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Hirschkuh

(erstellt: März 2010)

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Hirschkuh 1

Die hebräische Bezeichnung אַיָּלָה ‘ajjālā meint das Weibchen des → Hirsches, die Hirschkuh oder Hinde. Wegen ihrer Anmut und Schönheit, Trittsicherheit und Schnelligkeit wird die Hirschkuh häufig in Vergleichen erwähnt: So steht im Stammesspruch Gen 49,21 die „flüchtige Hirschkuh“ für den Stamm Naftali. Im Königsdanklied Ps 18,34 = 2Sam 22,34 (vgl. Hab 3,19) wird Gott dafür gerühmt, dass er die Füße des Königs denen der Hirschkühe gleich macht und ihm so deren Gewandtheit zueignet.

Wegen ihres Liebreizes wird in der Liebesdichtung die junge Ehefrau mit der Hirschkuh verglichen (Spr 5,19; Luther: Gazelle), und in Hhld 2,7; Hhld 3,5 findet sich die Beschwörung bei den der Sphäre der Liebesgöttin zugehörenden Gazellen und Hirschkühen, die Liebe nicht zu stören (vgl. Keel 1986).

Kein Mensch, nur Gott weiß, wann Hirschkühe gebären und wann die Muttertiere von den aufgezogenen Jungtieren verlassen werden (Hi 39,1), sofern diese überlebt haben. Denn wenn die in der Steppe lebenden Tiere in Trockenzeiten kein Gras und kein Wasser fanden, mussten sie ihr Junges im Stich lassen, weil sie es nicht mehr ernähren konnten (Jer 14,5). In Ps 42,2 wird die nach Wasser schreiende, schmachtende Hirschkuh zum Bild für das Verlangen des Beters nach der Nähe Gottes (vgl. Riede 2000), ein Motiv, das sich auf judäischen Siegeln des 8./7. Jh.s v. Chr. mehrfach findet (vgl. Keel 1980, 347).

Worauf sich die Melodieangabe in Ps 22,1 „Hinde der Morgenröte“ bezieht, ist unklar.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Keel, O., Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament. Am Beispiel der Psalmen, Neukirchen-Vluyn 3. Aufl. 1980, 300f.347
  • Keel, O., Das Hohelied (ZBK.AT 18), Zürich 1986, 90-96
  • Riede, P., Im Netz des Jägers. Studien zur Feindmetaphorik der Individualpsalmen (WMANT 85), Neukirchen-Vluyn 2000, 316-321
  • Schroer, S., Die Tiere in der Bibel. Eine kulturgeschichtliche Reise, Freiburg 2010, 109-112

Abbildungsverzeichnis

  • Hirschkuh auf dem Siegel eines Mannes namens Jeremia (Juda; 8. Jh. v. Chr.). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg, 5. Aufl. 2001, Abb. 200b; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz

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