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(erstellt: Januar 2007)

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1. Name

Eine überzeugende Deutung des Namens Haman (hebr. הָמָן, hāmān) fehlt. Ist der Name iranisch, gehört er eher zu altpersisch hu-mana, awestisch vohu-manah „gutes Denken“ (griech. Eumenes) als zu awestisch haoma „heiliger Rauschtrank“ (Scheftelowitz, 43-44; Hoschander, 27-28). Gegen die Herleitung (seit Jensen, 1892) vom elamitischen Reichsgott Humban, mittelelamitisch Humman, sprechen die fehlende Verdopplung bzw. Assimilation in der hebr. Schreibung und der Langvokal -ā-.

2. Biblischer Befund

Haman, Sohn des Hammedata, ist im Buch → Ester der Wesir am Hof → Xerxes I. (485-465 v. Chr.) und hatte das Nutzungsrecht für das Königssiegel (Est 3,10). Er ist der Gegenspieler von Ester und → Mordechai. Da sich Letzterer weigert, sich vor Haman zu verneigen, weil er keinem Menschen huldigen will (Est 3,1-6), plant Haman einen totalen Judenpogrom (Est 7,4). Diesen Plan durchkreuzte die neue Königin Ester. Beim als Gastmahl inszenierten Königsprozess (Wahl 2000) im Palast der Königin in Susa fleht Haman an Esters Diwan um sein Leben, der König bestraft die „Annäherung“ mit dem Tod. Auf dem Galgen, den Haman schon für Mordechai hatte errichten lassen, wird er selbst gepfählt (Est 7,10). Seine zehn Söhne werden entehrend auf dem Hochgalgen hingerichtet (Est 9,7-10) und zur Schau gestellt (Est 9,13-14), der Familienbesitz in Sippenhaft enteignet.

3. Rezeption und Deutung

Haman wird als Feind Israels und der Perser mehrfach umgedeutet:

1. Als „Agagit“ ist Haman Nachkomme des → Agag, des Königs von Amalek (Est 3,1.10), der der Gegner des Benjaminiten → Saul ist (1Sam 15; Josephus, Antiquitates XI, 209; Text gr. und lat. Autoren). Der Benjaminit Mordechai führt diesen Krieg mit der Hilfe Esters zu Ende.

2. Das Epitheton „Makedonier“ (Est 9,24; Est 8,12k, jeweils im Griechischen), also „nicht von persischem Blut“, stilisiert Haman zum Todfeind aller Perser.

3. „Bugaios“ (Est 3,1; Est 9,10 jeweils im Griechischen; Est A 1,1r; Codex Sinaiticus (A) liest unerklärt Ebugaios in Est 9,24) ist möglicherweise ein Hinweis auf einen berühmten Freund Alexanders des Großen. Die negative Qualifikation ergibt sich in beiden Fällen (2. und 3.) daraus, dass Haman als verhasster Grieche erscheint.

4. Die Bezeichnung als „Gogiter“ (Hs 93 in Est 9,24) aus Gog (Wortspiel mit ’Agag; Lacoque, 312-313) stilisiert Haman – in Aufnahme von Ez 38-39 – zum eschatologischen Feind Israels.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Goldman, S., 1990, Narrative and Ethical Ironies in Esther, JSOT 47, 15-31
  • Hoschander, J., 1918/19, The Book of Esther in the Light of History, JQR 9, 1-41
  • Jensen, P., 1892, Elamitische Eigennamen, Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 6, 47-70.209-226
  • Lacocque, A., 1989, Haman dans le livre d’Esther, RThPh 121, 307-322
  • Scheftelowitz, I., 1901, Arisches im Alten Testament I, Königsberg
  • Wahl, H.-M., 2000, Der Prozess Hamans (Esther 7,1-8,1). Zur königlichen Gerichtsbarkeit im Alten Testament, EThL 76, 105-112
  • Yamauchi, E.M., 2. Aufl. 1991, Persia and the Bible, Grand Rapids
  • Zadok, R., 1984, On the Historical Background of the Book of Esther, BN 24,18-23

Abbildungsverzeichnis

  • Haman bei Ester und dem König (Jan Victors, um 1640)

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