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Andere Schreibweise: Arioch; Arjok

(erstellt: Dezember 2008)

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1. Name

Der Name Arjoch (אַרְיוֹך) ist wahrscheinlich hurritischer Herkunft und begegnet in der Form Ar-ri-wu-uk mehrfach in keilschriftlichen Texten. Eine aramäische Volksetymologie bietet der Targum Pseudojonathan: „der Lange (אריך) unter den Riesen“.

2. Erzählerische Funktion

Es gibt drei Personen dieses Namens im Alten Testament.

2.1. Arjoch, König von Ellasar

„Arjoch, König von Ellasar“ wird als Angehöriger einer Koalition von vier Großkönigen in Gen 14,1.9 genannt (→ Amrafel, → Kedor-Laomer). Der Name seines Königreiches, „Ellasar“ (אֶלָּסָר), ist für das Alte Testament singulär, die Deutungen deshalb vielfältig. Sowohl die Identifizierung mit dem aus Keilschrifttexten bekannten südmesopotamischen Larsa als auch die mit dem in 2Kön 19,12 // Jes 37,12 erwähnten Telassar müsste mit einer ungenauen Überlieferung des Namens rechnen. Einer Gleichsetzung mit „Assur“ (hebr. אשׁור), das als Großreichsname gut in die Reihe der vier Könige passen würde, widerspricht u.a. die Schreibung mit Samek. Da die vier Könige aus dem Norden in das Ostjordanland kommen und auch wieder nach Norden abziehen, wurde „Ellasar“ traditionell in Kleinasien lokalisiert. Es wird deshalb im → Genesis-Apokryphon durch „Kappadozien“, in Targum Pseudojonathan und der Vulgata durch „Pontus“ wiedergegeben.

2.2. Arjoch, Oberster der Leibwache Nebukadnezars

In Dan 2,14-25 trägt der Oberste der Leibwache Nebukadnezars in Babylon ebenfalls den Namen Arjoch.

2.3. Arjoch, König von Elam

In Jdt 1,6 ist im Zusammenhang eines Feldzugsberichts Nebukadnezars (des Königs der „Assyrer“[!]) eine „Ebene des Arjoch, des Königs der Elamiter“ (Ελυμαιων) genannt, was von der Vulgata, wohl in Anlehnung an „Ellasar“ in Gen 14,1.9, als „rex Elicorum“ gelesen wird.

3. Frage der Historizität

Der Name passt gut in das Zeitalter, in das → Abraham gehören soll, da u.a. ein Arriwuk als Sohn des Königs Zimrilim von → Mari (um 1700 v. Chr.) nachgewiesen ist. Dafür, dass dieser oder ein anderer Träger dieses Namens als König von „Ellasar“ in einem Koalitionskrieg zur Zeit Abrahams in das Ostjordanland einmarschiert sei, gibt es allerdings keine außerbiblischen Belege; zur geringen Wahrscheinlichkeit einer solchen Konstellation s. den Artikel zu → Kedor-Laomer. Der Name selbst war auch noch im 4. und 3. Jh. v. Chr. in Kleinasien im Gebrauch, was vielleicht die oben erwähnten Lokalisierungen Ellasars in der jüdischen Tradition erklären könnte (Mulzer, Art. Ellasar, 525). Auch für die Erwähnungen des Namens im → Daniel- und → Juditbuch ist aufgrund des dortigen legendenhaften Kontextes kein Rückschluss auf bestimmte historische Träger des Namens möglich. Für das Juditbuch ist Abhängigkeit von der Genesis-Septuaginta und insbesondere von Gen 14 wahrscheinlich.

Auch für die Daniellegende ist Abhängigkeit von Gen 14 nicht auszuschließen, da Arjoch dort als zweiter Mann hinter → Nebukadnezar von Babel agiert, wie Arjoch in Gen 14 als zweiter König nach → Amrafel von Schinar (= Babel).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003

2. Weitere Literatur

  • Astour, M.C., 1966, Political and Cosmical Symbolism in Genesis 14 and in Its Babylonian Sources, in: Altmann, A. [Hg.], Biblical Motifs: Origins and Transformations, 65-112
  • De Liagre Böhl, F.M., 1957, Art. Amraphel, in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Bd. I, 333
  • Mulzer, M., 1991, Art. Ellasar, in: Neues Bibel-Lexikon I, 525f.
  • Noth, M., 1951, Arioch-Arriwuk, VT 1, 136-140
  • Schatz, W., 1972, Genesis 14. Eine Untersuchung (EHS 23.2), Bern (dort weitere Literatur)
  • Ziemer, B., 2005, Abram – Abraham. Kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Gen 14, 15 und 17 (BZAW 350) , Berlin / New York

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