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(erstellt: Januar 2010)

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1. Kulturgeschichte

Gold kommt in der Natur gediegen vor, lässt sich leicht bearbeiten und gehört daher mit → Silber und Kupfer zu den ersten Metallen, die von der Menschheit verarbeitet wurden. Es wird nachweislich seit dem 5. Jt. v. Chr. (Varna, Bulgarien) zu Schmuck verarbeitet. Die ältesten Goldfunde aus dem Raum des biblischen Israel stammen aus einer Höhle im Nachal Qānā (4. Jt. v. Chr.). Seit dem 3. Jt. v. Chr. ist die Kunst der Goldverarbeitung durch Treib- und Schmiedearbeit hoch ausgebildet und bis heute im wesentlichen unverändert. Bekannte Beispiele früher Goldschmiedekunst stellen die Grabbeigaben aus Ägypten, wo Gold Leben symbolisierte, und Mesopotamien dar.

2. Altes Testament

In den hebräischen Büchern des Alten Testaments kommt „Gold“ (hebr. זָהָב zāhāv) 389-mal vor (als speziellere Ausdrücke vgl. כֶּתֶם kætæm und פַּז paz, jeweils 9-x, חַשְׁמַל chašmal, 3-mal, sowie בֶּצֶר bæṣær, 2-mal). Besonders häufig begegnet das Wort in jenen Texten, die sich Israels Heiligtum widmen: bei seiner ersten Beschreibung am Berg Sinai in Ex 25-31 und seiner Herstellung in Ex 35-40 (97-mal), bei Salomos Tempelbau (1Kön 6f, 18-mal; vgl. 1Chr 28 - 2Chr 5, 38-mal) oder bei den Gaben der Anführer Israels in Num 7 (15-mal; zu Weihegaben vgl. auch 1Kön 15,15). Zum Schatz des Heiligtums kommt auch Beutegold (Jos 6,19.24; 2Sam 8,11) sowie die Sühnegabe der → Philister (fünf goldene Beulen und fünf goldene Springmäuse: 1Sam 6; → Maus). Im Allerheiligsten ist nur reines Gold sichtbar. Die → Bundeslade mit Deckplatte und → Keruben, der Schaubrottisch (→ Schaubrote) und der siebenarmige → Leuchter sind aus purem Gold bzw. vergoldet (Ex 25). Das Gold symbolisiert die Reinheit und strahlende Leuchtkraft der → Heiligkeit (vgl. bes. Ex 28,36), und Gott betrachtet das Gold nach Hag 2,8 als persönlichen Besitz. In der starken Verbindung des Motives des Goldes mit dem Heiligtum zeigt sich die Werthaltung des Alten Testaments, nach der alles materiell Wertvolle in erster Linie Gott zugehört und seiner Verherrlichung dienen soll. Daher wurde es als Katastrophe empfunden, dass die goldenen Geräte des Tempels von den Babyloniern geraubt wurden (2Kön 24,13; 2Kön 25,15; Jer 52,19), und als Triumph, dass der Perserkönig Kyros sie wieder zurückgab (Esr 1,7-11; Esr 8,25-34).

In theologischen Metaphern figuriert Gold für Gott selbst (Hi 22,25), für göttlichen Lichtglanz in → Ezechiels Visionen (Ez 1,4.27; Ez 8,2), für die Kostbarkeit der Tora (Ps 19,11; Ps 119,72.127) und der Weisheit (Spr 8,19; Hi 28) sowie für Reinheit der Intention und des Handelns (Hi 23,10; Spr 17,3; Mal 3,3). Im → Hohenlied steht Gold metaphorisch für die Schönheit des Leibes (Hhld 5,11.14.15).

In starkem Gegensatz zum Gold des Heiligtums steht Israels Bundesbruch mit dem → Goldenen Kalb (Ex 32,1-6; als Parallele vgl. 1Kön 12,28; 2Kön 10,29), der nicht nur das Hauptgebot des → Dekalogs (Ex 20,3-4), sondern auch das ausdrücklichen Verbot von Götterbildern aus Silber und Gold im → Bundesbuch verletzt (Ex 20,23). Die Kritik an Götzen aus Gold durchzieht die Prophetenbücher (Jes 2,20; Jes 30,22; Jes 31,7; Jes 40,19; Jes 46,6; Jer 10,4.9; Hos 2,10; Hos 8,4; Hab 2,19) und begegnet auch im → Psalter (Ps 115,4; Ps 135,15). Das → Deuteronomium verlangt die Zerstörung von Götzen und verbietet sogar die Weiterverwendung des Goldes, aus dem sie gefertigt waren (Dtn 7,25).

In profanen Kontexten steht Gold schon bei → Abraham als Zeichen des materiellen Wohlergehens (Gen 13,2; Gen 24,35). Der sprichwörtliche Reichtum → Salomos an Gold ist einerseits mit den nicht geklärten Gebieten von → Ofir (1Kön 9,28, vgl. 2Chr 8,18) und → Tarsis verbunden (1Kön 10,22 // 2Chr 9,21; Jes 60,9) andererseits mit der Erzählung vom Besuch der Königin von → Saba (1Kön 10 // 2Chr 9; vgl. auch Ps 72,15). Als Goldland gilt ebenfalls → Hawila (Gen 2,11f). Goldschmuck dient als wertvolles Geschenk (Gen 24,22.53; Gen 41,42; Hi 42,11; zu Goldschmuck s. auch 2Sam 1,24; Jer 4,30; Ez 28,13; Spr 25,12; Hhld 1,11; Ez 16,13.17; → Schmuck). Die Gewänder der Priester sind golddurchwirkt (Ex 28), und auch für die königliche Familie bezeugt dies Ps 45,14. In einer Vision sieht → Daniel einen Mann mit goldenem Gürtel (Dan 10,5). Die goldene → Krone des Ammoniterkönigs wird nach 2Sam 12,30 Davids Krone (vgl. Ps 21,4; für die Krone eines Hohenpriesters Sach 6,11). Ein goldenes → Zepter (Est 4,11; Est 5,2; Est 8,4) und eine goldene Krone (Est 8,15) sind auch Insignien des persischen Großkönigs Xerxes. Goldene Gefäße begegnen mehrfach in ambivalenten Kontexten (Pred 12,6; Jer 51,7; Est 1,7; Apk 17,4; vgl. neutral 1Kön 10,21; Esr 1,10; Esr 8,27; 1Chr 28,17). Kritisch wird Gold im Zusammenhang der Hinfälligkeit materiellen Reichtums thematisiert (Zef 1,18; Spr 11,22) und im Königsgesetz des Deuteronomiums, das dem König verbietet, große Mengen an Gold anzulegen (Dtn 17,17).

3. Neues Testament

Im Neuen Testament spielt Gold (gr. χρυσίον chrysíon, 12-mal, χρυσός chrysós, 10-mal) eine wesentlich geringere Rolle. Das Goldgeschenk der Magier weist auf die Göttlichkeit Jesu hin (Mt 2,7). Die alttestamentliche Kritik an goldenen Götzen klingt in der Areopagrede des Paulus nach (Apg 17,29). Hebr 9,4 ruft die vergoldete Bundeslade in Erinnerung. Gold gehört ausdrücklich nicht zum Besitz der Apostel (Mt 10,9; Apg 3,6; Apg 20,33). Gute Werke (1Tim 2,9f) und ein sanftes Wesen (1Petr 3,3) sind Goldschmuck vorzuziehen, und der Glaube ist wertvoller als vergängliches Gold (1Petr 1,7). Gold kann zwar für Wertvolles stehen (1Petr 1,18; 1Kor 3,12), gilt aber dennoch als hinfällig (Jak 5,3). Die Offenbarung des Johannes thematisiert Gold in positivem (Apk 3,18) und negativem Zusammenhang (Apk 9,7; Apk 17,4; Apk 18,12.16), abschließend aber im strahlenden Bild des aus Gold bestehenden → himmlischen Jerusalem (Apk 21,18.21).

Literaturverzeichnis

  • Bachmann, H.-G., Mythos Gold. 6000 Jahre Kulturgeschichte. Mit einem Beitrag von Jörg Völlnagel, München 2006 (großer und reichhaltiger Bildband mit 292 Farbabbildungen, von einem ausgewiesenen Montanarchäologen).
  • Born, H. / Völling, E. (Hgg.), Gold im Alten Orient. Technik – Naturwissenschaft – Altorientalistik (Nachrichten aus dem Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg. Reihe A: Antikensammlung 6), Würzburg 2006 (interdisziplinäre Untersuchung einer altorientalischen Goldschale).
  • Deger-Jalkotzy, S. / Schindel, N. (Hgg.), Gold. Tagung anlässlich der Gründung des Zentrums Archäologie und Altertumswissenschaften an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 19.-20. April 2007 (Origines 1), Wien 2009 (zwölf Beiträge zu Gold in der Antike).
  • Fol, A. / Lichardus, J. (Hgg.), Macht, Herrschaft und Gold. Das Gräberfeld von Varna (Bulgarien) und die Anfänge einer neuen europäischen Zivilisation, Saarbrücken 1988.
  • Gopher, A. / Tsuk, T (Hgg.), The Nahal Qanah Cave. Earliest Gold in the Southern Levant (Tel Aviv University. Sonia and Marco Nadler Institute of Archaeology. Monograph Series 12), Jerusalem 1996.
  • Kedar-Kopfstein, B., Art. זָהָב, in: Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Bd. 2, Stuttgart u.a. 1977, 534-544.
  • Lux, R., „Mir gehört das Silber und mir das Gold – Spruch JHWH Zebaots“ (Hag 2,8). Überlegungen zur Geschichte eines Motivs, in: ders., Prophetie und Zweiter Tempel. Studien zu Haggai und Sacharja (FAT 65), Tübingen 2009, 165.179.
  • Michailidou, A., Weight and Value in Pre-Coinage Societies. An Introduction (ΜΕΛΕΤΗΜΑΤΑ 42), Athen 2005 (wissenschaftliche Einführung, die interessante wirtschafts- und sozialgeschichtliche Hintergründe erschließt).
  • Moorey, P.R.S., Ancient Mesopotamian Materials and Industries. The Archaelogical Evidence, Oxford 1994, bes. 217-232 (Standardwerk).
  • Reiter, K., Die Metalle im Alten Orient unter besonderer Berücksichtigung altbabylonischer Quellen (AOAT 249), Münster 1997, bes. 1-74.
  • Singer, K.H., Die Metalle Gold, Silber, Bronze, Kupfer und Eisen im Alten Testament und ihre Symbolik (fzb 43), Würzburg 1980.

Abbildungsverzeichnis

  • Metallstreifen (meist Gold) aus nachexilischer Zeit, die auf die Kleidung oder Kopfbedeckung genäht wurden und das Ansehen des Trägers steigern sollten. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Die Anbetung des Goldenen Kalbs (Nicolas Poussin; 1633-1637).
  • Ohrringe aus Edelmetall, meist Gold (Eisenzeit II). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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