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Friede-Fürst

Andere Schreibweise: Friedefürst; Friedensfürst

(erstellt: März 2010)

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1. Grammatik und Gattung

Friedefürst oder „Fürst des Friedens“ שַׂר־שָׁלוֹם (śar šalôm) ist einer von vier Thronnamen für das in Jes 9,5 angekündigte königliche Kind. Grammatisch handelt es sich bei dem Ausdruck um eine Konstruktusverbindung; vergleichbar sind die Friedensboten (Jes 33,7) oder die Wohnstätte des Friedens (Jes 32,18). Ein Thronname soll das Wesen des Herrschers programmatisch zum Ausdruck bringen (→ Thronnamen, Ägypten). Als „Friedefürst“ wird der künftige Herrscher also vollkommenen Frieden realisieren.

2. Die Bedeutung des Titels

1. Der hebräische Begriff für „Fürst“ שַׂר (śar) kommt im Alten Testament mehr als 400-mal vor, wird in der Lutherbibel aber nur an etwa 90 weiteren Stellen als „Fürst“ wiedergegeben (z.B. Jes 1,23; Jes 3,4.14; sonst z.B. der Plural in Jes 3,3 als Hauptleute). Militärisch kann der Titel eine mittlere Führungsfunktion im Heer bezeichnen (2Sam 4,2), in der Regel ist der Fürst aber der oberste Heerführer (2Sam 19,14). Im zivilen Kontext bezeichnet der Titel einen hochgestellten Beamten, der immer dem König untergeordnet ist (1Kön 9,22-23; Jes 10,8). In Jes 9,6 könnte der Begriff gezielt zur Vermeidung des Königstitels verwendet worden sein (vgl. ähnlich in Ez 34,24; Ez 37,25; dort im Hebräischen נָשִׂיא nāśî’). Damit wird die Unterordnung des Fürsten unter Jahwe als himmlischem König hervorgehoben, zugleich wird auf die Machtfülle eines Königs verzichtet.

2. Mit „Friede“ wird das hebräische שָׁלוֹם šalôm übersetzt, das nicht nur militärischen Sinn hat, sondern auch „Wohlergehen“ bedeutet. Der Begriff wird gleich im nächsten Vers als Kennzeichen der Herrschaft des Kindes verwendet, darüber hinaus kommt er in Jes 1-12 nicht vor.

Albrecht Alt (219) übersetzte mit „Wohlfahrtsbeamter“. Dieser Vorschlag wird zwar immer wieder aufgegriffen, klingt inzwischen jedoch etwas antiquiert. Passender wäre heute vielleicht „Sozialminister“. Der Kontext in Jes 9,1-4 zeigt jedoch, dass es hier auch um Schalom im Gegensatz zur kriegerischen und gewalttätigen Fremdherrschaft geht (vgl. Wildberger, 383). Diesen umfassenden „Schalom“ zu fördern und zu verwirklichen ist Aufgabe des Königs (vgl. Ps 72, besonders Ps 72,3.7).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff (שַׂר)
  • Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, München / Zürich 1978-1979 (שׁלם)
  • New International Dictionary of Old Testament Theology and Exegesis, Grand Rapids 1997
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Alt, A., 1953, Jes. 8,23-9,6: Befreiungsnacht und Krönungstag, in: ders., Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel, Band 2, München 1953, 206-225
  • Beuken, W.A.M., 2003, Jesaja 1-12, HThKAT, Freiburg u.a.
  • Kaiser, O., 1981, Das Buch des Propheten Jesaja Kapitel 1-12, 5. Auflage, Göttingen
  • Wildberger, H., 1972, Jesaja 1-12, BK X/1, Neukirchen-Vluyn

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