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Chronik / Chronikbücher

(erstellt: April 2007)

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1. Inhalt und Gliederung

Chronikbuecher 1
Die Geschichtserzählung der Chronik (1Chr/2Chr; zum Namen s.u. Abschnitt 2) berichtet von der Regentschaft Davids und Salomos (1Chr 10 - 2Chr 9) sowie von den ihnen folgenden Königen Judas (2Chr 10-36) bis zum Ende der Selbstständigkeit des Staates und dem sog. Babylonischen Exil (2Chr 36,20-21).

Der Zeitraum, über den die Chronik berichtet (unter Auslassung der Exilsereignisse), endet mit dem Machtantritt des achämenidischen Königs → Kyros II. von Persien, der 539 v. Chr. durch den Einzug in Babylon auch die Macht über Palästina übernahm. In 1Chr 1-9 sind Genealogien vorgeschaltet, die als „genealogische Vorhalle“ bezeichnet werden (vgl. den vor allem von Oeming, 1999, geprägten Begriff) und beginnend mit Adam, dem Anfang der Menschheitsgeschichte, ein aus zwölf Stämmen aufgebautes Israel entwerfen. Die Könige des Nordreiches Israels in der Zeit nach Salomo werden weitgehend ausgeblendet.

2. Name

2.1. Zweiteilung

Die Chronik ist im deutschen Bibeltext in zwei Bücher aufgeteilt (1Chr / 2Chr). Dies geht auf die Septuaginta und die von ihr abhängige Vulgata zurück. In die hebräischen Handschriften ist die Zweiteilung erst sekundär eingedrungen. Ursprünglich bildete die Chronik in der Hebräischen Bibel nur ein Buch, wie die masoretischen Schlussbemerkungen zeigen, die erst nach 2Chr 36,23 zu finden sind.

2.2. Bezeichnungen

1. In der Hebräischen Bibel werden die Chronikbücher דברי הימים divrê hajjāmîm genannt, was in etwa dem deutschen Wort „Tagebücher“ als Ausdruck für Geschichte entspricht.

2. In der Septuaginta werden sie (in manchen Handschriften) als Пαραλειπομένων βασιλέων ’Iουδά „Übergangenes / Ausgelassenes in den [Büchern] der Könige Judas“ bezeichnet. Dies entspricht der griechisch-hellenistischen Gepflogenheit, eine Schrift nach ihrem Inhalt zu titulieren. Dabei werden die Paralipomena (= Chronik) nicht als eine eigenständige Neuschreibung der Geschichte Judas begriffen, sondern als ein Nachtrag zu den in den Büchern Samuel – Könige (1-2Sam und 1-2Kön) berichteten Ereignissen aus der Königszeit bewertet.

3. In der Vulgata heißen die Chronikbücher Verba dierum „Berichte über die Tage“. Im sog. Prologus galeatus, der in der Vulgata den Samuel- und Königsbüchern vorangestellt ist, bezeichnet → Hieronymus sie als „Dabreiamin“ (eine Transkription von דברי הימים divrê hajjāmîm) und erläutert: id est Verba dierum, quod significantius χρονικον totius divinae historiae possumus appellare („dies sind die Berichte über die Tage, die wir kennzeichnenderweise die Zeit der ganzen göttlichen Geschichte nennen können“). Damit kennzeichnet er die Chronik als ein eigenständiges Geschichtswerk, und dementsprechend wird sie in der christlichen Bibel zu den Geschichtsbüchern gerechnet.

4. Martin Luther gab den Büchern – von Hieronymus beeinflusst – den Titel Chronica und hat damit die Bezeichnung „Chronik“ geprägt.

3. Stellung im Kanon

Im hebräischen → Kanon gehört die Chronik anders als die Samuel- und Königsbücher nicht zu den „Vorderen Propheten“, sondern zum dritten Kanonteil, den „Schriften“ (oder „Hagiographen“). Hier bildet sie (hinter → Esra-Nehemia) den Abschluss der Bibel (vgl. Babylonischer Talmud, Traktat Baba Batra 14b.15a; Text Talmud). Ob ihr diese Schlussstellung im Kanon nach ihrem Entstehen zugewiesen wurde oder sie schon bewusst als Zusammenfassung der voranstehenden biblischen Bücher geschrieben und als solche ans Ende des Kanons gestellt wurde, wird diskutiert (vgl. Steins, 1995).

In der → Septuaginta folgt die Chronik den Schriften, die sie ergänzt (s.o. 2.); sie steht also hinter den Büchern 1-2Sam und 1-2Kön. Ihr folgen die beiden Bücher Esra / Nehemia bzw. (in LXX) 1/2Esdras. Auf diese Weise wird die Chronik als Geschichtsbuch in die Gruppe der Geschichtswerke integriert. Die Abfolge der Schriften richtet sich nach der Abfolge der berichteten Ereignisse: die Chronik, die mit dem Herrschaftsantritt → Kyros II. (559-530 v. Chr.) endet, steht vor → Esra/Nehemia, die seinen Regierungsantritt zu Beginn erneut berichten (vgl. Esr 1). Diese Reihenfolge der Bücher ist auch in den christlichen Übersetzungen beibehalten.

4. Verfasser

Wie in vielen anderen alttestamentlichen Schriften werden (der oder) die Verfasser der Chronik nicht genannt. Potentielle Verfasser oder Kreise, aus denen eine Schrift stammen kann, lassen sich nur indirekt durch die im Text sichtbar werdenden theologischen Tendenzen und Gruppeninteressen erschließen. In der Forschung sind verschiedene Gruppen als mögliche Verfasserkreise genannt worden: einerseits die Leviten (so die Mehrheit der Forschung; vgl. von Rad, 1971, 249; Oeming, 1990, 46; Williamson, 1987, 17; Strübind, 1991, 23; Glessmer, 1994, 132; Davies, 1998, 131; Willi, 1999, 90-95; Schweitzer, 2003, 28; Labahn), Priester (Berquist, 1995, 155f; Levin, 2003, 244f) oder levitisch-priesterliche Kreise (Knoppers, 1999, 70f; Min, 2004, 65-71) sowie andererseits schriftgelehrte Verfasser (so Albertz, 1992, 619f, worin er Laien und Leviten vereinigt sieht; ähnlich Weinberg, 1996, 279).

Auffällig ist, dass in der Chronik wie in keiner anderen alttestamentlichen Schrift die → Leviten einen breiten Raum einnehmen (s.u. Abschnitt 10). Zwar werden auch andere Gruppen des Tempelpersonals wie etwa die Priester erwähnt, doch werden die Leviten in der erzählten Geschichte stärker in den Vordergrund gerückt. Sie werden an allen wichtigen Knotenpunkten der Handlung als eine Gruppe eingesetzt, von deren Mitwirkung in pragmatisch-theologischer Hinsicht das Gelingen (oder im Fall der Nicht-Wirkung das Scheitern) einer Aktion abhängig gemacht wird. Nur in der Chronik sind ausführliche Stammbäume der Leviten (1Chr 5,27-6,66 und 1Chr 23-27) und detaillierte Beschreibungen ihrer Tätigkeitsfelder zu finden (vgl. 1Chr 9,17-33 etc.). Die Priester, die in die levitischen Genealogien integriert sind (vgl. 1Chr 5,28f; 1Chr 6,35-38), werden als Funktionsträger auf den inneren Kultbetrieb in Jerusalem beschränkt. Die Leviten dringen demgegenüber in der Darstellung der Chronik als Lehrer, Propheten und Verwaltungsbedienstete über den Kult hinaus in weitere Verantwortungsbereiche vor. Damit ist auch eine Umkehrung der realen Verantwortlichkeiten im Kult impliziert, was auf die Bedeutung der Leviten für die Chronik hinweist. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Verfasser der Chronik aus ihren Kreisen stammen.

Ist hier von Verfassern im Plural die Rede, so impliziert diese Aussage einerseits einen längeren Entstehungsprozess, der über mehrere Generationen gelaufen ist. Andererseits ist anzunehmen, dass auch schon die erste Fassung der Chronik nicht das Werk eines einzigen Autors, sondern ein Gemeinschaftswerk eines Verfasserkreises darstellt.

5. Die Entstehung der Chronik

Wie bei anderen alttestamentlichen Schriften liegen verschiedene Modelle für einen möglichen mehrschichtigen Entstehungsprozess der Chronik vor. Sie knüpfen an auffällige formale und inhaltliche Uneinheitlichkeiten an.

Unter formalem Gesichtspunkt sind vor allem die Listenkomplexe 1Chr 1-9 und 1Chr 23-28 als spätere Hinzufügung, die eine ursprüngliche Erzählfolge der in Sam-Kön überlieferten Ereignisse ergänzen, angesehen worden (vgl. z.B. Rudolph, 1955, 149 u.ö.; Galling, 1954, 63; Willi, 1972, 194f; Sæbø, 1981, 79; Steins, 1995, 283-287).

Inhaltliche Spannungen ergeben sich einerseits bei Autoritäten (Mose oder David) und andererseits bei abweichenden Funktionszuschreibungen innerhalb des Tempelpersonals. Solche Abschnitte sind vor allem in den Passagen der Chronik zu finden, für die es keine Vorlage in den Samuel- und Königsbüchern gibt und die daher als chronistisches Sondergut oder chronistische Eigenformulierungen bezeichnet werden. Eine Nach- oder Neuerzählung der Königszeit, wie sie anhand der parallelen Daten aus Sam-Kön gezeichnet werden kann, ist mindestens als Bestandteil einer Grundschrift der Chronik anzusehen. In dieser lässt sich eine Geschichte Davids und seiner Nachfolger mit mehr oder weniger ausgeprägten Akzenten auf kultischen Maßnahmen nachzeichnen. In diese Berichte sind zahlreiche Abschnitte über kultische Feierlichkeiten sowie Listen oder Funktionsbeschreibungen des Tempelpersonals eingeflochten worden. Für diese Abschnitte liegen unterschiedliche redaktionsgeschichtliche Modelle des Wachstums der Chronik vor. Diese Modelle gehen von einer mehr oder weniger umfangreicheren Grundschrift aus, die durch eine oder mehrere redaktionelle Bearbeitungen mit unterschiedlichen kultischen Akzentsetzungen erweitert worden ist (vgl. weiter die neueren Forschungsberichte: Kalimi, 1990; Kleinig, 1992; Kleinig, 1994; Willi, 2002).

Exkurs zur Forschungsgeschichte

Ein frühes Modell entwarf 1939 Adam Welch. Er nimmt eine Grundschrift an, die gleiche Rechte für Priester und Leviten vorsehe, und ermittelt eine priesterliche Ergänzungsschicht (z.B. in 1Chr 24,20-30; 2Chr 7,1ff; 2Chr 29,21-24; 2Chr 31,17-19), die die Priester favorisiere und die Leviten in niedrigere Funktionen abdränge.

1955 legte Wilhelm Rudolph eine Kommentierung der Chronik vor, in der er einen ursprünglichen Bestand der Chronik ermittelte, der „die Verwirklichung der Theokratie auf dem Boden Israels schildern“ will (Rudolph, 1955, VIII). Rudolph rechnet mit mehreren redaktionellen Ergänzungen kultischer Art vor allem das Tempelpersonal betreffend in 1Chr und mit Erweiterungen ohne thematischen Zusammenhang in 2Chr. Diese späteren Passagen, die „das wirre Durcheinander hinterlassen“ haben (Rudolph, 1955, VIII), bewertet er als eine Verdunkelung der historiographischen Anliegen, spürt deren Aussageintentionen aber nicht weiter nach.

Ein anderes Schichtenmodell stammt von Kurt Galling, der in seinem Kommentar von 1954 eine Grundschrift ausmacht, die im Wesentlichen den Stoff des → deuteronomistischen Geschichtswerks nacherzählt. Ein Bearbeiter (von ihm „Chron**“ genannt) hat vor allem im Sondergut der Chronik Ergänzungen vorgenommen, zu denen z.B. Listen von Leviten gehören (1Chr 15,4-10; 1Chr 15,16-24; 1Chr 16,5-6.37-38.41-42; 1Chr 23-26; 2Chr 8,13-15) sowie Ausführungen zur Kultmusik und zu Festen (2Chr 5,11b-13; 2Chr 7,6.9-10a; 2Chr 29,25-30; 2Chr 30,1-27; 2Chr 35,11-13). Wichtig werden die Fürsorge für den Klerus (2Chr 31,2-19) und Themen wie „Stiftungen von Obrigkeit und Laien“ (Galling, 1954, 11: 1Chr 29,1-9; 2Chr 30,24; 2Chr 35,7-9) sowie diverse Baunotizen und Hinweise auf die Rechtspflege. Für diesen Bearbeiter macht Galling eine Nähe zu levitischen Kreisen aus.

Martin Noth entwirft in seinen 1943 erschienenen „Überlieferungsgeschichtlichen Studien“ ein Modell, das in seinen Grundzügen an Rudolph anknüpft. Noth nimmt weite Passagen von „Aufstellungen über Gliederungen und Amtsfunktionen von Kultpersonal“ aus der Grundschrift heraus (z.B. 1Chr 12,24-41; 1Chr 15,4-10.16-24; 1Chr 16,5-6.37-38; 1Chr 23-27). Mit Rückgriff auf diese Listen sind später auch 2Chr 5,12a.13a; 2Chr 8,14-15; 2Chr 23,18; 2Chr 35,15 hinzugewachsen. Als abermals später bestimmt er Ausdifferenzierungen in 1Chr 12,1-23; 1Chr 16,7-36. Für die genealogische Vorhalle betrachtet Noth einen „Auszug aus Num 26 [als] das Grundelement“ (Noth, 1943, 118), das er in 1Chr 1; 1Chr 2,1-15; 1Chr 4,24; 1Chr 5,3; 1Chr 6,1-4, 1Chr 6,34-38; 1Chr 7,1.12f.14-19*.20; 1Chr 8,1 findet.

Ein längerer literarischer Wachstumsprozess wird von Thomas Willi angenommen, der in seiner Habilitationsschrift von 1972 die Chronik als ein historiographisches Werk bestimmt, das primär politisch-geschichtlich an den Davididen interessiert sei. Daran sind verschiedene Zusätze kultischer Prägung angefügt worden (z.B. 1Chr 6,39-66; 1Chr 15,4-10; 1Chr 15,16-24; 1Chr 16,1-3; 1Chr 23-27; 1Chr 28,14-18; 2Chr 7,4-6a; 2Chr 29,12-15; 2Chr 29,25-30; 2Chr 31,12b-19; 2Chr 35,3f.8-10.13b-15 sowie weitere kleinere Abschnitte; vgl. Willi, 1972, 194-202). Diese Zuwächse versteht Willi (in Entsprechung zu seinem Gesamtverständnis der Chronik) als Auslegung der Grundschrift, in der verschiedene Details des Kultes nachgetragen werden.

Demgegenüber beschränkt sich Hugh G. M. Williamson in seinem Kommentar von 1987 auf zwei Schichten. Vor allem für die Kapitel 1Chr 15-16 und 1Chr 23-27 geht er von einer zweiten Schicht aus, wobei er für die Grundschicht prolevitische Interessen annimmt, wie sie sich z.B. in 1Chr 23,6b-13a.15-24; 1Chr 25,1-6; 1Chr 26,1-3.9-11; 1Chr 26,19-32 bemerkbar machen. Davon hebt er eine priesterliche Bearbeitung ab (dazu gehören 1Chr 15,4.11.14.24; 1Chr 23,3-6a.13b-14.25-32; 1Chr 24,1-19.20-31; 1Chr 25,7-31; 1Chr 26,4-8.12-18; 1Chr 27,1-34; 1Chr 29,22), die er auf eine Reform des Priestertums in Jerusalem eine Generation später (d.h. in der frühen ptolemäischen Epoche um ca. 320 v. Chr.) zurückführt (Williamson, 1987, 14f.120-122.157-159; für 1Chr 23-27: Williamson, 2004).

Die Dissertation von Ernst Michael Dörrfuss „Mose in den Chronikbüchern“ nimmt Spannungsmomente innerhalb der Darstellung des → Mose zum Ausgang für eine redaktionsgeschichtliche These. Er sondert vorrangig die Mosepassagen aus dem Grundbestand der Chronik aus (Dörrfuss, 1994, 275-283), da er in ihnen eine Kritik am Königtum und am etablierten Kult ausmacht. Die kritisierten Zustände werden durch eine an Mose haftende Zukunftserwartung überwunden, insofern die Erwartung der unmittelbaren Herrschaft Jahwes (→ „Theokratie“) die Gegenwart kontrastiert. Dort, wo das Tempelpersonal auf der Seite des kritisierten Kultes der Gegenwart steht, gehört es zum ursprünglichen Bestand, während Passagen, die Hoffnungen an Leviten knüpfen, als redaktionelle Ergänzungen betrachtet werden.

An diese Modelle knüpft Reinhard G. Kratz in seiner Monographie zur „Komposition der erzählenden Bücher“ (2000) an. Als Gerüst nimmt er eine Grundschicht an, in der die Geschichte der Könige nachgezeichnet wird. Diese wird durch verschiedene Stücke des Sondergutes ‚aufgefüllt‘ (wie etwa die Listen in 1Chr 11-12; 1Chr 23-27 und die Festliturgie in 1Chr 15-16); auch werden Topoi über die Machtentfaltung der Könige, wie etwa zu Bautätigkeit oder zur Heeresverfassung (in Aufnahme von Noth und Welten; s.u. Abschnitt 10), eingefügt. Die Propheten werden als Verkünder des göttlichen Gesetzes eingesetzt. „Im Zeichen der göttlichen Pragmatik“ (Kratz, 2000, 37, in Anknüpfung an Wellhausen und Noth) wird in der Grundschrift der Chronik eine Geschichte der Könige Judas entworfen und in den Ergänzungen weiter ausdifferenziert. Weitere Ergänzungsstücke tragen detaillierte Notizen zum Kultpersonal ein, so dass „Tempel und Kult als Zentrum des judäischen Königtums“ erscheinen (Kratz, 2000, 38). Damit machen nach Kratz die Ergänzungen „die Nebensache zur Hauptsache und idealisieren das davidisch-judäische Königtum“ (Kratz, 2000, 40).

Einen detaillierteren Rekonstruktionsvorschlag der Entstehung der Chronik legte Georg Steins in seiner Habilitationsschrift „Die Chronik als kanonisches Abschlußphänomen“ vor (1995). Er arbeitet eine mehrschichtige prozesshafte Entstehung der Chronik mit kultisch geprägten Bearbeitungen heraus. Die Basis stellt eine Grundschrift dar, die das Interesse verfolgt, das Scheitern und Gelingen von Staat und Volk an deren religöser Haltung und dem Verhältnis zum Tempel festzumachen (Steins, 1995, 417). Daran schließen sich mehrere Fortschreibungen an, die er wiederum in mehreren Durchgängen mit thematischen Gemeinsamkeiten ausdifferenziert (Steins, 1995, 419-439). Als erste Fortschreibung macht Steins eine „Leviten-Schicht“ aus, die sich durch ein Interesse am levitischen Kultpersonal auszeichnet. Zunächst werden (nicht näher qualifizierte) Hinweise auf die Leviten eingefügt (vgl. 1Chr 23*-24; 1Chr 26*; 2Chr 8,14-15*; 2Chr 35,2-3.6.8-10.14b), danach die Musiker und deren Einteilung in Klassen (1Chr 6,16-32; 1Chr 15-16*; 1Chr 25) und schließlich in der sog. „Musiker-Torwächter-Schicht“ diese beiden Gruppen aus den Reihen der Leviten wie auch andere Leviten mit Leitungsfunktionen belegt (z.B. 1Chr 9,17b-33; 1Chr 15,19-23.28; 1Chr 23-26*; 2Chr 29,12-15; 2Chr 29,25-28.30; 2Chr 31,13-19); hierher gehört auch die Zurückführung der Musikinstrumente auf David. Sodann folgt als zweite Bearbeitungsschicht die sog. „Gemeinde-Schicht“, die Aufgaben und Leistungen der Gemeinde ausbaut (vgl. z.B. 1Chr 28,12-19; 1Chr 29,1-22; 2Chr 29,31-34a; 2Chr 30,1b-5a; 2Chr 30,15-17; 2Chr 30,23-25). Der König und die Oberen der Gemeinde werden jetzt als Kräfte bestimmt, die zum Wohl des Tempels zusammenwirken und kultische Feste gestalten. In der dritten Bearbeitungsphase kommen schließlich spätere punktuelle Ergänzungen zu kultrechtlichen Einzelfragen im Sinn der Tora hinzu (vgl. u.a. 1Chr 27; 2Chr 2,2-5; 2Chr 29,18b.21b*; 2Chr 31,2aβ.3). Anders als die vorhergehenden Schichten gehen „die letzten Ergänzungen in thematisch verschiedene Richtungen“ (1995, 429). Dennoch sei hierbei die Tendenz auszumachen, die aaronidischen Priester in Kultvollzüge einzusetzen, wie sie auch im Pentateuch überliefert sind, worin Steins eine schriftstellerische Korrektur in Richtung auf den Pentateuch sieht. Hierbei werden auch Bezüge auf die Tora eingefügt, so dass die Chronik dadurch zu einem Produkt von Schriftrezeption wird, wie sie auf dem Weg zum Abschluss der hebräischen Bibel steht. Diese Annahme spiegelt sich auch in der Datierung (s.u. Abschnitt ‎7), insofern Steins den Kanonabschluss zur Zeit → Antiochus IV. Epiphanes (175-164 v. Chr.) annimmt und den Entstehungsprozess der Chronik auf einen Zeitraum von ca. 15 Jahren begrenzt.

Weiterführend ist an dem Modell von Steins der Gedanke, dass die Chronik als ein Identität stiftendes Dokument begriffen wird. Steins schärft damit den Blick dafür, die Chronik als ein eigenes Konzept anzusehen, das einen eigenständigen Geschichtsentwurf hat entstehen lassen. Diesen Gedanken führt die jüngste Monographie „Israel in der Perserzeit“ von Erhard Gerstenberger weiter, insofern er nach der Intention biblischer Geschichtsdarstellungen und nach theologischen Sinnzuschreibungen in historiographischen Texten (wie z.B. der Chronik) fragt und dabei ein Hauptanliegen in der Identitätsstärkung des Volkes als Gemeinschaft Jahwes bestimmt (Gerstenberger, 2005, 32-35). Hier kommen neue, geschichtstheoretisch beeinflusste Aspekte in der Geschichtsforschung zum Tragen, die auf die Chronik appliziert werden.

Aus den verschiedenen Positionen kann man zusammenfassend festhalten, dass die unterschiedlichen Akzentuierungen im Tempelpersonal mit redaktionsgeschichtlichen Ausgestaltungsprozessen rechnen lassen. Zunächst entsteht ein chronistischer Entwurf, der die Geschichte Judas aus den alten Quellen neu erzählt und Schriftauslegung für die Gegenwart betreibt. Dabei wird ein Bild des Tempelpersonals aufgenommen, wie es vor allem für die Priesterschrift maßgeblich ist und die → Leviten als niedere Kultdiener neben den → Priestern anführt. Die Kapitel 1Chr 23-27, die eine Art Gesamtbild des Tempelpersonals für die Chronik erzeugen, formulieren in segmentären und linearen Listen (vgl. dazu Knoppers, 2003, 246-248; Levin, 2003, 231f; Schweitzer, 2003, 68; vgl. Lux, 1995, 249-251) genealogische Gruppenidentitäten von Leviten (zu denen im weiteren Sinn auch die Priester gerechnet werden, vgl. 1Chr 23,12-13; 1Chr 24,1), und verknüpfen diese mit funktionalen Aussagen über die Leviten (1Chr 23,24ff). Bei weiteren redaktionellen Ausgestaltungen werden die Mitglieder des Tempelpersonals weiter profiliert, wobei vor allem das Verhältnis der Leviten und Priester zueinander neu definiert wird und die Sänger / Musiker und Torhüter in die Leviten integriert werden. Die Leviten erhalten in diesem Prozess größere Verantwortungsbereiche im Kult (vgl. 1Chr 23,18; 2Chr 30,17b; 2Chr 35,6; 2Chr 35,14) wie auch darüber hinaus, wenn sie in Verwaltungsstrukturen eingebunden und als Propheten und Lehrer eingesetzt werden (vgl. 1Chr 23,4; 1Chr 23,14; 1Chr 24,6; 1Chr 25,1-7; 1Chr 26,29; 1Chr 26,32; 2Chr 17,7-9; 2Chr 19,8.11; 2Chr 20,14b; 2Chr 24,11; 2Chr 31,13; 2Chr 34,10.12f.17; 2Chr 30,16; 2Chr 35,3.5). Sie partizipieren zunächst an der Autorität Davids als Kultgründer, aber auch an der des Mose, indem die Leviten auf der Endstufe der Entwicklung zu Interpreten der Tora werden.

Die redaktionsgeschichtliche Entstehung der Chronik zeigt (wie auch immer im Einzelnen die Schichten bestimmt werden), dass an dem Bild des Tempelpersonals, vor allem an dem der Leviten gearbeitet wurde und dass gerade diese Gruppe im Laufe der Zeit weiter ausgearbeitet wurde. Das ausgefeilte Profil der Leviten, wie es die Chronik als multi-funktionales Porträt innerhalb und außerhalb des Kultes generiert, stellt den Endpunkt eines literarischen Entwicklungsprozesses der Schrift dar. Andere Aspekte, die zur Geschichtsschreibung in der Chronik hinzugehören (wie etwa Herrschaftsaspekte der Könige, Pragmatik der Handlungen, nationale Feierstunden) werden in Entsprechung zu diesem Gedanken gestaltet.

Wie für andere alttestamentliche Schriften, sind auch auf die Chronik synchrone Zugangsweisen angewendet worden, die nach der Endgestalt der Schrift fragen. Vor allem im anglophonen Bereich gibt es eine Reihe von Forschern und Forscherinnen, die die Chronik als ein einheitliches Dokument analysieren. Wegweisend sind hierunter insbesondere die umfangreichen neueren englischsprachigen Kommentare von William Johnstone (1997), Sara Japhet (englische Originalfassung: 1993; deutsche Übersetzung und Bearbeitung: 2002 und 2003) und Ralph Klein (2003, 11) sowie die Dissertation von Steven James Schweitzer (2003, 114.415-416); auch der Kommentar von Gary Knoppers (2003 und 2004) gehört in gewisser Weise zu dieser Fragerichtung, auch wenn er mit wenigen redaktionellen Ergänzungen rechnet (2003, 92-93).

Synchrone Studien haben gelehrt, die Chronik auch als ein Werk mit einer gezielten Aussageabsicht zu sehen und nach Sinnlinien in dem letzten Stadium dieses Geschichtsentwurfes literarisch zu fragen.

6. Der Ort der Entstehung

Die Theologie der Chronik (s.u. Abschnitt 10) zeigt eine Konzentration auf den → Tempel in Jerusalem. In theologischer wie soziologischer Hinsicht werden an den Tempel die entscheidenden Handlungsträger geknüpft. Für die Zeit der Monarchie hängt Entscheidendes am Sitz des Königs und am Wohnort Jahwes, dem von David und Salomo ein Tempel in Jerusalem errichtet wird (1Chr 28 - 2Chr 7). Handlungsträger, die sich nach dem Tempel ausrichten, sind als erfolgreich Handelnde gezeichnet, deren Pläne Gott gelingen lässt. Der Segen Gottes, der wesentlich durch die Kultfeiern im Jerusalemer Tempel erlangt wird, zielt denn so auch auf die Lebensvorgänge des Volkes, wie sie in der Chronik beschrieben sind. Darüber hinaus verleiht der Tempel nationale und religiöse Identität. Der Tempel ist nicht zuletzt der zentrale (wenn auch nicht der einzige) Wirkungsort der Leviten wie überhaupt des Tempelpersonals. Dies gilt nicht nur in kultischer Hinsicht, sondern auch für den Tempel als Zentrum der profanen Administration (vgl. z.B. 2Chr 34). So kommen im Tempel als dem zentralen Ort in Jerusalem alle wichtigen Funktionen zusammen.

Aufgrund der herausgehobenen Stellung, die der Jerusalemer Tempel in der Chronik hat, und seiner Bedeutung für das Königshaus wie für die Pragmatik der Chronik ist Jerusalem als Ort der Entstehung der Chronik anzusehen. Diese Einordnung wird in der Forschung zu Recht zumeist vertreten (vgl. z.B. Williamson, 1987, 17; Oeming, 1990, 46; Klein, 2006, 17).

7. Die Zeit der Abfassung

In der Forschung wurden verschiedene Vorschläge für die Abfassungszeit der Chronik unterbreitet, die einen Zeitraum von mehr als dreihundert Jahren abdecken (vgl. Kalimi 1993, allerdings ohne Berücksichtigung der neueren Kommentare). Die frühesten Vorschläge sehen die Chronik als früh-nachexilisches Werk in Reaktion (vgl. 2Chr 36,22-23) auf den Machtantritt → Kyros II. (539 v. Chr.) oder den Bau des zweiten Jerusalemer Tempels (515 v. Chr.) entstanden (Welch, 1939, 155-160; Sæbø, 1993, 80; Tuell, 2001, 10-12; siehe auch Braun, 1986, xxix). Eine frühere Datierung ist aufgrund der biblischen Anspielungen an diese zeitgeschichtlichen Ereignisse unmöglich.

Die spätesten Datierungen rücken die Chronik nahe an die hebräische Fassung von → Jesus Sirach (um 190 v. Chr.) heran (vgl. Steins, 1995, 426.436f.515f [175-164 v. Chr.]; Ruffing, 1992, 362; Siedlecki, 1991, 266). Die deuterokanonische Schrift Jesus Sirach (Ben Sira) ist zweifelsohne nach der Chronik entstanden, da das chronistische Davidbild hier vorausgesetzt ist (Sir 47,7.11f [Lutherbibel: Sir 47,8.13]; vgl. Welten, 1973, 199f; Ben Zvi, 1988, 73f). Ein zweites Datum, auf das gelegentlich verwiesen wird, ist die Bezeugung von 2Chr 2,2-15 bei → Eupolemos. Der aus Palästina stammende hellenistisch-jüdische Schriftsteller zeigt deutliche Anklänge an 2Chr, allerdings in der LXX-Version (vgl. die Eulogie in 2,11 mit Frg. 2 [Euseb, Praeparatio Evangelica IX 34,1; Text Kirchenväter 3]). Da Eupolemos sein Werk „Über die Könige von Juda“ (vgl. Clemens von Alexandrien, Stromateis I 23, 153, 4; Bibliothek der Kirchenväter) im Jahre 158 v. Chr. oder kurz darauf verfasst hat, muss die griechische Übersetzung der Chronik zu dieser Zeit existiert haben. Das setzt freilich voraus, dass der hebräische Text entsprechend früher vorgelegen haben muss. Einen weiteren Eckpunkt stellt die Tempelrolle aus → Qumran dar (1Q19/1Q20; Textausgabe hebräisch-deutsch: Steudel, 2001). Sie kennt die Chronik, die zum Zeitpunkt der Entstehung der Tempelrolle gegen 200 v. Chr. abgeschlossen gewesen sein muss.

Zwischen diesen beiden Polen bleiben Spielräume für Datierungen in der achämenidischen oder ptolemäischen Zeit der Vorherrschaft über Juda. Die Mehrheit (vor allem der angelsächsischen) Forschung nimmt eine mittlere Position ein und schlägt entweder die ausgehende achämenidische Herrschaftsepoche (Welten, 1973, 35f.199f; Vaughn, 1999, 16; Oeming, 1990, 45; De Vries, 1989, 16f; Myers, 1965a LXXXIX [um 400]; Williamson, 1977, 83-86; Ben Zvi, 1997b; Ben Zvi, 1999, 225-227; Klein, 2006, 16) oder den Beginn der hellenistischen Zeit, genauer die Herrschaft der Ptolemäer über Juda (Galling, 1954, 15-17; Noth, 1943, 154f; Welten, 1973, 199f; Willi, 1999, 192; Mathys, 2000, 147-155; Knoppers, 2003, 116; McKenzie, 2004, 32) vor. Für beide Vorschläge lassen sich einige mögliche Anspielungen des Textes auf zeitgeschichtliche Phänomene anführen.

Im Zusammenhang diachroner Modelle (vgl. Abschnitt 5) wird zumeist erwogen, dass die Grundschicht in der achämenidischen Zeit entstanden ist und Erweiterungen in der hellenistischen Zeit hinzugewachsen sind. So rechnet z.B. Willi (1972, 190-193) mit Anfängen gegen Ende der Perserzeit oder zu Beginn der hellenistischen Zeit, denen Zuwächse um 200 v. Chr. folgen. Williamson nimmt demgegenüber eine um ca. 350 v. Chr. entstandene Grundschrift an, der (pro-priesterliche) Ergänzungen eine Generation später folgen (Williamson, 1987, 16f). Kratz (2000, 52) datiert die Grundschrift ebenso um 350 v. Chr., rechnet jedoch mit Ergänzungen, die bis zum Beginn der Makkabäerzeit reichen. Früher datiert Braun einen mehrschichtigen Entstehungsprozess, indem er die Entstehung der Chronik von ca. 515 v. Chr. bis etwa 300 v. Chr. reichen lässt (1986, xxix).

Für die Annahme eines solchen längeren Entstehungsprozesses der Schrift gibt es Hinweise in der Chronik, doch ist eine Bestimmung nur annäherungsweise möglich. Es spricht viel dafür, die Grundschrift der Chronik in der Regentschaft → Artaxerxes II. Memon (404-359 v. Chr.) zu datieren, da in ihr administrative zeitgeschichtliche Verhältnisse sichtbar werden, die sich in zeitgleichen epigraphischen Funden spiegeln und auf die Selbstständigwerdung Judas in der Mitte des 5. Jh.s (auch wenn dies umstritten ist) reagieren. Spätere redaktionelle Überarbeitungen folgen; deren Anfänge liegen womöglich noch in der achämenidischen Zeit, doch sind in der ptolemäischen Zeit weitere Redaktionsschichten hinzugewachsen, die vor allem die sozialen Verhältnisse, wie sie im Text abgebildet sind, neu strukturieren. Diese Verhältnisse waren Folge der Zentralisierung der Verwaltung auf Alexandria unter Ptolemaios III. Euergetes (246-221 v. Chr.). War in späterer Zeit ein Machtverlust lokaler Behörden bei gleichzeitigem Machtgewinn des Hohenpriesters zu verzeichnen, eine Folge der Machtübernahme der → Seleukiden über Juda unter Antiochos III. dem Großen (223-187 v. Chr.), so sind Reflexe dieser Strukturveränderungen in der Chronik nicht mehr auszumachen.

8. Quellen

Der literarische Charakter der Chronik lässt sich am besten mit dem Modell eines rewritten document kennzeichnen. Dieser Begriff ist für solche Schriften ins Gespräch gebracht worden, die Texte oder Textteile aus älteren Schriften aufnehmen, diese mit anderen Stoffen kombinieren und mit eigenständigen kommentierenden Bemerkungen versehen. Im rewritten document wird eine bekannte Geschichte neu erzählt, wobei der Anteil an Aufnahme von bekannten Stoffen und produktiver Neugestaltung in einer jeden Schrift grundsätzlich offen für verschiedene Verhältnisbestimmungen ist.

Die neuere Forschung rechnet die Chronik zu diesem Schriftentyp, auch wenn im Einzelnen terminologische Differenzen zwischen den Exegeten zu finden sind. Als „‚rewritten bible‘, eine ‚Nachschrift‘ älterer Bücher“ bestimmt Steins die Chronik (2004, 258; s.a. 1995, 426; Ackroyd, 1991, 276; Sæbø, 1981, 79), während Schniedewind von rewritten history spricht (1995, 130). In diese Richtung geht auch die Kennzeichnung der Arbeitsweise der Chronik durch Knoppers, wenn er auf „the author’s skillful reuse, reinterpretation, rearrangement and major supplementation of sections“ hinweist (2003, 133), wobei die Chronik eine Schrift eigenen Charakters darstellt. Sachlich ähnlich kennzeichnet Welten (1973, 206) die Chronik als „freie parabolische Geschichtsdarstellung“.

Die Chronik bildet in dieser literarischen Form eine Gestalt sui generis im Alten Testament. Formale Parallelen finden sich in frühjüdischen Schriften: z.B. das Liber Antiquitatum Biblicarum (Pseudo-Philo), das → Jubiläenbuch, das Leben Adams und Evas, das äthiopische → Henochbuch und das Buch der Giganten sowie die Tempelrolle (11Q19 / 20).

Signifikant sind vor allem die Tempelrolle und das Jubiläenbuch, da sie nicht nur formale, sondern auch inhaltliche Parallelen zur Chronik haben. Die Tempelrolle (11Q19 / 20) aus den Schriften vom Toten Meer (Schiffman, 1980, 546; s.a. Levine, 1979, 17-21; → Qumran) entnimmt den in ihr verarbeiteten Stoff dem Pentateuch, vor allem für die Kapitel der sog. Deuteronomium-Paraphrase 11Q19 54-66. Durch eine literarische Transformation der legislativen Pentateuch-Passagen aus der dritten Person Singular (Altes Testament: Rede Moses) in die erste Person Singular (Tempelrolle: Gottes Worte) wird der Blickwinkel der Gesetzesanweisungen jedoch dahingehend verändert, dass die Tempelrolle zur Stimme Gottes wird.

Das → Jubiläenbuch als rewritten document (vgl. van Ruiten, 2000, 3-5; VanderKam, 2001, 93-94.135-137, die variierend von rewritten Bible reden) entnimmt sein Quellenmaterial aus Gen 1 bis Ex 20 und ergänzt umfangreiche Passagen ohne Vorlage im Alten Testament. Dadurch präsentiert sich das Jubiläenbuch als eine Neuschreibung des persönlichen Geschicks der Väter Israels (darunter auch Levi als Priester und Juda als König, Jub 30-32) und ihrer Frauen, die ihnen begleitend an die Seite gestellt und ausgestaltet werden (vgl. VanderKam, 2001, 114-118).

Die Chronik verfährt mit ihrem Material formal ähnlich wie diese Schriften und bietet in der Auswahl, Kombination, Präsentation und Interpretation des Materials ihr eigenes Konzept. Die Chronik ist jedoch keine schlichte Nacherzählung älterer Stoffe (vor allem aus dem Pentateuch), sondern bietet einen eigenständigen Geschichtsentwurf, indem sie die Schrift interpretiert und nach der Gegenwartsrelevanz der Traditionen fragt. Die Geschichte wird interpretiert, um anhand der Tempelbindung Juda für die Zeit des Zweiten Tempels neu aufzustellen. Dieser Entwurf soll für die Gegenwart Sinn stiften und sich in der Zukunft als tragfähig erweisen, indem seine Deutung der Lebenswelt auf Zustimmung bei den Hörern und Hörerinnen sowie Lesern und Leserinnen stößt oder stoßen soll.

Die Chronik wählt ihren Stoff aus verschiedenen literarischen Korpora aus, die selektiv rezipiert, kombiniert und interpretiert werden. Einen übersichtlichen Vergleich des Materials bieten die Synopsen von Kegler und Augustin (1991; 1993). Zu den rezipierten Texten gehört eine Reihe von alttestamentlichen Schriften wie auch Stoffe aus nicht mehr bekannten Quellen.

8.1. Alttestamentliche Quellen

Die Samuel- und Königsbücher stellen das literarische Gerüst, das der Chronik als Basis für die Darstellung der Zeit der Monarchie dient und für 1Chr 10 - 2Chr 36 in 1Sam 31 - 2Kön 25 zugrunde liegt. Ausgewählt werden ausschließlich Texte, die entweder das gesamte Königreich unter der Herrschaft Davids und Salomos oder das Südreich Juda behandeln. Die Chronik rezipiert weite Passagen ihrer Vorlage und ergänzt diese mit eigenem Stoff (dem sog. chronistischen Sondergut; s.o. Abschnitt 5). Es fallen die weitgehende Ausblendung der Geschichte des Nordreiches und andererseits ein (partielles) Interesse an der vorstaatlichen Zeit auf (s.u. Abschnitt 10). Durch die Ergänzungen, in deren Zentrum der Tempeldienst steht, wird die Geschichte Judas in allen seinen Teilen auf den Tempel bezogen. Juda erhält dadurch eine Neubewertung als einerseits partitive auf den Tempel zentrierte Größe und andererseits eine Größe mit globaler Vernetzung (s.u. Abschnitt 10).

Ferner werden Ausschnitte aus dem Pentateuch aufgenommen, so vor allem die genealogischen Notizen, die aus der Genesis (Gen 5,1-32; Gen 10-11; Gen 25; Gen 30,10f; Gen 35,22-26; Gen 36; Gen 38; Gen 46,9-21; Gen 49,4) und aus Exodus (Ex 1,1-5; Ex 6,14-25; Ex 31,2; Ex 35,30; Ex 38,22) stammen, bisweilen aber auch auf Parallelen aus Numeri (Num 3,17-39; Num 26,12-47; Num 26,57-60) zurückgehen können.

Außerdem werden priesterschriftliche bzw. priesterliche Bestimmungen des Pentateuchs (→ Priesterschrift), die als Gesetzeskodex und Richtlinie für kultische Ausführungsbestimmungen bekannt sind, kritisiert. Zu verweisen wäre z.B. auf die Opfergesetze in Lev 1-7; Num 4; Num 15; Num 28-29 (vgl. Ackroyd, 1991, 283-284). Die Chronik bietet selbst keine Gesetzesanweisungen für kultische Handlungen, berichtet aber von Feierlichkeiten im Tempel, die mit kultischen Zeremonien begangen werden. In der bisweilen detaillierten Schilderung der Durchführung dieser Feierlichkeiten wird deutlich, an welchen Stellen die Chronik von dem priesterschriftlichen bzw. priesterlichen System abweicht.

Weitere Texte aus den übrigen Geschichtsbüchern treten hinzu. In 1Chr 4,28-33 sind Jos 15,20-61; Jos 19,1-16 aufgenommen, in 1Chr 2,49 ist auf Ri 1,12-23 angespielt. In 1Chr 6,39-66 ist zudem die Liste aus Jos 21,1-42 rezipiert; zu 1Chr 7,28 vgl. Jos 16,5-9. Die Namensliste in 1Chr 2,9-15 verdankt sich wahrscheinlich einem Einfluss aus Ruth 4,17-22. Für die Parallele zu 1Chr 4,28-33 in Neh 11,25b-30 und zu 1Chr 9,1-17 in Neh 11,4-19 stellt sich die Frage des Ursprungs und der Priorität. Es wäre möglich, dass die Chronik von Neh gespeist ist oder dass beide aus derselben Quelle schöpfen (Aufgrund eines umfangreicheren Bestandes in der Chronik scheint mir Neh 11 die gebende Liste zu sein; s.a. Becker, 1986, 46; Japhet, 2002, 213-214; Klein, 2006, 263-264).

Des Weiteren werden Textpassagen ausgewählter Psalmen rezipiert. In 1Chr 16,8-36 begegnet ein Konglomerat verschiedener Psalmen, die zitiert und neu kombiniert werden: 1Chr 16,8-22 zitiert Ps 105,1-15; 1Chr 16,23-33 nimmt Ps 96 relativ frei auf; 1Chr 16,28-29 nimmt zugleich Ps 29,1-2 auf; 1Chr 16,35-36 rezipiert Ps 106,47-48. Darüber hinaus ist Ps 106,1 in 1Chr 16,34; 2Chr 5,13; 2Chr 20,21 vorausgesetzt. Ebenso wird der Refrain aus Ps 136 „denn seine Gnade währt ewiglich“ (כי לעולם חסדו kî lə‘ôlām chasdô; vgl. Ps 106,1; Ps 107,1; Ps 118,1-4; Ps 118,29; vgl. Ps 100,5; Ps 138,8) in 1Chr 16,34; 1Chr 16,41; 2Chr 5,13; 2Chr 7,3; 2Chr 7,6; 2Chr 20,21 rezipiert.

Dass Psalmen bzw. Psalmenstücke der Chronik bekannt sind, ist relativ wahrscheinlich, ohne dass dies bedeuten muss, dass der Psalter bereits abgeschlossen war. Vielmehr ist anzunehmen, dass Vorformen oder Überlieferungsstücke der später kanonisch gewordenen Psalmen zur Verfügung standen.

Ein Bezug zu den Psalmen ergibt sich auch bei Personen, die einerseits in der Chronik von Bedeutung sind und die andererseits im Psalter als Verfasser von Psalmen in Psalmenüberschriften genannt werden: Asaf (Ps 50; 73-83), Korach (Ps 42-49; 84-88), Jeduthun (Ps 39; 62), Heman (88) und Ethan (Ps 89). Die Chronik nennt diese Personen unter den Leviten (vgl. z.B. Asaf in 1Chr 6,24; 1Chr 15,17.19; 1Chr 16,5.7; 1Chr 16,37; 1Chr 25,6.9; 2Chr 5,12; 2Chr 20,14; 2Chr 29,13.30; 2Chr 35,15). Laut 1Chr 16,5.7 werden „Asaf und seine Brüder“ zu Vortragenden der Psalmen. In der Forschung hat dieser Vers zu der Vermutung geführt, dass die Asafpsalmen von Leviten verfasst und gesammelt wurden (vgl. Kleinig, 1993, 62).

Ferner wurde die These aufgestellt, dass in 1Chr 6,41-42 möglicherweise Ps 132 zugrunde liegt (Welten, 1979, 180; siehe auch von Rad, 1971, 256f). Da es sich hierbei um aus dem Psalter inspirierte Gedanken handelt, ist die These nicht auszuschließen.

In der Chronik sind darüber hinaus einzelne Auszüge aus Prophetenschriften oder Anspielungen auf prophetische Gestalten, wie sie aus den sog. Schriftpropheten bekannt sind, auszumachen. Jeremia wird in 2Chr 36,12 genannt. 2Chr 15,7 spielt auf Jer 31,16 an. Vielleicht sind auch die in 2Chr 35,25 erwähnten Klagelieder über den Tod Josias mit dem Propheten in Verbindung zu bringen, falls nämlich hinter der Notiz eine Tradition steht, wie sie im Prolog der LXX zu Threni sichtbar wird, der Jeremia als Sprecher und Autor von Klageliedern einführt, auch wenn sich diese auf das Schicksal Jerusalems beziehen.

Die schriftlichen Überlieferungen von Jesaja werden in 2Chr 26,22; 2Chr 32,32 erwähnt. Als prophetische Gestalt tritt Jesaja in 2Chr 32,20 neben → Hiskia in Erscheinung. 2Chr 20,20 zitiert schließlich Jes 7,9. Aus dem Zwölfprophetenbuch sind zwei Wendungen zitiert: In 2Chr 15,5 ist der Ausdruck „große Unruhen“ Am 3,9 entlehnt, und 2Chr 16,9 bezieht sich auf Sach 4,10.

8.2. Unbekannte Quellen

Neben Stoffen des Alten Testaments sind Berichte aus nicht mehr erhaltenen Annalen und Dokumenten aufgenommen (deren Existenz bisweilen jedoch bezweifelt wird; vgl. Noth, 1943, 134-135; Kratz, 1995, 294). Folgende Dokumente (כתובים kətûvîm) oder Sammlungen von Worten (דברים dəvārîm) führt die Chronik als Quellen an:

  • das Buch der Könige von Israel (ספר מלכי ישׂראל sefær malkê jiśrā’el; 1Chr 9,1 [+Juda]; 2Chr 20,34),
  • das Buch der Könige von Juda und Israel (ספר המלכים ליהודה וישׂראל sefær hamməlākkîm lîhûdāh wəjiśrā’el 2Chr 16,11; 2Chr 25,26; 2Chr 27,7; 2Chr 28,26; 2Chr 32,32; 2Chr 35,27; 2Chr 36,8),
  • Geschichten der Könige von Israel (דברי מלכי ישׂראל divrê malkê jiśrā’el 2Chr 33,18),
  • Midrasch des Propheten Iddo (מדרשׁ הנביא עדו midraš hannāvî’ ‘iddô 2Chr 13,22),
  • Midrasch über das Buch der Könige (מדרשׁ ספר המלכים midraš sefær hamməlākhîm 2Chr 24,27),
  • Worte des Propheten Nathan (דברי נתן הנביא divrê nātān hannāvî’ 1Chr 29,29; 2Chr 9,29),
  • Worte des Propheten Schemaja und des Sehers Iddo (דברים dəvārîm 2Chr 12,15),
  • Äußerungen bzw. Gesichte Jesajas (חזון chǎzôn 2Chr 32,32; vgl. 2Chr 26,22),
  • Worte Jehus, des Sohnes Chananis (דברים dəvārîm 2Chr 20,34),
  • Worte Chosais (דברים dəvārîm 2Chr 33,19),
  • Worte des Sehers Samuel, Worte des Sehers Gad (דברים dəvārîm 1Chr 29,29),
  • Prophezeiungen Achijas von Silo (אחיה נבואת nəvû’at ’ǎchîjāh 2Chr 9,29),
  • Schauungen des Sehers Jeddo (חזות chǎzôt 2Chr 9,29).

9. Textgeschichte

Für viele alttestamentliche Schriften bieten die Textfunde vom Toten Meer eine Hilfe zur Textrekonstruktion oder zur Erkennung des Variantenreichtums der hebräischen Textüberlieferung. Für die Chronik sind die Schriften jedoch nicht ergiebig, da nur zwei sehr kleine Fragmente vorliegen, die Abschnitte aus 2Chr 28,27-29,3 enthalten (4Q118; Text in: Discoveries of the Judean Desert, Bd. 16, 295-297) und aus paläographischen Gründen zwischen 50 und 25 v. Chr. angesetzt werden. Das erste Fragment enthält nur ein Wort, das zwar weder mit dem masoretischen Text noch der Septuaginta übereinstimmt, aber von den Herausgebern als Chronikfragment betrachtet wird. Das zweite Fragment zeigt drei kleinere Varianten zum hebräischen Text, die aber auch nicht vollkommen den LXX-Lesarten der jeweiligen Stellen entsprechen. Die Fragmente sind zu klein, als dass sie Nennenswertes zur Textgeschichte der Chronik beitragen könnten.

Interpretiert man die LXX-Textvarianten als Zeugen verschiedener Lesarten oder Überlieferungsvarianten eines hebräischen Textes, so könnte man daraus Hinweise auf verschiedene Textformen des masoretischen Texts entnehmen. Die LXX liegt in mehreren Rezensionen vor; während der alexandrinische Texttyp recht nahe am Masoretischen Text ist, zeigt der Vaticanus eine variantenreichere Textgestalt. Bemerkenswert sind vor allem Auslassungen (neben den beiden Blöcken in 1Chr 1,11b-23; 1Chr 28,14-17 noch kleinere Lücken im Umfang von nur einem Wort, von Halbsätzen oder kürzeren Passagen) und Ergänzungen. Umfangreichere Ergänzungen finden sich in den beiden letzten Kapiteln, wo zusätzlich zum masoretischen Text Material aus 2Kön aufgenommen wurde: 2Chr 35,19a-d (vgl. 2Kön 23,24-27); 2Chr 36,2a-c (vgl. 2Kön 23,31c-33a); 2Chr 36,4a (vgl. 2Kön 23,35); 2Chr 36,5a-d (vgl. 2Kön 24,1b-4); daneben gibt es noch ca. 40 kleinere Ergänzungen, die über 1/2Chr verteilt sind.

10. Theologische Schwerpunkte und Historiographie

Die Chronik ist ein Geschichtsentwurf, der unter bestimmten theologischen Prämissen die monarchische Geschichte Judas neu erzählt. Es erfolgt eine Geschichtsdeutung, die den zeitgenössischen Hörerinnen und Hörern oder Leserinnen und Lesern die Vergangenheit erklären will. Damit soll ein Beitrag zur Vermittlung von Identität geleistet werden (vgl. Gerstenberger, 2005, 32-35). Der Geschichtsentwurf deutet die Geschichte Judas anhand der für sein Verständnis entscheidenden historischen, doch religiös gedeuteten Eckdaten, wozu vor allem der Tempel und der Tempelkult gehören, indem er die berichteten Ereignisse zu diesem in Beziehung setzt. Dieses theologische Zentrum wird weit gefasst, da das Tempelpersonal und die Ausstattung des Tempels mit eingeschlossen sind. Im jeweiligen Bezug auf dieses Zentrum werden auch die Könige und das Volk beurteilt. Aus diesen Eckdaten ist die Deutung der vergangenen Lebenswelt im Horizont der gelungenen oder misslungenen Verehrung Jahwes aufgebaut. Indem der Geschichtsentwurf die Vergangenheit deutet, zielt er auf die Gegenwart und Zukunft, in denen sich die zwischen dem Volk und seinem Gott bestehende Beziehung zu bewähren hat.

10.1. Die zentrale Bedeutung des Tempels

Im Zentrum der Chronik steht der Tempel. Seine Gewichtung wird auf den ersten Blick aus seiner Position in dem narrativen Aufbau der Schrift deutlich: Die Geschichtsdarstellung ist um den Tempelbau und die Einsetzung des Tempelpersonals herum angelegt (1Chr 21 - 2Chr 7); die im Text vorhergehenden Passagen 1Chr 1-20 laufen darauf zu, und die folgenden Abschnitte in 2Chr 8-36 greifen darauf verschiedentlich zurück. In Entsprechung zu dem narrativen Aufbau stellt der Tempel in erster Linie das kultische Zentrum dar, in dem Begegnungen mit Jahwe stattfinden. Daneben wird dem Tempel in der Chronik aber eine weiter gefasste Bedeutung zugeschrieben, die über seine tatsächlichen Funktionen hinausgeht und von der aus sich das Handeln der Menschen erschließt.

Der Tempel dient in dem Geschichtsentwurf der Chronik dazu, die Zeiten zu überspannen. Dies wird dadurch inszeniert, dass der Salomonische Tempel die Funktionen des Ladeheiligtums übernimmt (vgl. 1Chr 15). Die Chronik zeichnet damit einen historischen Weg der Kontinuität von der → Lade über die → Stiftshütte zum Tempel (vgl. Steins, 1995, 418). Ruhte Jahwes Segen einst auf der Lade, so übernimmt der Tempel mit der Aufnahme der Lade ihre Funktion. In der Interpretation des Tempels werden zugleich der erste und der zweite Tempel miteinander verschmolzen. Schildert die Chronik vergangene Abläufe des ersten Tempels, so sind diese in Entsprechung zu den in der Gegenwart erlebten Handlungen gestaltet (vgl. Willi, 1972, 134-138.208-210). Die Bedeutung des Tempels ist damit in Vergangenheit wie Gegenwart dieselbe. Die Verschmelzung von erstem und zweitem Tempel reicht in der Textwelt so weit, dass kaum noch eine Trennung zwischen beiden vorgenommen werden kann (vgl. Kratz, 1995, 291; Knoppers, 1999, 71).

Der Tempel als Ort der Präsenz Gottes (vgl. Ruffing, 1992, 323f; Sæbø, 1981, 84; Van Seters, 1997, 284), aus der Juda lebt, hat Auswirkungen auch auf das Leben der Menschen. Die wohlwollende Anwesenheit Gottes im Tempel manifestiert sich in seinem Segen, der in Festfeiern wahrgenommen werden kann. Dies wird in der Musik abgebildet, in der der Segen Gottes auf die Menschen kommt (vgl. Duke, 1990, 142f). An der Durchführung des Kultes, wie er sich z.B. in Kultfeiern ereignet, wird deutlich, wie die Menschen zu Jahwe stehen (vgl. 2Chr 29,20-34; 2Chr 30; 2Chr 35). Der Tempel wird in der theologischen Beurteilung zu dem Ort, an dem der Segen Jahwes auf die Menschen kommt (vgl. Ruffing, 1992, 323f; McKenzie, 2004, 204). In den durch Musik und Gesang ausgestalteten Feiern wird Gottes Handeln an seinem Volk inszeniert. Der in der Gegenwart gefeierte Kult zelebriert Gottes Handeln in der Vergangenheit und appelliert zugleich an sein Handeln in der Zukunft. Der am Tempel stattfindende Kult lässt Gottes vergangenes Heilshandeln im Akt des Feierns präsent werden. In der Erinnerung der Feiernden an Gottes Taten wird sein vergangenes Handeln um der Gegenwart willen lebendig.

Illustrativ für die Bewertung des Tempels in der Chronik ist seine im Alten Testament singuläre Bezeichnung als „Opferhaus“ (בית זבח, bêt zābach [Gesenius, 18. Aufl., 293]; 2Chr 7,12; die Chronik widerspricht damit der Vorlage in 1Kön 9,3, in der als Zweckangabe das Wohnen des Namens Jahwes angegeben ist), mit der der Tempel den Festfeiern zugeordnet wird. Die Näherbestimmung des Tempels als Opferhaus nimmt das Schlachtopfer auf, also ein Sättigungsopfer der Laien, dessen Fleisch bei kultischen Feiern Speise für alle Judäer zur Verfügung stellt. Die Heiligkeit des Tempels bleibt damit nicht auf das Gotteshaus beschränkt, sondern wirkt sich durch den gemeinschaftlichen Verzehr der Festopfer auf jede anwesende Familie und damit in der Theorie jede Familie Judas aus. Die Anwesenheit Gottes wird in die Alltagswelt der Menschen prolongiert, indem die Menschen mit den Festgaben und der erlebten Festfreude in ihren Alltag zurückkehren. So bezeichnen die Feste zwar besondere Momente in der Zeit, schließen aber die gesamte Bevölkerung mit ein. Ihr gelten die kultisch vermittelten und in den Festen erlebbaren Heilszuwendungen Gottes. Gottes Heil und Frieden, die an wesentlichen Punkten der Geschichte aufstrahlen, wirken damit in die einzelnen Familienhäuser hinein.

Der Tempel hat in der Chronik eine solch weitreichende Bedeutung, dass er als gesellschaftlicher Mittelpunkt verstanden wird. Die Chronik zeichnet ein Porträt von der Geschichte des Gottesvolkes, das im literarischen Werk als „ganz Israel“ bezeichnet und damit als wahres Israel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bewertet wird (vgl. Dyck, 1998, 118-120.215; Willi, 1994, 148.149f.160; Oeming, 1990, 155; Johnstone, 1986, 115-116; zurückhaltender macht Williamson, 1977, 96.107-110.140, in „ganz Israel“ einen jahwetreuen Kern aus, der aber potentiell alle einschließt). Dieses Israel als Menge der an Jahwe Glaubenden und diesen Glauben Praktizierenden ist um den Tempel in Jerusalem gruppiert und so ideell vor dem Tempel versammelt (vgl. Mosis, 1973, 81; Ackroyd, 1991, 287; Labahn, 2003, 131-134; Williamson, 2004, 153).

Als ideelle Mitte des Zusammenlebens der Menschen bildet der Tempel auch den ökonomischen Mittelpunkt Judas, insofern die → Abgaben der einzelnen Familien hier zusammen kommen und umgekehrt von hier aus auch wieder verteilt werden (vgl. 2Chr 31; 2Chr 34). Da der Tempel zu einem umfassenden Begegnungszentrum wird, stellt er des Weiteren das soziale Zentrum dar, wo Menschen einander begegnen. Die Sinnzuschreibung der Chronik gestaltet den Tempel damit auch als Identifikationspunkt für die Gesellschaft, an dem ihr Charakter abzulesen sein soll.

Zu dieser Interpretation des Tempels gehört das Tempelpersonal wesentlich mit hinzu, das Gottes vielfältige Gaben an die Menschen weiterleitet. Im Sozialporträt der Chronik nimmt das Tempelpersonal eine wichtige Stellung ein, da diese Gruppe mit der Funktionalität des Tempelkultes verbunden ist und für die Wirkungen in die Alltagsexistenz der Menschen einsteht (vgl. Schweitzer, 2003, 29).

Zu dieser Gruppe gehören in vorderster Linie die Leviten, unter die auch die Sänger / Musiker (→ Musik) und Torhüter gerechnet werden; die Priester werden demgegenüber auf ihre primären kultischen Handlungen des Darbringens der Opfer beschränkt. Diese Personengruppe des Tempelpersonals (vor allem der Leviten, s.o. Abschnitt 4) wird zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Tempel und Gott auf der einen Seite und den übrigen Bevölkerungsgruppen, den Laien und den einzelnen Familien, auf der anderen Seite. Durch das Wirken des Tempelpersonals begegnet der Tempel den Menschen nicht als abstrakte Größe. Vielmehr wird von denen, die zum Tempel kommen, das Tempelpersonal als diejenige Gruppe wahrgenommen, die das Handeln des Tempels in personam verkörpert. Durch dessen Aktionen gelangt der Segen Gottes zu den Menschen. In der Chronik ist das Tempelpersonal der Vergangenheit in Entsprechung zu den zeitgeschichtlichen Strukturen ihrer Gegenwart gestaltet, so dass das Handeln des Tempelpersonals am ersten Tempel so beschrieben ist, wie für die am zweiten Tempel zu erlebende Gegenwart als Segenswirkung Gottes gedeutet wird.

10.2. Die Darstellung der Geschichte

Die Herausstellung des Tempels hat Folgen für die Beurteilung der Geschichte in der Chronik. Das Verhalten der jeweiligen Handlungsträger gegenüber dem Tempel und dem Tempelkult wird zu dem Kriterium, nach dem ein Gelingen oder Misslingen von Ereignissen in pragmatisch-theologischer Hinsicht und zeitübergreifend bewertet wird. Der Ausgang historischer Ereignisse wird in Entsprechung zu Tempel und Kult als institutionellen Repräsentanten Gottes eingeordnet. Wenn das Verhalten des Volkes oder einzelner Verantwortungsträger (besonders der Könige) dem Tempel und dem Tempelkult entspricht und damit zur Verwirklichung des Segens Gottes auf Erden geschieht, werden die vergangenen Ereignisse und die Handelnden als historisch erfolgreich bewertet (vgl. grundsätzlich Noth, 1943, 172-173; Ruffing, 1992, 294.323; Kratz, 2000, 37). Dieser Segen wirkt sich z.B. in erfolgreichen Baumaßnahmen aus, die nach der Chronik vor allem von den positiv bewerteten Königen durchgeführt werden (Ben Zvi, 1997a, 148f). Diese Bauprojekte könnten auf reale Verhältnisse anspielen (für → Hiskia vgl. Vaughn, 1999) oder Topoi der Darstellung sein, die unabhängig von deren (vergangener oder aktueller) Realisierung als Kennzeichen für eine positive Bewertung stehen (vgl. Welten, 1973; Ruffing, 1992; Dörrfuss, 1994). Als weitere Topoi sind in der Chronik z.B. erfolgreiche Kriegszüge, Kultreformen, das Motiv der Suche nach Jahwe und das Motiv der Ruhe zu finden.

10.3. Die Beurteilung der Könige

Die Chronik nimmt gegenüber dem deuteronomistischen Geschichtswerk eine Neubewertung einiger Könige vor. David und Salomo werden durchweg positiv beurteilt. Dies erreicht die Chronik durch Auslassungen und Ergänzungen wichtiger Textpassagen.

Saul ist nur insofern von Interesse, als seine Dynastie und sein Tod (1Chr 10) als Voraussetzung für die Herrschaft Davids berichtet werden.

David wird in der Chronik herausgehoben, indem er mit dem Tempel in Verbindung gebracht und als idealer Kultgründer vorgestellt wird (vgl. 1Chr 15,16; 1Chr 23-27; Schniedewind, 1995, 205-208). Auf ihn werden auch Musikinstrumente (1Chr 23,5; 2Chr 7,6; 2Chr 29,26f) sowie die Einteilung des Tempelpersonals in 1Chr 23-27 (vgl. 1Chr 16,37; 2Chr 8,14; 2Chr 35,4) zurückgeführt. Ferner wird David als „Gottesmann“ (אישׁ־האלהים ’îš ha’älohîm 2Chr 8,14) tituliert und damit mit einem prophetischen Titel belegt (s.u. Mose). Die gegenüber dem deuteronomistischen Geschichtswerk noch ruhmreichere Darstellung Davids wird ferner durch die Auslassung der → Batseba-Episode und der Blutschuld an Uria (2Sam 11-12) sowie der Revolte Absaloms (2Sam 13) erreicht, durch die nach den Samuelbüchern David Schuld auf sich geladen hatte. Ferner wird die Verantwortung für die in 2Sam 24 negativ bewertete → Volkszählung einem → „Satan“ genannten Antagonisten im Hintergrund zugeschrieben (1Chr 21,1) und damit David von der Schuld freigesprochen.

Salomo erscheint in der Chronik als der ruhmreiche Tempelbauer (vgl. 2Chr 1-7), der den von seinem Vater aufgelegten Bauplan ausführt (2Chr 6). Salomo wird in der Chronik zum unbefleckten Herrscher, da die in 1Kön 11 berichteten Geschichten über Salomos Frauen ebenso ausgelassen sind wie Davids Batseba-Affäre. Weitere Aspekte der Regentschaft Salomos, die in den Königsbüchern erwähnt werden, lässt die Chronik aus, darunter auch die von Konkurrenten angefochtene Machtposition bis zur Durchsetzung Salomos als König. Die Chronik konzentriert die Neuerzählung der Geschichte Salomos auf den Tempelbau und berichtet lediglich die Einzelheiten, die dafür erzählerisch notwendig sind. Dadurch wird Salomo mit dem Tempel als dem wesentlichen Thema der Chronik stärker als im deuteronomistischen Geschichtswerk verbunden.

Vier weitere Könige Judas werden in beachtenswerter Weise neu bewertet: → Joschafat, → Hiskia, → Josia und → Manasse. Sie werden positiver dargestellt als im deuteronomistischen Geschichtswerk, wobei Joschafat, Hiskia und Josia dadurch mit David und Salomo auf eine Stufe gestellt werden (vgl. Strübind, 1991). Die Chronik gestaltet diese Neubewertung über drei verschiedene Themenkomplexe.

Joschafat erscheint als der König Judas, der das Recht neu begründet hat (2Chr 17-20). Indem ihm administrative und juristische Reformen zugeschrieben werden, interpretiert die Chronik eine Leerstelle im → Deuteronomium: das Gebot an die Richter, nicht die Person anzusehen und keine Bestechung anzunehmen (Dtn 1,17; Dtn 16,19), sowie die Ausführungen zum Richterspiegel in den einzelnen Orten (Dtn 16,16-18) werden auf den König zurückgeführt, der „Jahwe richtet“ heißt (Jehoschafat / יהושׁפט).

Josia und Hiskia werden in der Chronik demgegenüber dadurch gewürdigt, dass die Chronik ihnen die Durchführung von Kultfeiern zuschreibt. So lässt sie beide ein Passa- und Mazzotfest austragen, das auf Erfolgsereignisse in der Geschichte reagiert (2Chr 30: Hiskia; 2Chr 35: Josia). Dabei interpretiert die Chronik das deuteronomistische Geschichtswerk erneut. Das → Hiskia zugeschriebene Fest ist ein Novum in der Chronik, weil im deuteronomistischen Geschichtswerk kein Pendant zu finden ist. Hiskia erhält damit den Stellenwert, den im deuteronomistischen Geschichtswerk Josia innehat, insofern er mit erstmals durchgeführten umfangreichen kultischen Reformen betraut wird.

Die Passafeier durch Josia (2Chr 35) setzt nach der Chronik die Tradition der Passafeier unter Hiskia (2Chr 30) fort (vgl. Kalimi, 1995, 23). Die im deuteronomistischen Geschichtswerk berichtete Auffindung des Gesetzbuches (2Kön 22-23) kommt in der Chronik nur beiläufig zur Sprache. Sie wird zwar zuvor in dem relativ getreu aus dem deuteronomistischen Geschichtswerk übernommenen Ausgangsbericht über die Renovierungsarbeiten am Jerusalemer Tempel erwähnt (2Chr 34,14ff), erscheint aber nicht mehr unmittelbar als Auslöser für die Passafeier selbst. Stattdessen wird die Initiative zu dem Fest dem König zugeschrieben. Die sog. Josianische Reform hat damit für die Chronik einen weitaus geringeren Stellenwert als für das deuteronomistische Geschichtswerk (vgl. Strübind, 1991, 110.113).

Die Chronik ergänzt gegenüber dem deuteronomistischen Geschichtswerk eine Bekehrung Manasses, lässt ihn die fremden Altäre wieder abschaffen und legt ihm ein Gebet in den Mund, mit dem er um Verzeihung für seine widergöttlichen Handlungen bittet (2Chr 33,12-19). Durch diese Bekehrung verliert der König die negative Charakterisierung, wie sie ihm im deuteronomistischen Geschichtswerk als Prototyp der abtrünnigen Könige (2Kön 21) zugeschrieben wurde.

10.4. Die Bedeutung der Propheten

In den Zusammenhang der Geschichte sind auch die Propheten maßgeblich eingebunden. Sie sagen Gottes Willen an und helfen durch Appelle, Bußreden und Ansprachen den von Jahwe gewollten Weg zu verdeutlichen (2Chr 12,5; 2Chr 15,2-7; 2Chr 20,15-17; 2Chr 36,15-16). Sie agieren einerseits wie im deuteronomistischen Geschichtswerk als Mandatar Jahwes, d.h. als von Jahwe beauftragte Künder seines göttlichen Willens, den sie dem Volk oder einzelnen Menschen unverändert mündlich übermitteln. Andererseits treten sie auch als Interpreten (2Chr 17,7-9; 2Chr 20; 2Chr 35,3.15) und Verfasser von Schriften (s.o. Abschnitt 8) in Erscheinung. Die Chronik kennt unterschiedliche Propheten, die in der Geschichte Judas aufgetreten sind (2Chr 12,5: Schemaja; 2Chr 13,22: Iddo; 2Chr 15,1: Asarja; 2Chr 18,7: Micha ben Jimla; 2Chr 20,34: Jehu ben Hananja; 2Chr 26,22; 2Chr 32,20: Jesaja; 2Chr 28,9: Oded; 2Chr 29,25: Gad und Nathan; 2Chr 35,18: Samuel). Neben diesen Gestalten werden auch Leviten als Propheten erwähnt (2Chr 20,14: Jahasiel; anonym in 1Chr 25,1-7), wobei sie schließlich zu Erben der Propheten werden (vgl. z.B. Gunneweg, 1965, 215-216; Petersen, 1977, 87; Glessmer, 1994, 132; Davies, 1998, 133). Sie werden von der Chronik zu den Verwaltern und Tradenten der Schrift gewordenen Worte eingesetzt. Sie üben aber auch eine neue Form der Prophetie aus, indem sie → Musik als prophetische Botschaft und Deutung der Geschichte ertönen lassen (1Chr 25,1-7). Die Propheten bilden insofern ein wichtiges Element des historiographischen Konzepts (wie es z.B. Schniedewind, 1995, aufgezeigt hat), da sie die Geschichte deuten und diese Deutung von der Chronik als angemessene Interpretation autorisiert wird.

Zu den Propheten gehört auch Mose. Er wird mit dem prophetischen Titel „Gottesmann“ (אישׁ־האלהים vgl. 1Chr 23,14; 2Chr 30,16) belegt, so dass die Prophetie auf seine Autorität zurückgeht (1Chr 23,14). Ferner ist er über die Tora (z.B. 2Chr 8,13; 2Chr 23,18; 2Chr 30,16; 2Chr 33,8) in der Chronik präsent. Außerdem ist Mose des Öfteren als Autorität für das Handeln der Leviten angeführt (1Chr 5,29; 1Chr 6,34; 1Chr 15,15; 1Chr 23,13-15; 2Chr 24,6.9; 2Chr 30,16; 2Chr 34,14; 2Chr 35,6.12). Er hat damit zeitliche Priorität gegenüber dem späteren David und ist sowohl in der Geschichte der Monarchie als auch in der genealogischen Vorhalle vertreten.

10.5. Die Bedeutung Judas

In ihrem Geschichtsentwurf präsentiert die Chronik Juda einerseits als partikulare, nämlich auf den Tempel zentrierte Größe und andererseits eine Größe mit globaler Vernetzung, worin sich eine Neubewertung Judas durch die Chronik bemerkbar macht (vgl. De Vries, 1989, 17; Throntveit, 1997, 242-244; Siedlecki, 1991, 234-243).

In der genealogischen Vorhalle erscheint Juda als Teil der zwölf → Stämme Israels. Andere Zwölferlisten in der Chronik wiederholen diese Einordnung, zeigen jedoch Differenzen in den jeweils erwähnten Stämmen Israels gegenüber parallelen Stammeslisten in der Chronik. Vollständig ist allein das Summarium 1Chr 2,1-2, das alle zwölf Söhne Jakobs benennt. Trotz der verschiedenen Auslassungen und Aufgliederungen entstehen jeweils Zwölferlisten, die eine Vollzahl angeben. Die → Zahl Zwölf scheint der Chronik wichtiger als eine vollständige und in der Generationsfolge schlüssige Repräsentation der zwölf Stämme zu sein. Die Chronik integriert damit Juda in ein Konzept der Vollständigkeit, dessen Konzentration auf Juda als weiter gefassten Ort des Tempels zuläuft.

Gleichzeitig wird ein relativ globaler Rahmen angegeben und Juda in einen Israel überschreitenden Kontext gestellt. Dies wird durch Hinweise auf fremde Völker erreicht (1Chr 1,8.13; 1Chr 2,3: Kanaan; 1Chr 1,28-31: Ismael; 1Chr 1,9.11-12; 1Chr 2,34-35; 1Chr 4,18: Ägypten; sowie 1Chr 1,1: Adam; vgl. Willi, 1995, 141-142; Levin, 2003, 234).

Darüber hinaus wird Juda auch als Teil eines übergeordneten achämenidischen Verwaltungssystems in der Satrapie Transeuphratene begriffen, dessen Verhältnisse die Rahmenbedingungen für die Herrschaftsstrukturen in Juda bereitstellen (s.o. Abschnitt 7). In Anpassung an die Strukturen der Rahmenbedingungen entstand ein binnenjudäisches Sozialsystem, dessen Posten auf die Strukturen reagierten und dessen Verantwortungsträger an der Schnittstelle zur übergeordneten Herrschaftsmacht eingesetzt waren.

Mit der Selbstständigwerdung Judas in der zweiten Hälfte der achämenidischen Regentschaft (→ Achämeniden) entwickelte sich ein Ringen um partielle Eigenständigkeit und globale Vernetzung, das Juda nachdrücklich mit der Frage nach seiner Identität konfrontierte. Verschiedene schriftliche Dokumente, die in dieser Zeit entstehen oder fortgeschrieben werden und den Beginn der Sammlung der alttestamentlichen Literatur bilden (→ Kanon), spiegeln eine breite Palette von Definitionsversuchen. Die Chronik, deren erste Fassung in die zweite Hälfte der Perserzeit fällt (s.o. Abschnitt 7), reiht sich mit ihrem Versuch, die bleibende Relevanz der Geschichte in aktuellen gesellschaftlichen Strukturen aufzuzeigen, in diese Mehrstimmigkeit ein. So zeigen die in der Chronik berichteten institutionellen Abläufe eine Transparenz für kontextuelle soziale Voraussetzungen, die in die Historiographie der Vergangenheit einfließen. Daher lässt sich die Chronik durchaus als idealisierte Darstellung der Tempelfunktionen der Königszeit begreifen, weil das Bild der Vergangenheit in Entsprechung zu einer harmonischen Vorstellung von den kontextuellen Gesellschaftsstrukturen entfaltet wird.

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