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Andere Schreibweise: Doec

(erstellt: März 2010)

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Der Name Doëg (hebräisch: דאג do’eg und דואג dô’eg; griechisch: Δωηκ; lateinisch: Doec) begegnet im Alten Testament nur fünfmal, und zwar in der Erzählung von 1Sam 21,1-10 und 1Sam 22,6-23 sowie in Ps 52,2. Doëg erscheint als der prototypische Verräter, der → Davids Interaktion mit → Ahimelech beobachtet und dann → Saul meldet. Die Erzählung setzt eine enge Beziehung zwischen Saul und Doëg voraus. Er wird als „Knecht Sauls“ und als „Oberster der Hirten“ (1Sam 21,8) bezeichnet. Die zusätzliche Bezeichnung „der Edomiter“ (Der Codex Vaticanus der Septuaginta und altlateinische Handschriften lesen „Aramäer“ [Σύρος] statt „Edomiter“; vgl. Josephus, Antiquitates 6,244 [Text gr. und lat. Autoren]) verdeutlicht, dass er nicht zum Volk Israel gehörte und wahrscheinlich als Söldner in Sauls Diensten stand (vgl. 1Sam 14,47). 1Sam 21,8 beschreibt, wie er sich in → Nob aufhielt „eingeschlossen vor JHWH“ (נֶעְצָר לִפְנֵי יְהוָה); die Bedeutung dieses Ausdrucks ist exegetisch umstritten. In Nob beobachtet Doëg, wie Ahimelech David, ohne zu wissen, dass sich dieser auf der Flucht vor Saul befindet, unterstützt, und teilt deren Gespräch Saul mit. Doch Doëgs Handlung beschränkt sich nicht nur auf den Verrat an David – diese Tat ist aufgrund seiner Loyalität gegenüber Saul keine Überraschung (1Sam 22,9). Er tritt auch vor, um das Priestergeschlecht Ahimelechs zu töten, als keiner der übrigen Knechte Sauls sich bereit erklärt, den offensichtlich unschuldigen Priester und seine Familie, 85 Menschen im Ganzen, niederzumetzeln (1Sam 22,18). Die Erzählung verdeutlicht, dass David selbst an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig ist. Zu Beginn der Handlung (1Sam 21,2) täuscht er bewusst die Priester Nobs in Hinblick auf seine feindschaftliche Beziehung zu Saul und besiegelt damit ihr Schicksal (vgl. McCarter, 365). Als Ahimelech sich verteidigt und Saul gegenüber Davids Worte wiederholt (1Sam 22,14-15), provoziert er Sauls blutiges Urteil. David erkennt diese Schuld zum Teil selbst an, als er sagt: „Ich wusste es schon an dem Tage, als der Edomiter Doëg dort war, dass er es Saul verraten werde. Ich bin schuldig am Leben aller aus deines Vaters Haus“ (1Sam 22,22).

In Ps 52 wird Doëg in der Überschrift noch einmal erwähnt: „Für den Chormeister. Ein Weisheitslied Davids, als der Edomiter Doëg zu Saul kam und ihm meldete: David ist in das Haus des Ahimelech gegangen.“ Der Psalm selbst thematisiert die Gewalt, die von einer verräterischen Zunge ausgeht, und konfrontiert diese verbale Zerstörung mit dem Lobpreis des Gottesfürchtigen. In Verbindung mit der biographischen Überschrift zu Psalm 52 wird David zur Antithese von Doëg. Der „König mit der Harfe“ (wie z.B. auf den Glasfenstern von Marc Chagall in der Stephanuskirche in Mainz dargestellt) wird hier zu einem Kämpfer des Wortes und nicht des Schwertes stilisiert. Doëg wird somit zu einer Gegenfolie für das Davidbild, das die spätere Rezeption maßgeblich beeinflusst hat.

Literaturverzeichnis

  • Dietrich, W., 1997, Die frühe Königszeit in Israel. 10. Jahrhundert v. Chr., Stuttgart
  • Johnson, V.L., 2009, David in Distress. His Portrait Through the Historical Psalms, London / New York
  • McCarter, P. Kyle, 1980, I Samuel. A New Translation with Introduction, Notes and Commentary, New York
  • Stoebe, H., 1973, Das Erste Buch Samuelis, Gütersloh
  • Oeming, M. / Vette, J., 2010, Psalmen II, Stuttgart

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