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(erstellt: August 2022)

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Hena ist wahrscheinlich ein Ort in Babylonien, dessen Einwohner nach der assyrischen Eroberung im Gebiet von Samaria angesiedelt wurden.

1. Name

Der Ortsname Hena (הֵנַע, Hena‛) wird in der Hebräischen Bibel stets gleich geschrieben (2Kön 18,34; 2Kön 19,13; Jes 37,13). In der → Septuaginta heißt der Ort Ανα Ana (2Kön 19,13) bzw. Αναγ Anag (Jes 37,13), während in 2Kön 18,34 Hena weggelassen wird. In der Vulgata kommt Hena als Ana (2Kön 18,34; 2Kön 19,13) und Anahe (Jes 37,13) vor.

2. Biblische Überlieferung

In seiner Rede vor den Mauern von Jerusalem zitiert der Rabschake den assyrischen König (Sanherib), der die Judäer warnt, sie sollen nicht auf → Hiskia hören und daran glauben, dass der Herr sie retten wird. Er fügt hinzu, dass die Götter der Völker, die Assyrien unterwarf, sie nicht retten konnten, und stellt die Frage, wo die Götter von → Sefarwajim, Hena und Iwwa (→ Awa / Awiter) waren, als diese Orte in assyrische Hände gefallen sind (2Kön 18,34). Im gleichen Kontext werden in Jes 36,19 nur die Götter von Sefarwajim erwähnt. Sanherib wird nochmals zitiert, als er eine zweite Botschaft an Hiskia schickt. Er wiederholt, dass Widerstand zwecklos ist, und fragt, wo die Könige von → Hamat (am Orontes), → Arpad, der Stadt Sefarwajim, von Hena und Iwwa waren, als Assyrien diese Gebiete eroberte (2Kön 19,13; Jes 37,13).

Nach der assyrischen Eroberung von → Samaria wurde die lokale Bevölkerung nach Ḫalaḫḫu in Zentralassyrien (→ Halach, Irak), Guzāna am Ḫābūr-Fluss (→ Tell Halaf, Nordsyrien) und → Medien (Iran) deportiert (2Kön 17,6). Andererseits ließ der König von Assyrien im Gebiet von Samaria anstelle der Israeliten Leute aus → Babylon, → Kuta, Awa, Hamat (nicht Hamat am Orontes) und Sefarwajim ansiedeln (2Kön 17,24). In diesem Kontext wird aber Hena nicht erwähnt, obwohl Sefarwajim und Awa genannt werden. Es scheint plausibel, dass auch Deportierte aus Hena in Samaria angesiedelt worden sein könnten.

3. Lage und Identifizierung

Da Hena immer zwischen Sefarwajim und Awa / Iwwa vorkommt und diese Orte höchstwahrscheinlich in Babylonien lagen, ist es denkbar, dass auch Hena in Babylonien zu suchen ist (Driver 1958, 18*; Miano 2007, 129; Zadok 1976, 123). Eine Identifizierung kann leider nicht vorgeschlagen werden, da sich kein Ortsname der Keilschriftüberlieferung des 1. Jt. v. Chr. mit Hena verbinden lässt.

Die Tatsache, dass der zweite Teil von 2Kön 18,34 textlich problematisch ist und dass in Jes 36,19 Hena und Iwwa nicht erwähnt werden, hat teils dazu geführt, dass הֵנַע Hena‛ und עִוָּה ‘iwwāh dort nicht als Ortsnamen, sondern als Verbalformen gedeutet wurden (Gray 1970, 677.684, mit Verweisen auf solche Interpretation im → Targum und bei Symmachus; s. auch Montgomery 1951, 488f.502f). Da im abschließenden Satz von 2Kön 18,34 nicht die Götter aus den Stammorten der Deportierten, sondern vielmehr die von Samaria gemeint sein müssen – daher erklärt sich der entsprechende Einschub in der Vulgata (vgl. Cogan / Tadmor 1988, 233; Na’aman 2003, 205 Anm. 13) –, besteht kein Grund, Hena und Iwwa in diesem Vers nicht als Eigennamen zu betrachten, besonders wenn man bedenkt, dass sie in 2Kön 19,13 und Jes 37,13 zweifellos Ortsnamen sind.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992

2. Weitere Literatur

  • Cogan, M. / Tadmor, H., 1988, II Kings. A New Translation with Introduction and Commentary, AncB 11, New Haven / London
  • Driver, G.R., 1958, Geographical Problems, Eretz Israel 5, 16*-20*
  • Gray, J., 1970, I & II Kings. A Commentary, OTL, London
  • Miano, D., 2007, What happened in the fourteenth year of Hezekiah? A historical analysis of 2Kings 18-20 in the light of new textual considerations, in: S. Malena / D. Miano (Hgg.), Milk and Honey, Winona Lake, 113-132
  • Montgomery, J.A., 1951, A Critical and Exegetical Commentary on the Book of Kings, ICC, Edinburgh
  • Na’aman, N., 2003, Updating the messages: Hezekiah’s second prophetic story (2Kings 19.9b-35) and the community of Babylonian deportees, in: L.L. Grabbe (Hg.), „Like a Bird in a Cage“. The Invasion of Sennacherib in 701 BCE, London / New York, 201-220
  • Radner, K., 2019, The „Lost Tribes of Israel“ in the context of the resettlement programme of the Assyrian empire, in: S. Hasegawa / C. Levin / K. Radner (Hgg.), The Last Days of the Kingdom of Israel, BZAW 511, Berlin / Boston, 101-123
  • Zadok, R., 1976, Geographical and onomastic notes, JANES 8, 113-126

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