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(589-570 v. Chr.)

Andere Schreibweise: Wahibre (engl.)

(erstellt: April 2010)

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Andere Schreibweise: Wahibre (engl.)

1. Namen und Familie

Apries (Geburtsname: Ḥ‘‘-jb-R‘; Thronname: W3ḥ-jb-R‘) war der vierte König der 26. Dynastie und regierte von 589 bis 570 v. Chr. In Keilschriftquellen wird er Uchpara genannt; Hofra im Alten Testament (Jer 44,30); Ὀάφρης bei Manetho sowie Ἀπρίης bei Herodot und Diodor. Er war der Sohn seines Vorgängers → Psammetich II. Die Namen seiner Frau(en) sind nicht durch zeitgenössische Denkmäler überliefert. Herodot (II, 1; Text gr. und lat. Autoren) schreibt ihm eine Tochter namens Nitetis zu. Möglicherweise war Chedeb-net-iret-binet II. eine Tochter oder Gemahlin des Apries (Vittmann 1975).

2. Außenpolitik

Im zweiten Regierungsjahr des Apries (588 v. Chr.) fiel ein Heer → Nebukadnezars II. in das aufständische Juda ein und belagerte → Jerusalem. Apries schickte ägyptische Truppen, um den Aufständischen zu Hilfe zu eilen (Jer 37,5-11; vgl. Ez 17,15), während die ägyptische Flotte → Sidon und → Tyrus angriff (Herodot II, 161; Diodor I, 68). Tatsächlich unterbrach Nebukadnezar II. die Belagerung und versuchte wohl vergeblich Tyrus wieder einzunehmen (Ez 29,18). 587 v. Chr. zog sich das ägyptische Heer jedoch aus unbekannten Gründen zurück, sodass Nebukadnezar II. Jerusalem 586 v. Chr. erobern, den Tempelschatz rauben und einen Teil der Bevölkerung deportieren konnte (→ Exil / Exilszeit). Nach der Ermordung → Gedaljas, des von Nebukadnezar II. eingesetzten Statthalters von Juda, der von den Babyloniern eingesetzt worden war, floh eine größere Gruppe von Judäern 582 v. Chr. nach Ägypten, darunter auch → Jeremia und → Baruch (Jer 41,16-17).

Über die darauf folgenden Jahre bis zum Sturz des Apries durch → Amasis (570 v. Chr.) gibt es keine Quellen. Sowohl antike Autoren (Herodot II, 161-162, 169; IV, 159; Diodor I, 68) als auch eine Siegesstele des Amasis aus Elephantine (Daressy 1900; Edel 1978) berichten über den Sturz des Apries. Die Quellen liefern jedoch widersprüchliche Aussagen über den Ablauf der Ereignisse. Nach Herodot sandte Apries dem libyschen Fürsten Adikran ein Heer zur Unterstützung gegen Kyrene, das jedoch geschlagen wurde. Daraufhin meuterte das Heer und Apries schickte den General Amasis, um das Heer wieder unter Kontrolle zu bringen. Amasis jedoch ließ sich selbst zum König erheben und besiegte Apries in einem oder mehreren Kämpfen. Herodot (II, 169) berichtet von einer Schlacht bei Momemphis; Diodor (I, 68) von einer bei Marea. Apries sei später von Amasis dem Volke ausgeliefert und von diesem erdrosselt worden (Herodot II, 169). Die Elephantine-Stele schildert dagegen eine Schlacht gegen Asiaten im vierten Regierungsjahr des Amasis (567 v. Chr.), in deren Verlauf Apries gefallen sei. Demnach ist Apries wohl an den babylonischen Hof geflohen und mit einem babylonischen Heer nach Ägypten zurückgekehrt. Darauf beziehen sich möglicherweise die Prophezeiungen in Jer 44,30 und Ez 29,2-32, dass Ägypten fallen und Apries wie → Zedekia in die Hände der Babylonier fallen werde. Tatsächlich belegt die babylonische Chronik einen Feldzug gegen Ägypten im 37. Regierungsjahr Nebukadnezars II. (567 v. Chr.) (Edel 1978; Lloyd 1988, 178-181; Leahy 1988).

3. Innenpolitik

Abgesehen von zahlreichen Bautätigkeiten sind nur wenige innenpolitische Maßnahmen aus der Regierungszeit des Apries bekannt. Im seinem vierten Regierungsjahr (586 v. Chr.) folgte die Tochter Psammetichs II., Anch-en-es-nefer-ib-re, der Net-iqeret (Nitokris) in das Amt der Gottesgemahlin des → Amun in → Theben. Die Bestattung eines → Apis-Stiers ist im zwölften Regierungsjahr des Apries (578 v. Chr.) belegt.

Apries ließ den Tempel der Neith in → Sais erweitern, ein Sed-Fest-Tor errichten und ein Gebäude namens Hut-bit hinter dem Neith-Tempel erbauen. Die Obelisken dieses Gebäudes wurden später im Iseum in Rom aufgestellt. Herodot (II, 163) beschreibt den Palast, den Apries in Sais errichten ließ. In → Tanis wurde der Tempel der Mut und des Chons-das-Kind („Temple d’Anta“) ersetzt und um einen Kiosk erweitert; in Mendes (Tell el-Rub’a) der Tempel des Banebdjed begonnen. Apries stiftet einen Naos für Thot in Hermopolis Parva, eine Säule im unterägyptischen Athribis sowie Sphingen in → Heliopolis. In → Memphis hat W.M.F. Petrie einen Palast ausgegraben, den er auf Apries zurückführte (Petrie 1909). Möglicherweise ist das Gebäude jedoch älter (Kemp 1977). Blöcke verweisen auch auf Bautätigkeiten am Tempel des Ptah in Memphis sowie am Tempel der Repit im oberägyptischen Athribis. Das Grab des frühdynastischen Königs Djer in → Abydos, das für das Grab des Osiris gehalten wurde, ließ er restaurieren und um eine Kapelle erweitern.

4. Tod und Nachleben

Die antiken Quellen stimmen darin überein, dass Apries von Amasis wie seine Vorfahren im Tempel der Neith von Sais beigesetzt wurde. Das Grab wird von Herodot (II, 169) beschrieben. Darüber hinaus wurde ein → Uschebti des Apries auf dem Areal des antiken Sais gefunden.

Herodot (III, 1-2) erzählt die Legende, dass eine Tochter des Apries, Nitetis, die Mutter des Perserkönigs → Kambyses gewesen sei, der Ägypten 525 v. Chr. eroberte. Möglicherweise knüpften die Perserkönige auf diese Weise an Apries als letzten legitimen Herrscher an, um ihre Herrschaft über Ägypten zu rechtfertigen.

In dem demotischen Weisheitstext P. Brooklyn 47.218.135 (6. Jh. v. Chr.) werden Apries und ein Zug nach Nubien genannt (Jasnow 1992; Hoffmann / Quack 2007, 230-238). Der genaue Kontext ist jedoch unklar. Im koptischen Kambyses-Roman tritt Apries dem Kambyses, der als König der Assyrer und gelegentlich als Nebukadnezar bezeichnet wird, entgegen, als dieser Ägypten erobern will (Jansen 1950; Lloyd 1994).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Lexikon der Pharaonen, 2. Aufl., München 1996
  • Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003

2. Weitere Literatur

  • Daressy, G., 1900, Stèle de l’an III d’Amasis, Recueil de Travaux 22, 1-9
  • Edel, E., 1978, Amasis und Nebukadrezar II., Göttinger Miszellen 29, 13-20
  • El-Sayed, R., 1974, Quelques éclaircissements sur l’histoire de la XXVI dynastie, d’après la statue du Caire CG 658, BIFAO 74, 29-44
  • Gunn, B., 1927, The Stela of Apries at Mîtrahîna, Annales du Service des Antiquités de l’Égypte 27, 211-237
  • Hoffmann, F. / Quack, J.F., 2007, Anthologie der demotischen Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 4), Münster
  • Jansen, H.L., 1950, The coptic story of Cambyses’ invasion of Egypt. A critical analysis of its literary form and its historical purpose (Avhandlinger utgitt av Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo II. Hist.-Filos. Klasse, 1950, Nr. 2), Oslo
  • Jasnow, R., 1992, A Late Period Hieratic Wisdom Text (P. Brooklyn 47,218,135), Chicago
  • Kemp, B., 1977, The Palace of Apries at Memphis, in: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Kairo 33, 101-108
  • Leahy, A., 1988, The Earliest Dated Monument of Amasis and the End of the Reign of Apries, Journal of Egyptian Archaeology 74, 183-199
  • Lloyd, A.B., 1988, Herodotus Book II, Commentary 99-182, Leiden
  • Lloyd, A.B., 1994, Cambyses in late tradition, in: C. Eyre / A. Leahy / L.M. Leahy (Hgg.), The unbroken reed. Studies in the culture and heritage of ancient Egypt (FS A.F. Shore; Egypt Exploration Society. Occasional Publications 11), London, 195-204
  • Meulenaere, H. de, 1951, Herodotos over de 26ste Dynastie (II, 147 - III, 15) (Bibliothèque du Muséon 27), Leuven, 93-96
  • Petrie, W.M.F., 1909, The Palace of Apries (Memphis II), London
  • Quack, J.F., 2009, Papyrus CtYBR 2885 rt. Reste einer demotischen Königsliste auf Papyrus, Journal of Egyptian History 2, 107-113
  • Schipper, B.U., 1999, Israel und Ägypten in der Königszeit: Die kulturellen Kontakte von Salomo bis zum Fall Jerusalems (Orbis Biblicus et Orientalis 170), Freiburg (Schweiz) / Göttingen, 244-246
  • Spalinger, A., 1977, Egypt and Babylonia: A Survey (c. 620 B.C. - 550 B.C.), Studien zur Altägyptischen Kultur 5, 221-224
  • Spalinger, A., 1979, The Civil War between Amasis and Apries and the Babylonian Attack against Egypt, in: W.F. Reineke (Hg.), Acts of the First International Congress of Egyptology, Cairo, October 2-10, 1976 (Schriften zur Geschichte und Kultur des Alten Orients 14), Berlin, 593-604
  • Vittmann, G., 1975, Die Familie der saitischen Könige, Orientalia 44, 375-387

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