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Besessenheit (NT)

(erstellt: November 2009; letzte Änderung: Juli 2015)

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1. Allgemeines

Der Begriff „Besessenheit“ wird im wissenschaftlichen wie auch im alltäglichen Sprachgebrauch für eine Vielfalt von Phänomenen verwendet. Eine in jeder Hinsicht konsensfähige definitorische Bestimmung und Erklärung existiert nicht. Dies liegt u.a. darin begründet, dass Beschreibungen und Deutungen bestimmter menschlicher Verhaltensformen und Bewusstseinszustände als Besessenheit in hohem Maße kulturell determiniert und dementsprechend variabel sind. Im Allgemeinen markiert Besessenheit aber die Beeinflussung eines menschlichen Wesens durch externe Kräfte oder Entitäten, die mächtiger sind als dieses selbst. Dabei kann es sich um Ahnen, Götter, Geistwesen oder andere fremde Größen und Mächte handeln. Der Begriff „Besessenheit“ verweist dabei auf eine spezielle Verflechtung von Geist und Materie, von Kraft bzw. Macht und körperlicher Realität im Rahmen einer Weltsicht, in welcher die Grenzen zwischen Individuum und seiner Umgebung als durchlässig, flexibel oder zumindest verhandelbar erachtet werden (Boddy, 407).

In der human-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschung wurden im Laufe der Zeit zahlreiche, sich z.T. überschneidende und in vielerlei Hinsicht kontrovers diskutierte Typologien von Besessenheitsphänomenen entwickelt. T.K. Oesterreich unterschied zwischen somnambuler Besessenheit, bei der die Besessenen das Bewusstsein ihrer gewöhnlichen Persönlichkeit verlieren, und luzider Besessenheit, bei der dies nicht der Fall ist, ferner zwischen unfreiwilliger, spontaner Besessenheit und absichtlich erzeugter, gewollter Besessenheit. I.M. Lewis führte die vielbeachtete Differenzierung zwischen peripherer und zentraler Besessenheit ein. Bei der erstgenannten Variante handelt es sich um eine Form des indirekten Widerstands unterdrückter Menschen bzw. Gruppen, die von marginalen, der herrschenden Moral entgegenstehenden Geistern geprägt ist. Die zweitgenannte Variante begegnet dagegen im Rahmen offizieller Verehrungen von Göttern oder Ahnen, die die öffentliche Moral verkörpern und stützen. R. Firth unterschied drei Ausformungen von Besessenheit, nämlich Geistbesessenheit im engeren Sinn, worunter bei ihm jegliches abnorme Verhalten fällt, das auf die Kontrolle und evtl. Übermächtigung durch ein Geistwesen zurückgeführt wird, ferner Geistmediumismus, d.h. die Nutzbarmachung des Verhaltens einer besessenen Person zur Kommunikation mit Wesen aus der Geistwelt, und zum dritten Schamanismus, bei dem eine Person Geistwesen kontrolliert und diese Kontrolle in sozial anerkannter Weise gebraucht. Weitere Differenzierungen sind in der Diskussion. Kontrovers debattiert wird insbesondere die genaue Verhältnisbestimmung von Trance, Ekstase und Besessenheit (Becker, 221–234) und die Bedeutung von veränderten Bewusstseinszuständen.

Was den neutestamentlichen Befund anbelangt, empfiehlt es sich, zwischen dämonischer Besessenheit und Geistbesessenheit zu unterscheiden. Dämonische Besessenheit wird im Neuen Testament selbstredend negativ bewertet und in konkreten Fällen mittels exorzistischer Praktiken bekämpft. Die Einwohnung des göttlichen Geistes bindet indes die Existenz und das Wirken Jesu wie auch das Leben und Handeln der Christusgläubigen auf je unterschiedliche Weise in den göttlichen Heilswillen ein.

2. Dämonische Besessenheit

Mehr oder weniger ausführliche Schilderungen dämonischer Besessenheit finden sich in den Exorzismusberichten der synoptischen Jesusüberlieferung. Darin treten mehrere besessene Personen in Erscheinung: ein Besucher der Synagoge zu Kapernaum (Mk 1,21-28 / Lk 4,31-37), ein in Grabstätten hausender Gerasener (Mk 5,1-20 / Mt 8,28-34 / Lk 8,26-39), die Tochter einer syrophönizischen Frau (Mk 7,24-30 / Mt 15,21-28) und ein unter Anfällen leidender Knabe (Mk 9,14-29 / Mt 17,14-21 / Lk 9,37-42). Matthäus und Lukas bzw. die Logienquelle#b #berwähnen ferner die Austreibung bei einem stummen (und blinden) Besessenen (Mk 9,32f / Lk 11,14; Mt 12,22). Breit debattiert wird das Thema der Besessenheit in der Beelzebulkontroverse (Mk 3,22-30; Mt 12,24-30 / Lk 11,14f.17-23) und in der Perikope über die Rückkehr des unreinen Geistes (Mt 12,43-45 / Lk 11,24-26). Zudem setzen zahlreiche allgemeine Hinweise auf das exorzistische Wirken Jesu Fälle von Besessenheit voraus. Diesbezüglich zu nennen sind die Notiz über die Exorzierung mehrerer Jüngerinnen einschließlich der von sieben Dämonen besessenen Maria Magdalena (Lk 8,2; vgl. Mk 16,9) wie auch die generalisierende Erwähnung der Dämonenaustreibungen Jesu in diversen Summarien (Mk 1,34 / Mt 8,16 / Lk 4,41; Mk 1,39; Mk 3,11f / Lk 6,18; Mt 4,24), in der lukanischen Version der Täuferfrage (Lk 7,21) und bei der Mitteilung Jesu an Herodes in Lk 13,32. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die exorzistische Bevollmächtigung der Jünger durch Jesus (Mk 3,15; Mk 6,7.13; Mk 16,17; Mt 10,1.8; Lk 9,1; Lk 10,17.20) und die Hinweise auf exorzistische Praktiken außerhalb der Jesusbewegung (Mk 9,38f / Lk 9,49f; Mt 7,22; s. auch Lk 11,19 / Mt 12,27). Abseits der synoptischen Evangelien finden sich v.a. in der Apostelgeschichte mehrere konkrete Darstellungen dämonischer Besessenheit und exorzistischer Praktiken (Apg 16,16-18; Apg 19,12.13-16). Das Johannesevangelium übergeht die exorzistische Praxis Jesu und seiner Jünger indes rundweg. Gleichwohl wird das Phänomen der Besessenheit auch hier greifbar, nämlich in der Rückführung des Verrats des Judas auf eine innere Lenkung durch Satan (Joh 13,2.27; vgl. Lk 22,3) sowie in dem mehrfach erhobenen und zugleich abgewehrten Vorwurf, Jesus habe einen Dämon (Joh 7,20; Joh 8,48.49.52; Joh 10,20.21; der gleiche Vorwurf begegnet in Mt 11,18 / Lk 7,33 mit Blick auf den Täufer). Indirekte Anklänge an die Vorstellungen von Besessenheit und Exorzierung mag man außerdem in der wiederholten Thematisierung der Herrschaft Satans samt ihrer Überwindung durch Jesus erblicken (Joh 8,44; Joh 12,31; Joh 14,30; Joh 16,11; 1Joh 3,8). Die Protopaulinen enthalten keine direkte Erörterung des Themas. Allerdings schließt eventuell das in 1Kor 12,10 erwähnte Charisma der Unterscheidungen der Geister die Diagnose von Formen dämonischer Besessenheit mit ein. Darüber hinaus spiegelt sich Besessenheitsvorstellungen in der paulinischen Qualifizierung der Sünde als einer personifizierten Macht, die unheilvoll am bzw. im Menschen wirkt (vgl. Röm 5,12-8,3; bes. Röm 7,7-25; Gal 3,22).

Vor diesem Hintergrund lassen sich u.a. folgende Charakteristika der neutestamentlichen Thematisierung dämonischer Besessenheit festhalten: (1) Konkrete Besessenheit wird als gewalttätiges Agieren und somatisches Leiden geschildert. Dies gilt namentlich für die beiden exorzistischen Großportraits in Mk 5,1-20 und Mk 9,14-29, die der Darstellung des (auto-)aggressiv agierenden, schmerzenden und schreienden Körpers breiten Raum gewähren (s. auch die Schreie und Spasmen in Mk 1,23.26). (2) Besessenes Verhalten bedingt soziale Isolation. Dies macht zumindest die Verortung des besessenen Geraseners in Grabstätten deutlich (Mk 5,3.5). Implizit mag sich soziale Isolation aber auch in der Stummheit des Besessenen in Mt 9,32 / Lk 11,14 spiegeln. (3) Genauere Identifikationen der die Menschen in Besitz nehmenden Dämonen sind die Ausnahme. Genauer benannt werden nur Beelzebul, der in polemischer Weise Jesus zugesprochen wird (Mk 3,22 / Mt 12,24 / Lk 11,15; Lk 11,18; Mt 12,27 / Lk 11,19), ferner Legion, der/die den Gerasener befällt/befallen (Mk 5,9.15), und der Wahrsagegeist in Apg 16,16. (4) Wie es zum Phänomen dämonischer Besessenheit kommt, bleibt unerörtert. Die Besessenen begegnen in den neutestamentlichen Texten jedenfalls i.d.R. als unschuldige Opfer. (5) Besessenheit wird im Neuen Testament nicht rundweg mit Krankheit in eins gesetzt, vielmehr werden beide Phänomene in summarischen Auflistungen des Wirkens Jesu je für sich benannt (so in Mk 1,32.34; Mk 3,10f; Lk 13,32). Dazu fügt sich, dass sich die Berichte über Exorzismen und Krankenheilungen als eigenständige Gattungen mit je unterschiedlicher Motivgestaltung voneinander abheben lassen (Theißen, 94ff). Auch wenn in der antiken Welt Krankheiten durchaus auf Besessenheit zurückgeführt wurden, dürften bei der mehr oder weniger dämonologisch geprägten Darstellung des Fiebers der Schwiegermutter des Petrus (Mk 1,29-31 par.) und der Lähmung der Frau in Lk 13,10-17 eher dämonisch verursachte Erkrankungen (dämonologische Ätiologie) denn unmittelbare Manifestationen von Besessenheit im Blick sein. Auf eine dämonisch verursachte Krankheit mag auch die paulinische Rede vom „Stachel im Fleisch, ein Engel Satans“ in 2Kor 12,7 anspielen. (6) Grundsätzlich kann jedes vermeintlich abnorme oder unerwünschte Verhalten pejorativ mit dem Vorwurf dämonischer Besessenheit bedacht werden (vgl. Mt 11,18 / Lk 7,33; Joh 7,20; s. auch Mk 8,33 / Mt 16,23). (7) In theologischen Argumentationszusammenhängen kann die Beschreibung der menschlichen Existenz im gegenwärtigen sündigen Äon, wie oben gesehen, mit Besessenheitsvorstellungen angereichert werden.

Die Interpretation der konkreten Fälle dämonischer Besessenheit ist umstritten. Es liegen medizinisch-psychologische, sozialgeschichtliche, kultur-psychologische und performanztheoretische Deutungsansätze vor. Bisweilen werden sie gekoppelt. Klassisch ist die These, es handle sich um seelische Erkrankungen. Im Näheren ist die Rede von Psychosen und dem Krankheitsbild der multiplen Persönlichkeit (Davies, 89; Weber, 30). Sozialgeschichtliche Studien weisen der dämonischen Besessenheit eine eminent politische Bedeutung zu. Vor dem Hintergrund der oben erwähnten, von I.M. Lewis entwickelten Unterscheidung zwischen peripherer und zentraler Besessenheit erblickt man in den Besessenheitsanfällen ein symbolisches politisches Protestverhalten gegen die damals herrschende koloniale Unterdrückung seitens der Römer bzw. als subversive Praxis der sozial Marginalisierten (Horsley; Hollenbach; Crossan, 121ff). Einige Exegeten beleuchten die neutestamentlichen Besessenheitsschilderungen mit Hilfe der kulturpsychologischen, von E. Bourguignon ausgearbeiteten und F.D. Goodman fortgeführten Theorie veränderter Bewusstseinszustände (Davies, 25ff; Crossan, 119ff). Chr. Strecker deutet sie unter Rückgriff auf einschlägige ethnologische und kulturwissenschaftliche Studien als Performanzen. Besessenheit sei ein performatives Interaktionsgeschehen, das einem geprägten kulturellen Muster aufruhe. Die Besessenen aktivierten in dramatischer Form coram publico jenes Rollen­muster, das in ihrer Gesellschaft als Indiz für Besessenheit galt. Die performance des Musters bringe dabei im Sinne eines performativen effet de réel die dämonische Wirklichkeit hervor.

3. Geistbesessenheit

Von Gott gesandte Engelwesen ergreifen im Neuen Testament nicht Besitz von den Menschen, sondern begegnen diesen von Angesicht zu Angesicht oder im Traum (Mt 1,20.24; Mt 2,13.19; Mt 28,2.5; Lk 1,11.13.19.26.30.35.38 u.ö.). Der göttliche Geist geht jedoch dem neutestamentlichen Zeugnis zufolge in Jesus wie auch in die Christusgläubigen unmittelbar ein und wirkt in ihnen. Das diesbezüglich verwendete Vokabular überschneidet sich teilweise mit der im Zusammenhang von dämonischer Besessenheit verwendeten Begrifflichkeit der Einwohnung (Röm 8,9; 1Kor 3,16; Eph 3,17; Kol 3,16; 2Tim 1,14), des Kommens auf eine Person oder Gruppe (Mt 3,16; Apg 11,15; Apg 19,6) und der inneren Wirkkraft (Eph 3,20; Kol 1,29). Diese besondere Form der „Geistbesessenheit“ stellt eine heilvolle Inversion der dämonischen Besessenheit und der Beherrschung durch die Macht der Sünde dar, insofern sie Leben schenkt und nicht zerstörerisch wirkt, insofern sie Gemeinschaft hervorruft und nicht isoliert, insofern sie Schwachheit überwindet und nicht entkräftet (Sorensen, 146). Die manifeste pneumatische Prägung der Existenz Jesu wie zumal auch der Christusgläubigen wird im Neuen Testament insgesamt breit entfaltet. Exemplarisch sei auf die Verknüpfung des Geistes mit den rituellen Vollzügen der Taufe (Mk 1,8; Mt 3,11 / Lk 3,16; Mt 28,19; Apg 1,5; Apg 2,38; Apg 8,14-25; Apg 9,17f; Apg 10,44-48; Apg 19,5f; 1Kor 6,11; 1Kor 12,13; 2Kor 1,21f; Joh 3,5; Tit 3,5) und des Handauflegens (Apg 8,17-19; Apg 19,6), des Gebets (Lk 11,13; Röm 8,15.26f; Gal 4,6; Eph 6,18; Jud 20) und der Anbetung (Joh 4,23f; Phil 3,3) verwiesen, ferner darauf, dass der Geist nach ntl. Zeugnis die Gemeinschaft der Christusgläubigen in Einheit und Verschiedenheit stiftet und trägt (1Kor 12; Phil 1,27; Phil 2,1; Eph 2,18; Eph 4,3f), dass er die missionarische Arbeit und Verkündigung führt und stützt (Apg 1,8; Apg 4,8.31; Apg 7,55; Apg 8,29.39; Apg 10,19; Apg 13,9; Röm 15,19; 1Petr 1,12), den Lebenswandel der Getauften prägt bzw. heiligt (Röm 8,4-6.13f; 15,16; Gal 5,16.22-25; 1Kor 6,19; Eph 5,18; 1Petr 1,2), dass er Prophetie (Lk 1,67; Lk 2,25-27; Apg 2,17f; Apg 11,28; 1Kor 14; 1Thess 5,19f; Eph 3,5; 2Petr 1,21), Glossolalie (Apg 2,4-13; Apg 10,44-46; Apg 19,6; 1Kor 14), Inspiration der Schriften (Mk 12,36 / Mt 22,42; Apg 1,16; Apg 4,25; Apg 28,25) sowie Erkenntnis, Weisheit und Wahrheit (Joh 14,17; Joh 16,13; 1Kor 2,10; Eph 1,17; 1Joh 4,6) erwirkt, die Enthüllung der Endzeitereignisse ermöglicht (Offb 1,10; Offb 4,2; Offb 17,3, Offb 21,10) und das Eschaton verbürgt (Röm 8,23; 2Kor 1,22; 2Kor 5,5), um dereinst als jene Kraft in Erscheinung zu treten, in der sich die allgemeine Totenauferweckung verwirklicht (Röm 8,11; 1Kor 15,44-46; Gal 6,8).

Es lässt sich freilich darüber streiten, ob, inwiefern und inwieweit die Rede von „Besessenheit“ mit Blick auf die neutestamentlichen Geistaussagen und andere Ausführungen hilfreich und angemessen ist. G. Theißen spricht allgemeiner von religiösen Erfahrungen. Die Gestalt und Bedeutung dieser urchristlichen Geisterfahrungen fasst er wie folgt zusammen: „Pneuma begegnet in zwei Varianten: als ständige Ausstattung aller Christen und als Einbruch einer irrationalen Macht in das Leben, d.h. als normal- und grenzreligiöses Phänomen. Der Begriff hat drei Dimensionen: Er bezeichnet eine Kontaktaufnahme mit Gott, die durch Gott selbst ermöglicht wird. Er ist die Kraft der Gemeinschaft, durch die sich Menschen so eng verbunden fühlen wie Glieder eines Leibes. Und er ist Motivation zu einem neuen ethischen Leben.“ (541). Andere verwenden indes in unterschiedlichen Zusammenhängen bewusst den Begriff „Besessenheit“. Die gilt zumal für einige jüngere Beiträge der Jesus- und Paulusforschung. So wird postuliert, Jesus von Nazareth sei von seiner Umwelt im konkreten Sinn als Besessener wahrgenommen worden, der zumal bei seiner exorzistischen Praxis in einem veränderten Bewusstseinszustand agierte (Crossan, 125ff; Davies, 93ff). Erschlossen wird dies u.a. aus den im Neuen Testament bezeugten Vorwürfen, er treibe die bösen Geister mit dem Beelzebul aus (Mk 3,22 / Mt 12,14; s. auch Mt 10,25), er habe einen Dämon (Joh 7,20; Joh 8,48.49.52; Joh 10,20.21) und sei von Sinnen (Mk 3,21) wie auch aus der Identifikation Jesu mit Elia (Mk 6,15), die nicht metaphorisch, sondern vom Besessenheitsgedanken her zu verstehen sei. P. Craffert leuchtet insgesamt Jesu Taufe, seine Geisterfahrungen, seine Heilungen, Exorzismen und Beherrschung der Geister, aber auch sein Lehren und prophetisches Wirken, die Kindheitsgeschichten und die Osterberichte mit Hilfe des ethnologischen Schamanismusmodells neu aus, wobei er im Besonderen auf die hohe Relevanz und Dominanz veränderter Bewusstseinszustände abhebt. J. Ashton interpretiert Paulus nicht nur als Konvertiten, Mystiker, Apostel, Propheten und Charismatiker, sondern explizit auch als einen Besessenen, dem Christus als Geist einwohne. Ashton zieht in diesem Zusammenhang ebenfalls das Schamanismusmodell heran. An Ashton anknüpfend, stellt auch G. Williams nachdrücklich heraus, die in den Protopaulinen thematisierte Präsenz des Geistes Christi sei explizit als „Besessenheit“, als „spiritual embodiment“ zu verstehen.

Literaturverzeichnis

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