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(erstellt: September 2008)

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1. Begriffsklärungen und -abgrenzungen

1.1. Fiktion und Dichtung

Vom lateinischen fingere („bilden / erfinden / vortäuschen / sich vorstellen / erdichten“) hergeleitet, hat die Fiktion bis heute den ambivalenten Klang bewahrt, einerseits wesentlich zur Literatur zu gehören und andererseits als bewusste Täuschung die Wirklichkeit zu verdunkeln.

Eine Gleichsetzung mit Dichtung bietet sich nicht an, wenngleich Fiktionalität ein wesentliches Element des Literarischen darstellt. Denn einerseits gehören zur Dichtkunst auch andere charakteristische Züge als die Fiktionalität, z.B. die nicht-alltägliche Verwendung von Sprache oder die Mehrfachkodierung (Zur Diskussion um die Möglichkeit einer Bestimmung von Literatur s. Culler 2006, 31-63). Andererseits tragen auch nichtliterarische Texte fiktionalen Charakter (etwa die mathematische Aufgabe, das naturwissenschaftliche Experiment oder das juristische Fallbeispiel) oder fiktionale Züge (wie etwa die Geschichtsschreibung s.u.).

1.2. Fiktion und Realität

Die gängige Dichotomisierung von Fiktion und Realität ist nicht hilfreich. Sie übersieht das komplexe Wechselverhältnis zwischen fiktionalem Text und lebensweltlicher Wirklichkeit. In jedem fiktionalen Text gibt es Realität identifizierbarer sozialer Wirklichkeit ebenso wie Realität von Gefühlen und Vorstellungen. „Wenn fiktionale Texte nicht bar jeder Realität sind, dann erscheint es angezeigt, ein solches Oppositionsverhältnis als Orientierung für die Beschreibung fiktionaler Texte aufzugeben, denn die in ihnen erkennbaren Mischungsverhältnisse von Realem und Fiktivem bringen offensichtlich Gegebenes und Hinzugedachtes in eine Beziehung.“ (Iser 2007, 121).

Gegenüber einer Zweipoligkeit von Fiktion und Realität schlägt Wolfgang Iser eine Triade vor: Reales, Fiktives und Imaginäres. Gegenüber dem Imaginären verhält sich das Fiktive als Bestimmtes, insofern es das in Träumen, Fantasien etc. unbestimmt auftauchende Imaginäre in das Bestimmte eines Texts überführt. Gegenüber dem Realen verhält sich das Fiktive als Unbestimmtes, indem es lebensweltliche Realität zum Zeichen manifestiert und somit in Richtung des Irrealen überführt.

1.3. Fiktionalität und Fiktivität

Damit wird eine Unterscheidung gemacht zwischen der Fiktion als Weise der Darstellung und dem Fiktiven als etwas Erfundenem oder Vorgestelltem. Fiktionale Literatur bedient sich fiktiver und realer Elemente und verknüpft diese unauflöslich. Fiktionale Literatur stellt das Dargestellte in einen Rahmen des Als-Ob (mit dieser Terminologie operiert im 20. Jh. v.a. Vaihinger im Anschluss an Kant). Fiktionaler Text und Leser bzw. Leserin gehen einen Kontrakt ein, der sicherstellt, dass die im Text entworfene Welt nicht mit der lebensweltlichen Realität gleichzusetzen ist, sondern ihre eigenen Regeln kennt. Festzustellen, inwieweit diese mit den Regeln lebensweltlicher Realität übereinstimmen, bleibt der Interpretationsarbeit der Lesenden überlassen. Wenn der Kontrakt zwischen fiktionalem Text und Lesenden eine suspension of disbelief (Coleridge) beinhaltet, so gilt das doch nicht für alle Züge des Texts. "It would appear that when reading a work of fiction we suspend our disbelief about some things but not others." (Eco 2004, 77).

Anders als die Lüge, zu deren Charakteristika die Verschleierung der Eigenschaften ihrer Rede gehört, zählt die Entblößung der eigenen Fiktionalität zu den Qualitäten fiktionaler Texte. Solche Entblößung geschieht etwa durch Fiktionalitätssignale, die auf der metatextuellen Ebene liegen können (wie die Gattungsbezeichnung „Roman“ auf dem Buchumschlag) aber auch im Bereich der Darstellungsmittel (topografisch nicht lokalisierbare Ortsangaben, Handlungsweisen, die der lebensweltlichen Erfahrung widersprechen wie das „beamen“).

Innerhalb des Kontrakts zwischen Text und Lesenden, der das Dargestellte in die Klammer des Als-Ob setzt, wird allerdings eine in sich plausible mögliche Welt entworfen. Hier besteht keinerlei Interesse an einer Unterscheidung zwischen fiktiver und realitätsnaher Darstellung. Textintern haben beispielsweise → Ninive und → Betulia im Buch → Judit denselben Wirklichkeitsstatus. Erst im Rahmen einer kritischen Lektüre, die den Fiktionalitätskontrakt mit reflektiert, macht es Sinn, die Möglichkeit unterschiedlicher Zugangsrelationen von fiktionalen Texten zur lebensweltlichen Wirklichkeit zu reflektieren (vgl. Surkamp 2002, 165f.). Hier stehen etwa historische Romane und Science-Fiction-Literatur an unterschiedlichen Enden der Skala.

Damit erweist sich die Unterscheidung zwischen fiktionaler und faktualer Literatur als historisch gebunden, die Kontrakte zwischen Text und Lesenden gehen mit der Zeit und verändern sich. Was der einen Epoche als Kennzeichen guter Geschichtsschreibung gilt, kann später in Verruf geraten und als „bloße Dichtung“ abqualifiziert werden (s.u.).

2. Fiktionalität und Geschichtsschreibung

Bereits in der griechisch-römischen Antike wird der Unterschied zwischen Dichtung und Geschichtsschreibung zum Thema gemacht (→ Geschichte / Geschichtsschreibung). Geschichtstheoretische Überlegungen finden sowohl in der Philosophie und damit auch in der Poetik als auch in der antiken Geschichtsschreibung ihren Platz. Prominent sind die unterschiedlichen Haltungen von Platon und Aristoteles zur Bewertung von Dichtung einer- und Geschichtsschreibung andererseits. „Daher ist Dichtung etwas Philosophischeres und Ernsthafteres als Geschichtsschreibung; denn die Dichtung teilt mehr das Allgemeine, die Geschichtsschreibung das Besondere mit.“ (Aristoteles, Poetik 1451b).

Auch innerhalb der antiken Geschichtsschreibung haben Elemente ihren Platz, die wir gewohnt sind den literarischen Genres zuzuweisen. Ziele der hellenistischen Geschichtsschreibung lassen sich sowohl aus den historiografischen Werken erschließen als auch aus geschichtstheoretischen Überlegungen heraus ableiten. Dabei ist nicht nur die Angemessenheit in der Sache im Blick, sondern auch die Lebendigkeit der Darstellung im Dienst der Herstellung von Gleichzeitigkeitserlebnissen bei den Lesenden. Im Lauf der Antike hin zur späthellenistisch-frühreichsrömischen Epoche verschiebt sich das Interesse immer mehr dahingehend, von der Lektüre historiografischer Werke unterhalten zu werden. So entsteht „ein Mischtypus, der die Rekonstruktion extratextualer Sachverhalte mit ordnenden Konstruktionselementen aus Rhetorik, mimetischer Kunst (Epos, Drama, Roman) und paideutischem Traktat zur narrativen Kohärenz verbindet.“ (Backhaus 2007a, 4). Diese Nähe von Historiografie und Dichtung bleibt bis ins europäische 19. Jahrhundert bestehen, das Fiktionale der Geschichtsschreibung ist bis dahin selbstverständlich. Nun entsteht der Anspruch an den Historiker, er solle „blos zeigen, wie es eigentlich gewesen“ (Ranke 1874, VII); das Fiktionale wird als Fiktives von den historischen Fakten getrennt.

Es ist die Frage nach den fiktionalen Elementen der Geschichtsschreibung, die besonders die Geschichtstheorie seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts umtreibt. Mit der Thematisierung der Entstehung und Bedingtheit von Geschichtsschreibung greift dieser gegenwärtige geschichtstheoretische Diskurs auf eine Linie zurück, die von Johann Gustav Droysen über Max Weber führt und sich des Interpretationscharakters von Geschichtsschreibung bewusst ist (Schröter 2003). Unter dem Schlagwort des new historicism und maßgeblich verbunden mit dem Namen Hayden White wird die Qualität der Darstellung, die jeder Geschichtsschreibung zu eigen ist, analysiert. Geschichtsschreibung wird insofern als fiktional (nicht fiktiv!) angesehen, als sie mit narrativen Mitteln arbeitet, um Kohärenz herzustellen. Mit dieser erzählerisch konstruierten Kohärenz gehen die Historiker über das hinaus, was sich aus der lebensweltlichen Wirklichkeit ableiten lässt. „Eine bloße Liste nachweisbarer einzelner Existenzaussagen macht noch keine Darstellung von Wirklichkeit aus, wenn nicht eine gewisse logische oder ästhetische Kohärenz, die sie miteinander verbindet, hinzukommt.“ (White 1986, 146). Damit ist weder das historische Ereignis geleugnet, noch die Referentialität von Geschichtsschreibung suspendiert.

3. Die Wahrheit des Fiktionalen

(→ Erzählende Gattungen: 1.1.4. Zur Wahrheit von Erzählungen)

Die Hochschätzung der Dichter bei Aristoteles (s.o.) steht einer deutlich ausgeprägten Skepsis der Kunst bei Platon gegenüber. Dieser sieht in der künstlerischen Mimesis der einzelnen Dinge eine zunehmende Entfernung von der Wahrheit. Ist schon das Einzelding Abbild der Idee, so ist das Abbild des Einzeldings noch weiter von der Idee entfernt. Allerdings lehnt Platon nicht alle Dichtung ab, sondern konkret jene, „die ethisch in die Irre führt. Wo Fiktion zum Gaukelspiel an der Wand des Schattenreichs dient, verurteilt Plato sie; wo sie auf die Sonne weist, fingiert er selbst mit Freude“ (Backhaus 2007a, 22).

Die christliche Kritik von Dichtung greift zunächst eher auf Platon zurück. Ihr gilt Dichtung über weite Strecken als Lüge. Anders als Aristoteles, der dem mimetischen Mitleben mit den Gestalten der Tragödie und auch das Mitempfinden ihres Schmerzes kathartische Wirkung zuspricht, sieht Augustinus gerade darin eine Einladung, am Mitleiden Genuss zu empfinden, nicht aber zu helfen. Dennoch kann Augustinus nicht alle Fiktion mit Lüge gleichsetzen. Finxit se longius ire (Lk 24,28): Dieser Satz des Auferstandenen an die Emmaus-Jünger führt Augustinus zur Unterscheidung zwischen fictio und mendacium („Lüge / Täuschung“), da andernfalls der Auferstandene der Lüge bezichtigt werden müsste. Bis in die Gegenwart hinein lässt sich der Strang der christlichen Fiktionskritik verfolgen, der sich nun einer Kritik des Religiösen aus dem Feld der Kunst gegenüber sieht. „Der These, daß der Künstler, der religiös geworden sei, die Kunst verrate, steht die radikale Gegenthese gegenüber: Der Mensch, der Künstler wird, ist in Gefahr, Gott zu verraten, die Kunst zu seinem Gott zu machen.“ (Kuschel in Faber / Kuschel / Mautner 1991, 268).

Demgegenüber gibt es aber auch eine theologische Hochschätzung der Kunst und auch der fiktionalen Dichtung. Sie hebt gerade jenen Zug des Fiktionalen hervor, der bereits von Aristoteles als Charakteristikum benannt worden war: die Verbindung zum Möglichen, die der fiktionale Text eröffnet. Neben der wirklichkeitskritischen Funktion, die einen neuen Blick auf die Alltagswelt durch Selektion und Neuordnung ihrer Elemente eröffnet (Kutzer 2006a, 311), ist es die „Möglichkeitsandeutung“ (Langenhorst 2001, 127), die fiktionale Texte mit religiösen Ausdrucksformen verbindet.

Die Wahrheitsfrage wird bei einer Wertschätzung des Fiktionalen nicht suspendiert, sondern von der Orientierung an der Repräsentation von Wirklichkeit im Rahmen des Dargestellten auf die Ebene der Darstellung verschoben. „Das Denotat der Fiktion ist nicht der empirische Verlauf, sondern dessen – im Realitätsentwurf des Erzählers keineswegs weniger wahre – Deutungsrahmen.“ (Backhaus 2007, 22).

4. Die Fiktionalität biblischer Texte

Eine positive Würdigung der Fiktionalität innerhalb der Bibelwissenschaft bezieht sich auf zweierlei. Einerseits ist es die Bibelwissenschaft selbst, deren Entwürfe unter dem Gesichtspunkt des Fiktionalen gesehen werden können, wie es oben in Bezug auf die Geschichtswissenschaft entfaltet wurde. Andererseits stellt sich die Frage nach Fiktionalität – drängender noch – in Bezug auf die biblischen Texte selbst. Dabei ist es gerade die Erkenntnis der historischen Bedingtheit des Kontrakts zwischen Text und Leser bzw. Leserin, der eine Einsicht in den fiktionalen Charakter biblischer Literatur erschwert. Denn wenn auch aus dem hellenistisch-römischen Milieu geschichtstheoretische Reflexionen überliefert sind, so ist deren Korrespondenz mit den biblischen Texten nicht einfach vorauszusetzen. Außerdem ist von vielfältigen Entwicklungen sowohl der biblischen Texte selbst als auch der stummen Theorie, jener Vorannahmen über Lese- und Hörverhalten, die den Schriften zu Grunde liegt, auszugehen.

Autorinnen und Autoren, die sich dem Dialog zwischen Theologie und Literatur verpflichtet wissen, verbinden mit dem Attribut der Fiktionalität häufig eine Wertschätzung des literarischen Charakters biblischer Schriften. Sie setzen sich damit von einer Reduktion der biblischen Texte auf die Funktion eines Containers von Glaubenswahrheiten einerseits oder einer Quelle historischer Fakten andererseits ab. Hier wird die Fiktionalität biblischer Literatur nicht als Mangel gesehen, sondern theologisch gewürdigt; sie gilt als „Sinnbildung im Medium der Literatur“ (Seip 2002, 195). Denn diese literarische Qualität ist es, die die Leser und Leserinnen immer wieder in den Prozess der Auslegung hineinzieht. Eine rezeptionsorientierte Hermeneutik geht hier eine Verbindung mit einem personorientierten Offenbarungsverständis ein, im Rahmen dessen auch von der Inspiriertheit der auslegenden Gemeinschaft gesprochen werden kann. Die historische Referentialität biblischer Texte wird nicht bestritten, sie steht aber auch nicht im Zentrum des Interesses, das sich auf ein „Lesen der Welt“ im Horizont der Lektüre biblischer Schriften richtet. „Die biblischen Schriften sind auf die jeweilige Gegenwart der Lektüre ausgerichtet und gewinnen ihre Funktion darin, faktisch Gegebenes einer Überprüfung zu unterziehen, Orientierung zu geben und Möglichkeiten der Identifikation bereit zu stellen.“ (Kutzer 2006a, 317).

Es ist davon auszugehen, dass biblische Texte jeweils eine Mischform realisieren, in der fiktionale und faktuale Darstellungsweisen ineinander fließen. Dokumentarisches Interesse und fiktionale Gestaltungsfreude werden in unterschiedlichem Maß realisiert. Anstatt eine Gegenüberstellung von Geschichtsschreibung und Fiktion zu konstruieren und die einzelnen biblischen Texte dann dem einen oder anderen Genre zuzuweisen, ist es deshalb sinnvoll, die fiktionalen und die historiografischen Züge einzelner Schriften zu untersuchen und ihre Selbstdarstellung hinsichtlich der Entblößung von Fiktionalität einer- und des Anspruchs auf historiografische Kompetenz andererseits zu analysieren. Mit einem solchen Verfahren ist noch nichts über den historischen Quellenwert eines Texts ausgesagt; es ist nicht Teil der Diskussion um die Historizität des Dargestellten und seinen extratextualen Referenzstatus.

Als Fiktionalitätssignale können etwa „Eingangs- und Schlussformeln, Gattungsbezeichnungen, Zeit-, Ort- und Figurenangaben, Mehrdeutigkeiten und Intertextualitätssignale“ (Schmitz 2006, 139) gelten. Fiktionalität ist weder auf eine bestimmte Epoche der Literaturbildung noch auf Themen oder Zeiten des Dargestellten beschränkt (etwa Urgeschichte im Gegensatz zu Geschichte). Auch eine Grenzziehung entlang von Gattungen ist nicht möglich.

So arbeitet etwa das Buch → Judit mit „einer wohl intendierten Vermischung und Verwischung unterschiedlicher Perioden“ (Bieberstein 2002, 8), im Buch → Hiob fehlt eine zeitliche Verortung, die Möglichkeit der topografischen Lokalisierung des Handlungsortes Uz ist umstritten. Diese Züge lassen sich als Fiktionalitätssignale deuten. Andererseits wird die Repräsentation von Urkunden und Listen (wie in → Esra / Nehemia) als Signal des Texts in Richtung historischer Authentizität gewertet werden können. Zum Eindruck der Authentizität trägt in Esra auch der Sprachwechsel zum Reichsaramäischen bei (Esr 4,6-6,18). Selbstverständlich ist hiermit keine Aussage über den historiografischen Quellenwert der Texte gemacht, denn „eine scheinbar objektive Liste oder Urkunde kann genauso bewußt fiktiv sein wie eine Legende oder ein Mythos.“ (Oeming 1984, 261; vgl. zur Fiktivität der aramäischen Briefe in Esra Hieke 2005, 100). Ein solches Urteil aus heutiger historiografischer Sicht ist mit den Mitteln der Literaturwissenschaft nicht zu erreichen. Allerdings kann eine literaturwissenschaftliche Untersuchung dazu beitragen, dem Angebot eines Fiktionalitäts-Kontrakts auf die Spur zu kommen und so die Qualität des fiktionalen Als-Ob, wie der jeweilige biblische Text sie versteht, zu bestimmen.

5. Fazit

Die wissenschaftsgeschichtlichen turns der letzten Jahrzehnte (vgl. Bachmann-Medick 2006), allen voran der cultural und der literary turn, bieten Anknüpfungspunkte für die Bibelwissenschaften, um aus der Sackgasse einer Gegenüberstellung von fiktionaler und historiografischer Literatur herauszutreten. Wenn zu den Auswirkungen des cultural turn gehört, „daß Geschichtsschreibung und Erzählung stärker aneinanderrücken“ (Körtner 2007, 4) und dass das Fiktionale als Element der Geschichtsschreibung ebenso gewürdigt wird wie das Reale als Bestandteil des Fiktionalen, dann entspricht eine solche nicht-dichotome Verhältnisbestimmung sowohl der biblischen Geschichtsschreibung als auch dem biblischen Erzählen. Da Metareflexionen wie beispielsweise zu Beginn des zweiten Makkabäerbuchs selten sind (→ Makkabäerbücher), bleibt es Aufgabe der Bibelwissenschaften eine Theorie der Fiktionalität zu entwickeln, die dem biblischen Schreiben angemessen ist.

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