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(erstellt: März 2013)

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1. Werdegang

Servius Sulpicius Galba wurde 3 v. Chr. geboren und entstammte einer alten patrizischen Familie. Im Jahr 33 war Galba unter → Tiberius Konsul. Es folgten ein Heereskommando in Germanien unter → Caligula sowie militärische Führungsaufgaben in Britannien und ein Prokonsulat in der Provinz Africa unter → Claudius. Nero machte im Jahr 60 Galba zum Statthalter der Provinz Hispania Tarraconensis.

Herkunft und Laufbahn, verbunden mit einigen Priesterämtern und der Verleihung der ornamenta triumphalia (Triumphalabzeichen siegreicher Feldherren in der Kaiserzeit; Der Triumph selbst blieb aus machtpolitischen Gründen seit → Augustus allein dem Kaiser vorbehalten) machten Galba zu einem ebenso geachteten wie bedeutenden Vertreter des senatorischen Adels. Galba galt, nicht zuletzt aufgrund seiner militärischen Prägung, als streng und diszipliniert.

2. Galba als Kaiser des Vierkaiserjahres

Als sich im Frühjahr 68 der Statthalter der Gallia Narbonensis gegen die in senatorischen Kreisen zunehmend verhasste Herrschaft Neros erhob, schloss sich Galba mit den Ressourcen und Truppen seiner Provinz dem Aufstand an (Beginn des sogenannten → Vierkaiserjahres). Galba stieg aufgrund seiner Reputation und Machtstellung zum Führer der Aufstandsbewegung auf. Jedoch vermied er zunächst den Kaisertitel und nannte sich, republikanischen Ideen Rechnung tragend, „legatus senatus ac populi Romani“ (Statthalter / Beauftragter des Senats und des Römischen Volkes). Erst als im Juni 68 Nero durch den Senat zum Staatsfeind erklärt wurde und daraufhin auf der Flucht sich selbst tötete, nahm Galba mit Zustimmung des Senats den Namen „Servius Galba Imperator Caesar Augustus“ und damit die Kaiserwürde an. Galba reiste im Herbst nach Rom und war nun der legitime Kaiser, musste aber noch die Zustimmung der Provinzen, der Grenztruppen sowie der stadtrömischen Bevölkerung und der Prätorianergarde gewinnen.

Galba verweigerte jedoch ein nahezu obligatorisches donativum (Geldgeschenk) an die Prätorianer und geriet zudem in Konflikt mit den Interessen der germanischen Legionen. Als diese Neujahr 69 den Eid auf Galba verweigerten und ihren Oberbefehlshaber → Vitellius zum Kaiser akklamierten, geriet Galba zunehmend in politische Bedrängnis. Seine Herrschaft wurde zudem von dem Umstand destabilisiert, dass der über siebzigjährige Kaiser keine leiblichen Söhne hatte, die seine Nachfolge hätten antreten können. In dieser Situation erhob Galba den Senator Lucius Calpurnius Piso Frugi Licinianus durch Adoption zu seinem Nachfolger. Allerdings erwies sich dieser Akt als folgenschwerer Fehler: Calpurnius Piso war aufgrund seiner Distanz zur Herrschaft Neros ohne eigenen politischen oder militärischen Einfluss. Galba hatte außerdem den Prätorianern erneut ein donativum verweigert, das zur Designation bzw. Adoption eines Nachfolgers üblich war, und zudem andere Senatoren durch die Wahl des Calpurnius Piso übergangen.

Einer dieser Senatoren, der unter Nero Karriere gemacht und dennoch Galba von Beginn an wirksam unterstützt hatte, war → Otho. Von Galba übergangen, brachte Otho seinerseits durch Geldgeschenke und Versprechungen die Prätorianergarde und andere Truppenteile auf seine Seite. Mitte Januar 69 wurde Galba von Soldaten des Otho auf dem Forum erschlagen. Der Senat verhängte, vermutlich auf Betreiben Othos, über Galba die damnatio memoriae (Austilgung der Erinnerung), stellte Galbas Andenken aber unter → Vespasian wieder her.

3. Bedeutung

Galbas Herrschaft dauerte nur einige Monate und ist Ausdruck der politisch instabilen Lage des Vierkaiserjahres. Vergleicht man Galba jedoch mit dem nur wenige Jahrzehnte später regierenden Kaiser → Nerva (96-98), fallen einige wegweisende Parallelen ins Auge. Bereits Galba hat, wie später Nerva, das Problem der legitimen Nachfolge durch Adoption zu lösen versucht. Diese war zwar auch Bestandteil der Julisch-Claudischen Nachfolgeregelung, faktisch aber wurden seit → Caesar nur Familienmitglieder zur Nachfolge adoptiert. Galba adoptierte indes einen ihm geeignet erscheinenden Nachfolger aus dem Kreis der Senatoren und rief damit die Idee eines „optimus princeps“ („bester Kaiser“; die gleichermaßen republikanische wie monarchische Idee, dass der beste und geeignetste nach Rang und Ansehen herrschen soll) wach. Galbas politisches Scheitern und die Herrschaft der Familie der Flavier (69-96) ließen diese Idee nicht verschwinden. Nerva begründete schließlich mit der Adoption → Trajans die Epoche der sogenannten Adoptivkaiser (96-180 / 192), die dem Römischen Reich eine Phase der inneren Konsolidierung und der äußeren Expansion eröffnete.

Galba findet im Neuen Testament keine Erwähnung. Allerdings weist die fragmentarisch erhaltene Doppelbiographie Plutarchs über die Kaiser Galba und Otho in ihrer historiographischen Prägung wichtige intertextuelle Bezüge zur → Apostelgeschichte des Lukas auf (vgl. Holzbach).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Eck, W., 1998, Art. Galba (2), DNP 4, 746-747

2. Weitere Literatur

  • Christ, K., 2005, Geschichte der Römischen Kaiserzeit. Von Augustus zu Konstantin, 5. Auflage, München
  • Flaig, E., 1992, Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich, Historische Studien 7, Frankfurt am Main / New York
  • Holzbach, M.-Chr., 2006, Plutarch: Galba-Otho und die Apostelgeschichte – ein Gattungsvergleich, Religion und Biographie 14, Berlin
  • Huttner, U., 2008, Die Römische Antike, Tübingen
  • Morgan, G., 2006, 69 A.D.: the year of four emperors, Oxford
  • Wellesley, K., 2000, The year of the four emperors, third edition, London / New York

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