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Einkommen / Einkünfte (AT)

(erstellt: Januar 2006)

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1. Subistenzwirtschaft

Die Grundform familiärer Einkommen ist über die Jahrhunderte hinweg die bäuerliche Subsistenzwirtschaft. Alles, was für das Leben nötig ist, wird im Wesentlichen in eigener Landwirtschaft und Viehzucht erzeugt. Bestimmte Spezialprodukte müssen durch Kauf oder Tausch erworben werden (den Spezialfall des Erwerbs von Eisenerzeugnissen bei den Philistern erwähnt 1Sam 13,20-21). Größere Haushalte erzeugen handwerkliche Produkte nicht nur selbst, sondern können Überschüsse an fliegende Händler verkaufen (vgl. Spr 31,10-31). Bei Handwerksbetrieben, die es in Städten und vor allem in Jerusalem gibt, gilt das Subsistenzprinzip insofern eingeschränkt, als sie ihre Produkte für den Verkauf produzieren und ihre Lebensmittel einkaufen müssen. Aber auch hier dürfte der selbstgenügsame Familienbetrieb die Normalform sein. Beschränkt wird das familiäre Einkommen durch die über die Jahrhunderte zunehmende Forderung von → Abgaben.

2. Sklaverei

Sklavinnen und Sklaven (→ Sklaverei) verfügen über kein eigenes Einkommen, sondern sind Teil des Haushalts ihrer Herrschaft. Unabhängig von der besonderen Form der Sklaverei (zeitlich befristete Schuldsklaverei, Dauersklaverei infolge von Kriegsgefangenschaft oder Geburt im Haus als Sklavin oder Sklave) verfügt die Herrschaft über die versklavte Person, muss diese dafür aber ernähren, um ihre Arbeitskraft zu erhalten. So kann es vorkommen, dass ein Schuldsklave oder eine Schuldsklavin nach dem Ende der Dienstpflicht den Eintritt in die Dauersklaverei wählen, wobei ein mögliches Motiv Einkommenssicherheit sein kann (Dtn 15,16-17; vgl. Ex 21,5-6 mit anderer Motivation).

3. Lohnarbeit

Verliert eine Familie ihren Grundbesitz, ist aber sonst nicht weiter verschuldet (ihre Mitglieder befinden sich also nicht in Schuldsklaverei), dann muss sie sich durch Lohnarbeit ernähren. Im Bundesbuch (Ex 20,22-23,33) erscheint Lohnarbeit noch nicht, wohl aber im jüngeren Deuteronomium (Dtn 24,14-15). Sie hat – neben speziellen Lohntätigkeiten, etwa einer Verdingung als Amme (Ex 2,7-9) – die Gestalt von Tagelöhnerei, bei der ungefähr so viel als Lohn bezahlt wird, wie die Familie für einen Tag braucht. Arbeitslosigkeit bedeutet somit zugleich Einkommenslosigkeit. Die Forderung allabendlicher Lohnauszahlung (Dtn 24,14-15) ist da ein nötiger, aber nur minimaler Schutz vor der Verelendung. Für Lohnarbeit in wirtschaftlich schlechten Zeiten findet Hag 1,6 den sprechenden Ausdruck, man „arbeite in einen durchlöcherten Beutel“.

4. Bettelarmut

So nimmt es nicht wunder, dass ab der spätvorexilischen Zeit Bettelarme in den Texten auftauchen, die fortan zum festen Bild der Gesellschaft gehören (früheste Erwähnung eventuell in Ez 18,7.16). Sie werden oft als „hungrig und nackt“ bezeichnet (vgl. Jes 58,7) und sind darauf angewiesen, dass ihnen jemand Essen, etwas Kleidung und vielleicht gelegentlich ein Obdach gibt (vgl. Hi 22,6-7; Hi 31,19-20.32; Ps 112,10; Spr 31,20).

5. Müßiges Einkommen

Alle bisher erwähnten Einkommen beruhen auf Arbeit (wozu Bettelei ohne Zweifel auch gehört). Daneben aber bildet sich spätestens mit dem Aufkommen der Staatlichkeit eine Schicht heraus, die ohne eigene Arbeit von der Abschöpfung der Arbeitserträge anderer lebt. Dazu gehören zum einen die Angehörigen des königlichen Hofes, die möglicherweise in Einzelfällen eigenen Besitz haben, daneben aber aus dem königlichen Besitz und den königlichen Einkünften aus → Abgaben, Zöllen usw. ernährt werden. Spätestens seit dem 8. Jh. bildet sich ferner eine Schicht von Grundbesitzern und hohen Beamten heraus, die von den Erträgen ihrer Ländereien leben, ohne dafür arbeiten zu müssen. In der prophetischen → Sozialkritik werden sie mit beißenden Worten gegeißelt (Jes 5,22; Am 4,1-2; Am 6,4-6; Zef 1,12-13); als Ideal gilt hier ein Einkommen, das auf eigener Arbeit beruht (Am 9,13-15) (Kessler, 2000). Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft in spätpersischer und vor allem hellenistischer Zeit treten dann Familien auf, die mit Geldeinlagen in Alexandria ihr Einkommen vermehren (vgl. in Josephus, Antiquitates XII die Mitteilungen über die Familie der Tobiaden). Hinzu kommt die Möglichkeit der Steuerpacht als einer auf Ausplünderung beruhenden Einnahmequelle.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001

2. Weitere Literatur

  • Kessler, R., 2000, Arbeit, Eigentum und Freiheit. Die Frage des Grundeigentums in der Endgestalt der Prophetenbücher, in: R. Kessler / E. Loos (Hg.), Eigentum: Freiheit und Fluch. Ökonomische und biblische Einwürfe (KT 175),Gütersloh, 64-88

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