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Gog / Magog

(erstellt: März 2012)

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Gog ist in Ez 38-39 der Name des Anführers einer Koalition weit entfernt lebender Völker, die am Ende der Tage gegen das Land Israel ziehen werden. Magog ist nach den Völkerlisten von Gen 10,2 und 1Chr 1,5 der Name eines Enkels Noahs. Nach Ez 38,2 steht das Land Magogs in Verbindung zu Gog. Aufgrund der Ähnlichkeit der beiden Namen und der engen Verbindung in Ez 38,2 kann man davon ausgehen, dass beide voneinander abhängig sind. Ob jedoch Gog aus Magog abgeleitet oder Magog in Ergänzung zu Gog gebildet wurde, ist umstritten.

1. Gog

Gog (גּוֹג gôg) kommt im hebräischen Text des Alten Testaments nur in Ez 38-39 vor (Ez 38,2.3.14.16.18; Ez 39,1.11.15). Die → Septuaginta hat den Namen außerdem in Ez 39,6 anstelle von Magog, in Num 24,7 anstelle von → Agag und in Am 7,1. Die beiden letzten Stellen zeigen, dass für diese Übersetzer Gog bereits eine mehr oder weniger feste Größe war. Das lässt sich am einfachsten als Wirkungsgeschichte von Ez 38-39 erklären. Nach Tooman (Gog of Magog) ist dagegen Num 24,7 Vorlage für die Gog-Gestalt in Ez 38-39.

1.1. Gog im hebräischen Text

Der Befund in Ez 38-39 selbst lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Als „Großfürst von Meschech und Tubal“ steht Gog sowohl in Beziehung zu einem sonst nur aus der → Völkertafel in Gen 10 bekannten Land Magog als auch zum „äußersten Norden“. Er ist Anführer einer Koalition weit entfernt lebender Völker, die am Ende der Tage gegen das Land Israels ziehen werden. Seine Beutegier und JHWH selbst veranlassen ihn dazu, doch JHWH wird ihn auch besiegen und die Plünderer werden selbst geplündert. Gogs Grab „in Israel“ wird zu einem Erinnerungszeichen an diese Niederlage. Durch den Sieg über diesen räumlich und zeitlich entferntesten Feind erweist JHWH seine Macht und die Heiligkeit seines Namens. Israel und alle Völker werden JHWH daran erkennen und sehen, dass er sein Volk vor jeder Bedrohung schützen kann.

Die Deutung der Gog-Gestalt in Ez 38-39 ist eng verknüpft mit einem Gesamtverständnis der beiden Kapitel. Die Forschungsgeschichte (ausführlich referiert von Sverre Bøe 88-99) hält dazu ganz unterschiedliche Lösungen bereit. Häufig vertreten wird eine traditionsgeschichtliche Abhängigkeit vom „Feind aus dem Norden“ des → Jeremiabuchs (Klein, Schriftauslegung). Andere identifizieren Gog mehr oder weniger eindeutig mit konkreten Gestalten der alttestamentlichen Zeitgeschichte, etwa mit Gyges von Lydien (Zimmerli), Nebukadnezar (Galambush) oder Alexander dem Großen (Winckler). Auch stärker mythologische Deutungen des gesamten Abschnittes werden immer wieder vertreten (Fitzpatrick). Oder man versucht, Gog vor allem auf dem Hintergrund der Ezechieltradition zu verstehen (Rösel).

1.2. Gog in der Septuaginta

Bei der Deutung der „Gog-Perikope“ ist zu berücksichtigen, dass die älteste Überlieferung der Septuaginta, vor allem vertreten durch Papyrus 967, in Kap. 36-39 eine andere Textfolge hat. In der hebräischen Vorlage der Septuaginta muss Ez 38-39 demnach ursprünglich direkt hinter Ez 36,16-23bα und vor Kap. 37 gestanden haben. Die Einbindung in das gesamte Buch ist in dieser Textfolge logischer. Der Masoretische Text hat den Abschnitt umgestellt und in diesem Zusammenhang weitere Eingriffe in den Textbestand vorgenommen. Als Folge davon wurde Gog im Masoretischen Text deutlicher zu einer eschatologischen Gestalt ohne nähere Verbindungen zur Ezechieltradition. Doch auch in der Septuaginta erscheint Gog als der Feind, der am Ende der Tage einen letzten Völkeransturm gegen Israel anführen wird.

1.3. Zur Wirkungsgeschichte

In der Johannes-Offenbarung des Neuen Testaments werden Gog und Magog nach dem Ende des tausendjährigen Reiches erwähnt (Apk 20,8-10). Sie sind die ersten beiden Völker, die der Satan dazu verführt, gegen „die geliebte Stadt“ in den Krieg zu ziehen, und die einzigen, die namentlich genannt werden; sie werden aber durch Feuer vom Himmel vernichtet, noch ehe sie ihr Vorhaben verwirklichen können.

2. Magog

Der Name Magog (מָגוֹג māgôg) kommt im Alten Testament an vier Stellen vor: Als Personenname am Beginn der → Völkertafel in Gen 10,2 und in der parallelen Formulierung in 1Chr 1,5 sowie als Landesname in der „Gog-Erzählung“ in Ez 38,2 und Ez 39,6, wo Magog so etwas wie das Heimatland Gogs ist.

2.1. Magog, ein Sohn Jafets

Nach Gen 10,2 ist Magog der zweite von sieben Söhnen Jafets. Zu diesen Söhnen gehören an vierter und fünfter Stelle die in Ez 38,2 ebenfalls genannten → Tubal und → Meschech. Auch darüber hinaus fällt auf, dass die Völker im Gefolge Gogs in pointierter Weise mit der Völkertafel in Gen 10 übereinstimmen (Rösel). Das deutet darauf hin, dass Ez 38-39 diese Tradition bereits voraussetzt. Dann wäre Gog aus Magog abgeleitet. Block (II, 433-434) deutet den Namen im Anschluss an ältere Positionen als akkadisch māt Gūgi „Land Gogs“.

2.2. Das Land Magog

Von Josephus (Antiquitates I,6.1 = § 123; Text gr. und lat. Autoren) an bis in die Mitte des 20. Jh.s wurde Magog meist als Bezeichnung für die → Skythen verstanden (vgl. z.B. Delitzsch, Genesis, 206). Da Meschech und Tubal in Kleinasien in der Nähe des Schwarzen Meeres zu suchen sind und außerdem Gog gerne mit Gyges von Lydien in Verbindung gebracht wird, nehmen manche auch für Magog eine Lokalisierung in dieser Gegend an. Weil der Name jedoch in altorientalischen Texten bisher nicht nachgewiesen ist, bleibt diese Lokalisierung sehr unsicher.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart 1933-1979
  • Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957-1965
  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
  • Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Hamm 1975ff (im Internet)

2. Weitere Literatur

  • Block, D.I., 1998, The Book of Ezekiel, Bd. 2: Chapters 25-48 (The New international commentary on the Old Testament), Grand Rapids , Mich.
  • Bøe, S., 2001, Gog and Magog: Ezekiel 38-39 as pre-text for Revelation 19,17-21 and 20,7-10 (WUNT/2, 135), Tübingen
  • Buber, M., 2009, Gog und Magog: eine Chronik (Werkausgabe. 19), Gütersloh
  • Delitzsch, F., 1872, Die Genesis, Leipzig
  • Fitzpatrick, P.E., 2004, The Disarmament of God: Ezekiel 38-39 in its Mythic Context (CBQMS 37), Washington, DC
  • Galambush, J., 1992, Jerusalem in the Book of Ezekiel: The City as Yahweh's Wife (SBLDS 130), Atlanta, Ga.
  • Klein, A., 2008, Schriftauslegung im Ezechielbuch. Redaktionsgeschichtliche Untersuchungen zu Ez 34-39 (BZAW 391), Berlin
  • Rösel, C., 2012, JHWHs Sieg über Gog aus Magog: Ez 38-39 im Masoretischen Text und in der Septuaginta (WMANT 132), Neukirchen-Vluyn
  • Tooman, W. A., 2011, Gog of Magog: Reuse of Scripture and Compositional Technique in Ezekiel 38-39, FAT II/52, Tübingen
  • Winckler, H., 1898, Gog, in: ders., Altorientalische Forschungen, zweite Reihe, Band 1, Leipzig, 160-171
  • Zimmerli, W., 1969, Ezechiel, Bd. 2: Ezechiel 25-48 (BK.AT 13,2), Neukirchen-Vluyn

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