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(erstellt: Mai 2010)

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1. Hebräische Begriffe

In der Hebräischen Bibel wird das, was traditionell im Deutschen mit „gehorchen“ bzw. „Gehorsam“ übersetzt wird, vor allem durch שׁמע šm‘ (meist mit entsprechenden Präpositionen) „hören (auf)“ zum Ausdruck gebracht (→ hören; → Ohr). Eine besondere Rolle spielt dabei der Terminus שׁמע בְּקוֹל šm‘ bəqôl … (in gleicher Bedeutung auch שׁמע לְקוֹל šm‘ ləqôl …) „hören auf die Stimme von …“ (vgl. hierzu Fenz 1964). Schließlich kann von „Gehorsam“ auch dadurch gesprochen werden, dass man von einem „dem Gehörten / Befohlenen entsprechenden Tun“ berichtet (vgl. Gen 6,22). Dieses Hören und dieses dem Hören entsprechende Handeln beziehen sich dabei sowohl auf zwischenmenschliche Beziehungen als auch auf die Beziehungen zu Gott.

2. Gehorsam gegenüber Menschen

2.1. Gegenüber Eltern und anderen Familienangehörigen

Von Gehorsam im menschlichen Bereich wird im Alten Testament vor allem im Verhältnis von Kindern gegenüber ihren Eltern gesprochen: Den Gehorsam gegenüber dem Vater und der Mutter sprechen schon vorexilisch zu datierende Sprüche des → Sprüchebuches an (z.B. Spr 23,22: „höre auf deinen Vater, der dich gezeugt hat, und verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt wird“; vgl. Spr 30,7). Auch in den nachexilisch anzusetzenden Lehrreden von Spr 1-9 wird der Gehorsam gegenüber Vater und Mutter an hervorgehobener Stelle thematisiert (z.B. Spr 1,8: „mein Sohn, gehorche der Zucht deines Vaters und verwirf nicht die Weisung deiner Mutter“; vgl. Spr 6,20-23).

Vom Gehorsam der Kinder gegenüber ihren Eltern wird ferner in den → Erzelternerzählungen berichtet (vgl. Gen 27,13ff.; Gen 28,7). Auch lobt Jeremia in Jer 35,14.18 den Gehorsam der → Rechabiter gegenüber dem Gebot ihres Stammvaters Jonadab.

Von Gehorsam gegenüber Familienangehörigen wird z.B. an folgenden Stellen gesprochen: Mose gehorcht seinem Schwiegervater → Jitro (Ex 18,17-24), die Söhne Jakobs ihrem Bruder → Juda (Gen 37,26-27) und Abraham der Stimme seiner Frau Sara (Gen 16,2).

Gleichzeitig finden sich Berichte über den Ungehorsam von Söhnen gegenüber ihrem Vater. So berichtet 1Sam 2,25 vom Ungehorsam der Söhne → Elis. Im → Deuteronomium wird wegen Ungehorsams des Sohnes gegenüber seinen Eltern die Todesstrafe verhängt (Dtn 21,18-21; → Elterngebot).

2.2. Gegenüber Lehrern

In Spr 1-9 wird in gleicher Weise wie Gehorsam gegenüber den Eltern auch Gehorsam gegenüber Lehrern gefordert (vgl. u.a. Spr 5,7-13). In besonderer Weise ist dabei an die personifizierte Weisheit als Lehrerin gedacht (vgl. vor allem Spr 1,20-33; auch Spr 8,1-36; Spr 9,1-6; → Weisheit, Personifikation).

2.3. Gegenüber politischen und religiösen Führern

Häufig thematisiert wird das Hören eines Volkes auf seine Führer: Gen 34,24 spricht vom Gehorsam der Bewohner von → Sichem gegenüber → Hamor und seinem Sohn Sichem. Nach Gen 41,40 soll Pharaos Volk den Befehlen seines Wesirs Josef gehorsam sein.

Vom Ungehorsam gegenüber den Großen Richtern berichtet Ri 2,20 (→ Richter / Richterbuch). Dtn 17,12 fordert Gehorsam gegenüber dem Priester und Dtn 18,15 gegenüber dem Propheten, den Jahwe erwecken wird wie → Mose. Allerdings weist Dtn 13,4.9 auf das Problem falscher Propheten hin, denen man nicht gehorchen darf.

Von Gehorsam gegenüber dem König spricht u.a. 1Chr 29,23 (Israel wird → Salomo nach seiner Amtseinsetzung gehorsam sein). Auch fordert der durch Revolution an die Macht gekommene König → Jehu Gehorsam von der Stadt → Samaria 2Kön 10,6. Nach 2Sam 22,44-46 par. Ps 18,44-46 gehorchen Fremdvölker dem von Jahwe unterstützten König. Dabei ist in V. 33-46 ein vorexilisches königliches Danklied aufgenommen, das in V. 44-46 aus der altorientalischen Königstradition schöpft und im jetzigen nachexilischen Kontext als Ausdruck protomessianischer Hoffnung zu verstehen ist (vgl. Saur 2004, 63-65.74-79; zu den gemeinsamen eschatologischen Erwartungen von 1Sam 2,1-10* und 2Sam 22 vgl. Beck 2006, 244-250).

Schließlich wird auch mehrfach von Gehorsam bzw. Ungehorsam gegenüber Mose und Josua gesprochen (u.a. Dtn 34,9; Jos 1,17; Jos 22,1f; vgl. → Murren). Ex 16,16-20 zeigt, dass es beim Gehorsam gegenüber dem gottgesandten Führer um Gehorsam gegenüber Gott geht. Entsprechend fordert Jes 50,10 Gehorsam gegenüber dem mit dem Propheten zu identifizierenden Knecht Jahwes als Konsequenz der Jahwefurcht (→ Gottesknecht).

2.4. Problematik des Gehorsams gegenüber dem Volk

Bemerkenswert ist, dass in 1Sam 8,7 (vgl. 1Sam 8,22; 1Sam 12,1) von einem von Gott befohlenen Gehorsam Samuels gegenüber dem Volk gesprochen wird („Jahwe sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volks in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll“).

Andererseits kann aber auch der Gehorsam des Königs gegenüber dem Volk als Ungehorsam gegenüber Gott verstanden werden (vgl. 1Sam 15,24: „Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe gesündigt, dass ich Jahwes Befehl und deine Worte übertreten habe; denn ich fürchtete das Volk und hörte auf seine Stimme“).

3. Gehorsam gegenüber Gott

3.1. In der deuteronomistischen Tradition

Innerhalb von Gen 1 - 2Kön 25 lassen sich deutlich drei Entwicklungsstufen der Vorstellung des Gehorsams gegenüber göttlichen Geboten erkennen.

3.1.1. Loyalität gegenüber Jahwe (Urdeuteronomium)

In dem traditionell als Prolog des „Urdeuteronomium“ (zur Diskussion über die Datierung in das spätvorexilische Juda vgl. zuletzt Pakkala 2009; → Deuteronomium) verstandenen Schema Israel Dtn 6,4f. (eingeleitet wurde es wohl durch Dtn 4,45*; Dtn 5,1aα* „Dies sind die Satzungen und Rechte, die Mose den Israeliten vortrug, als sie aus Ägypten ausgezogen waren. Er sagte zu ihnen…“; vgl. Veijola 2004, 123.175; Perlitt 1990ff., 392-397; anders Otto 1999, 362; → Schema Israel) wird Israel zum Hören auf das Bekenntnis der Einzigkeit des biblischen Gottes aufgefordert, das sich in der ungeteilten Liebe zu Gott äußern soll: „Höre Israel, Jahwe ist unser Gott, Jahwe ist einer / einzig (zur Übersetzung mit „einzig“ vgl. Sach 14,9). Du sollst Jahwe, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ In der Feststellung „Jahwe ist einer / einzig“ klingt einerseits noch die Forderung nach der Einheit Jahwes (Monojahwismus) angesichts unterschiedlicher Jahwevorstellungen verschiedener Jahwekultstätten an. Andererseits nimmt die Bezeichnung Jahwes als „einzig“ Liebessprache auf (Braulik 1986, 55f. mit Hinweis auf Hhld 6,8f.). Im Zusammenhang des Urdeuteronomium fordert das Schema Israel somit die Alleinverehrung (Monolatrie; → Monotheismus) Jahwes

So Veijola 2004, 177-179, vgl. Braulik 1986, 55f.; van Oorschot 2002, 125; Kaiser 2003, 370-372; auch Loretz 1997, 57-60 mit Hinweis vor allem auf die Äußerung Baals in KTU I. 4 VII 49b-52a „einzig (aḥdy) ich bin es, der herrscht über die Götter…“, dagegen für ein ausschließlich monojahwistisches Verständnis u.a. Kratz 2000, 128.222; Schmid 2008, 107, der Dtn 6,4 rekonstruiert: „Höre Israel, Jhwh, dein Gott, ist ein Jhwh“.

Dieses monolatrische Verständnis wird durch die Forderung der „Liebe mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft" in Dtn 6,5 bestätigt.

Anders Veijola 2004, 158f., der V. 5 für sekundär hält unter Hinweis auf den deuteronomistischen (im Folgenden: dtr.) bzw. spätdeuteronomistischen (im Folgenden: spätdtr.) Charakter der sonstigen Aussagen über Liebe zu Jahwe in Dtn 5,10; Dtn 7,9; Dtn 10,12f.; Dtn 11,1.13.22; Dtn 13,4; Dtn 19,9; Dtn 30,6.16.20; Jos 22,5; Jos 23,11f.; 1Kön 3,3 (so auch Rüterswörden 2006a und 2006b): gegen Veijola und Rüterswörden wird jedoch in allen diesen spätdtr. Stellen Liebe zu Gott mit dem Halten der als feste Größe verstandenen Gesetze Jahwes identifiziert, während in Dtn 6,5 ein solcher Gesetzesbezug noch nicht vorliegt, sondern Liebe nur absolute Loyalität gegenüber Jahwe meint.

Mit dem „Loyalitätsgebot“ von Dtn 6,5 wird der Stil der neuassyrischen Vasallenverträge aufgegriffen, in denen unbedingte „Liebe“ zum Oberherrn gefordert wird (vgl. u.a. die Vasallenverträge → Asarhaddons [abgekürzt VTE]: VTE § 18: 207; VTE § 24: 266-268* und dazu Otto 1999, 360-363).

Diese Loyalität zu Jahwe wird dann in den einzelnen Bestimmungen des Urdeuteronomium Dtn 12,13ff.* expliziert, die ebenso an das kollektive Du Israels gerichtet sind. Dabei benutzt das Urdeuteronomium das → „Bundesbuch“ von Ex 20,22-23,19* als Vorlage (vgl. Levinson 1997; anders Van Seters 2003).

3.1.2. Gehorsam gegenüber dem Gebot der Alleinverehrung Jahwes (DtrH)

Zu einem von Mose unmittelbar vor der Landnahme Israels verkündeten Gesetz wird der in Dtn 6,4ff.* und Dtn 12-26* mitgeteilte Jahwewille erst in der Grundschicht des sog. Deuteronomistischen Geschichtswerks Dtn 1 - 2Kön 25* (= Dtr. Historiker; im Folgenden: DtrH). Das Hauptgebot des Urdeuteronomium, die Forderung der Zentralisation des Jahwekultes, wird dabei in Dtn 12,8-12 auf die Zeit bezogen, in der Israel zur Ruhe, d.h. zu seinem Erbbesitz und letztendlich auch zu seinem Jerusalemer Heiligtum gekommen ist (vgl. Dtn 12,9-10; Jos 21,44 und 1Kön 8,56 und dazu Nentel 2000, 268-270). Gehorsam wird dabei verstanden als „das Rechte (jāšār) tun in den Augen Jahwes“.

Vgl. Dtn 12,25.28; Dtn 21,9; 1Kön 15,11-14*; 1Kön 22,41-44; 2Kön 12,1-4*; 2Kön 14,1-4*; die spätdtr. Belege Ex 15,26; Dtn 6,17-18; Dtn 13,19; 1Kön 11,33.38; 1Kön 14,8; 1Kön 15,5 etc. sind davon zu unterscheiden, weil sie gleichzeitig vom Gehorsam gegenüber den Gesetzen Jahwes sprechen.

Ungehorsam wird hier bezeichnet als „Tun, was das Rechte in den eigenen Augen ist“ bzw. als „Tun, was böse ist in den Augen Jahwes“.

Vgl. besonders Dtn 12,8; Ri 17,6; Ri 21,25 (dazu Veijola 2004, 272) bzw. Ri 2,11; Ri 3,7.12; Ri 4,1; Ri 6,1; Ri 10,6; Ri 13,1; 2Sam 12,9; 1Kön 14,22; 1Kön 15,25f.33f.; 1Kön 16,18f.; 1Kön 25f.29-31; 1Kön 22,52f.; 2Kön 3,1-3; 2Kön 13,1f.; die spätdtr. Belege unterscheiden sich wieder dadurch, dass sie gleichzeitig vom fehlenden Gehorsam gegenüber göttlichen Geboten bzw. Bundesverpflichtungen sprechen: vgl. u.a. Num 32,11-13; Dtn 4,23-26; Dtn 9,16-18; Dtn 17,2.

Dabei steht beim DtrH in Dtn 1 - Ri 16* vor allem die Monolatrieforderung an das Volk im Mittelpunkt, in Ri 17 - 2Kön 25* dagegen das Ideal der Reichseinheit und die Kultzentralisation. Doch sind auch in der DtrH-Schicht der Königsbücher Beurteilungskriterien „die kultischen Forderungen des Dtn., Einheit und Reinheit des Kultes“ (Würthwein 1984, 492; Hervorhebung von mir), d.h. nicht nur das Kultzentralisationsgebot (vor allem Ablehnung der „Sünde Jerobeams“ bei Nordreichkönigen; → Jerobeam I.), sondern gleichzeitig auch die Forderung der Monolatrie.

Vgl. bei Zugrundelegung der Abgrenzung von DtrH durch Schmid 2008, 82-84, z.B. 1Kön 16,29-31*: die Kritik an → Ahab richtet sich nicht nur gegen die Sünde Jerobeams, sondern auch gegen die Verehrung des Baal; 2Kön 3,1-3*: bei Joram wird trotz der Sünde Jerobeams die Beseitigung der → Mazzebe des → Baal positiv bewertet; 2Kön 10,28-30*: die Vertilgung des Baal durch → Jehu wird positiv beurteilt, obwohl Jehu die Sünde Jerobeams beibehält.

Auch beurteilt DtrH in den Königsbüchern nicht nur Könige, sondern wie im Richterbuch auch das Volk negativ.

Vgl. u.a. 1Kön 14,22 (hier ist der masoretische Text als lectio difficilior beizubehalten) „Juda tat, was böse war in den Augen Jahwes“ und 1Kön 22,44; 2Kön 12,4; 2Kön 14,4; 2Kön 15,4.35, die bei positiv beurteilten judäischen Königen auf den Höhenkult des Volkes hinweisen.

3.1.3. Gehorsam gegenüber dem Gesetz (spätdtr. nachpriesterliche Schicht in Gen 1 - 2Kön 25)

In der spätdtr. Schicht des Enneateuch von Gen 1 - 2Kön 25 (vgl. vor allem Kaiser 1993, 159f.), die wohl auf mehrere nicht mehr eindeutig zu unterscheidende (anders Aurelius 2003, 4f.; Veijola 2004, 4f.) Hände zurückgeht, stellen die Formel „auf die Stimme Jahwes hören“ (meist šm‘ bəqôl Jhwh, in gleicher Bedeutung auch šm‘ ləqôl Jhwh: vgl. z.B. Ex 15,26; Ri 2,20; 1Sam 15,1) und die durch sie zum Ausdruck gebrachte Gehorsamsforderung ein strukturbildendes Element dar.

1) Jahwegehorsam als Bewahren des Bundes und der Gesetze Jahwes. Besonders deutlich wird dies im Sinaiprolog von Ex 19,3b-9, wo das Gehorsamsideal „auf Jahwes Stimme hören“ in einer parallelen Formulierung mit „Jahwes Bund (bərît) bewahren“ gleichgesetzt wird (→ Bund). Innerhalb des Kontextes von Ex 19-24* bezieht sich das „Bewahren des Bundes“ zunächst auf den in Ex 24 folgenden Bundesschluss, bei dem das Volk sich verpflichtet, die ihm von Mose mitgeteilten und im → Bundesbuch niedergeschriebenen Gesetze zu tun (Ex 24,3.7, in V. 7 verpflichtet sich das Volk „zum Tun und zum Hören“, was sich wohl auf zukünftige, neue göttliche Gesetzesoffenbarungen bezieht; vgl. Konkel 2008, 290f.). Durch diesen Gehorsam wird Israel nach Ex 19,5-6 zu einem Sondereigentum Jahwes, zu einem Königreich von Priestern und zu einem heiligen Volk. Dabei wird das Volk durch den in Ex 24,8 dargestellten Blutritus (vgl. Ex 29,20f.; Lev 8,22-24.30) zu seiner priesterlichen Aufgabe geweiht. Gleichzeitig blickt die Forderung der Bewahrung des Bundes in Ex 19,5 auf einen bereits geschlossenen Bund zurück, von dem in Ex 2,24, einem auf die → Priesterschrift (im Folgenden: P) zurückgehenden Text, berichtet worden war. Dieser Bund bezieht sich auf den Abrahambund von P in Gen 17, wo in Gen 17,9f. auch bereits zum „Bewahren des Bundes“ aufgefordert worden ist (zur Zugehörigkeit von Gen 17,9ff. zu P vgl. Ruppert 2002, 338f; anders Seebass 1997, 111f.). Das Bundesverständnis von Ex 19 setzt somit bereits einen literarischen Zusammenhang mit dem P-Abrahambund von Gen 17 voraus (vgl. Groß 1998, 130f.; Gertz 2000, 228; anders Aurelius 2003, 141-168). Gleichzeitig ist zu beachten, dass auch das Gehorsamsideal des „Hörens auf die Stimme Jahwes“ von Ex 19,5 sich bereits auf die (nachpriesterschriftliche) Abrahamüberlieferung zurückbezieht. Sowohl in Gen 22,17f. als auch in Gen 26,4f. wird von Abraham berichtet, dass er der Stimme Jahwes gehorsam war und dass daher seinen Nachkommen die Verheißung Jahwes von der Mehrung des Volkes (vgl. Gen 22,17; Gen 26,4) und von der Gabe des Landes (Gen 26,4) gilt. Beachtenswert ist, dass in Gen 26,4f. der Gehorsam Abrahams mit dem Bewahren der Gesetze Jahwes identifiziert werden kann, womit offensichtlich bereits die verschiedenen Gesetze des Pentateuch im Blick sind.

Bestätigt wird dieses Verständnis von Ex 19,3b-9 dadurch, dass in der spätdtr. Schicht das „Hören auf die Stimme Jahwes“ durchgehend mit dem „Bewahren von Jahwes Geboten, Rechten und Satzungen“ und mit dem Bund, den Jahwe den Erzvätern geschworen hat, verbunden ist, wie vor allem die spätdtr. Bestandteile von Dtn 8 zeigen (vgl. Dtn 8,1.11b.18b-20 und dazu Veijola 2004, 211.215-218). Sie machen einerseits das Geschenk des Landes „von der treuen Gesetzesbefolgung abhängig“ (S. 215) und berufen sich andererseits „auf die Väterverheißungen als Garantien für die Zukunft“ (S. 216). Dabei fordern sie den Gehorsam gegenüber der Gesamtheit von „Jahwes Geboten, Rechten und Satzungen“ (Dtn 8,11b) und stellen gleichzeitig als zentrale Forderung des Gesetzes das Erste Gebot heraus (Dtn 8,19; → Monotheismus). Des Weiteren weisen in der spätdtr. Schicht Dtn 28,1f. und Dtn 28,15 darauf hin, dass das Hören auf die Stimme Jahwes Segnungen, das Nichthören Flüche nach sich zieht (vgl. die der Sache nach ähnlichen Feststellungen in Jes 1,19f. und Hi 36,11f.; → Segen; → Fluch)

2) Die Zehn Gebote (Dekalog) als Zusammenfassung des Jahwewillens. In den spätdtr. Stellen Dtn 4,13; Dtn 5,2f.; Dtn 9,9.11.15; Dtn 10,5.8 (vgl. Lade des „Bundes“ in 1Kön 8,9.21 u.ö.) kann der → Dekalog Ex 20* / Dtn 5* (zur literarhistorischen Einordnung vgl. Köckert 2009; zum höheren Alter von Ex 20* gegenüber Dtn 5* vgl. Achenbach 1991, 31-51, und W.H. Schmidt / Delkurt / Graupner 1993, 28-30) mit der bərît („Bundesverpflichtung“) gleichgesetzt werden. Er hat hier insofern eine Sonderstellung, als er Israel unmittelbar durch Jahwe – und nicht wie die übrigen Gesetze durch die Vermittlung Moses – mitgeteilt wird. In diesem Zusammenhang ist er als eine situationsübergreifende Zusammenfassung der alttestamentlichen Gesetze zu verstehen (vgl. W.H. Schmidt / Delkurt / Graupner 1993, 12-24.145f.).

3) Jahwegehorsam und Glaube. Auch kann in dieser spätdtr. Schicht der Ungehorsam gegenüber den Geboten Jahwes auf den Unglauben (= das fehlende Vertrauen auf die Alleinmächtigkeit Jahwes; vgl. Ex 14,31: „glauben an Jahwe und an Mose“ = vertrauen auf „die mächtige Hand Jahwes“) zurückgeführt werden.

Vgl. die theologische Deutung des Untergangs des Nordreiches in 2Kön 17,14f.: „sie wollten nicht hören, sondern waren halsstarrig wie ihre Väter, die nicht an Jahwe, ihren Gott, glaubten. Sie verwarfen seine Satzungen und seinen Bund, den er mit ihren Vätern geschlossen hatte …“.

Im Rahmen dieses komplexen spätdtr. Gehorsamsverständnisses kann daher einerseits in Num 14,11-25* (zum nachpriesterschriftlichen Charakter dieses Textes vgl. Otto 2000, 40-48; auch L. Schmidt 2004, 48f.) das Nichthören auf die Stimme Jahwes (Num 14,22) mit dem Nichtglauben Israels (Num 14,11b) erklärt werden (ähnlich auch in Dtn 9,23; vgl. im Psalter auch Ps 106,24f.). Andererseits kann 2Kön 18,12 feststellen, dass das Nordreich exiliert wurde, weil die Israeliten nicht auf die Stimme Jahwes hörten und seinen Bund (= bərît = die gesetzlichen Bundesverpflichtungen) übertraten (ähnliche Formulierung des Ungehorsams schon in Ri 2,20). Von diesem spätdtr. Gehorsamsverständnis erklärt sich auch der Zusammenhang zwischen der Forderung des Hörens auf die Stimme Jahwes (mit dem Bewahren der Bundesgebote) und dem Glauben an Mose in Ex 19,3b-9 (anders Lohfink 2009, der sich gegen eine zusammenhängende „Glaubens-Schicht“ im Enneateuch ausspricht).

4) Hoffnung auf zukünftigen Jahwegehorsam des Volkes. Schließlich spricht diese spätdtr. Schicht auch von der Hoffnung, dass Israel jenseits des Gerichts wieder auf die Stimme Jahwes hören wird. So erwartet Dtn 4,29-31, dass Israel in der Zeit des Gerichts zu Jahwe umkehren und seiner Stimme gehorchen wird (V. 30f.). Begründet wird diese Erwartung damit, dass Jahwe ein barmherziger Gott ist, der die den Erzvätern geschworenen Verheißungen (zum Bezug auf die Erzväter vgl. Lohfink 1991, 60f., gegen Römer 1990, 136-141) nicht vergessen wird. Auch nach Dtn 30,1-10* (zur Diskussion über die literarische Einheit des Abschnitts vgl. Kaiser 2003, 31-33) wird Israel im → Exil zu Jahwe umkehren und alle Gebote und Rechte Jahwes, die geschrieben stehen im Buch des Gesetzes (V. 10), tun (V. 6-8 erwarten, dass Jahwe als Voraussetzung dafür das Herz des Volkes „beschneiden“ wird).

5) „Fortschreibung“ des Jahwewillens. Beachtenswert ist, dass in dieser spätdtr. Schicht – trotz des Gebotes von Jos 23,6, nicht von dem Buch des Gesetzes Moses abzuweichen (vgl. die Kanonformel in Dtn 4,2; Dtn 13,1), – mit einer Fortschreibung des mosaischen Gesetzes gerechnet wird. So wird in Jos 24* (zur spätdtr. Schicht in Jos 24 gehören im Anschluss an Nentel 2000, 262: Jos 24,1-13*.14b.15.16-17a*.18*.19-24.25-26*.32-33) von einem Bundesschluss (Jos 24,25) in Sichem (offensichtlich mit Bezug auf die spätere Verfehlung von 1Kön 12) gesprochen, bei der Israel sich verpflichtet, Jahwe zu dienen und „seiner Stimme zu gehorchen“ (24,24), und Josua ihm dann „Satzung und Recht“ (vgl. zu dieser Gesetzesterminologie die spätdtr. Stelle Ex 15,25b-26) vorlegt (Jos 24,25) und „diese Worte“ (die Josuaüberlieferung?; vgl. zuletzt Blum 2010, 402-404) in das „Buch der Tora Gottes“ schreibt (Jos 24,26).

Gegen die Annahme eines auf Gen-Jos beschränkten „Hexateuch“ spricht dabei die wohl ebenfalls spätdtr. Stelle 1Sam 10,25, nach der auch Samuel das „Recht des Königtums“ in ein vor Jahwe niedergelegtes Buch schreibt. Von einem „Buch der Tora Gottes“ sprechen im Übrigen auch Neh 8,8.18, dort im Zusammenhang mit dem Geschichtsrückblick von Neh 9, der auf die Ereignisse des Enneateuch Gen - 2Kön Bezug nimmt.

Mit einer deutlich weitergehenden Fortschreibung des göttlichen Gesetzes rechnen schließlich die → Chronikbücher. Hier wird zwar der Gehorsam gegenüber dem, was Mose geboten hat, betont (1Chr 15,15). Gleichzeitig wird jedoch darauf aufmerksam gemacht, dass das im Gesetz des Mose Vorgeschriebene durch David um umfangreiche Tempelkultordnungen ergänzt worden ist (vgl. 2Chr 8,13-15; 2Chr 23,18 und dazu Oswald 2009, 270-272). Bemerkenswert ist, dass die Chronikbücher diese Erweiterung des Gesetzes nicht nur auf David, sondern auch auf die Propheten Gad und → Nathan (2Chr 29,25; vgl. 2Chr 35,15) zurückführen.

Mit einer prophetischen Fortschreibung des mosaischen Gesetzes rechnet auch Dan 9: In Dan 9,10 wird vom Ungehorsam Israels gegenüber dem Gesetz gesprochen, das Gott durch seine Knechte, die Propheten, dem Volk vorgelegt hatte.

3.2. In den nichtdeuteronomistischen Schichten des Tetrateuch

3.2.1. Prüfung von Gehorsam / Gottesfurcht (die vordtr. Erzväter-Mose-Erzählung)

Während in der spätdtr. Schicht das „Hören auf die Stimme Jahwes“ gelegentlich mit „Jahwe fürchten“ parallelisiert wird (vgl. 1Sam 12,16), wobei bei Jahwefurcht an das „Halten aller Gebote Jahwes“ (vgl. Dtn 5,29; Dtn 6,2.24; Dtn 8,6 etc.) gedacht ist, zeigt sich in der vordeuteronomistischen (= vordtr.) Sinaiperikope eine Schicht, in der „Gottesfurcht“ noch nicht mit Gesetzesgehorsam gleichgesetzt ist. In den die Gottesbezeichnung „Elohim“ benutzenden Passagen von Ex 19f.* (Ex 19,2b.3a.10-15*.16-17.19; Ex 20,18b-21*) wird „Gottesfurcht“ als „Vertrauen auf den ungreifbaren und unbegreiflichen Gott“ verstanden, durch das Israel die Erfahrung „der für Menschen unverständlichen Gefährdung durch Gott“ erträgt (Jeremias 2006, 72f.). Das Volk besteht die göttliche „Prüfung“ (nsh), indem es sich der Führung durch den Propheten → Mose (Prophetenbild von Hos 12,13f.) anvertraut. In gleicher Weise „prüft“ (nsh) Gott in Gen 22,1-14*.19 den „Propheten“ → Abraham, um Abrahams – Gehorsam und Vertrauen gegenüber Gott umfassende – „Gottesfurcht“ (vgl. hierzu Schorn 2006, 101-105) zu erweisen. Dass „Gottesfurcht“ hier noch nicht an das Halten des Gesetzes gebunden ist (vgl. den ähnlichen Befund in der Josefsgeschichte und dazu Oswald 2009, 183), zeigt sich daran, dass in dieser vordtr. Schicht „Gottesfurcht“ auch von Nichtisraeliten geübt werden kann (vgl. Gen 20 und Ex 1,15-20 und dazu Zimmer 1999, 163-176).

3.2.2. Lebensminderung wegen Ungehorsam (die nichtpriesterliche Urgeschichte Gen 2,4bff.)

Noch nicht auf das Gesetz bezogen ist der Gehorsam gegenüber Gott auch in der nichtpriesterlichen Urgeschichte. Dabei werden in der → Paradiesgeschichte (Gen 2,4b-7a.8-9a.16.17*.18.19-20*.21-25; Gen 3,1-13.14a*.14b-18a.19-21.23; Abgrenzung nach Witte 1998, 79-87.333f.) die Ambivalenzen des menschlichen (bäuerlichen) Lebens auf den Ungehorsam der ersten Menschen gegenüber dem göttlichen Gebot zurückgeführt, nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen. Wie Gen 3,1-6 zeigen, ist auch hier der Ungehorsam gegenüber Gott in mangelndem Gottvertrauen begründet. An diesem fehlenden Gottvertrauen zerbricht die Harmonie zwischen Mensch und Gott, Mensch und Mitmensch, Mensch und Natur und Mensch und Arbeit (vgl. vor allem die Strafsprüche von Gen 3,14-19).

3.2.3. Gottes Zusage unabhängig vom Gehorsam (die Priesterschrift)

Eine Sonderstellung innerhalb des alttestamentlichen Verständnisses des Gehorsams gegenüber Gott nimmt die → Priesterschrift ein. In ihr wird klar zwischen dem von der Menschheit geforderten Gehorsam und dem von Israel geforderten Gehorsam gegenüber Gott differenziert. So wird einerseits in den Noachitischen Geboten (→ Noah) von Gen 9,1-6* die gesamte nachsintflutliche Menschheit durch das Verbot der Menschentötung und des Blutgenusses auf die „Ehrfurcht vor dem Leben“ verpflichtet. So gelten andererseits die Abraham (Gen 17*) und Mose (Ex 12*; Ex 16*; Ex 25-31*) mitgeteilten Gebote speziell dem Gottesvolk. Beachtenswert ist, dass die Bundesverheißungen Gottes an die Menschheit in Gen 9,7ff.* (Verheißung des Bestandes der Schöpfung) bzw. an das Gottesvolk in Gen 17,2ff.* (Verheißung der Mehrung des Volkes, Landverheißung und Verheißung des Gottseins für Israel) jeweils als „ewiger Bund“ verstanden sind, der durch menschliches Fehlverhalten nicht in Frage gestellt werden kann: Die Strafe für das Übertreten der Gebote betrifft jeweils Einzelne (vgl. Oswald 2009, 101; → Bund).

3.3. In den Prophetenbüchern

Der in den Prophetenbüchern geforderte Gehorsam gegenüber der Stimme Jahwes bezieht sich meist auf den Einzelspruch eines Propheten. Allerdings wird in den Geschichtsrückblicken der Prophetenbücher auch vom immer erneuten Ungehorsam Israels gegenüber den Mahnungen der Propheten bzw. dem Gesetz Jahwes gesprochen.

3.3.1. Gehorsam gegenüber der prophetischen Botschaft

Auch wenn in Gen 1 - 2Kön 25 die Wendung šm‘ bəqôl JHWH „auf die Stimme Jahwes hören“ meist das Halten des Jahwegesetzes bedeutete, ist die Wendung in den Prophetenbüchern noch häufig auf die spezifische prophetische Verkündigung bezogen. Dabei geht sie auch im → Jeremiabuch meist auf die deuteronomistische Bearbeitungsschicht des Buches zurück (Rüterswörden 1996, 267f.), doch ist sie möglicherweise auch schon im Kontext der älteren Jeremiaüberlieferung zu finden (Arambarri 1990, 79-82, vgl. u.a. Jer 3,12f.* und dazu W.H. Schmidt 2008, 108, und Jer 22,20-23* und dazu Wanke 1995, 200f.).

Dass das Hören auf die Stimme Jahwes die jeweilige konkrete prophetische Botschaft meint, kommt besonders deutlich zum Ausdruck in Jer 38,20 (zur umstrittenen literarhistorischen Einordnung vgl. Werner 2003, 121): „Jeremia sprach (zu Zedekia): … Höre doch auf die Stimme Jahwes, die ich dir verkünde, so wird dir’s gut gehen.“ In gleicher Weise wird in Jer 42,5f.13.21; Jer 43,4.7 nach der Ermordung des babylonischen Statthalters → Gedalja vom fehlenden Gehorsam der judäischen Oberschicht gegenüber Jahwes Stimme berichtet, die in Jeremias Spruch ergeht. Auch in Hag 1,12 wird die „Stimme Jahwes“ mit „den Worten des Propheten Haggai“ identifiziert.

3.3.2. Dauernder Ungehorsam des Volkes gegenüber Jahwes Propheten und Jahwes Tora

Nach dem zur deuteronomistischen Redaktionsschicht gehörenden Abschnitt Jer 7,21-28 (zur Diskussion über die „Bundestheologie“ von Jer 7,22f. vgl. Levin 1985, 79-89, und Maier 2002, 107-112) hat das Gottesvolk nicht auf die Stimme Jahwes gehört, obwohl Jahwe seit dem Exodus alle seine Knechte, die Propheten, unermüdlich zu ihm gesandt hat. Von diesem dauernden Ungehorsam (zur Halsstarrigkeit des Volkes in Jer 7,26 vgl. Jer 17,23; Jer 19,15; auch Ex 32,9; Ex 33,3.5; Ex 34.9; Dtn 9,6.13; Dtn 10,16; Ri 2,19; 2Kön 17,14; 2Chr 30,8; Neh 9,16) trotz der Unermüdlichkeit Jahwes bei der Sendung aller seiner Knechte, der Propheten, sprechen in der deuteronomistischen Redaktionsschicht des Jeremiabuches auch Jer 25,4-7; Jer 26,5; Jer 29,19; Jer 35,15; Jer 44,4f. (vgl. 2Kön 17,13f. und Dan 9,6.10). Der von den Propheten angemahnte Gehorsam besteht dabei in Jer 44,4f. in der Abwendung vom Götzenopfer, in Jer 25,4-7; Jer 35,15 in der „Umkehr“ (vgl. hierzu auch Sach 1,4) vom Dienst anderer Götter. Eine Sonderstellung nimmt Jer 7,21ff. ein, sofern hier in grundsätzlicher Weise gefordert wird, sich am „Hören auf die Stimme Jahwes“ (statt am Opferkult) zu orientieren (vgl. die ähnliche Forderung in 1Sam 15,22: „Gehorsam ist besser als Opfer“).

In anderen Geschichtsrückblicken der deuteronomistischen Schicht des Jeremiabuches geht es um Ungehorsam gegenüber der Tora Jahwes: So wird in dem Rückblick Jer 9,12-13 der Ungehorsam gegenüber der Stimme Jahwes als Verlassen der Tora Jahwes verstanden, wobei vor allem die Übertretung des Ersten Gebotes, das Hinterherlaufen hinter den Baalen (→ Baal), herausgestellt wird (vgl. ähnlich Jer 44,23 mit der Kritik am Nichtwandeln in Jahwes Tora, seinen Satzungen und Mahnungen und dabei vor allem am Kult der Himmelskönigin). In grundsätzlicher Weise wird in Jer 26,4 und Jer 32,23 der Ungehorsam gegenüber der Stimme Jahwes mit dem Nichtwandeln nach dem Gesetz Jahwes gleichgesetzt. Außerdem kann in dem jetzt vorliegenden („bundestheologisch“ bearbeiteten?, vgl. dazu Maier 2002, 362) Rückblick Jer 11,2-5 Gehorsam gegenüber der Stimme Jahwes als Hören auf die Worte des Bundes bestimmt werden. Bemerkenswert ist, dass es sich nach V. 4 um Bundesgehorsamsforderungen handelt, die Jahwe beim Exodus gebot und die sich wohl zusammenfassend auf die Gesetze der Mosezeit beziehen. Der Prophet wird hier somit zum Verkünder des „Gesetzes“ (vgl. W.H. Schmidt 2008, 228f.).

Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, dass sich im → Ezechielbuch die Vorstellung findet, dass Israels Ungehorsam bereits vor dem Exodus in Ägypten begonnen habe (vgl. Ez 20,6-8).

3.3.3. Gehorsam der Völker gegenüber Gott

In den Prophetenbüchern wird auch der Gehorsam der Völker gegenüber Jahwe thematisiert. Vor allem ist hier der Aufbau des → Michabuches zu nennen, in dem in Mi 1,2 die Völker zum „Hören“ (mit dem Ziel des Gehorsams gegenüber Jahwe) aufgefordert werden und in Mi 5,14 von Völkern gesprochen wird, die nicht gehorchen wollen (vgl. hierzu auch Ex 5,2) und deshalb von Jahwe gestraft werden (vgl. Jeremias 2007, 133). Was das Michabuch unter dem Gehorsam der Völkerwelt versteht, muss im Rahmen seiner Vorstellungen über ein gottgeschaffenes Friedensreich mit einer Völkerwallfahrt zum → Zion (Mi 4,1-3; vgl. Jes 2,2-4) gesehen werden (vgl. aber auch Dan 7,27).

Literaturverzeichnis

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