt, O., Noch ein safatenisches Bild vom Grabmal des Hani', Forschungen und Fortschritte 29 (1955), 116-119
  • Hossfeld, F.-L. / Zenger; E., Die Psalmen. Psalm 1-50 (NEB 29), Würzburg 1993
  • Nötscher, F., Das Buch der Richter (EB), Würzburg 1950
  • Osten-Sacken, E. von der, Hürden und Netze, MDOG 123 (1991), 133-148
  • Schult, H., Amos 7,15a und die Legitimation des Außenseiters, in: H.W. Wolff (Hg.), Probleme biblischer Theologie (FS G. von Rad), München 1971, 462-478

Abbildungsverzeichnis

  • Zwei von Wohnzelten umgebene Hürden, in die Kleinviehherden (Schafe und Ziegen) über Nacht zu ihrem Schutz getrieben wurden. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Felszeichnung einer Gabelhürde (Grabmal des Hani’, 1. Jh. v. Chr.). Aus: O. Eissfeldt, Noch einmal: Gabelhürden im Ostjordanland, in: ders., Kleine Schriften III, Tübingen 1966, 67-70, Abb. 2

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