Evangelium

(griechisch euangelion: »gute Kunde/Botschaft/Nachricht«) Das Wort hat innerhalb der Bibel seine Vorgeschichte in der Heilsverkündigung Deuterojesajas (vgl. Jes 52,7-10; 40,9-11). Im Neuen Testament wird es zuerst und vor allem auf die Botschaft von der Auferweckung und Erhöhung des gekreuzigten Jesus angewandt (vgl. 1Kor 15,1-5; Röm 1,1-4; Apg 2,36) bzw. auf die Botschaft von dem Heil, das in Jesu Tod und Auferstehung den Menschen erschlossen ist (Röm 1,16-17; 1Thess 1,10; Apg 3,26; 4,10-12; 5,30-31; 10,40-43; 13,30-39; 20,24). In Jesus Christus, vornehmlich in seinem Tod und in seiner Auferweckung, hat Gott sein endzeitliches Königtum aufgerichtet (vgl. Jes 52,7; Reich Gottes). Markus (um 70 n.Chr.) war wohl der Erste, der den Begriff »Evangelium« dann auch auf das vorösterliche öffentliche Auftreten Jesu, auf Jesu Worte und Taten, auf Jesu eigene Verkündigung der anbrechenden Gottesherrschaft bezog (Mk 1,1.14-15). Von Mk 1,1 her wurden später auch die Schrift des Markus und andere gleichgeartete Schriften »Evangelium« genannt.

Das Wort »Evangelium« hatte in der damaligen Öffentlichkeit zugleich einen hochaktuellen politischen Klang. Die römischen Kaiser zogen je länger, desto mehr göttliche Verehrung auf sich; ihre Taten wurden als Heilstaten, sie selber als göttliche Heilbringer gefeiert (Augustus; Heiland). Der Begriff Evangelium war eine feststehende Bezeichnung für Nachrichten, welche die Welt mit – dem Anspruch nach – heilbringenden Geschehnissen aus diesem Bereich, z.B. mit der Geburt oder Thronbesteigung oder einem militärischen Sieg des Gottkaisers, bekannt machten. Mit ihrer Verwendung des Wortes weisen die Christen den Heilbringeranspruch des Kaisers und des römischen Staates zurück – um Gottes willen und um des Heiles willen, das er in seinem Messias Jesus schenkt.