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Andere Schreibweise: Gabael; Gabelus (lat.)

(erstellt: Januar 2011)

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Andere Schreibweise: Gabael; Gabelus (lat.)

1. Name

Der Name Gabaël (griechisch Γαβαήλ Gabaēl) lässt sich von hebräisch gābah-’el „erhaben ist Gott“ ableiten, ist hebräisch allerdings weder in der Bibel noch epigraphisch belegt. Er findet sich nur im Buch → Tobit und wurde möglicherweise eigens für die Erzählung gebildet, möglicherweise um als hebräischer Name die Zugehörigkeit des Trägers zum Volk Israel anzudeuten. Vielleicht soll er auch der wiederholten Ermahnung Tobits gegenüber seinem Sohn Tobias entsprechen, Gott zu verehren und zu fürchten Tob 4,21 (Lutherbibel: Tob 4,22; zu Verschiedenheit der Verszählungen → Tobit). Dann würde er ein Thema der Tobit-Erzählung unterstreichen: die transzendente Erhabenheit Gottes.

In der Vulgata wird Gabaël (Γαβαήλ) mit Gabelus wiedergegeben.

2. Gabael in der Tobit-Erzählung

Der Name Gabaël bezeichnet im Buch Tobit zwei verschiedene Personen.

1. Nach dem Stammbaum Tobits hieß dessen Ur-Ur-Großvater Gabaël (Tob 1,1). Sein Name wird nur genannt, in der Erzählung spielt er keine weitere Rolle.

2. Gabaël ist auch der Name des Mannes, dem Tobit auf einer seiner Reisen zehn Talente Silber zur Aufbewahrung anvertraut hatte (Tob 1,14 [Lutherbibel: 1,17]). Von ihm wird nur mitgeteilt, dass er in „Rages in Medien“ wohnte (Tob 1,14; Tob 4,1.20; Tob 9,2 [Lutherbibel: Tob 1,17; Tob 4,1.21; Tob 9,3]) und sein Bruder Gabrija hieß (Tob 1,14; Tob 4,20 [Lutherbibel: Tob 1,17; Tob 4,21]). In der Erzählung beschränkt sich seine Rolle darauf, Tobits Geld aufzubewahren, das dieser während der Unruhen unter Sanherib nicht abholen konnte.

Am Anfang der Erzählung erinnert sich der erblindete Tobit daran, dass er einst in Rages in Medien bei einem gewissen Gabaël zehn Silbertalente hinterlegt hatte (Tob 4,1-2). Dies erzählt er am Ende seiner Abschiedsrede seinem Sohn Tobias (Tob 4,20 [Lutherbibel: Tob 4,21]). Da dieser Gabaël nicht kennt, erhält er den Engel → Rafael (unerkannt und unter dem Pseudonym Asarja) als Reisebegleiter, der den Weg kenne und schon bei Gabaël zu Gast gewesen sei (Tob 5,6 [Lutherbibel: Tob 5,9]). Die Reise führt die beiden aber zunächst nicht nach Rages, sondern nach → Ekbatana, wo Rafael die Ehe von Tobias und → Sara vermittelt. Da Tobias das 14 Tage lange Hochzeitsfest nicht verlassen soll, bittet er Rafael, allein nach Rages zu Gabaël zu reisen, das Geld dort abzuholen und Gabaël zur Hochzeit mitzubringen (Tob 9,2 [Lutherbibel: Tob 9,3]). So reist Rafael zu Gabaël, der ihm bei Vorlage eines Schuldscheines die versiegelten Beutel mit dem Geld aushändigt (Tob 9,5) und mit ihm zur Hochzeit von Tobias und Sara geht (Tob 9,6 [Lutherbibel: Tob 9,7]).

Zum letzten Mal wird Gabaël in Tob 10,2 erwähnt, als sich Tobit wegen der verzögerten Rückkehr von Tobias und seinem Begleiter Sorgen macht, Gabaël habe sie eventuell abgewiesen oder sei mittlerweile gestorben, so dass ihnen niemand das Geld geben könne.

Gabaël erhält in der Erzählung kein individuelles Profil, sondern ist in seiner Funktion als zuverlässiger Aufbewahrer des Geldes wichtig. Das Abholen des Geldes setzt nämlich die Handlung in Gang und verbindet die beiden Haupthandlungsstränge des Tobitbuchs, zum einen die Geschichte von der Heilung des in der Diaspora lebenden frommen Tobit, der unverschuldet erblindet war, und zum anderen die Geschichte von Sara, die größte Schmach erleidet, weil ein Dämon (→ Aschmodai) ihr sieben Männer jeweils in der Hochzeitsnacht getötet hat. Auf ihrer Reise zu Gabaël fangen Tobias und Rafael einen Fisch (Tob 6,1-9), mit dessen Eingeweiden er zum einen den Dämon bei Sara vertreibt, zum anderen Tobits Augen heilt (Ego, 1999, 885-886).

Innerhalb der christlichen Bibel Alten und Neuen Testaments wird Gabaël nicht rezipiert, auch außerbiblisch ist dies kaum der Fall.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Kommentare → Tobit
  • Ego, Beate, 2005, The Book of Tobit and the Jewish Diaspora, in: G. Xeravits / J. Zsengellér (Hg.), The Book of Tobit. Text, Traditions, Theology (JSJ.S), Leiden / Boston, 41-45
  • Hanhart, Robert, 1984, Text und Textgeschichte des Buches Tobit, Göttingen
  • Rabenau, Merten, 1994, Studien zum Buch Tobit, Berlin
  • Zimmerman, Frank, 1958, The Book of Tobit (Jewish Apocryphal Literature), New York

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