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Antiochos IV. Epiphanes

(erstellt: Januar 2006)

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Antiochos IV. Epiphanes (um 215-164), Seleukidenherrscher, Nachfolger und Bruder Seleukos’ IV., lebte vor seiner Thronbesteigung, nachdem sein Vater die Schlacht von Magnesia 190/189 verloren hatte, als Geisel in Rom. 175 kam er mit Unterstützung des römischen Senats an die Macht. Im 6. Syrischen Krieg 169-168 gelangte er bis nach Eleusis, einem Vorort Alexandrias in Ägypten, wo er vom römischen Senatsgesandten Popillius Laenas gestoppt wurde. Antiochos propagierte zwar einen Sieg, hatte danach aber weltpolitisch nur noch eine untergeordnete Bedeutung.

Für Juda hatte Antiochos IV. dagegen große Bedeutung. Zu Beginn seiner Herrschaft setzte er Jason gegen dessen Bruder Onias III. als Hohenpriester ein und gab ihm das Recht, Jerusalem zu hellenisieren, d.h. ein Gymnasium zu bauen und die Stadt zu einer Polis nach griechischem Vorbild zu machen (2Makk 4,7-10; 1Makk 1,14f). Dass es sich dabei um eine von Antiochos ausgehende Zwangsmaßnahme handelt, ist nicht belegt und widerspricht der Darstellung in 2Makk, die vor dem Hintergrund der allgemeinen Bestrebungen nach hellenistischer Bildung und durch diese nach rechtlicher Gleichstellung mit den Griechen als historisch wahrscheinlich anzusehen ist.

Als Menelaos, hinter dem wahrscheinlich die Familie der Tobiaden stand, Antiochos mehr Geld als Jason bot, setzte er Jason ab und machte Menelaos zum Hohenpriester, obwohl er nicht aus dem zadokitischen Priestergeschlecht stammte.

Als Antiochos auf dem ersten Rückweg von seinen Ägypten-Feldzügen 168 (6. Syrischer Krieg 169-168) erfuhr, dass Jason Jerusalem wieder erobert habe, ließ er die Stadt einnehmen, plündern und in der alten Davidsstadt eine Festung (Akra) errichten (Josephus, Antiquitates Judaicae XII, 248-252; Text gr. und lat. Autoren). Dabei betrat er auch den Tempel (1Makk 1,20-28; Dan 11,28), was in Jerusalem Unruhen zur Folge hatte. Als Antiochos nur wenige Wochen danach wieder von einem Feldzug nach Ägypten zurückkehrte (von Popillius Laenas zum Rückzug gezwungen) und in Jerusalem immer noch Unruhen herrschten, eroberten seine Truppen Jerusalem erneut und plünderten den Tempel (Dan 11,29-36). Dieser sollte, wohl zugunsten der nichtjüdischen Soldaten der Akra, dem Zeus Olympios geweiht werden (Dan 9,27), ebenso wurden identitätsstiftende jüdische Bräuche verboten (1Makk 1,44-50; Josephus, Antiquitates Judaicae XII, 253-256). Das löste den Makkabäeraufstand (167-160) aus (Josephus, Antiquitates Judaicae XII, 265ff).

Literaturverzeichnis

  • Bickerman, Elias J., The Jews in the Greek Age, Cambridge (Massachusetts/USA) / London, 1988
  • Bringmann, Klaus, Hellenistische Reform und Religionsverfolgung in Judäa. Eine Untersuchung zur jüdisch-hellenistischen Geschichte (175-163 v. Chr.), Göttingen 1983
  • Gehrke, Hans-Joachim, Geschichte des Hellenismus, München 2. Aufl. 1995
  • Haag, Ernst, Das hellenistische Zeitalter. Israel und die Bibel im 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr. (BE 9), Stuttgart 2003
  • Keel, Othmar, Die kultischen Maßnahmen Antiochus’ IV., in: O. Keel / U. Staub, Hellenismus und Judentum. Vier Studien zu Daniel 7 und zur Religionsnot unter Antiochus IV., Freiburg (Schweiz) / Göttingen 2000, 87-121
  • Sasse, Markus, Geschichte Israels in der Zeit des Zweiten Tempels. Historische Ereignisse – Archäologie – Sozialgeschichte – Religions- und Geistesgeschichte, Neukirchen-Vluyn 2004 (Lit.!)

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