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(erstellt: März 2008)

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1. Name

Die hebräische Name Elhanan (אֶלְחָנָן ’ælḥānān) bedeutet „El (Gott) ist gnädig“.

2. Elhanan im Alten Testament

2.1. Elhanan, der Sohn Jaïrs, und Elhanan, der Sohn Dodos

In 2Sam 21,19 wird von einem aus → Bethlehem stammenden Krieger namens Elhanan berichtet, dass er den Gatiter → Goliat erschlagen hat (→ Zweikampf). Elhanans Vater heißt dort nach masoretischer Vokalisierung Jaare-Oregim (Lutherbibel: Jair).

Statt ja’ǎrê ist nach Stoebe [1994] besser ja‘ǎrî zu vokalisieren oder mit der Parallele 1Chr 20,5 jā‘îr (= Qere; Ketiv: jā‘ûr) zu lesen. Bei dem Zusatz „Oregim“, der in 1Chr 20,5 fehlt, dürfte es sich um eine Dittographie (irrtümliche Doppeltschreibung) gegenüber dem letzten Wort des Verses handeln. Der Schaft von Goliats Speer wird dort mit einem „Weberbaum“ – mənôr ’orəgîm – verglichen. Deswegen wird dieser Bestandteil des Namens häufig gestrichen.

In 2Sam 23,24 (par. 1Chr 11,26) wird unter den „Helden Davids“ ebenfalls ein Mann namens Elhanan aus Bethlehem angeführt, dessen Vater allerdings Dodo heißt. Elliger (1935) weist darauf hin, dass hier wie in acht weiteren Fällen der Vatersname eigens hinzugefügt wurde, um ihn von dem o.g. Elhanan, dem Sohn Jaïrs, zu unterscheiden. Daneben wird mit der Möglichkeit gerechnet, dass es sich bei beiden um ein und dieselbe Person handelt, zumal der Textbestand von 2Sam 21,19 unsicher ist (Grønbæk, 1971; Hertzberg, 1982).

2.2. Wer tötete Goliat?

Zwischen der Darstellung von 1Sam 17, nach der → David den → PhilisterGoliat besiegte, und der Überlieferung von 2Sam 21,19, wonach Elhanan, der Sohn Jaïrs, diese Tat vollbrachte, besteht ein offensichtlicher Widerspruch. Er wird dadurch verstärkt, dass der Philister in beiden Darstellungen aus → Gat stammt (vgl. 1Sam 17,4.23) und seine Bewaffnung z.T. ähnlich geschildert wird (vgl. 1Sam 17,7aα; Qere). Dieser Gegensatz hat offenbar dazu geführt, dass in 1Chr 20,5 eine Harmonisierung vorgenommen wurde. Dort wird berichtet, dass Elhanan, der Sohn Jaïrs, den Bruder Goliats namens Lachmi erschlagen hat.

In 1Chr 20,5 wird aus der Herkunftsbezeichnung בית הלחמי bêt-hallaḥmî „der Betlehemiter“ von 2Sam 21,19 der mit der Akkusativpartikel verbundene Personenname את לחמי ’æt-laḥmî „den Lachmi“, und der Akkusativ את גלית ’et-gåljāt „den Goliat“ von 2Sam 21,19 wird durch das im Hebräischen graphisch ähnliche אחי גלית ’ahî-gåljāt „der Bruder Goliats“ ersetzt. In 2Sam 21,19 liest das Targum statt „Elhanan, der Sohn Jaïrs“ „David, der Sohn Isaïs“.

Einige Forscher haben die Auffassung vertreten, Elhanan sei der ursprüngliche Name Davids gewesen, der schon in früher Zeit in Vergessenheit geraten sei. David sei demgegenüber kein Personenname, sondern die Bezeichnung eines Dienstrangs (v. Pákozdy, 1956) bzw. ein Thronname (Honeyman, 1948) gewesen. Dabei stützte man sich auf den in Maritexten begegnenden Begriff „dawidūm“, der dort die Bedeutung „Befehlshaber“ oder „Truppenführer“ habe (Noth, 1986, u.a.). Diese Annahme hat sich jedoch als nicht tragfähig erwiesen, weil der Ausdruck „dawidūm dâku (bzw. maḥāṣu / šakānu)“ die allgemeine Bedeutung „eine Niederlage beibringen“ hat. Zudem wäre nicht nachvollziehbar, warum der Name David in dem Abschnitt 2Sam 21,15-22, der wohl schon früh zu einer Einheit zusammengewachsen ist, sechsmal vorkommt, aber gerade in 2Sam 21,19 fehlt.

Dass sich die Bezeichnung „Goliat“ schon bald von einem Namen zum „Typus“ gewandelt habe, weshalb man die beiden einander widersprechenden Texte in den Samuelbüchern nicht als Gegensatz betrachtet habe (Hertzberg, 1982), ist ebenfalls wenig wahrscheinlich. Dagegen spricht, dass in 2Sam 21,18 ein weiterer Philister (Saf) namentlich erwähnt wird.

So ist anzunehmen, dass die Notiz vom Sieg Elhanans über Goliat erst in der späteren Überlieferung auf den bekannteren David übertragen worden ist und die Darstellung von 1Sam 17 veranlasst hat. Die Gründe hierfür sind nach Dietrich (1996) darin zu suchen, dass beide aus Bethlehem stammen, die Väter ähnliche Namen tragen und sich beide in Kämpfen gegen die Philister ausgezeichnet hatten.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979

2. Monographien und Aufsätze

  • Dietrich, W., 1996, Die Erzählung von David und Goliat in I Sam 17, ZAW 108, 172-191
  • Elliger, K., 1935, Die dreißig Helden Davids, PJ 31, 29-75
  • Fouts, D.M., 2000, Who Really Killed Goliat? 2 Sam 21:19 versus 1 Chronicles 20:5, Journal of Translation and Textlinguistics 13, 14-24
  • Grønbæk, J.H., 1971, Die Geschichte vom Aufstieg Davids (1.Sam. 15 - 2.Sam. 5), (AThD X), Kopenhagen
  • Hertzberg, H.W., 6. Aufl. 1982, Die Samuelbücher (ATD 10), Göttingen
  • Honeyman, A.M., 1948, The Evidence for Regnal Names Among the Hebrews, JBL 67, 13-25
  • Japhet, S., 2002, 1 Chronik (Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament), Freiburg i.B. u.a.
  • Nitsche, S.A., 1998, David gegen Goliath: Die Geschichte der Geschichten einer Geschichte: Zur fächerübergreifenden Rezeption einer biblischen Story (Altes Testament und Moderne 4), Münster
  • Noth, M., 10. Aufl. 1986, Geschichte Israels, Göttingen
  • Noth, M., 1966 (Nachdr. von 1928), Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT III/10), Hildesheim
  • Pákozdy, L.M. v., 1956, ’Elhanan – der frühere Name Davids, ZAW 68, 257-259
  • Stoebe, H.J., 1994, Das zweite Buch Samuelis: mit einer Zeittafel von Alfred Jepsen (KAT 8,2), Gütersloh
  • Stolz, F., 1981, Das erste und zweite Buch Samuel (ZBK.AT 9), Zürich

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